INTERVIEW MIT DEM AMTSCHEF DES SANITÄTSAMTES DER BUNDESWEHR

Vor acht Monaten hat Generalstabsarzt Dr. Ulrich Pracht die Geschäfte des Amtschefs im Sanitätsamt der Bundeswehr in München übernommen. Vor ihm liegt nun die große Herausforderung, das Sanitätsamt der Bundeswehr in die neue Struktur zu überführen und letztendlich aufzulösen.

Im Interview spricht Generalstabsarzt Dr. Ulrich Pracht über diese Situation, über die Schwerpunkte seiner Amtszeit und die momentanen Herausforderungen im Sanitätsdienst allgemein. Das Interview mit dem Amtschef führte Oberstarzt Dr. Andreas Hölscher, Chefredakteur der “Wehrmedizin und Wehrpharmazie”.

WM: Herr Generalarzt, was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Unterschiede in der Führung zwischen einem Sanitätskommando und einem Sanitätsamt?

GStArzt Dr. Pracht: Man ist als Amtschef einerseits Kommandeur eines Kommandobereiches, da es ja auch unterstellte Dienststellen gibt, zum anderen ist man aber auch verantwortlich für eine ganze Reihe von fachlichen Aspekten. Das Amt ist mehr oder weniger der fachliche Arbeitsmuskel in der jetzigen Struktur für den Inspekteur und für den Führungsstab des Sanitätsdienstes und wird es mit den Fachabteilungen auch in der künftigen Struktur im Wesentlichen bleiben. Dies beginnt beim Personalgrundsatz und der Organisation, Rüstung, Nutzung, IT-Unterstützung und reicht über die medizinisch-fachlichen Bereiche wie Heilfürsorge und Begutachtung, wo die Grundlagen hier erarbeitet, überarbeitet und auf Stand gehalten werden, bis hin zu Spezialgebieten des medizinischen ABC-Schutzes. Da ist man in vielen Bereichen als Amtschef auch fachlich verantwortlich; gleichwohl die Abteilungen die eigentliche Arbeit leisten, unterschreibt man entsprechende Weisungen und Konzepte usw. Das ist ein ganz besonderer Aspekt in der Funktion als Amtschef und Kommandeur des Kommandobereiches Sanitätsamt. Allerdings ist die Anzahl der unterstellten Dienststellen deutlich kleiner. Im Sanitätskommando sind es die regionalen Sanitätseinrichtungen in größerer Anzahl, die allerdings regional konzentriert sind. Für das Sanitätsamt ist der Kommandobereich mit der Sanitätsakademie und den Zentral- und Fachinstituten im Grunde genommen bundesweit aufgestellt. Dementsprechend ist man auch etwas mehr unterwegs als der Kommandeur eines Sanitätskommandos, wobei es insbesondere die fachliche Ausrichtung ist, die den Schwerpunkt bildet in der Tätigkeit als Amtschef.

WM: Sie sind schon über ein halbes Jahr im Sanitätsamt in München im Dienst. Wie fällt ein erstes Fazit aus? Konnten Sie Ihre gesteckten Ziele, Ihre Schwerpunkte schon umsetzen?

GStArzt Dr. Pracht: Die wichtigsten Schritte liegen ja eigentlich noch vor uns. Nachdem das Ministerium bereits in der neuen Struktur arbeitet, beginnt jetzt die Umstrukturierung des Organisationsbereiches mit der Aufstellung des Kommandos Sanitätsdienst und der beiden Fähigkeitskommandos. Anschließend kommen die ersten großen Schritte, an denen auch das Sanitätsamt dann beteiligt ist bzw. wo das Sanitätsamt selber intensiv betroffen ist. Von daher ist es eigentlich noch ein bisschen zu früh für eine Bilanz oder auch eine Zwischenbilanz. Aber zumindest kann ich aus meiner Sicht sagen, dass wir relativ gut vorbereitet sind auf das, was da jetzt auf uns zukommt. Dass wir das bisher sowohl im Sanitätsamt als auch in den anderen Bereichen einigermaßen hinbekommen haben, liegt auch mit daran, dass der Sanitätsdienst schon relativ früh angefangen hat, sich auf diese Umstellung und auf die Neuausrichtung vorzubereiten. Schon lange, bevor dieser Begriff aufkam, hat der Führungsstab des Sanitätsdienstes bereits 2007/2008 mit einer Stärken-Schwächen-Analyse begonnen, die Zukunftsausrichtung des Sanitätsdienstes vorzubereiten oder zu intensivieren. Desweiteren hat unser neuer Inspekteur sehr früh nach seiner Amtsübernahme in einer Projektorganisation angewiesen, dass wir uns mit den Schwerpunktthemen auch der Neuausrichtung der Organisation beschäftigen. Dadurch haben wir den gesamten Bereich inklusive der Fachleute sehr intensiv an dieser Neuausrichtung beteiligt und ich glaube, deswegen sind wir nun auch relativ gut aufgestellt. Ich habe im Moment ein gutes Gefühl dabei. Wir werden natürlich sehen müssen, wie weit sich dann die neuen Strukturen tatsächlich schütteln und das weiterhin so funktioniert, wie es bisher auch möglich war.

WM: Jeder, der hier im Sanitätsamt Dienst leistet, weiß, dass das Sanitätsamt wie viele andere Dienststellen auch aufgelöst wird. Wie erleben Sie diese Situation im täglichen Dienstbetrieb für sich selber, aber auch für Ihre Mitarbeiter?

GStArzt Dr. Pracht: Als die Entscheidung bekanntgegeben wurde, dass ich das Amt übernehmen sollte, wusste ich bereits, dass das Sanitätsamt auch von der Auflösung betroffen ist. Insofern war ich auf das vorbereitet, was hier auf mich zukommt. Damit waren eigentlich auch die Schwerpunkte der Arbeit hier schon relativ deutlich vorgegeben, denn das Sanitätsamt ist ja betroffene Dienststelle aufgrund der Überleitung der Fachaufgaben in die neue Struktur, zugleich aber auch mit den Fachabteilungen wesentlicher Gestalter der Neuausrichtung, weil sehr viel an konzeptionellen fachlichen Grundlagen in den Fachabteilungen erarbeitet wird. Beispielsweise ist die Abteilung III mit der Erarbeitung der Organisationsgrundlagen für den neuen Sanitätsdienst sehr intensiv befasst, von Personal über Organisation, Infrastruktur bis hin zum Controlling. Alles Bereiche, die gerade in einer solchen Übergangsphase unheimlich wichtig sind. Das macht natürlich die Tätigkeit nicht unbedingt leichter. Es ist eine doppelte Herausforderung, einmal das Amt auf die Auflösung vorzubereiten, auf der anderen Seite sicherzustellen, dass trotzdem die fachliche Arbeit weitergeht, die Kontinuität gewahrt bleibt und auch im Übergang keine Reibungsverluste oder keine Brüche in der fachlichen Arbeit auftreten. Wir merken, dass sich auch in diesen Bereichen die Mitarbeiter oder die neuen Aufgabengebiete zunächst einmal schütteln und neu orientieren müssen. In der Übergangsphase von einem halben Jahr, wo der Arbeitsstab des Inspekteurs noch existiert, das Ministerium neu aufgestellt ist und der Organisationsbereich selber anfängt sich umzubauen, registriert man schon, dass es hier und da ein bisschen holpert. Ich hoffe aber, dass unvermeidbare Reibungen auf ein Mindestmaß reduziert oder begrenzt bleiben und dadurch nicht ernsthafte Verluste auftreten. Man darf natürlich dabei nicht vergessen, dass diese ganze Umstrukturierung unter einem ungeheuren Zeitdruck umgesetzt werden muss. Der Minister möchte ja, dass wir die Strukturen, die er jetzt gebilligt hat mit der Grobstruktur und den Stationierungsentscheidungen und dem Realisierungsplan, sehr zügig in die Realität umsetzen. Auf der einen Seite ist es sicherlich richtig, dass man das nicht zu sehr auf die lange Bank schiebt, auf der anderen Seite müssen wir aber aufpassen, dass wir unsere Mitarbeiter dabei nicht überfordern und dass dieser Zeitdruck am Ende nicht zu Lasten der Qualität im Ergebnis geht.

WM: Herr Generalarzt, Sie haben Ihre Mitarbeiter angesprochen. Wie auch in anderen Dienststellen, wird die Einnahme dieser neuen Struktur natürlich Auswirkungen haben auf viele persönliche Planungen von Mitarbeitern. Wie sehen Sie die Lage der Betroffenen?

GStArzt Dr. Pracht: Vor allen Dingen darf man dabei nicht vergessen, dass viele Mitarbeiter des Amtes, wenn ich jetzt einmal diesen Bereich besonders im Auge habe, bereits vor gut 10 Jahren von Bonn-Beuel mit nach München umgezogen sind. Das ist ja noch nicht so lange her. Es war damals schon relativ schwierig bei einigen Mitarbeitern, sie zu diesem Umzug zu bewegen. München ist zwar einerseits ein attraktiver Standort, andererseits aber auch ein sehr teurer, und insbesondere für den Kreis der Unteroffiziere mit und ohne Portepee ist es nicht ganz einfach, gerade dann, wenn sie mit Familie umziehen, sich hier in München anzusiedeln und entsprechende Rahmenbedingungen zu finden, die ihnen das Leben mit der Familie hier ermöglichen. Und nun werden einige dieser Mitarbeiter gefragt, ob sie bereit sind, mit dem Amt oder mit Fachabteilungen des Amtes wieder mit nach Koblenz umzuziehen. Das ist nicht so ganz einfach zu vermitteln. Und wie das häufig so ist, viele, denen es schwergefallen ist, mit nach München zu gehen, haben hier ein neues Zuhause gefunden, und es fällt ihnen jetzt mindestens genauso schwer, wieder von München wegzugehen. Aber auf der anderen Seite sind wir auch in der Situation, dass einige Mitarbeiter nur noch eine begrenzte Restdienstzeit haben, entweder als Zeit- oder als Berufssoldaten. Hier haben wir durchaus Möglichkeiten, Übergangslösungen zu finden, die auf diese persönlichen Rahmenbedingungen Rücksicht nehmen können. Ich habe vorhin gesagt, dass große Teile des Sanitätsamtes ja mit den Fachaufgaben in die neue Struktur des Kommandos Sanitätsdienst nach Koblenz wechseln. Das wird aber wahrscheinlich auf der Zeitschiene nicht sofort mit einem Umzug verbunden sein, weil die Infrastruktur in Koblenz derzeit noch nicht aufnahmefähig ist für den gesamten Umfang an Personal, der dann künftig im Kommando Sanitätsdienst arbeiten soll. Wir werden zunächst einmal in der Übergangsphase mit sogenannten Türschildlösungen arbeiten müssen. Eine Reihe der Dezernate und Fachabteilungen des Amtes werden zwar in das Kommando Sanitätsdienst integriert, aber zunächst einmal als Außenstelle in München verbleiben. Das erleichtert natürlich den Übergang auch etwas, wo wir solche Möglichkeiten nutzen können. Das Personal, das die Fachaufgaben dann hier noch vorübergehend wahrnehmen kann, läuft dann auf dem Dienstposten aus, und wir haben die Möglichkeit, rechtzeitig Nachfolger auszuwählen, die künftig diese Aufgaben in Koblenz wahrnehmen. Allerdings gibt es im Moment auch noch einige Unsicherheiten, weil wir noch nicht alle Strukturen des neuen Sanitätsdienstes kennen. Zurzeit werden beispielsweise die Grundlagen geschaffen für die neue Struktur der Sanitätsakademie. Da spekulieren auch eine ganze Reihe Mitarbeiter darauf, dort eine neue Verwendung zu finden. Zum Beispiel werden sich die Abteilungen I, IX, und X zumindest mit wesentlichen Aufgaben in dieser neuen Akademie wiederfinden. Wir wissen zum Teil noch nicht, wie sich die Institutslandschaft weiterentwickelt, da überarbeiten wir auch gerade die konzeptionellen Grundlagen. Auch hier wird sicherlich ein Teil der Mitarbeiter aus dem Kommandobereich oder aus dem Amt selber dann neue Verwendungsmöglichkeiten finden, die im Moment noch nicht im Einzelnen bekannt sind. Insofern ist also wichtig, dass wir diese Voraussetzungen möglichst bald schaffen, um ihnen etwas anbieten zu können. Insgesamt haben ja viele, die damals nach München gegangen sind oder eine Verwendung hier im Amt innerhalb dieser zehn oder elf Jahre angetreten haben, nicht damit gerechnet, dass sie sich noch einmal verändern müssen, schon gar nicht mit einem Umzug wieder in den Norden Richtung Koblenz oder zum Teil auch in Richtung Diez in das neue Kommando Regionale Sanitätsunterstützung. Man darf nicht vergessen, dass wir gerade auch im Bereich der Unteroffiziere sehr viele Spezialisten haben aufgrund der fachlichen Ausrichtung des Amtes. Und wir haben sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf einen sehr umfassenden Erfahrungsschatz zurückblicken, der für uns in der neuen Struktur mit den jeweiligen Fachaufgaben auch wichtig ist zu erhalten. Insofern brauchen wir das Personal auch in den künftigen Strukturen und sind deswegen wirklich darauf angewiesen, dass der eine oder andere bereit ist, diesen Wechsel mitzumachen. Als Problem kommt noch hinzu, dass ja gleichzeitig der Personalumfang reduziert wird, dass wir eine Einstellungsbremse hatten, dass es keine Verlängerungsmöglichkeiten für Zeitsoldaten gegeben hat, dass die Möglichkeiten der Übernahme in den Berufssoldatenstatus reduziert waren aufgrund der bevorstehenden Anpassung der Personalstruktur. Das ist natürlich gerade im Bereich des Fachpersonals problematisch, weil dadurch die Regeneration insgesamt erschwert wird. Auch durch die fehlenden Übernahmemöglichkeiten haben wir einige Fachleute bereits verloren, die Lücken hinterlassen, die nur sehr schwer wieder aufzufüllen sind.

WM: Herr Generalarzt, Sie haben gesagt, es ist für den einen oder anderen auch schwer vermittelbar, jetzt wieder den Weg zurück nach Koblenz oder in diese Region zu tun. Gibt es noch andere Möglichkeiten oder Angebote, um die Mitarbeiter dahingehend zu motivieren?

GStArzt Dr. Pracht: Dadurch, dass die Bundeswehr und der Sanitätsdienst ja nicht das erste Mal solche Strukturveränderungen durchlaufen, haben wir inzwischen recht gute Instrumente entwickelt, um diese Überleitung auch etwas zu erleichtern. Die Steuerkopforganisation, die auch diesmal sehr früh wieder in Kraft gesetzt worden ist und ihre Aufgaben übernommen hat, ist ein bewährtes Instrument bei der Erfassung und für die Berücksichtigung der individuellen Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das hat im Großen und Ganzen auch jetzt wieder gut funktioniert. Da bewundere ich auch die Arbeit der Stammdienststelle der Bundeswehr, die wirklich Großes geleistet und bis auf wenige Ausnahmen hier tatsächlich Wege gefunden hat, auf der einen Seite die Interessen der Betroffenen, auf der anderen Seite auch die Belange des Dienstherrn entsprechend zu berücksichtigen. An der einen oder anderen Stelle brauchen wir vielleicht ein bisschen mehr Flexibilität bei der Einnahme der neuen Strukturen. Im Bereich der Personalführung, des Personalmanagements haben wir teilweise noch Rahmenbedingungen, die eine derart tiefgreifende Neuausrichtung nicht unbedingt unterstützen. Wir bräuchten mehr Flexibilität in der Laufbahngestaltung und unterschiedliche Schritte bei den Dienstzeitenverlängerungen. Wir müssen sicherlich auch intensiver darüber nachdenken, wie wir organisationsbereichsübergreifend Personal austauschen können. Gerade in Süddeutschland werden eine ganze Reihe Standorte und Dienststellen aufgelöst, aus denen Personal freigesetzt wird, das man irgendwo auch auffangen und in die neue Struktur mitnehmen muss. Das geht bei Soldaten noch relativ gut, weil wir eine Zentrale Personalführung haben, und über eine Steuerkopforganisation das auch einigermaßen gut steuern können. Beim Zivilpersonal ist es deutlich schwieriger aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten für die Personalführung. Da sind die Dienstleistungszentren für den Bereich der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zuständig, die Wehrbereichsverwaltung für den Bereich der Beamten, das Ganze auch nicht übergreifend, sondern regional oder sogar lokal begrenzt. Damit macht es die Systematik deutlich schwieriger, für das Zivilpersonal alternative Möglichkeiten zu finden. Darauf muss man sicherlich noch ein bisschen mehr achten als bei den Soldatinnen und Soldaten, auch was Unterbringungsmöglichkeiten in den neuen Strukturen angeht, denn der Umfang der Dienstposten für Zivilpersonal wird ja auch noch einmal drastisch reduziert. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, aber es werden sich nicht immer persönliche Härten vermeiden lassen. An der einen oder anderen Stelle – ich hatte vorhin schon das Thema Spezialisten angesprochen – werden wir die Leute motivieren müssen, auch entgegen den ursprünglichen Wünschen oder den eigenen Prioritäten diesen Weg mitzugehen. Härten sind sicherlich nicht ganz vermeidbar, aber wir versuchen, sie so weit als möglich zu reduzieren.

WM: Herr Generalarzt, ich weiß, dass Ihnen persönlich der Nachwuchs im Sanitätsdienst sehr am Herzen liegt. Was kann der Sanitätsdienst tun, um auch attraktiv zu sein für den Nachwuchs?

GStArzt Dr. Pracht: Das ist sicherlich eine der größten Herausforderungen überhaupt für die Zukunft und erst recht im Rahmen der Neuausrichtung, die wir momentan durchlaufen. Gleichzeitig haben wir ja nun auch die Auswirkungen der Aussetzung der Wehrpflicht zu tragen. Damit fällt auch ein wichtiger Pool für die Regeneration unseres Fachpersonals weg, den wir bisher haben nutzen können. Wir stellen also fest, dass wir viel stärker als in der Vergangenheit werben müssen, um die Leute nicht nur zu gewinnen, sondern dann auch am Ende an uns binden zu können. Gleichzeitig wird die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt immer größer. Die Angebote im zivilen Gesundheitswesen oder auf dem zivilen Arbeitsmarkt insgesamt sind zum Teil deutlich attraktiver als das, was wir bieten können. Vor allem, wenn ich an das Thema Einsätze denke oder auch die Ungewissheit der Zukunft der Bundeswehr mit den veränderten Strukturen, dann werden wir hier erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um auch zukünftig noch das Personal zu gewinnen, das wir brauchen. Aus meiner Sicht ist das attraktivste Angebot, das wir machen können, das der Aus-, Fort- und Weiterbildung, die wir bieten. Das gilt aus meiner Sicht für alle Laufbahnen. Einerseits bei den Sanitätsoffizieranwärtern, denen wir ein attraktives Studium anbieten können, das für diejenigen, die auch als Zeitsoldat wieder ausscheiden wollen, eine wichtige Grundlage ist für das zivile Berufsleben. Das gilt ebenso für die Weiterbildungsmöglichkeiten, die wir im klinischen Bereich haben, das gilt für die Ausbildung und das Training im Management, in Führungskompetenzen, was im zivilen Bereich auch inzwischen sehr hoch anerkannt ist, wenn ehemalige Zeitsoldaten sich auf dem Arbeitsmarkt außerhalb bewerben. Das gilt aber aus meiner Sicht auch für den Bereich der Unteroffiziere mit und ohne Portepee, wo wir ebenfalls attraktive Ausbildungen anbieten können mit entsprechenden Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in den jeweiligen Verwendungsbereichen. Ich glaube, hier müssen wir noch viel stärker als in der Vergangenheit herausstellen, dass wir wirklich attraktive Angebote machen können, mit denen wir durchaus auch mithalten können mit dem, was im zivilen Bereich geboten wird, zumal auch draußen junge Menschen diese Ausbildung oft selbst bezahlen müssen. Man darf nicht vergessen, dass in unserem Bereich der Dienstherr diese Ausbildung mehr oder weniger kostenlos oder sogar noch bei gleichzeitiger Zahlung eines attraktiven Gehaltes anbietet.

WM: Wo liegen in Hinblick auf die neue Struktur im Kommando Sanitätsdienst respektive in der zukünftigen Sanitätsakademie die Schwerpunkte der fachlichen Weiterentwicklung?

GStArzt Dr. Pracht: Das Sanitätsamt darf man nicht isoliert betrachten, wenn es um die fachliche Weiterentwicklung geht, sondern muss das immer im Kontext des Sanitätsdienstes insgesamt sehen. Ich denke, dass der Sanitätsdienst mit der Einsatzversorgung sehr gut aufgestellt ist. Diese ist hoch anerkannt von allen Seiten, und ich glaube, dass wir im Bereich der Rettungsmedizin in den letzten Jahren sehr gute Fortschritte gemacht haben und wir auch im Einsatz Fähigkeiten und Kompetenzen anbieten können, mit denen wir uns nicht verstecken müssen. Ich denke, dass mittlerweile auch unsere Bundeswehrkrankenhäuser sehr gut aufgestellt sind. Hier haben wir in den letzten Jahren eine Menge getan, was die fachliche Ausrichtung, was die Personalausstattung und was die insgesamt verfügbaren Ressourcen anbelangt. Da müssen sich die Bundeswehrkrankenhäuser auch in der Konkurrenz zu den zivilen Häusern nicht verstecken. Ich denke aber, dass wir in der Zukunft den regionalen Sanitätseinrichtungen mehr Aufmerksamkeit widmen müssen, was die flächendeckende Versorgung im Grundbetrieb hier zu Hause angeht. Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass wir zum Teil durch die Querschnitts-STAN, die wir für die regionalen Sanitätseinrichtungen bei den letzten Strukturmaßnahmen aufgestellt haben, nicht in allen Bereichen die Bedürfnisse vor Ort so abbilden, wie das notwendig wäre, um auch die zu unterstützende Truppe entsprechend versorgen zu können. Hier ist es dringend erforderlich, dass wir bei der jetzigen Strukturänderung stärker die lokalen, regionalen Rahmenbedingungen vor Ort berücksichtigen im Sinne einer Individual-STAN der regionalen Sanitätseinrichtungen. Hier müssen wir zu Konzepten und Strukturen kommen, mit denen wir die künftig ja auch in der Fläche neu aufgestellte Truppe dann besser versorgen können, bis hin zur Ausbildungs- und Übungsunterstützung und zur einsatzvorbereitenden Ausbildung gemeinsam mit der Truppe, was wir unter dem Begriff Kohäsion ja schon seit längerer Zeit erfolgreich verfolgen. Ich bin davon überzeugt, dass wir auch im Bereich unserer fachlichen Grundlagen, Vorschriften, Weisungen bis hin zum Begutachtungswesen dringend etwas tun müssen, nicht nur aufgrund des Wegfalls der Wehrpflicht, auf die ja viele Vorschriften beispielsweise im Bereich der Begutachtung ausgerichtet waren, sondern auch, weil wir mit den Erfordernissen des Einsatzes mit veränderter körperlicher Fitness und Leistungsfähigkeit der Soldaten, die zu uns kommen, mit anderen Anforderungsprofilen im Soldatenberuf insgesamt zu neuen Wegen in der Begutachtung kommen müssen. Ich halte es für sehr, sehr wichtig, dass wir den Anschluss an zivile Entwicklungen im Gesundheitswesen halten und weiter ausbauen, aber auch selber mitgestalten. Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass wir in vielen Bereichen, wie Einsatzchirurgie, Notfallsanitäter, oder im Bereich der Entwicklung und Akademisierung von Gesundheitsberufen Vorreiter sind. Wir haben zum Teil Maßstäbe gesetzt, die zivile Einrichtungen und Standesorganisationen sehr genau verfolgen und bei uns auch fragen, wie man gerade in solchen Spezialbereichen fachliche Aus-, Fort- und Weiterbildung gestalten kann. Ich glaube, dass wir diese Möglichkeiten noch intensiver nutzen müssen, um hier in beide Richtungen profitieren zu können, sowohl was unsere Orientierung am zivilen Gesundheitswesen angeht als auch in der aktiven Mitgestaltung von unserer Seite aus. Der Inspekteur hat in seinen Zielen vorgegeben, dass wir uns noch stärker auf das Thema Präventivmedizin ausrichten müssen, dass wir nicht ausschließlich auf Einsatzversorgung, auf Kuration, auf Behandlung fokussieren, sondern dass wir noch mehr als bisher die Möglichkeiten nutzen, die wir haben, um bereits im Vorfeld im Sinne der Gesunderhaltung der Soldatinnen und Soldaten tätig werden. Dazu müssen wir sicherlich noch sehr viel mehr auch den Datenpool nutzen, den wir haben, z. B. im Bereich des Wehrmedizinalstatistischen Institutes; die Auswertung der Einsätze und das Thema Traumaregister sind wichtige Bereiche, in denen wir unbedingt weiterkommen müssen. Ich denke, dass wir auch bei der Weiterentwicklung unserer Institutslandschaft mehr Gewicht auf diesen Aspekt der Präventivmedizin legen müssen. Da sind wir aber auf einem guten Weg. Ich sagte ja eingangs schon, dass wir gerade dabei sind, die Institutslandschaft insgesamt noch einmal konzeptionell neu auszurichten und zu hinterlegen. Der Aufbau eines Instituts für Präventivmedizin in der neuen Struktur spricht ja schon dafür, dass der Gedanke in Zukunft viel stärker Fuß fassen wird, als das in der Vergangenheit der Fall war. Dann denke ich, dass wir stärker als bisher auf die Vernetzung aller unserer Systemfähigkeitsträger achten müssen, also insbesondere Bundeswehrkrankenhäuser, Regimenter, regionale Sanitätseinrichtungen. Auch da ist ein wichtiger Schritt gemacht mit der künftigen Einrichtung von sogenannten Ausbildungssimulationszentren, in denen wir in der Vorbereitung auf die Einsätze die fachliche Ausrichtung der Bundeswehrkrankenhäuser und die mehr einsatzorientierte Ausrichtung der Regimenter stärker nutzen werden. Ich bin überzeugt, dass diese stärkere Vernetzung aller Fähigkeitsträger uns da helfen wird, insgesamt auch besser zu werden. Ich glaube, dass wir in der Vergangenheit manchmal zu sehr nebeneinander und nicht miteinander gearbeitet haben. Dann meine ich, dass wir uns auch noch stärker international vernetzen müssen. Das ist ja teilweise in den Einsätzen schon geschehen, da arbeiten wir mit vielen Partnernationen bereits zusammen. Es gibt sehr gute Ansätze, auch MOUs abzuschließen mit unterschiedlichen Nationen auf verschiedensten Gebieten und nicht nur, was die Zusammenarbeit in den Einsätzen betrifft. Die DHSC (Deployment Health Surveillance Capability) beispielsweise, die hier in München zunächst als Teil des Sanitätsamtes aufgestellt worden ist, ist jetzt dem NATO Kompetenzzentrum in Budapest zugeordnet worden. Auch auf dem Gebiet des medizinischen ABC-Schutzes, wo wir einiges zu bieten haben, gibt es sehr gute Ansätze der internationalen Zusammenarbeit. Unser Inspekteur hat bei seinen ersten Reisen im Ausland ja auch die Kontakte intensiviert und ist sehr daran interessiert, dass wir uns hier besser als bisher aufstellen, um die Fähigkeiten der einzelnen Nationen für die Einsätze besser miteinander verknüpfen, aber auch für die Weiterentwicklung hier zu Hause besser nutzen zu können. Ein weiteres wichtiges Thema, das auch schon seit längerer Zeit erkannt ist, ist das berufliche Selbstverständnis, mit dem wir uns dringend auseinandersetzen müssen. Auch das gehört aus meiner Sicht zu der fachlichen Weiterentwicklung des Sanitätsdienstes, denn ohne ein gemeinsames Verständnis, wie wir uns selber sehen, sowohl in den Einsätzen, als auch hier zu Hause, in den unterschiedlichen Laufbahnen, in den unterschiedlichen fachlichen Bereichen, bis hin zu Fragen der Ethik im Einsatz oder der Ethik des Einsatzes – ohne dass wir uns diese Fragen stellen und beantworten, wird es kaum möglich und zielführend sein, den Sanitätsdienst auch zukunftsfähig auszurichten. Und nicht zuletzt ist das ein ganz wichtiger Aspekt, auch was die Bindung des Personals und Gewinnung von neuem Personal angeht.

WM: Herr Generalarzt, diese Themen versucht die Zeitschrift WEHRMEDIZIN UND WEHRPHARMAZIE auch durch die unterschiedlichen Artikel abzubilden. Haben Sie einen Wunsch, wie wir Ihre Vorstellungen, Ihre Ideen besser unterstützen können? Sollen wir mehr über andere Themen berichten, damit genau diese noch mehr im Fokus stehen?

GStArzt Dr. Pracht: Einmal ist Information insgesamt ungeheuer wichtig, gerade in diesem Prozess der Neuausrichtung. Dieser Prozess wird nicht gelingen, wenn wir nicht die Mitarbeiter auch in der Form mitnehmen, dass wir sie darüber informieren, dass wir ihnen erklären, was passiert. Von daher ist die Zeitschrift WEHRMEDIZIN UND WEHRPHARMAZIE aus meiner Sicht auch eine wichtige Plattform, über die man diese Informationen vermitteln kann. Nach allem, was ich weiß, wird sie auch sehr breit im Sanitätsdienst wahrgenommen und gelesen. Von daher hätte man auch das richtige Medium, um die Informationen weiterzugeben, vor allem mit den richtigen Adressaten. Ich denke, nachdem was ich vorhin auch gesagt habe, könnte man vielleicht noch ein bisschen mehr als in der Vergangenheit den Bereich Regionale Sanitätseinrichtungen und Regimenter zu Wort kommen lassen. In der Vergangenheit wurde regelmäßig über die Bundeswehrkrankenhäuser berichtet, es gab Schwerpunkte mit Berichten über die Institute oder auch über die Sanitätsakademie. Was ich ein bisschen vermisst habe, ist einmal ein Schwerpunkt „Basisversorgung im Inland“ oder auch eine etwas intensivere Berichterstattung über Auftrag und Aufgaben der Regimenter, dies auch in dem Sinne, den ich vorhin angesprochen habe, nämlich der stärkeren Vernetzung der Fähigkeitsträger. Ich glaube, dass man da ein bisschen mehr tun könnte. Ich erwarte auch ein bisschen Unterstützung der Zeitschrift in diesem Prozess der Neuausrichtung der Bundeswehr, indem auch auf diesem Wege sehr bald über die neu aufgestellten Führungsstrukturen berichtet wird, erste Erfahrungen kommuniziert werden können und hier auch dargestellt werden kann, wie die fachlichen Aufgaben, die gerade jetzt aus dem Sanitätsamt in die neue Kommandostruktur überführt werden müssen, künftig wahrgenommen werden, wie sie in der neuen Struktur verortet sind und wie wir es schaffen und sicherstellen, dass diese fachlichen Schwerpunkte auch weiterhin das Gewicht haben, das ihnen zukommt. Vielleicht kann die Zeitschrift auch ein bisschen mehr Plattform sein für kontroverse Diskussionen. Ich hatte vorhin das Thema berufliches Selbstverständnis angesprochen, Ethik des Einsatzes oder Ethik im Einsatz. Auch da hat es bereits einzelne Artikel gegeben, das ist mir wohl bewusst, aber vielleicht könnte man hier auch unterschiedliche Positionen stärker zu Wort kommen lassen, um die Diskussion, die wir im Sanitätsdienst dringend führen müssen, auch auf diesem Wege anzustoßen und voran zu bringen.

WM: Herr Generalarzt, diese Anregungen nehmen wir gerne auf. Es ist auch ein Anliegen der Redaktion, hier aktuell und kontrovers diskutieren zu lassen. Das ist nicht immer bequem, aber durchaus zielführend. Zum Abschluss dieses Gespräches noch eine ganz persönliche Frage: Was wünscht sich ein Amtschef für die neue Struktur im Sanitätsdienst, für die neue Sanitätsakademie, und natürlich für sich selbst?

GStArzt Dr. Pracht: Ich fange mal mit der Sanitätsakademie der Zukunft an. Das ist ja die Einrichtung, die hier am Standort München verbleiben wird, auch in der künftigen Struktur des Sanitätsdienstes, die hin und wieder auch als Folgestruktur des Sanitätsamtes gesehen wird, was aber so nicht ganz richtig ist. Wir haben ja vorhin schon festgestellt, dass viele Fachaufgaben sich im neuen Kommando Sanitätsdienst wiederfinden werden, was absolut richtig ist, denn der Inspekteur braucht ja auch in Zukunft als Inspekteur und Befehlshaber in diesem neuen Kommando die Fachexpertise, die die Abteilungen des Sanitätsamtes bisher von München aus dem Führungsstab zur Verfügung gestellt haben. Das wird sicherlich auch den größten Teil der Überleitung bisheriger Aufgaben des Amtes in die neue Struktur ausmachen. Teile werden sich jedoch auch in der neuen Akademie wiederfinden. Ich wünsche mir aber insgesamt für die Akademie ein völlig neues und erweitertes Profil. Das bilden auch die Überlegungen ab, die in einer der Projektgruppen, die der Inspekteur im letzten Jahr eingesetzt hat, schon angestellt worden sind und die wir jetzt noch einmal zusammengefasst und weiterentwickelt und dem Inspekteur als Grundlage für die Neuausplanung der Akademie vorgeschlagen haben. Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir über die Lehre hinaus, die im Moment Hauptauftrag der Sanitätsakademie ist, durch die Zusammenführung mit der Grundlagenarbeit für die Ausbildung, mit den Bereichen Forschung und Wissenschaften, mit der Einsatzauswertung und der Weiterentwicklung das Profil der Akademie deutlich stärken und erweitern. Ich denke, dass die Akademie sich ein bisschen befreien muss von Anteilen, die aus meiner Sicht eigentlich nicht in eine akademische Ausbildungseinrichtung gehören oder die besser in Bundeswehrkrankenhäusern, in den Regimentern oder in den vorhin schon angesprochenen Ausbildungssimulationszentren aufgehoben sind. Zum Beispiel die Themen ATLS, PHTLS, aber auch Schießausbildung oder insgesamt die „grüne Ausbildung“, die zu großen Teilen jetzt noch an der Sanitätsakademie selber durchgeführt wird. Ich meine, dass die Akademie sich stärker auf den akademischen Ausbildungsauftrag konzentrieren muss für Offiziere und Unteroffiziere und dass die Akademie stärker als bisher wieder prägen muss im Sinne der Corporate Identity für das angehende Sanitätspersonal, sowohl für Offiziere als auch für Unteroffiziere. Dieses Prägen meine ich aber nicht unbedingt im Sinne einer Truppenschule des Sanitätsdienstes, sondern eher im Sinne der früheren Pépinière, wo man als Teilnehmer an den Ausbildungen wirklich auch berufliches Selbstverständnis vermittelt bekommt. Die Zusammenführung mit den Bereichen der Weiterentwicklung, der Forschung und der Einsatzauswertung ist aus meiner Sicht ein ganz, ganz wichtiger und guter Schritt, weil wir damit eben Erfahrung sammeln, Erfahrung auswerten und Erfahrung vermitteln zusammenführen können. Insofern verspreche ich mir von den neuen Strukturen, dass uns da ein wichtiger Fortschritt gelingt.

Für den Sanitätsdienst insgesamt wünsche ich mir, dass er weiter seine Bedeutung im Rahmen des Gesamtauftrages der Streitkräfte behält und auch entsprechend wahrgenommen wird. Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, den Zentralen Sanitätsdienst als Organisationsbereich zu erhalten, weil ich davon überzeugt bin, dass nur in dieser Form der Auftrag, insbesondere der sanitätsdienstlichen Einsatzunterstützung, auch weiterhin auf hohem Niveau sichergestellt werden kann. Ich denke, dass es auch bei der jetzigen Neuausrichtung recht gut gelungen ist, der Bedeutung des Sanitätsdienstes gerecht zu werden. Ein großer Nachteil ist sicherlich, dass der Hauptprozess "Gesundheitsversorgung" überhaupt nicht im Ministerium abgebildet ist und auch ansonsten Fähigkeits- und Kompetenzträger des Sanitätsdienstes in dieser Funktion nur rudimentär in dem neuen Ministerium vertreten sind. Da hätte man sich etwas mehr Präsenz auch der fachlichen Beratung und Kompetenz gewünscht, aber ich denke, dass mit der Struktur des Organisationsbereiches, insbesondere mit der Führungsstruktur, die richtigen Schritte gemacht sind in die Zukunft des Sanitätsdienstes.

Für mich persönlich wäre es wichtig, dass wir endlich wieder einmal von der Diskussion wegkommen, ob Ärzte auch etwas anderes tun dürfen als Spritzen geben und Salben auftragen. Wir müssen es schaffen, im Sinne der Ministervorgabe auch im Sanitätsdienst Kompetenz, d. h. medizinischen Sachverstand, und Verantwortung in Führung und Management des Sanitätsdienstes zusammenzuführen. Ich glaube, dass diese Diskussion, die in manchen Bereichen leider immer noch geführt wird, uns nicht weiterbringt, dass wir uns stärker auf die Fachaufgaben konzentrieren und stärker an der fachlichen Weiterentwicklung und Ausrichtung des Sanitätsdienstes arbeiten müssen. Für mich selbst? Na ja, es ist immer schwierig, solche sehr persönlichen Wünsche zu äußern. Für mich selbst würde ich mir wünschen, dass ich auch in Zukunft an entscheidender Stelle mit dazu beitragen kann, dass der Sanitätsdienst sich in die richtige Richtung weiterentwickelt und auch in Zukunft seinen Auftrag zum Wohl unserer Soldatinnen und Soldaten erfüllen kann.

WM: Herr Generalarzt, das wünschen wir Ihnen seitens der Redaktion ebenfalls. Ganz herzlichen Dank für die offenen, sehr klaren und sehr deutlichen Worte und für Sie persönlich weiterhin alles Gute!

 

Datum: 01.10.2012

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2012/3

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