Modifizierte Ertl-Technik zur Versorgung einer beidseitigen Unterschenkel-Amputation: Falldarstellung
Miriam Vosloo, Gernot Kretschmer, Dennis Vogt, Christian Willy
Wir berichten über einen jetzt 35-jährigen Patienten, der als Offizier einer Spezialeinheit während eines Kampfeinsatzes im Oktober 2020 eine Sprengverletzung erlitt. Dabei verlor er beide Füße, sodass primär eine beidseitige Fußamputation unmittelbar oberhalb des Sprunggelenkniveaus vorgenommen werden musste. Aufgrund eines hohen Mobilitätsanspruchs des Patienten mit der uneingeschränkten Belastbarkeit beider Beine in einer prothetischen Versorgung erfolgte die Vorstellung in unserem Krankenhaus zur Planung einer zielgerichteten Nachamputation und einer entsprechenden prothetischen Versorgung.
Die Besonderheit der beidseitigen Amputation bei einem jungen und trainierten Soldaten ergab die Notwendigkeit, die herkömmliche Unterschenkel-Amputationstechnik zu überdenken, sodass die modifizierte Ertl-Technik mit Bildung einer tibiofibularen Osteomyoplastik zur Anwendung kam.
Angesichts der weltweiten Zunahme bewaffneter Konflikte steigt die Zahl der Menschen, die durch Waffengewalt zu Tode kommen bzw. schwerste Schäden an Körper und Seele erleiden. In den letzten beiden Jahren trieben die kriegerische Auseinandersetzung Russlands mit der Ukraine und die Konfliktsituation im Gazastreifen die Opferzahlen massiv in die Höhe. Im Fall des Überlebens haben Waffenwirkungen komplexe Verletzungen der Körperteile, die nicht durch Schutzwesten abgedeckt sind, zur Folge. Diese führen zu erheblichen medizinisch-chirurgischem Versorgungsbedarf. Die Bundeswehrkrankenhäuser haben in den letzten 20 Jahren eine Vielzahl von Patienten aus konfliktbehafteten Ländern behandelt, in jüngster Zeit vorwiegend Extremitätenverletzungen aus der Ukraine. Dabei sind verschiedene Patienten betroffen, welche derartig schwerwiegende Verletzungen erlitten, dass sie mehrfach amputiert werden mussten. Im Falle eines nicht möglichen rekonstruktiven Extremitätenerhalts musste schließlich eine definitve Amputation vorgenommen werden.
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Wehrmedizinische Monatsschrift 5/2024
Für die Verfasser
Oberfeldarzt Miriam Vosloo
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Klinik II : Allgemein- und Viszeralchirurgie, Fachbereich Gefäßchirurgie
Scharnhorststr. 13, 10115 Berlin
E-Mail: miriamvosloo@bundeswehr.org
Orthopädietechnikermeister Gernot Kretschmer
pro-samed Sanitätshaus e.K.
Greifswalder Str. 154–156, 10409 Berlin
E-Mail: gernot.kretschmer@pro-samed.de