Hintergrund
„Any time – Any place – Any mission – Day or night – Help is on the way“ ist das Motto des Aeromedical Evacuation -(AirMedEvac) Teams am Lufttransportstützpunkt (LTStp) in Niamey, der Hauptstadt des Niger. Hauptauftrag des LTStp ist die Bereitstellung einer 24/7 Tactical-Aeromedical-Evacuation (TacAE)-Bereitschaft, vornehmlich für die deutschen Einheiten der Einsätze UN-MINUSMA und EUTM in Mali, aber auch – im Rahmen freier Kapazitäten – für alliierte Streitkräfte und den Bereich Westafrika. TacAE ist der sekundäre Lufttransport von bereits (an-)behandelten Patienten zu anderen medizinischen Behandlungseinrichtungen innerhalb eines Einsatzgebietes oder zum Zugang zum strategischen Patientenlufttransport (StratAE) am LTStp Niamey, wo die Übergabe an den Airbus A-310 MEDEVAC erfolgt.Technik und Crew
Die C-160 Transall MEDEVAC ist ausgestattet mit zwei Patiententransporteinheiten (PTE), auf denen intensivpflichtige Patienten adäquat versorgt werden können, und einem „Litter Kit“ (Tragen-Bereich), in dem weitere sieben leicht- bis mittelschwer Verletzte bzw. Erkrankte liegend transportiert werden können.
Die Medical Crew auf der C-160 Transall besteht aus insgesamt 12 Soldaten:
- 1 Medical Director (MD, Fliegerarzt), zuständig für Organisation und Führung des Einsatzes und Bindeglied zwischen Cockpit-Besatzung und Sanitäts-Crew,
- 1 Medical Crew Chief (MCC, Rettungsassistent/Notfallsanitäter) zur Unterstützung des MD,
- 1 Facharzt/Fachärztin für Anästhesie, vornehmlich für die Führung des PTE-Bereiches medizinisch zuständig,
- 1 Fachpflegekraft für Anästhesie und Intensivmedizin im PTE-Bereich,
- 1 Medizingerätetechniker (MedTech) mit ergänzender luftfahrzeugtechnischer Ausbildung und
- 7 Rettungsassistenten/Notfallsanitäter mit spezieller Ausbildung für AE.
Die Luftwaffe (Lw) stellt mit dem MD und dem MedTech nur einen kleinen, der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw) den Hauptanteil der Medical Crew. Aufgaben und Arbeitsumfeld der Medical Crew erfordern im Vorfeld eine intensive Hochwertausbildung inklusive eines luftfahrzeugspezifischen flugmedizinischen Trainings.
Mit der Neuordnung der flugmedizinischen Ausbildung für im Patientenlufttransport eingesetztes Sanitätspersonal wird diesem Umstand seit 2017 noch stärker als bisher Rechnung getragen. Dies ist aus flugmedizinischen und Flugsicherheitsaspekten umso wichtiger, als dass meist etwa die Hälfte der jeweiligen Medical Crew ihren ersten Einsatz in dieser Aufgabe absolvierte und im Grundbetrieb nicht ständig für diese Rolle assigniert ist.
Teamgedanke steht im Vordergrund
Da am Boden die truppendienstliche und fachdienstliche Führung des ZSanDstBw-Anteils dem Leiter der Sanitätseinsatzstaffel (SanEinsStff) obliegt, diese jedoch im Flugdienst auf den Medical Director übergeht, besteht ein „außergewöhnliches“ Unterstellungsverhältnis. Dieses könnte im alltäglichen Dienst möglicherweise zu Verwicklungen führen, stellt aber in der Realität kein Problem dar, da durch Professionalität, Teamgedanke und auch durch die Ausbildung in Crew-Re-source-Management die Einsatzerfüllung für alle im Vordergrund steht. Ab dem Augenblick der Aktivierung aus der Bereitschaft heraus arbeiten alle Beteiligten, ob fliegerische Crew oder Bodenpersonal, hoch motiviert an der erfolgreichen Erfüllung des Einsatzes, denn jeder weiß: Es geht um die Gesundheit und möglicherweise das Leben von Kameradinnen und Kameraden.
Fazit
Die Zusammenarbeit von Lw und ZSanDstBw beim taktischen Verwundetenlufttransport ist ein gutes Beispiel für eine funk-tionierende Symbiose zum Wohle der Patientinnen und Patienten.
Oberfeldarzt Matthias Thorolf Kohl
E-Mail: matthiasthorolfkohl@bundeswehr.org
Datum: 20.09.2018