25.08.2015 •

Weiterentwicklung der Wehrmedizinischen Monatsschrift

Aus dem Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (Inspekteur: Generaloberstabsarzt Dr. Michael Tempel)

Sven M. Funke

WMM 59. Jahrgang (Ausgabe 8/2015; S. 266-268)

Zusammenfassung

Die Wehrmedizinische Monatsschrift (WMM) ist die einzige eigenständige, dezentrale Truppeninformation eines Organisationsbereiches der Bundeswehr. Aus den Vorgaben des Herausgebers, Erfahrungen der alltäglichen Arbeit, Reaktionen der Leserinnen und Leser sowie Anregungen aus der Autorenschaft entstand ein Konzept zur Weiterentwicklung der „Truppenzeitschrift WMM“. Dieses beinhaltet fachliche, redaktionelle und inhaltliche Anpassungen, vor allem aber auch die Einführung eines „Peer Review“-Verfahrens mit dem Ziel der Listung auf nationalen und internationalen Publikationsplattformen.

Mit dieser Qualitätsinitiative soll die herausragende fachliche Expertise der Angehörigen des Sanitätsdienstes auch nach außen dokumentiert und wertgeschätzt werden. Außerdem können dadurch neben Sanitätsstabsoffizieren auch Offiziere und Fachunteroffiziere des Sanitätsdienstes sowohl als Autoren, als auch als Leserschaft gewonnen werden. Damit soll die WMM mittelfristig zu dem deutschsprachigen Fachorgan für einsatz- und wehrmedizinische Themen werden.

Schlüsselwörter: Truppenzeitschrift, Weiterentwicklung, Qualitätssicherung, Peer Review-Verfahren, Medizinische Datenbanken. 

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Abb. 1: Übersicht über die Sparten der WMM, für die Beiträge eingesandt werden können; * = Artikel mit Peer-Review

Einführung/Hintergrund

Die Wehrmedizinische Monatsschrift (WMM) wird durch das Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Auftrag des Presse- und Informationsstabes im Bundesministerium der Verteidigung herausgegeben. Nachdem das Erscheinen der spezifischen Publikationen der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine eingestellt und in den zentralen Medien der Bundeswehr zusammengeführt wurde, ist die WMM die letzte verbliebene eigenständige dezentrale Truppeninformation aller Organisationsbereiche der Bundeswehr.

Sie erscheint im 59. Jahrgang (davon im 50. Jahrgang unter der Bezeichnung Wehrmedizinische Monatsschrift) mit 10 Ausgaben pro Jahr, einer Obergrenze von 500 Seiten pro Jahrgang und hat derzeit eine Auflage von 8 000 Exemplaren.

Im Rahmen seiner letzten Reservedienstleistung beim Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr hat der amtierende Schriftleiter der WMM, Oberstarzt a. D. Dr. Peter Mees, ein Konzept zur Weiterentwicklung erarbeitet. Die vorgeschlagenen Anpassungen/Veränderungen berücksichtigen die Erfahrungen der alltäglichen Arbeit, Reaktionen der Leserinnen und Leser, Anregungen aus der Autorenschaft, Vorstellungen des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sowie Rahmenbedingungen des Herausgebers.

Fachliche Neuordnung

Zielsetzung

Die in der WMM veröffentlichten Beiträge zeichnen sich regelmäßig durch eine besondere einsatz- und wehrmedizinische Relevanz aus. Vor dem Hintergrund der in den verschiedenen Auslandsmissionen der Streitkräfte gewonnenen, umfangreichen Erfahrungen stellt dieser fachliche Schwerpunkt ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Publikationen aus dem Bereich der Katastrophenmedizin dar.

Zur Steigerung der Akzeptanz der fachlichen Inhalte der Zeitschrift wurde ein „Peer Review“-Verfahren eingeführt; die ersten Beiträge, die diese Prüfung durch zwei unabhängige Gutachter bestanden haben, finden sich in dieser Ausgabe. Grundsätzlich wird dabei ein Gutachten durch einen aktiven Sanitätsstabsoffizier erstellt, das zweite durch zivile (in der Regel) Hochschullehrerinnen/-lehrer, Institutsleiter oder Chefärzte großer Kliniken, die auch „Peer Reviews“ für andere nationale und internationale wissenschaftliche Magazine durchführen. In Abstimmung mit den Leitern der Konsiliargruppen konnten zwischenzeitlich für nahezu alle Fachgebiete „Peers“ gewonnen werden, die sich bereit erklärt haben, Reviews von Beiträgen für die WMM durchzuführen. Die Publikation einer ausreichenden Anzahl von auf diese Weise „qualitätsgesicherten“ Artikeln ist eine Voraussetzung für eine Berücksichtigung in Suchmaschinen und damit letztendlich für deren Erscheinen in entsprechenden Plattformen, wie MedLine®.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, eine webbasierte zertifizierte Weiterbildung zu etablieren, wie man sie zum Beispiel im Deutschen Ärzteblatt findet. Hier sind noch Fragen bezüglich der zu nutzenden Plattform (Internet-Bundeswehr oder externes Hosting) und anzuwendenden Verfahren (Datenschutz, Validierung, Zuerkennung Fortbildungspunkte) zu klären.

Neue Gliederung der WMM

Zur Erreichung der dargestellten Ziele Anpassung wird die WMM fachlich neu geordnet. Bestimmt wird dieser Prozess vorrangig durch die Umsetzung des „Peer Review“-Verfahrens und die „Öffnung“ für Publikationen aus dem Kreis der Offiziere und Fachunteroffiziere im Sanitätsdient.

Zukünftig sind entsprechend folgende Sparten vorgesehen, die allerdings nicht in jeder Ausgabe alle vorhanden sein müssen:

Artikel mit Peer Review

  • Originalarbeiten, wie Studien, Ergebnisse aus der Laborforschung, Befragungen, andere (experimentelle) Arbeiten, und so weiter;
  • „Wehrmedizinische Leitlinien“[1], in denen Feststellungen zum klinischen oder ambulanten Vorgehen bei spezifischen wehrmedizinischen Fragestellungen systematisch entwickelt werden. Diese sind für die zertifizierte Weiterbildung geeignet;
  • Übersichten mit umfassenden Analysen und Darstellungen aktueller Literatur zu Erkrankungen, Symptomenkomplexen, Behandlungen, Diagnosen, und so weiter. Diese sind für die zertifizierte Weiterbildung geeignet;
  • Fallberichte über Einzeldarstellungen aus Klinik oder Praxis mit kritischer Bewertung und Diskussion;
  • Ergänzt werden diese Formate bedarfsabhängig durch Sonderformen, zum Beispiel für den Bereich der Medizingeschichte.

Aus den Fachgebieten

  • Kurzübersichten mit Analyse und Darstellung aktueller Literatur zu einer Erkrankung / einem Symptomenkomplex , Diagnose und Behandlung, und so weiter;
  • Fallbeispiele als Berichte über einen oder mehrere Fälle aus Klinik oder Praxis mit kritischer Bewertung und Diskussion;
  • Erfahrungsberichte mit Darstellungen von Hospitationen, Erprobungen von Verfahren oder Materialien, Truppenversuchen, Anwendungsbeobachtungen, und so weiter. Diese Sparte ist besonders geeignet auch für Angehörige der Gesundheitsfachberufe;
  • Berichte über Technik, Methoden und Verfahren, in denen Behandlungs-/ Untersuchungsmethoden, medizinisches Gerät und/ oder Material umfassend vorgestellt/ verglichen, Gesetze/ Vorschriften oder ähnliches erläutert werden oder auch über praktische Erfahrungen – besonders im Einsatz – berichtet wird. Diese Sparte ist besonders geeignet auch für Angehörige der Gesundheitsfachberufe;
  • Ergänzt werden auch diese Formate bedarfsabhängig durch Sonderformen, zum Beispiel für den Bereich der Medizingeschichte.

Die fachliche Qualität berücksichtigt sowohl akademische Beiträge von Sanitätsstabsoffizieren, als auch fachlich-technische Themen von Angehörigen der Gesundheitsfachberufe. Beiträge in dieser Sparte sollen auch eine approbationsübergreifende Information im Sanitätsdienst sicherstellen.

Wehrmedizinische Kurzinformationen

  • Fachdienstliche Kurzmitteilungen aus den (Fähigkeits-)Kommandos des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, zum Beispiel mit Hinweisen zu Sanitätsmaterial, neuen Verfahren, geänderten Impfweisungen und so weiter;
  • „Für Sie gelesen“ mit Kurzfassungen von Artikeln/ Veröffentlichungen zu Themen aus Wehr-, Flug- und/ oder Schifffahrtmedizin und anderen wehrmedizinisch relevanten Fachgebieten; diese Sparte ist besonders geeignet auch für Angehörige der Gesundheitsfachberufe;
  • Hinweise auf Veröffentlichungen im Internet, bei der NATO und bei anderen Streitkräften mit „Summaries“.

Truppen(zahn)ärztliche Praxis

  • Ärztliche/ Zahnärztliche Beiträge aus den regionalen Sanitätseinrichtungen und Fachuntersuchungsstellen im Sinne der Darstellung „Best Practice“ beziehungsweise „Lessons Learned“ in Bezug auf die Behandlung/ Begutachtung;
  • Beiträge aus dem Veterinärwesen/ der Wehrpharmazie und Lebensmittelchemie, wie Hinweise zur Seuchenabwehr, Lebensmittelhygiene, „Antibiotic Stewartship“, zum Betrieb von Sanitätsgerät, zu technischen Hilfestellungen und ähnlichen Themen.
  • Hier werden sowohl akademische Beiträge von Sanitätsstabsoffizieren, als auch Artikel zu fachlich-technischen Themen von Angehörigen der Gesundheitsfachberufe berücksichtigt;
  • Qualitätssicherung und Betriebsoptimierung, wie Beiträge zu Qualitätsstandards in Untersuchungsprozessen (zum Beispiel Durchführungsbeschreibungen für Belastungs-EKG, Audiometrie, Sehtest, Lungenfunktion), praktischen Hinweisen zum Betrieb – „tägliches Leben“ (zum Beispiel Assistenz bei ärztlichen/ zahnärztlichen Maßnahmen, Impfungen, Organisation der Sprechstunde, Versand von Laborproben, o.ä.); diese Beitragsform ist vorrangig für Angehörige der Gesundheitsfachberufe vorgesehen.

Aus dem Sanitätsdienst

  • Fachbeiträge, wie Berichte über die Zertifizierung von Dienststellen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (Kliniken/ Zentren, Institute, ...), neue Verfahren/ Methoden in Bundeswehrkrankenhäusern/ (Zentral-)Instituten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (neue Röntgentechnik, Analyseverfahren, ...), (Groß-)Veranstaltungen mit Öffentlichkeitswirkung (abgestimmt mit der Zeitschrift „Wehrmedizin und Wehrpharmazie“), Vorstellung neuer Ausbildungsverfahren und vieles mehr. Hier sollen außerdem auch ausgewählte Artikel aus dem Internet-Auftritt des Sanitätsdienstes der Bundeswehr („sanitaetsdienst-bundeswehr.de“) veröffentlicht werden;
  • Personalia, wie Promotionen und Habilitationen von sowie wissenschaftliche Auszeichnungen und Preise für Angehörige des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, „runde“ Geburtstage (ehemalige General- und Admiralärzte, Leitende Zahnärzte/ Veterinäre/Apotheker der Bundeswehr), Nachrufe (ehemalige Inspekteure/Inspekteurinnen, General-/Admiralärzte).

Aus Forschung und Wissenschaft

  • Kurzberichte aus der sanitätsdienstlichen Forschung, zum Beispiel zu neuen oder laufenden Projekten, Zwischenergebnissen von Studien/ experimentellen Untersuchungen, Probandensuche, und so weiter. Je nach Umfang ist alternativ auch eine Veröffentlichung in der Rubrik „Aus den Fachgebieten“ möglich;
  • Aus der NATO, wie Neuerscheinungen wissenschaftlicher Reports (zum Beispiel aus dem STO-HFM-Panel), Einrichtungen neuer medizinischer Research Task Groups (einschließlich Teilnehmersuche), „Call for Papers“ für Symposien/ Workshops/ Specialist Meetings;
  • Ausschreibungen wissenschaftlicher Wettbewerbe, wie zum Beispiel für den Heinz-Gerngroß-Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP), Paul-Schürmann-Preis, Ambroise-Paré-Preis im Auftrag der Chiefs of Medical Services in NATO (COMEDS).

Tagungen und Kongresse

  • Tagungsberichte über Fachveranstaltungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Tagungen/Kongresse der DGWMP (zum Beispiel DGWMP-Jahreskongress, Tagungen in Damp, Kloster Banz, ...), nationale Kongresse/Tagungen mit Beteiligung von Angehörigen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (zum Beispiel Deutscher Chirurgentag mit Arbeitsgemeinschaft Einsatzchirurgie, Deutscher Zahnärztetag), internationale Kongresse/Tagungen mit Beteiligung von Angehörigen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (zum Beispiel AMSUS, FDI-Kongress, ...), NATO-Symposien/Workshops, und so weiter;
  • Veröffentlichungen von Abstracts und Postern.

Buchbesprechung(en)

Vorstellung einsatz-/wehrmedizinisch relevanter Neuerscheinungen aus Klinik und Praxis.

Mitteilungen der DGWMP e. V.

  • Nachrichten aus der Gesellschaft, wie Ankündigungen, Ausschreibungen, Mitgliederbrief, und so weiter;
  • Geburtstage von Mitgliedern (für den Folgemonat).

Einzelheiten (Formate/Umfänge) sind den Autorenhinweisen (www.wehrmed.de) zu entnehmen.

Perspektiven

Vorrangiges Ziel der gemeinsamen Bemühungen von Schriftleitung und Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ist eine zukünftig deutlich bessere und nachdrücklichere Wertschätzung der fachlichen Qualität, des Einsatzwillens und der Leistungsbereitschaft sowohl der Sanitätsstabsoffiziere, als auch der Angehörigen der Gesundheitsfachberufe im Sanitätsdienst. Dazu gehört insbesondere, dass mit der schon erfolgten Einführung des Peer Review-Verfahrens und der angestrebten Listung in relevanten Fachdatenbanken ein positives Feedback seitens der Autorinnen und Autoren erwartet wird. Dieses ist vor allem als Anerkennung der geleisteten wissenschaftlichen Arbeit zu verstehen. Hierzu gehört selbstverständlich auch, dass alle Fachvorgesetzten aufgefordert sind, in ihren Zuständigkeitsbereichen geeignete Autorinnen und Autoren sowie interessante Themenbereiche zu identifizieren und diese für ein derartiges Engagement zu werben.

Die Verstärkung des fachlichen Schwerpunktes bei der Truppeninformation führt gleichzeitig zu einer deutlicheren Abgrenzung der WMM zu der ebenfalls vom Sanitätsdienst der Bundeswehr unterstützten Zeitschrift „Wehrmedizin und Wehrpharmazie“ (WMWP) des Beta-Verlages. Während der WMM das Privileg auf fachliche Themen zufällt, haben beide Zeitschriften eine Schnittmenge im Bereich der fachdienstlichen Inhalte. Der WMWP bleiben hingegen die truppendienstlichen Kernpunkte vorbehalten.

Durch diese Ausrichtung soll mittelfristig die WMM zu der deutschsprachigen Fachzeitschrift für einsatz- und wehrmedizinische Themen werden. Die Einführung des Peer Review-Verfahrens, die entsprechende Ausrichtung der Inhalte der WMM sowie die damit verbundene nationale und internationale Wahrnehmung der fachlichen Kompetenz wird hierfür ebenfalls eine nachhaltige Unterstützung bieten.

Dazu gehört auch die seitens des Presse- und Informationsstabes beim Bundesministerium der Verteidigung gebilligte Erhöhung der Ausgabenzahl auf elf pro Jahr ab dem 60. Jahrgang (2016).

Wann wir letztendlich für die WMM einen Impact Factor erreichen, ist derzeit noch ungewiss – aber sicher ist, dass es noch länger dauert, wenn wir uns jetzt nicht auf den Weg machen.

Schlusspunkt

Das vorgestellte Konzept wurde durch den vormaligen Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt a. D. Dr. Ingo Patschke, Ende April 2015 gebilligt.


[1] Hierbei handelt es sich noch um einen Arbeitsbegriff; Ziel ist es, analog zu den etablierten Leitlinien, die wehrmedizinisch abgeleitete Evidenz für von diesen abweichende Untersuchungs-, Behandlungs- und Begutachtungsverfahren aufzuzeigen (Beispiel: Begutachtung von Kraftfahrern für die Nutzung von Nachtsichtbrillen, die es im zivilen Bereich nicht gibt). Eine Erörterung des Themas ist für die nächste Tagung der Konsiliargruppenleiter vorgesehen.

Datum: 25.08.2015

Quelle: Wehrmedizinische Monatsschrift 2015/8

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