Das Training beinhaltet zentrale Vorgaben zu Organisation, Verfahren, Ausbildung und materiellen Ausstattungen des ABC- Individualschutzes in der Befähigungsstufe der Basisbefähigung des Systems ABC-Abwehr für den Betrieb Inland und die Einsätze der Bundeswehr. Maßnahmen und Ausstattung zum Schutz und zur Überlebensfähigkeit der einzelnen Soldatin bzw. des einzelnen Soldaten unter ABC-Bedrohung und ABC-Bedingungen werden so vermittelt.
Es wird als Ausbildungsabschnitt in verschiedenen Trainingstypen an der Sanitätsakademie der Bundeswehr durchgeführt:
- Medizinischer ABC-Schutz und Desinfektion für Sanitätsunteroffiziere
Die Trainingsteilnehmenden werden als Fachpersonal und geprüfte/r Desinfektor/in zur Durchführung der Maßnahmen zur ABC-Abwehr, des Medizinischen ABC-Schutzes und der Desinfektion einschließlich bundeswehrspezifischer Erfordernisse befähigt. Sie können ihre Aufgaben als Fachpersonal im Grundbetrieb und Einsatz selbstständig wahrnehmen. Die Ausbildung ABC-Abwehr aller Truppen wird in den ersten zwei Wochen neben dem Ausbildungsanteil MedABC-Schutz durchgeführt. Die Trainingsteilnehmenden erlernen die allgemeinen Bedrohungen und Risiken einzuordnen. Des Weiteren werden ihnen die Eigenschaften, Bedrohungen und Wirkungen von ABC-Kampfstoffen oder vergleichbaren Gefahrstoffen/Agenzien vermittelt. Radiologische (R) und nukleare Bedrohungen durch Angriffe, sonstige radioaktive Stoffe und spaltbare Materialen sind weitere Ausbildungsinhalte. In einem praktischen Anteil werden die Grundkenntnisse der persönlichen ABC-Schutzausstattung und der leichten ABC-Schutzbekleidung vertieft. Die Ausbildung wird durch einen Leistungsnachweis abgeschlossen.
In den folgenden Trainingstypen werden die Ausbildungsabschnitte ABC(R)-Abwehr aller Truppen von 2 bis 13 Ausbildungsstunden durchgeführt.
- Reserveoffizier im Sanitätsdienst der Bundeswehr Modul 1 bis 3
- Reserveoffizier Einheitsführer im Sanitätsdienst der Bundeswehr Modul 2
- Allgemeine Einweisung für eignungsübende Sanitätsoffiziere
- Feldwebel im Sanitätsdienst der Bundeswehr
- Fachunteroffizier des Sanitätsdienstes
- Unteroffizierlehrgang der Reserve außerhalb des Wehrdienstes
Zusatzaufgaben an der SanAkBw: - Unterstützen zur Herstellung und Halten der Einsatzbereitschaft ABC-Abwehr
- Durchführung der IGF ABCAbw für Stammpersonal
Die ABC-Schutzmaske M2000 - Verwendungszweck
Die ABC-Schutzmaske M2000 schützt Soldaten/in und zivile Mitarbeiter/in vor ABC-Kampf-sowie Gefahrstoffen. Über ein Nahrungsmittelaufnahmeventil können ABC-Nährflüssigkeit oder Wasser aus der Feldflasche in Verbindung mit einem Trinkschlauch getrunken werden. Vorsatzscheiben dienen als Blendschutz.
Die Ausbildung an der ABC-Schutzmaske M2000 erfolgt überwiegend in der praktischen Ausbildungsform (Learning by doing):
- Beschreibung der Einzelteile, dabei
- Sicherheitsbestimmungen,
- Handhabung, Auf- und Absetzen,
- Vorsatzscheiben und ABC-Schutzmaskenbrille M2000
- Aufbewahrung und Pflege
Der Dichtigkeit und dem Vertrauen der persönlichen ABC-Schutzmaske kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Die Dichtigkeitsprüfung der ABC-Schutzmasken
+Stufe I – Manuelle Dichtigkeitsprüfung
Die Übergabe der ABC-Schutzmaske erfolgt durch Personal der LH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft mbH (LHBw). Das „Verpassen“ und die manuelle Dichtigkeitsprüfung wird durch ABC-Abwehrdienstpersonal unterstützt. Dabei gehen die Soldaten wie folgt vor:
- Überprüfung auf sichtbare Beschädigung
- Mit aufgesetzter ABC-Schutzmaske erfolgt das Einstellen der Kopfriemen
- Durchführung der Ansaugprobe
+Stufe II – Dichtigkeitsprüfung mit dem Maskenprüfgerät PORTACOUNT
Die Dichtigkeitsprüfung Stufe II führt das ABC-Abwehrdienstpersonal mit dem Maskenprüfgerät PORTACOUNT durchgeführt. Jede Soldatin und jeder Soldat muss diese einmal im Jahr absolvieren. Kontingentteilnehmer führen die Dichtigkeitsprüfung Stufe II zusätzlich vor dem Beginn des Einsatzes durch. Dabei sind 6 Einzelprüfungen für jeweils 40 Sekunden zu absolvieren. Die Prüfung ist bestanden, wenn der ermittelte Gesamtschutzfaktor aller sechs Einzelprüfungen 10.000 Partikel/cm³ oder höher (ABC-Schutzmaske M2000) bzw. 2.000 Partikel/cm³ oder höher (ABC-Schutzmaske M65) ist. Ein Nachweis an der Teilnahme ist zu führen.
+Die Einsatzbedingte Ausbildung mit dem Reizstoff Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril (CS)
Um Vertrauen in die persönliche ABC-Schutzausstattung zu gewinnen, wird die einsatzbedingte Ausbildung mit dem Reizstoff CS durchgeführt. In Abhängigkeit des Ergebnisses der ABC-Bedrohungs- und Risikoanalyse wird durch das Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBw) unter Beteiligung des ABC-Abwehrkommandos der Bundeswehr (ABCAbwKdoBw) die Durchführung einer einsatzbedingten Ausbildung mit dem Reizstoff CS befohlen. Soldatinnen und Soldaten der zuvor festgelegten Einsatzkontingente, sowie Kräfte, die für eine Nationale Krisenvorsorge (NatKV) vorgehalten werden, sind zur Teilnahme verpflichtet. Unter Einhaltung der zugrundeliegenden Durchführungsbestimmungen führt SanAkBw eigenverantwortlich diese Ausbildung mit dem Reizstoff CS durch. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr führt einmal jährlich unter der Leitung des ABCAbwFw SK eine einsatzbedingte Ausbildung mit dem Reizstoff CS durch, um mit der speziellen Schutzausrüstung „Schutzanzug Schwer“ unter körperlicher Belastung zu üben.
Die bzw. der Leitende muss ein Offizier oder Unteroffizier mit Portepee sein der erweiterten oder Qualifizierten Befähigung in der ABCAbwBw mit dem Nachweis „Sachkunde CS“ sein.
SanAkBw, ABCAbwFw Sk nutzt den ABC-Übungsraum in INGOLSTADT, um die einsatzbedingte Ausbildung mit dem Reizstoff CS für Kontingentteilnehmer durchzuführen.
Der ABC-Übungsraum INGOLSTADT
Der ABC-Übungsraum ist eine Standortanlage. Sie gehört zur Liegenschaft Pionierkaserne auf der Schanz. Die Nutzung erfolgt durch alle Truppenteile/Dienststellen des Standortes INGOLSTADT.
Vorrangig sind im ABC-Übungsraum Soldaten Reizstoffen auszusetzen, die zur Krisenreaktion und/oder für Beiträge zu Systemen kollektiver Sicherheit vorgesehen sind, oder Soldaten, die im Rahmen der Amtshilfe und/oder zu humanitären Zwecken eingesetzt werden.
Die leichte persönliche ABC-Schutzbekleidung
In das Training ABC-Abwehr aller Truppen wird die Ausbildung an der persönlichen ABC-Schutzbekleidung eingebunden.
Die leichte persönliche ABC-Schutzbekleidung ist ein einteiliger Schutzanzug, der aus einer permeablen Materialkombination – Außengewebe und aktivkohlehaltigem Filtermaterial – gefertigt ist. Sie wird mit einem bogenförmig verlaufenden, gegenläufigen Kunststoffreißverschluss verschlossen, der vom Oberschenkel bis zum Gesichtsausschnitt führt. Das obere Reißverschlussende wird dort zusätzlich mit einem Klettverschluss gesichert. Durch einen dehnbaren Gesichtsausschnitt der Kopfhaube und Klettverschlüsse werden der Sitz, die Passform und die Dichtigkeit der leichten persönlichen ABC-Schutzbekleidung optimiert. Unter den ABC-Schutzhandschuhen aus Gummimaterial werden die Unterziehfingerhandschuhe getragen.
Die ABC-Schutzüberschuhe sind aus Gummi gefertigt, haben eine rutschfeste Profilsohle, eine weite Einstiegsöffnung und werden mit Gummischlaufen zusammengehalten. Kampfstofftropfen perlen von der Oberfläche der leichten persönlichen ABC-Schutzbekleidung aufgrund der öl- und wasserabweisenden Oberfläche ab. In die Materialkombination eindringende chemische Kampfstoffe werden von der Aktivkohle gebunden. Die leichte persönliche ABC-Schutzbekleidung ist luftdurchlässig. Aufgrund der Auslegung ist sie besonders für Einsätze in heißen, warmen, tropischen Klimazonen und für das Personal der landgestützten Patientendekontaminationseinrichtung geeignet.
Die persönliche ABC-Schutzbekleidung
Die persönliche ABC-Schutzbekleidung besteht aus einem wasserabweisenden, imprägnierten Oberstoff, einem darunterliegenden Filterstoff mit einer Schaumstoffschicht, die mit Aktivkohle angereichert ist. Das Material kann durch spitze oder scharfe Gegenstände beschädigt werden und verliert dadurch seine Schutzwirkung. Auch durch Nässe wird die Schutzwirkung beeinträchtigt. Wenn immer möglich, ist der Schutz des windabweisenden und wasserundurchlässigen ABC-Schutz- Ponchos auszunutzen.
Die ABC-Schutzhandschuhe bestehen aus Gummi und haben auf der Innenseite eine textile Beschichtung. Sofern erforderlich, werden sie durch Unterzieh- bzw. Überziehfingerhandschuh ergänzt. Die Überschuhe sind ebenfalls aus Gummi, haben eine rutschfeste Profilsohle und sind mit Bändern zum Verschnüren ausgestattet. An der Kopfhaube und am Bund der Jacke sind Zugschnüre mit Schnellverschlüssen zum Verbessern des Sitzes, der Passform und der Dichtigkeit eingearbeitet. An den Ärmeln, am Hosenbund und an den Hosenbeinen sind Klettverschlüsse angebracht. Die Hose wird durch Hosenträger gehalten, die in der Länge verstellbar sind.
Soweit nicht bereits durch gesonderte Befehle geregelt, legen Führer vor Ort die entsprechende Stufe des Bedrohungs- und auftragsangepassten Schutzzustand (BAS) fest.
Neuerungen
Bereits früher durchgeführte einsatzbedingte Ausbildungen mit dem Reizstoff CS können anerkannt werden, wenn sie nicht älter als drei Jahre sind.
Die Dichtigkeitsprüfung der ABC-Schutzmaske Stufe II ist mindestens einmal jährlich durchzuführen. Sie sollte nach Möglichkeit in Kombination mit der jährlich durchzuführenden Ausbildung ABC-Abwehr geplant werden.
1 Aus der Sanitätsakademie der Bundeswehr (Kommandeurin: Generalstabsarzt Dr. G. Krüger)
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 4/2020
Oberstabsfeldwebel Alfred Bauhuber
Abteilung A, Fachbereich A1
Sanitätsakademie der Bundeswehr
Neuherbergstr. 11 / 80937 München
E-Mail: alfredbauhuber@bundeswehr.org