Es war mir eine Ehre

Rainer Krug

Eine bewegende Verabschiedungsfeier, die am 28. November 2024 im Offizierheim der Sanitätsakademie der Bundeswehr vor 120 geladenen Gästen stattfand. Anlass war die Versetzung in den Ruhestand von Generalarzt Dr. Andreas Hölscher. Nach annähernd 43 Dienstjahren war es für den musikbegeisterten Sanitäts­stabsoffizier Zeit, Servus zu sagen. Im Beisein von hochrangigen militärischen Gästen, langjährigen Wegbegleitern, Familienangehörigen und Freunden verabschiedete sich Generalarzt Dr. ­Hölscher im Rahmen einer Akademischen Feierstunde aus dem aktiven Dienst. Im Anschluss daran spielte das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr unter der Leitung von Major Rudolf Piehlmayer im Garten des Offizierheims der Sanitätsakademie der Bundeswehr eine feierliche Serenade zu Ehren von Generalarzt Dr. ­Hölscher, einem großen Freund und Unterstützer der Militärmusik. Begleitet wurde die Akademische Feierstunde durch das Bläserquintett des Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr.

Rede Generalstabarzt Dr. Holtherm
Rede Generalstabarzt Dr. Holtherm
Quelle: Bundeswehr / Julia Langer

In seiner Begrüßungsansprache würdigte der Kommandeur der Sanitätsakademie der Bundeswehr, Generalstabsarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm, das Wirken von Generalarzt Dr. Hölscher. „Mit Generalarzt Dr. Andreas Hölscher wird heute ein hocherfahrener und verdienter Sanitätsoffizier nach einer herausragenden Karriere aus unseren Reihen verabschiedet. Sein jahrzehntelanges erfolgreiches Wirken hat den Sanitätsdienst der Bundeswehr maßgeblich mitgeprägt“, so Holtherm.

Zahlreiche Ehrengäste, u. a. der Befehlshaber des neuen Unterstützungskommando der Bundeswehr, Generalleutnant Gerald Funke, der es sich nicht hatte nehmen lassen, aus kameradschaftlicher Verbundenheit zu Generalarzt Dr. Hölscher extra aus Bonn anzureisen, begleiteten Hölscher während der Akademischen Feierstunde. Zwei weitere Gäste, die Generalarzt Dr. Hölscher lange begleitet und gefördert haben, waren der ehemalige Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt a. D. Dr. Michael Tempel, sowie der ehemaligen Befehlshaber des Sanitätsführungskommando, Generaloberstabsarzt a. D. Dr. Jürgen Blätzinger. Herzlich begrüßt wurde auch der ehemalige Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und jetzige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie, Generalstabsarzt a. D. Dr. Stephan Schoeps.

„Wer Generalarzt Dr. Andreas Hölscher näher kennt, und das sind wohl die meisten hier im Saal, der weiß um seine große Liebe zur Musik“, so Holtherm in seiner Begrüßung. Deshalb auch der Wunsch des zu Verabschiedenden nach einem Festvortrag über die Bedeutung der Militärmusik. Der Festredner des Abends, Oberst Christoph Scheibling, stellvertretender Leiter des Militärmusikdienstes und des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr in Bonn war unter diesem Gesichtspunkt eine gute Wahl. Im Anschluss an die Begrüßung spielte das Bläserquintett das „Largo – Allegro moderato“ aus dem Klavierquintett Es-Dur KV 452 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Dann war für Generalarzt Dr. Andreas Hölscher der Moment gekommen, sich mit einer bewegenden Rede aus dem aktiven Dienst als Sanitätsoffizier zu verabschieden. Während seiner Rede stand immer wieder seine besondere Liebe zur klassischen Musik, vor allem aber die zur Militärmusik, im Vordergrund. Mit teils launigen Anekdoten aus seiner Dienstzeit, die für viel Heiterkeit im Saale sorgten, nahm Hölscher seine Gäste auf eine heitere musikalische Reise mit.

Ein besonders bewegendes musikalisches Erlebnis ergab sich für Generalarzt Dr. Hölscher während seines letzten KFOR-Einsatzes vor über 10 Jahren. Hier spielte das damalige Wehrbereichsmusikkorps III aus Erfurt unter der Leitung von Oberstleutnant Roland Kahle vor über 1.000 Zuschauern aus vielen Nationen und Vertretern aller Glaubensrichtungen in der Kathedrale von Pristina ein bewegendes und ergreifendes Konzert, dass damals sogar im kosovarischen Fernsehen live übertragen wurde. Auch Roland Kahle, mittlerweile selbst auch im Ruhestand, war unter den geladenen Gästen.

Nach den heiteren Geschichten und Anekdoten wurde es zum Schluss der Rede von Generalarzt Dr. Hölscher noch einmal ernst und emotional. „Natürlich bestand mein dienstliches Leben nicht nur aus Musik, und der Dienst war auch kein Wunschkonzert“, so Hölscher.

Abschiedsrede Generalazrt Dr. Hölscher
Abschiedsrede Generalazrt Dr. Hölscher
Quelle: Bundeswehr / Julia Langer

Beim Rückblick auf seine fast 43 Dienstjahre empfinde er, so Hölscher, vor allem Stolz und Dankbarkeit für das Erreichte. Er habe tolle Verwendungen gehabt und wunderbare Menschen getroffen, mit denen ihn über einen langen Zeitraum mehr als nur Kameradschaft verbinde, einige seien Freunde geworden. Sein besonderer Dank galt seinem Kommandeur Generalstabsarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm für die gemeinsame erfolgreiche Zeit an der Sanitätsakademie der Bundeswehr sowie seinem ehemaligen Inspekteur, Generaloberstabsarzt a. D. Dr. Michael Tempel, für dessen Vertrauen in ihn und dessen Förderung. Zum Schluss bedankte er sich mit bewegenden Worten bei seiner Familie, vor allem bei seiner Lebensgefährtin, die ihn in den letzten 10 Jahren großartig unterstützt habe. „Meine Damen, meine Herren, es war mir eine Ehre! Ich melde mich ab!“ Mit diesen Worten schloss Generalarzt Dr. Andreas Hölscher seine Rede. Der anschließende langanhaltende Applaus, der Hölscher sichtlich bewegte, war der verdiente Dank für seine Lebensleistung als Sanitätsoffizier aus Überzeugung. Dies verdeutlichte auch der sich anschließende Mars de Medici von Johan Wichers in einer Bearbeitung für Bläserquintett und Klavier.

Danach war es Aufgabe des Kommandeurs der Sanitätsakademie der Bundeswehr den fachlichen und militärischen Werdegang von Generalarzt Dr. Andreas Hölscher zu würdigen. „Mit Dir, lieber Andreas, tritt ein Offizier der alten Garde ab. Deine umfangreiche Vita, auf die ich gleich zu sprechen komme, steht für ein intensives Mitgestalten des Sanitätsdienstes in den unterschiedlichsten Verantwortungsbereichen, wie die vielen Verwendungen es eindrucksvoll belegen“, so Holtherm in seiner Laudatio.

Versetzung in den Ruhestand
Versetzung in den Ruhestand
Quelle: Bundeswehr / Julia Langer

Nach dem Abitur 1982 in Düsseldorf erfolgte am 1. Juli 1982 der Eintritt in die Bundeswehr als Soldat auf Zeit für zunächst zwei Jahre beim Sanitätsbataillon 110 in Budel in den Niederlanden, wo Hölscher seine dreimonatige Grundausbildung absolvierte. Nach der Sanitätsausbildung wurde er als Unteroffizier in der Sanitätsgruppe beim Pionier Bataillon 110 Minden, Westfalen eingesetzt. Am 1. Juli 1984 erfolgte der nahtlose Übergang in die Laufbahn der Sanitätsoffizier-Anwärter bei gleichzeitigem Wechsel zur Luftwaffe. Von Februar bis Juli 1984 war Hölscher das erste Mal an der Sanitätsakademie in München, wo er die Offiziersausbildung einschließlich Überlebenstraining in Altenstadt absolvierte. Nach dem approbationsgebundenen Krankenpflegepraktikum im Bundeswehrkrankenhaus Osnabrück begann im Oktober 1985 das Studium der Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, das er im Dezember 1991 mit dem III. Staatsexamen beendete.

Es folgte die klinische Ausbildung als Arzt im Praktikum und Assistenzarzt in den Abteilungen Unfallchirurgie und Verbrennungsmedizin sowie Innere Medizin am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz. 1993 erfolgte die Promotion zum Doktor der Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und die Erlangung der Approbation als Arzt. Nach einer ersten Verwendung als Truppenarzt beim Luftwaffenunterstützungsregiment in Köln-Wahn wurde er 1994 Chef der deutschen Luftwaffen-Sanitätsstaffel beim NATO-E-3A Verband in Geilenkirchen. Im Sommer 1997 absolvierte Hölscher für ein Jahr ein “Medical Observer Training” am William Beaumont Army Medical Centre, einem der größten Militärkrankenhäuser der US-amerikanischen Streitkräfte in El Paso, Texas.

Zurück in Deutschland, schloss er als Assistenzarzt in der Abteilung Innere Medizin am Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck 1998 seine Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner ab, die er mit der erfolgreichen Facharztprüfung in München im Januar 1999 beendete.

Es folgte eine Verwendung als Referent bei der Inspektion des Sanitätsdienstes II 1 im Bundesministerium der Verteidigung auf der Hardthöhe in Bonn. Dort war er verantwortlich für den Bereich Einsatz- und Lageführung. Nach einer kurzen Verwendung als Fliegerarzt beim Jagdbombergeschwader 34 A, Memmingerberg im Allgäu wurde Hölscher dann Kommandeur der Lehrgruppe B an der Sanitätsakademie der Bundeswehr.

Im Oktober 2001 wurde der neue Organisationsbereich „Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr“ aufgestellt, und Hölscher wurde Dezernatsleiter G 3.1 im neuen Sanitätskommando III in Weißenfels in Sachsen-Anhalt. Hier war er für die Einsatz- und Lageführung im Verantwortungsbereich des Kommandos zuständig. Es folgte 2002 die Verwendung als Kommandeur des Sanitätsregiment 13, das unter seiner Leitung von Halle an der Saale nach Weißenfels verlegte und zum Sanitätsregiment 32 umgegliedert wurdee. 2005 folgte die Verwendung als Pressesprecher für den Sanitätsdienst und für die Militärseelsorge im Pressestab beim Bundesminister der Verteidigung. Im Januar 2007 wurde Hölscher die Leitung des Fachsanitätszentrum Hannover übertragen, wo er auch zum Oberstarzt befördert wurde. 2010 erfolgte eine erste Verwendung als Chef des Stabes im Sanitätskommando I in Kiel.

2013 wurde der Sanitätsdienst erneut umgegliedert, die regio­nalen Sanitätskommandos aufgelöst und dafür Fähigkeitskommandos aufgestellt. Eines davon war das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung in Weißenfels. Der damalige Kommandeur, Generalstabsarzt Dr. Michael Tempel, holte Hölscher als Chef des Stabes zurück nach Weißenfels. Nach der Rückkehr aus einem achtmonatigen Einsatz erfolgte dann die Krönung seiner militärischen Laufbahn. Hölscher wurde Stellvertretender Kommandeur dieses Kommandos. Gleichzeitig wurden ihm die Aufgaben als Inspizient für Reservistenangelegenheiten und als Beauftragter für Zivil-Militärische Zusammenarbeit im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr übertragen. Und nebenbei die Aufgaben als Standortältester an den Standorten Weißenfels und Naumburg an der Saale. Am 30. September 2015 wurde Hölscher von der damaligen Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, in Berlin zum Generalarzt ernannt. 2019 erfolgte die Versetzung nach Koblenz ins Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, wo er mit seiner Erfahrung als Inspizient für Reservistenangelegenheiten als Beauftragter für die Konzeption der „Strategie der Reserve“ im Sanitätsdienst der Bundeswehr verantwortlich war.

Im März 2022 kam Hölscher dann quasi wieder nach Hause, in seine alte militärische Heimat, die Sanitätsakademie der Bundeswehr. In seiner Aufgabe als „Direktor für besondere Aufgaben“ konnte er noch einmal all seine Expertise, seine Erfahrung und seine guten Kontakte einbringen, um vor allem Projekte mit großer Öffentlichkeitswirkung zu organisieren und durchzuführen. Allen voran der Tag der Bundeswehr 2023 in München, in beiden Kasernen durchgeführt und mit über 10.000 Zuschauern. Nahtlos ging es dann in die Konzeption und Durchführung des großen Jubiläums, 60 Jahre Sanitätsakademie, mit einer Akademischen Feierstunde, einem Festempfang durch die Bayerische Staatskanzlei im Schloss Schleißheim und abschließend einer feierlichen bayerischen Serenade.

Die Würdigung einer Lebensleistung kann nie vollständig sein. Aber Du warst und bist ein Sanitätsoffizier mit Leib und Seele, der in allen Aufgaben und Verwendungen immer das Beste gegeben hat. Du hast viele Auszeichnungen und Ehrenzeichen erhalten, darunter das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold, und, darauf bist Du besonders stolz, die italienische Einsatzmedaille KFOR als Würdigung Deiner besonderen Leistungen in einem multinationalen Stab. Mit sechs Auslandseinsätzen und einer Gesamtzahl von über 700 Tagen gehörst Du zu den einsatzerfahrensten Sanitätsoffizieren. Du hast den Dienst immer vorangestellt, oft unter Zurückstellung persönlicher Interessen“, so Generalstabsarzt Dr. Holtherm am Schluss seiner Laudatio. Und er wagte schon mal einen Blick in die nahe Zukunft. Ab Januar 2025 wird er wieder als Arzt tätig sein in einer großen hausärztlichen Praxis in der Nähe seines Wohnortes. Und er übernimmt zum zweiten Mal die Chefredaktion der Zeitschrift „Wehrmedizin und Wehrpharmazie“ und wird in dieser Funktion dem Sanitätsdienst doch noch etwas erhalten bleiben. Natürlich wird er sich auch weiterhin seiner großen Leidenschaft, der klassischen Musik, widmen.

Feierliche Serenade
Feierliche Serenade
Quelle: Bundeswehr / Julia Langer

Nach dem Festvortrag und dem Verlesen der Entlassungsurkunde des Bundespräsidenten durch den Kommandeur der Sanitätsakademie folgte der Höhepunkt des Abends für die Gäste auf der Terrasse des Offizierheims. Dort hatte sich im Fackelschein das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr aus Garmisch-Partenkirchen aufgestellt, um den ausscheidenden Generalarzt mit einer feierlichen Serenade zu ehren. Unter der Leitung von Major Rudolf Piehlmayer erklang zunächst der Einzugsmarsch der Gäste auf der Wartburg aus der Oper Tannhäuser von Richard Wagner. Der Fridericus Rex Grenadiermarsch von Ferdinand Radeck war dann eine Reminiszenz an die Kommandeurszeit von Generalarzt Dr. Hölscher. Mit Music von John Miles wurde traditionell auch ein modernes Stück gespielt, bevor dann auf besonderem Wunsch von Hölscher das bewegende Bayerische Militärgebet von Johann Kaspar Aiblinger erklang. Die Bayernhymne und die deutsche Nationalhymne beendeten diese festliche Serenade. Der Abend klang bei einem rustikalen bayerischen Buffett aus.

Ein bewegender und würdiger Abschied, den die Sanitätsakademie der Bundeswehr Generalarzt Dr. Andreas Hölscher zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand bereitete. Wir von der CPM GmbH freuen uns auf gute Zusammenarbeit mit unserem neuen Kollegen. 


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