BLENDED LEARNING IN DER AUSBILDUNG DES MILITÄRCHIRURGEN AM BEISPIEL EINES MODULS TRAUMAMANAGEMENT
Aus der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie (Leitender Arzt: Flottenarzt Dr. Rost) am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg (Chefarzt: Generalarzt Dr. med. J. Hoitz)
Lena Marie Heidelmann, Chris-Henrik Wulfert und Wilm Rost
Hintergrund
Ein integriertes Lernkonzept (Blended Learning) kann den Start in das Berufsleben deutlich vereinfachen. Es knüpft damit konsequent an eine zunehmend computergestützte universitäre Hochschulausbildung an.
Die Weiterbildung des Sanitätsoffiziers wird durch die EU-Arbeitszeitrichtlinie und die kompetenzbasierte Reform der (Muster-) Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer reguliert und dominiert. Die Weiterbildungsbeauftragten werden somit gezwungen, ihr aktuelles Lehrkonzept zu überdenken und zu überarbeiten. Für den angehenden Militärchirurgen und Notfallmediziner hat insbesondere das Traumamanagement eine vorherrschende Bedeutung. Vor diesem Hintergrund erscheint es ideal, diese Notfallkompetenz durch ein innovatives Ausbildungskonzept zu entwickeln.
Methodische und technische Umsetzung
Als theoretischer Rahmen wurde das Buch „Basisweiterbildung Chirurgie“ von Jauch et al. zugrunde gelegt. Zur Entwicklung der Inhalte und als Ideen- und Informationssammlung wurde die Kollaborationsplattform Microsoft One Drive inklusive One Note, gewählt. Zur Umsetzung des E-Learning-Anteils einschließlich der Prüfung theoretischen Wissens wurde uns die Lernplattform ILIAS ® der Helmut-Schmidt-Universität zur Verfügung gestellt und die Inhalte dorthin übertragen (Abbildung 1). Weitere konzeptionelle Anregungen liefern „The Draft CanMEDS 2015 - Physician Competency Framework“ aus Kanada und „The Intercollegiate Surgical Curriculum Programme“ der britischen Kollegen, aktuelle Fachliteratur sowie das World Wide Web.
Im Rahmen eines berufsbegleitenden Blended Learnings werden in Form von Präsenzinhalten Skilltraining, modulares Operieren, Fortbildungsveranstaltungen, klinische Fallkonferenzen, Lehrvisiten, Projektarbeiten und dazugehörige Feedbackmechanismen miteingebunden.
Ergebnisse
Das Modul Traumamanagement ist Bestandteil des Weiterbildungscurriculums „iSurgery“, welches aktuell mit 104 Wochenschritten für die chirurgische Ausbildung des Common Trunk entwickelt wird. 19 Wochen werden für das Modul Traumamanagement benötigt. Die Kompetenzen werden im Sinne des Constructive Alignment (bestehend aus Kompetenz, Prüfung und Lehr-/ Lernmethode) definiert, ausgebildet und evaluiert.
Die methodisch-didaktische Gliederung eines jeden Wochenschritts gestaltet sich anhand eines durchgängigen Schemas: Nach den Lernzielen folgen theoretische Grundlagen in Kombination mit Videos als E-Learning-Ressourcen, interaktiven Fällen und Skilltrainings. Sogenannte anvertraubare professionelle Tätigkeiten dienen der Dokumentation des Lernfortschritts praktischer Fähigkeiten, Tests auf der Lernplattform bilden das theoretische WisWissen ab. Spezielle Anteile für den Militärchirurgen finden in dem Lernschritt Schuss- und Explosionsverletzungen zusätzlichen Anklang. Durch Einbindung des persönlichen Zugangs zum San-Netz mit der virtuellen Bibliothek und Klinik gelingt die kostenfreie Nutzung aktueller Fachliteratur ohne Urheberechtskonflikte zu provozieren. Dadurch werden gegenwärtig vorhandene Ressourcen des Sanitätsdienstes auch für das Modul Traumamanagement strukturiert zugänglich und nutzbar.
Der Lernerfolg kann, wie im Folgenden erläutert, in mehreren Bereichen evaluiert werden. Fragen im Lernmodul bilden die Möglichkeit der Selbstkontrolle. Mentoring durch erfahrenere Kollegen und Begleitung durch den Weiterbildungsbeauftragten kontrollieren den Ausbildungszuwachs der praktischen Fähigkeiten.
Schlussfolgerungen
Moderne Aus- und Weiterbildung junger Ärzte kann nur durch ein integriertes Lernkonzept erfolgreich sein, welches auf die Entwicklung notwendiger und zuvor definierter Kompetenzen ausgerichtet ist. Bestandteile des chirurgischen Arbeitsalltags können didaktisch sinnvoll in das Konzept eingebunden und durch den Einsatz moderner Medien optimal geschult werden.
Allerdings impliziert ein kompetenzbasiertes Konzept auch einen erhöhten Schulungsbedarf für die Weiterbilder sowie einen deutlich erhöhten Zeitbedarf für die Ausbildung und die Evaluation. Durch die Entwicklung eines universell anwendbaren Blended Learning Konzeptes ist es gelungen, die Weiterbildung in unserer Abteilung an die lokalen und insbesondere militärischen Besonderheiten anzupassen und strukturierter und verbindlicher zu gestalten.
Abbildung 1: Modul Traumamanagement auf der Lernplattform ILIAS® der Helmut-Schmidt-Universität (Bild: OStArzt Dr. Heidelmann)
Datum: 02.12.2014
Wehrmedizinische Monatsschrift 2014/10-11