Moderne Rehabilitation Schwerverletzter im zivilmilitärischen Kontext
Christoph Reimertz, Matthias Münzberg
Die akutmedizinische Versorgung schwerverletzter Patientinnen und Patienten ist in Deutschland flächendeckend gut strukturiert und grundsätzlich für einen regionalen Massenanfall von Verletzten (MANV) stabil aufgestellt. Eine schnittstellenfreie und sektorenübergreifende Rehabilitation komplettiert diese Schwerverletztenbehandlung und kann alle Rehabilitationspotentiale polytraumatisierter Patienten haben. Jedoch gilt dies aktuell nicht für die Gesamtbevölkerung, v. a. nicht für die postakute Rehabilitation, und führt zu einem Bruch in der Behandlungskette. Lediglich Versicherte nach einem Arbeits- und Wegeunfall und seit 2021 auch Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr haben einen strukturierten Zugang zu diesem Leistungsangebot der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Für den Fall einer Landes- oder Bündnisverteidigung gilt es daher, einerseits die akutmedizinische Versorgung bei den zu erwartenden großen Verletztenzahlen, andererseits aber auch die strukturierte Rehabilitation zu organisieren, um damit ein bestmögliches individuelles Ergebnis nach den zu erwartenden schweren Verletzungsmustern zu erreichen.
Die Versorgungskette für Patientinnen und Patienten mit Polytrauma in Deutschland ist in Friedenszeiten gut strukturiert und belastbar. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie hat mit ihrem regelmäßig aktualisierten Weißbuch zur Schwerverletztenversorgung 2006 ein dreigliedriges Netzwerk von Kliniken geschaffen [3]. Traumazentren unterschiedlicher Versorgungsstufen garantieren eine standardisierte, qualitätsgesicherte und ganzjährige „Rund-um-die-Uhr“-Akutversorgung. Diese Strukturen sind auch für die Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten (MANV) regional gut gerüstet und haben sich in verschiedenen Katastrophenfällen bereits nachweislich bewährt.
Neben dem TraumaNetzwerk DGU® existiert seit dem 1. Januar 2013 ein ebenfalls dreigliedriges Netzwerk zur Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Arbeits- und Wegeunfällen im Bereich der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) [5]. Die Zulassungskriterien unterscheiden sich u. a. durch Verlegungspflichten und Voraussetzungen zur lückenlosen Rehabilitation sowie ab 2025 die Erfüllung von Qualitätsindikatoren (Mindestmengen). Eine abgestufte Versorgung der Verletzten in den Heilverfahren der DGUV wird flächendeckend in Deutschland im Akutbereich durch Einrichtungen mit Zulassung zum Schwerverletztenartenverfahren (SAV), Verletztenartenverfahren (VAV) und stationären D-Arzt-Verfahren gewährleistet. Ein geschlossenes Netz von stationären und ambulanten Rehabilitationseinrichtungen und sektorenübergreifende ambulante Behandlungen durch Durchgangsärztinnen und Durchgangsärzte mit einheitlichen Berichtspflichten komplettiert die Verletztenversorgung für Patientinnen und Patienten nach Arbeits- und Wegeunfällen.
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Wehrmedizinische Monatsschrift 1-2 2025
Dr. med. Christoph Reimertz
Prof. Dr. Matthias Münzberg
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main,
Friedberger Landstraße 430, 60389 Frankfurt/Main
E-Mail: [email protected]