„Unverändert gilt: Effektivität und Robustheit bleiben handlungsleitend!“
Interview mit Oberstapotheker Arne Krappitz, Leitender Apotheker der Bundeswehr
Andreas Hölscher
WM: Sehr geehrter Herr Oberstapotheker, das letzte Interview mit Ihnen haben wir vor fünf Jahren geführt und erschien in der Ausgabe I / 2020. Welche Ereignisse in diesem Zeitraum hatten den größten Einfluss auf Ihren Verantwortungsbereich?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Damals standen wir am Beginn der COVID-19 Pandemie mit all ihren Implikationen und Auswirkungen sowohl auf jeden Einzelnen, aber auch auf den Staat, die Bundeswehr und insbesondere auch auf den Sanitätsdienst und damit auch auf die Wehrpharmazie. Zwei Jahre später folgte dann der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, ebenfalls mit richtungsweisenden Konsequenzen für die Staatengemeinschaft und damit natürlich auch wieder für die Bundeswehr und für uns. Insbesondere diese beiden Ereignisse haben zur aktuellen Reorganisation der Bundeswehr und zur Bildung eines neuen Unterstützungsbereiches geführt. Ich werde sicher im Verlaufe des Interviews noch darauf eingehen, wie wir unsere wehrpharmazeutischen Fähigkeiten in der neuen Struktur abbilden. In jedem Fall passt die Überschrift vom letzten Interview („Rückbesinnung auf Effektivität und Robustheit“) auch heute noch und sie war handlungsleitend für unsere Planungsüberlegungen.
WM: Spannen wir den Bogen noch etwas weiter. Sie sind jetzt seit mehr als elf Jahren im Amt als Inspizient Wehrpharmazie bzw. als Leitender Apotheker der Bundeswehr. Was hat es mit der Umbenennung auf sich und welche Leistungen und Errungenschaften in dieser Zeit sind hier besonders hervorzuheben?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Zum Amtsantritt am 1. Dezember 2013 hatten wir ganz andere Rahmenbedingungen. Damals hatten wir gerade die Struktur eingenommen, von der wir uns jetzt aktuell wieder verabschieden. Die „Umbenennung“ erfolgte im März 2015, es war aber keine reine Umbenennung. Vielmehr wurde dem Leitenden Apotheker der Bundeswehr (LtdApBw) neben den bisherigen Inspizierungsaufgaben, die dieser im Übrigen auch weiterhin wahrnimmt, zusätzlich die fachliche Leitung des gesamten Bereichs der Wehrpharmazie übertragen. Hierzu hat er die Eigenschaften eines Fachvorgesetzten gemäß § 3 Vorgesetztenverordnung im besonderen Bereich der Wehrpharmazie erhalten und seine Stellung und Verantwortung wurden deutlich gestärkt. Bezüglich der Errungenschaften ist natürlich nur eine exemplarische Darstellung weniger ausgewählter Beispiele möglich, da wir ja von einem sehr langen Zeitraum sprechen und die Wehrpharmazie darüber hinaus ein sehr breit gefächertes Aufgaben- und Fähigkeitsportfolio umfasst – ich erinnere noch einmal an unsere drei Säulen: die Pharmazie, die Lebensmittelchemie und die Sanitätsmateriallogistik (SanMatLog). Darüber hinaus sind Sanitätsstabsoffiziere Apotheker (SanStOffzAp) auch an wichtigen Entwicklungen in anderen Bereichen beteiligt, zum Beispiel in der Planung, der Rüstung und Beschaffung oder der Einführung von IT in unseren Sanitätsdienst. Herausragend waren sicherlich die Leistungen, die im Zusammenhang mit der Bewältigung der COVID-19 Pandemie standen: die Verteilung der Impfstoffe zur Versorgung der Gesamtbevölkerung durch das Versorgungs- und Instandsetzungszentrum Sanitätsmaterial (VersInstZ SanMat) Quakenbrück als dem zentralen deutschen Vertriebspunkt sowie die Bereitstellung von Antikörperpräparaten und anderem wichtigen Sanitätsmaterial durch das Sanitätsmateriallager Epe, beides als gesamtstaatliche Aufgabe in Amtshilfe für das BMG. Auch die sehr umfangreichen Beschaffungen – u. a. von Persönlicher Schutzausrüstung – durch das BAAINBw sind hier zu nennen.
Ein weiterer Meilenstein war die Etablierung einer Konsiliargruppe „Klinische Pharmazie“ sowie umfangreiche Weiterentwicklungen im Bereich der klinisch-pharmazeutischen Dienstleistungen. Auch die Entwicklung einer Fähigkeit zur bundeswehreigenen Herstellung von einsatzwichtigen Autoinjektoren und die Aufnahme des Projektes „Neue Herstellungsstätte für wehrmedizinisch relevante Arzneimittel und weiteres Sanitätsmaterial“ in das Planungsportfolio sind überaus wichtige Fortschritte im Hinblick auf die Versorgung unserer Soldatinnen und Soldaten mit einsatzwichtigen Arzneimitteln. Last but not least möchte ich die Etablierung einer neuen Beschaffungsorganisation mit der Abbildung der zentralen Bedarfsträger- und -anfordererrolle für handelsübliches und marktverfügbares Sanitätsmaterial in (Eigen-)Verantwortung des Sanitätsdienstes nennen.

der WM, und Rainer Krug, Chefredakteur des cpmFORUM
WM: Sie sprachen die Klinische Pharmazie bereits an. Wir haben den Eindruck, dass sich gerade im Bereich der Krankenhauspharmazie sehr viel getan hat. Können sie die wesentlichen Entwicklungen und den Benefit für die Patientenversorgung noch einmal kurz skizzieren?
Oberstapotheker Arne Krappitz: In der Tat ist die Entwicklung in diesem Bereich insbesondere in den letzten gut zehn Jahren eine echte Erfolgsstory, an deren Ende immer der Patient bzw. die Patientin profitiert. Insbesondere die unterschiedlichen klinisch-pharmazeutischen Dienstleistungen haben unmittelbare positive Auswirkungen auf die Patientensicherheit. Durch das Mitwirken klinisch tätiger Apothekerinnen und Apotheker auf den Stationen – z. B. im Bereich des Medikationsmanagements – werden diese Teil der therapeutischen Teams und tragen mit ihrer Fachexpertise signifikant zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei. Auch die Umsetzung von Maßnahmen des „Antibiotic Stewardships“ sowie der Empfehlungen aus dem „Therapeutischen Drug Monitoring“ gewährleisten die optimale antibiotische Therapie für den Patienten – reduzieren darüber hinaus aber auch den übermäßigen Einsatz von Breitspektrumantibiotika. Ein weiteres Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Klinikalltag sind die „Arzneimittelkommissionen“, in denen SanStOffzAp einen wesentlichen Anteil an der evidenzbasierten Arzneimittelauswahl haben. Hierbei sind therapeutische und pharmakologische – aber auch pharmakoökonomische – Aspekte angemessen zu berücksichtigen. Schließlich möchte ich noch die Einführung der patientenindividuellen Arzneimittel-Verblisterung („Unit Dose“) sowie eines geschlossenen Medikationsmanagements („Closed Loop Medication Management“) am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg nennen, was ebenfalls zu einer Erhöhung der AMTS, aber auch zu einer Entlastung des Pflegepersonals führt. All dies wird in dem entsprechenden Fachartikel in diesem Heft noch einmal plakativ dargestellt.
WM: Der Bereich der Lebensmittelchemie ist in der Wahrnehmung häufig nicht so präsent. Wird man dieser Säule der Wehrpharmazie damit gerecht?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Selbstverständlich nicht – im Gegenteil sind die Fähigkeiten im Bereich der Lebensmittelüberwachung und -untersuchung wichtiger denn je, sei es wegen zunehmender hybrider Bedrohungen oder im Rahmen des Gesundheitsschutzes in einem LV-/BV-Szenario. Die Manipulation der Trinkwasserversorgungsanlage in der Liegenschaft Köln-Wahn im August des letzten Jahres hat uns dies deutlich vor Augen geführt. Auch hier möchte ich auf den Artikel in diesem Schwerpunktheft hinweisen. Dieser beschreibt eindrucksvoll den Paradigmenwechsel weg von der Bestimmung von Einzelparametern an Routineproben hin zu modernen Untersuchungsmethoden, die möglichst viele Analyten in kurzer Zeit hinreichend sensitiv und mit geringem apparativem Aufwand erfassen (Non-Target-Analytik). Gerade im militärischen Kontext kann damit schnell die Frage beantwortet werden, ob ein Lebensmittel verzehrfähig ist und ein Gesundheitsrisiko für die Truppe ausgeschlossen werden kann. Der Artikel enthält nicht nur die notwendigen Begriffsdefinitionen von Food Safety über Food Defense bis zu Food Intelligence, sondern stellt die Bedeutung sicherer Lebensmittel als Auftrag gesamtstaatlicher Daseinsvorsorge dar. Wir müssen daher vorhandene zivile und militärischer Strukturen enger verzahnen sowie bestehende Netzwerke und Plattformen weiterentwickeln. Sichtbarer Ausdruck als Antwort auf die neuen Herausforderungen ist die Aufstellung weltweit einsetzbarer Probenahmeteams, z. B. am Zentralinstitut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZInstSanBw) in München.
WM: Die Versorgung der Streitkräfte mit Arzneimitteln und Medizinprodukten bleibt bei aller Wichtigkeit der anderen Teilbereiche der Wehrpharmazie sicherlich die umfänglichste und wohl auch forderndste Aufgabe. Wie wollen Sie den Spagat zwischen einer effizienten Versorgung im Grundbetrieb und einer resilienten Versorgung in einem LV-/BV-Szenario bewerkstelligen?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Natürlich steht die möglichst reibungslose Versorgung unserer Soldatinnen und Soldaten, aber auch z. B. der zivilen Patientinnen und Patienten in unseren Bundeswehrkrankenhäusern, besonders im Fokus – daran werden wir zu Recht gemessen. Um das zu bewerkstelligen, müssen wir uns aller Handlungsmöglichkeiten für eine friktionslose Deckung der unterschiedlichen Bedarfe bedienen. Dazu zählen die optimierte Beschaffung, eine angemessene Bevorratung sowie nicht zuletzt die Fähigkeit, einsatzwichtige und wehrmedizinisch besonders relevante Arzneimittel bei Bedarf selbst herstellen zu können. Schließlich sind auch wir von den zivilen Liefer- und Versorgungsengpässen betroffen. In diesem Zusammenhang sind außerdem noch die Instandhaltungskapazitäten für Sanitätsgerät zu nennen. Eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende und effiziente Versorgung ist eine konsequente Standardisierung der verschiedenen Artikelspektren einschließlich deren kontinuierlicher Pflege. Dies hat nicht nur logistische und wirtschaftliche Vorteile, sondern erhöht am Ende auch die Anwender- und damit auch die Arzneimitteltherapiesicherheit. Vor besonderen Herausforderungen steht die SanMatLog natürlich im erweiterten Aufgabenspektrum der Landes- und Bündnisverteidigung. Hierfür haben wir das VersInstZ SanMat in Blankenburg besonders ertüchtigt und zu einem „LV-/BV-VersInstZ SanMat“ spezialisiert. Hauptauftrag ist die Sicherstellung der Erst- und Folgeversorgung im Landes- und Bündnisverteidigungsfall mit organisatorischer Abbildung der Versorgungselemente „Unterstützungspunkt Sanitätsdienst“ und „Basisversorgungspunkt Sanitätsmaterial“. Der entsprechende Artikel zur Einsatzlogistik des Sanitätsdienstes fasst die Erfordernisse noch einmal sehr schön zusammen und enthält auch unsere Überlegungen zur Versorgung der Brigade in Litauen mit Sanitätsmaterial.
WM: Die wichtigste Ressource für die Bewältigung all dieser Aufgaben ist das Personal. Wie sind Sie hier aufgestellt und welche Entwicklungen und Perspektiven gibt es?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Zunächst ist es mir wichtig zu betonen, dass wir hier nicht nur über ca. 250 Sanitätsstabsoffiziere Apotheker, sondern insgesamt über etwa 1.100 militärische und zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in etwa 40 Dienststellen der Bundeswehr reden, die fachlich der Wehrpharmazie zuzuordnen sind. Dabei sind wir insgesamt personell gut aufgestellt. So ist die Wehrpharmazie insbesondere auch wegen ihrer vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten durchaus attraktiv, gerade auch im Vergleich zum zivilen Bereich, mit dem wir ja auch konkurrieren. Hinzu kommen attraktive Verwendungsmöglichkeiten in weiteren Bereichen, z. B. im Personalmanagement oder in der Planung, um nur zwei Beispiele zu nennen. Daher haben wir – zumindest noch – eine gute Bewerberlage, was uns insbesondere auch bei der Auswahl zur Berufssoldatin bzw. zum Berufssoldaten bei den SanStOffz Apotheker in den letzten Jahren eine echte Bestenauslese ermöglicht hat. Sorgen bereitet mir dagegen die Situation bei unserem Assistenzpersonal, wo auch wir wie der zivile Bereich Lücken zu verzeichnen haben, z. B. bei den Sanitätsfeldwebeln Pharmazeutisch-technischer Assistent oder den Sanitätsunteroffizieren Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte. Perspektivisch müssen wir dafür sorgen, dass wir auch künftig attraktiv bleiben. Dazu gehören aus meiner Sicht nicht nur ein breites Spektrum an Verwendungsmöglichkeiten, sondern insbesondere auch gute Führung auf allen Ebenen sowie ein interessantes Angebot entsprechender Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für alle Status- und Dienstgradgruppen.

WM: Sie sprachen die Attraktivität der Laufbahn der Sanitätsoffiziere Apotheker an. Wie ordnen Sie es ein, dass es demnächst wieder einen Generalapotheker geben wird, der aber nicht in der wehrpharmazeutischen Fachlichkeit eingesetzt wird?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Sie sprechen hier die neue förderliche Verwendung von Herrn Oberstapotheker Dr. Schade als Assistant Chief of Staff J 1 bei SHAPE in Mons (Belgien) an, die nicht nur außerhalb der Wehrpharmazie, sondern auch außerhalb des Sanitätsdienstes und dem sogenannten „Bunten Bereich“ zuzuordnen ist. Ich kenne Herrn Dr. Schade bereits sehr lange und bin ihm in freundschaftlicher Kameradschaft verbunden. Seine Berufung erfüllt mich daher mit ehrlicher Freude und ich zolle ihm Respekt und Anerkennung hierfür. Er zeigt exemplarisch und in beeindruckender Weise, wozu SanStOffz Apotheker in der Lage sind. Es gibt im Übrigen etliche weitere Beispiele, wo Apothekerinnen und Apotheker in verschiedensten Bereichen außerhalb der wehrpharmazeutischen Fachlichkeit eingesetzt und sehr erfolgreich – häufig bis zur Ebene A 16 / B 3 – tätig sind. Dabei repräsentieren sie unsere Approbation in besonderem Maße und sammeln Erfahrungen, die uns wiederum zu Gute kommen – wenn sie denn zu uns zurückkehren. Die Kehrseite der Medaille ist nämlich, dass in der reinen Fachlichkeit aktuell keine Möglichkeit mehr besteht, den Spitzendienstgrad eines Generalapothekers zu erreichen, wie es jahrzehntelang selbstverständlich der Fall war. Das ist kein gutes Signal nach innen, aber natürlich auch nicht nach außen, sei es mit Blick auf unsere zivilen Standesorganisationen und Kontakte oder im Kontext mit unseren militärischen internationalen Partnern. Hier spielen wir ja bereits seit vielen Jahren eine wichtige Rolle als Lead Nation und natürlich wird einem hier auch auf die Schulter geschaut. Im Übrigen: die Wertigkeit der Aufgaben des LtdApBw wurde nie in Frage gestellt, es ging stets nur um fehlende Ressourcen. Insofern muss die Forderung nach Wiedereinführung des Spitzendienstgrades für diesen Dienstposten unverändert bestehen bleiben. Letztlich ist das auch eine Frage der Wertschätzung für das, was SanStOffz Apotheker zusammen mit ihren Teams im Rahmen ihrer wehrpharmazeutischen Tätigkeiten tagtäglich für den Sanitätsdienst der Bundeswehr und darüber hinaus leisten.
WM: Es ist in der Tat auffällig, wie viele Apothekerinnen und Apotheker an den verschiedensten Stellen im Sanitätsdienst und darüber hinaus eingesetzt und auch an wichtigen Entwicklungen beteiligt sind. Können Sie uns hier einige Beispiele nennen?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Eine wichtige Rolle spielen Apotheker z. B. seit jeher bei der Einführung und Weiterentwicklung von IT sowie der Realisierung entsprechender Teilprojekte im Sanitätsdienst der Bundeswehr. Mit der anstehenden Realisierung der beiden Projektgruppen P-338 und P-339 werden nunmehr endlich die Voraussetzungen für die Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte geschaffen. Auch im Bereich der Planung, Rüstung und Beschaffung sind viele SanStOffz Apotheker in Schlüsselpositionen eingesetzt, wo sie maßgeblichen Anteil an der zumindest in weiten Teilen exzellenten Ausstattung im Sanitätsdienst haben – auch wenn noch einiges in der Pipeline ist und der Zulauf noch aussteht. Hier ist Beharrlichkeit gefragt, eine Eigenschaft, die man den hier tätigen Kolleginnen und Kollegen durchaus zuschreiben kann. Ein weiteres Beispiel ist der Aufbau eines strategischen Controllings für den Inspekteur des Sanitätsdienstes oder die Einführung der Kosten-/Leistungsrechnung in unseren Organisationsbereich. Beides wurde ganz wesentlich von SanStOffz Apotheker mitgestaltet. Auch im Bereich des Personalmanagements sind viele Apothekerinnen und Apotheker an verschiedenen Stellen vom Personalgrundsatz bis hin zur Personalführung von Aktiven und Reservedienstleistenden sehr erfolgreich tätig. Auf die vielfältigen Aktivitäten der SanStOffz Apotheker im Bundesministerium der Verteidigung gibt der entsprechende Fachartikel in dieser Ausgabe umfassend und eindrucksvoll Auskunft.
WM: Sie hatten ja bereits auch schon am Anfang unseres Interviews den Blick nach vorne gerichtet. Wie stellt sich Ihr Bereich denn zukünftig dar und wie sind Ihre Fähigkeiten im neuen Unterstützungsbereich der Bundeswehr abgebildet?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Das ist natürlich eine sehr wichtige Frage und ich will versuchen, einige ausgewählte Aspekte kurz in komprimierter Form im Top Down Ansatz zu skizzieren. Zunächst werte ich es als Erfolg, dass wir den Dienstposten des LtdApBw direkt beim Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) im neuen Unterstützungskommando der Bundeswehr in Bonn – ohne zusätzliche Wahrnehmungsfunktion (wie bisher) – etablieren konnten. Das wird die Visibilität sowie die Aufgabenwahrnehmung sowohl innerhalb der Bundeswehr als auch in der Vertretung des Fachbereiches gegenüber militärischen und zivilen Einrichtungen sowie Institutionen im nationalen und internationalen Rahmen deutlich verbessern. Ebenfalls positiv werte ich die Zusammenfassung aller wehrpharmazeutischen Teilbereiche in einer Fachabteilung Wehrpharmazie im neuen, zum 1. April 2025 aufzustellenden Kommando Gesundheitsversorgung der Bundeswehr. Dies ermöglicht künftig eine konzertierte Aufgabenwahrnehmung („Wehrpharmazie aus einer Hand“), bedeutet die Schaffung einer singulären Ansprechstelle für alle Ebenen – BMVg, Unterstützungskommando und nachgeordneter Bereich – in allen wehrpharmazeutischen Belangen und führt zu Synergiegewinnen und zur Reduzierung von Schnittstellen. Die beabsichtigte Bündelung öffentlich-rechtlicher Aufgaben ist ein weiterer wichtiger Meilenstein der Reorganisation. Hierzu ist unter anderem beabsichtigt, die Zentralen Institute in München und Kiel mit ihren Außenstellen sowie die vier Überwachungsstellen für öffentlich-rechtliche Aufgaben unmittelbar der SanAkBw zu unterstellen und zu Zentren für Gesundheitsschutz weiterzuentwickeln. Der wehrpharmazeutische Schwerpunkt soll wie bisher in München bleiben. Auch die Spezialisierung der drei VersInstZ SanMat mit jeweils unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten ist hier noch zu nennen. Hier bedarf es allerdings auch einer personellen Verstärkung, anders wird eine suffiziente und resiliente Sanitätsmaterialversorgung in einem LV-BV-Szenario nicht zu gewährleisten sein.
WM: Das klingt doch alles recht zuversichtlich und zielgerichtet. Wie sieht es denn mit Ihrer persönlichen Nachfolge aus, auch im Hinblick auf Ihre internationalen Aktivitäten und die guten, über viele Jahre gewachsenen Beziehungen zu den zivilen Standesorganisationen?
Oberstapotheker Arne Krappitz: Mit Herrn Oberstapotheker Dr. Bernd Klaubert wurde ein ausgezeichneter Nachfolger gefunden, mit dem ich schon sehr lange überaus vertrauensvoll zusammenarbeite und der – nicht zuletzt auch wegen seiner Aktivitäten im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) während der COVID-19 Pandemie – bereits jetzt sehr gut mit dem zivilen Bereich vernetzt ist. Tatsächlich ist das sehr wichtig und ich konnte in meiner langen Amtszeit sehr gute und nachhaltige Beziehungen zu den zivilen Standesorganisationen und Institutionen aufbauen. Mindestens genauso wichtig ist Nachhaltigkeit und Kontinuität für Erfolge im internationalen Bereich. Hier durfte ich als Chairman der Technical Commission for Pharmacy des International Committee of Military Medicine (ICMM) und als Board Member der Military and Emergency Pharmacy Section der International Pharmaceutical Federation (FIP) die weltweite Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Militärpharmazie über ein Jahrzehnt koordinieren und mitgestalten. Mit dem 2019 auf meine Initiative hin zwischen dem ICMM und der FIP geschlossenen „Memorandum of Understanding“ (MOU) ist die weitere institutionalisierte Zusammenarbeit dieser beiden Organisationen auch für die Zukunft gesichert. Die Übernahme der internationalen Aufgaben durch meinen Nachfolger ist bereits vollzogen. Vor diesem Hintergrund ist die reibungslose Übergabe der Dienstgeschäfte und die Kontinuität in der Aufgabenerfüllung gewährleistet sowie die zielorientierte Weiterentwicklung der Wehrpharmazie in allen Teilbereichen sichergestellt.
WM: Herr Oberstapotheker, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und Ihnen persönlich alles Gute für die Zukunft nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst am 30. September 2025.
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2025
Dr. Andreas Hölscher
Chefredakteur Wehrmedizin und Wehrpharmazie