28.04.2025 •

SanStOffz Apotheker im BMVg – alles außer gewöhnlich

H. Guttenthaler et al.

Oberstapotheker Guttenthaler im Gespräch mit zivilen Experten zum
Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Gesundheitsversorgung der
Bundesweh
Herzsprungfoto_BWConsult

So vielfältig wie die Aufgaben der Sanitätsstabsoffiziere (SanStOffz) Apotheker in der Bundeswehr sind, so facettenreich ist auch deren Tätigkeit im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Sie übernehmen in mehreren Abteilungen des BMVg eine entscheidende Rolle. Ihre Tätigkeiten erstrecken sich dabei weit über die spezifischen Aufgaben der Wehrpharmazie hinaus.

Strategische Vorgaben zur Sanitätsmateriallogistik und die wehrpharmazeutische Fach- und Rechtsaufsicht – Ein ministerielles Thema, bei dem es ohne SanStOffz Apotheker nicht geht

Kernaufgaben der Wehrpharmazie auf strategischer Ebene übernehmen SanStOffz Apotheker in der Abteilung Einsatzbereitschaft und Unterstützung (EBU). Das Referat EBU III 2 wird von einem SanStOffz Apotheker geführt und verfügt über weitere fünf Dienstposten für SanStOffz Apotheker. Diese sind verantwortlich für die Erstellung strategischer Vorgaben für die Sanitätsmateriallogistik in der Bundeswehr.

Von besonderer Bedeutung ist dabei die kontinuierliche Abstimmung mit den Abteilungen Haushalt, Planung und Rüstung. Erfreuliche Früchte dieser Grundlagenarbeiten sind der erfolgreiche Aufbau eines Einsatzvorrates an Arzneimitteln und medizinischem Verbrauchsmaterial sowie eines Einsatz- und Austauschvorrates an medizinischen Geräten.

Ebenso ist die finanzplanerische Billigung einer Herstellungsstätte für pharmazeutische Produkte im vergangenen Jahr, die mit intensiver Mitwirkung der Unterabteilung V im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr erwirkt werden konnte, ein großer Erfolg. Die Einsatzvorräte und die Herstellungsstätte werden von existentieller Bedeutung für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr im Fall einer Landes- oder Bündnisverteidigung sein.

Abstimmungen mit anderen Bundesressorts, den Ländern, aber auch Unterredungen mit Wirtschaftsverbänden gehören weiterhin zum Aufgabengebiet des Referates.

Im Schwesterreferat EBU III 3 werden öffentlich-rechtliche Aufgaben im Rahmen der Eigenvollzugskompetenz der Bundeswehr insbesondere im Arzneimittel-, Apotheken-, Betäubungsmittel-, Transfusions- und Medizinprodukterecht durch einen SanStOffz Apotheker und in lebensmittelrechtlichen Angelegenheiten durch einen zivil ausgebrachten Dienstposten wahrgenommen. In seinem Zuständigkeitsbereich übt das Referat die oberste Fach- und Rechtsaufsicht im GB BMVg aus und ist hier zugleich Ansprechpartner für andere Bundesministerien sowie für die obersten Landesbehörden.

Durch die Referenten Pharmazie und Lebensmittelchemie bei EBU III 3 können die wehrpharmazeutischen Interessen des Geschäftsbereiches BMVg bei nationalen und europäischen Rechtsetzungsverfahren erfolgreich vertreten und für die Durchführung der besonderen Aufgaben der Bundeswehr wichtige und notwendige Sonderregelungen in Bundesgesetzen und Rechtsverordnungen abgebildet werden. Zudem werden durch die Hinterlegung wehrpharmazeutischer Belange in bi- und multilateralen Abkommen wichtige Beiträge zur bestmöglichen Wahrung des Gesundheitsschutzes sowie zur Wahrung der Rechtssicherheit geleistet.

Apotheker in der Abteilung Planung – Spinne im Netz

Im Referat Plg II 4 im BMVg, dem Fachreferat für die Fähigkeitsentwicklung funktionale Dimension Joint Enabling der Abteilung Planung und der Fachaufsicht über das Planungsamt, schaffen zwei SanStOffz den strategischen Rahmen, um ausgehend von den fachlichen Konzepten Fähigkeitslücken zu schließen und echte Projekte aufzulegen. Es gilt dabei den fachlichen und technologischen Fortschritt im Auge zu behalten und gleichzeitig Einsatzrealitäten zu berücksichtigen.

Zunächst wird hier für die Anerkennung der Fähigkeitslücken gesorgt. Damit verbunden ist auch eine zukünftige, zeitlich vorgegebene Bereitstellung der notwendigen Ressourcen, um diese Lücken beispielsweise durch die Beschaffung von Material schließen zu können. Im nächsten Schritt gilt es dann, die Erstellung der gesetzlich geforderten haushaltsbegründenden Unterlagen einzuleiten.

Erforderlich sind ein breites Netzwerk und eine fundierte Kenntnis aller sanitätsdienstlichen Fähigkeiten von A wie Ambulanz bis Z wie Zentrum für Medizinischen ABC-Schutz. Eine wichtige Aufgabe ist es, die Rolle des Sanitätsdienstes als ein zentraler Enabler klar zu machen, um so bei der Ressourcenallokation das Optimum für den Sanitätsdienst der Bundeswehr zu erreichen.

Intensive Kommunikation mit den Abteilungen Haushalt und Rüstung im BMVg, dem Planungsamt der Bundeswehr, dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) sowie dem Kommando Sanitätsdienst sind hier essentiell.

Auf Planung folgt Rüstung

Auch in der Abteilung Rüstung wirkt ein SanStOffz Apotheker an einer entscheidenden Stelle im BMVg: die Fachaufsicht in der Rüstung. Betrachtet man die zurückliegenden Jahre, zeigt sich, dass Inhalt und Verständnis einer Fachaufsicht über das operative Projektmanagement im Bereich Rüstung sich kontinuierlich fortentwickelt haben. Im Zuge der sogenannten „Zeitenwende“ im Zusammenhang mit dem durch Russland seit Februar 2022 gegen die Ukraine geführten Angriffskrieg ist die Bedeutung der Rüstung erheblich gewachsen und steht permanent im Fokus der politischen Leitung, des parlamentarischen Raums und der weiteren Öffentlichkeit.

Der ministeriellen Fachaufsicht kommt dabei weitaus stärker als früher die Aufgabe zu, insbesondere unter der Prämisse des handlungsleitenden Faktors „Zeit“ die möglichst verzugslose und planmäßige Realisierung von Beschaffungsprojekten sicherzustellen. Insbesondere sind in diesem Zusammenhang Beschaffungen hervorzuheben, die über das 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen finanziert werden, im BAAINBw eine priorisierte Bearbeitung erfahren und eine fortlaufende, enge Begleitung durch die Fachaufsicht erfordern.

Apotheker bei der Erfüllung des Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetzes und in der Personalentwicklung

Für SanStOffz Apotheker gibt es darüber hinaus auf ministerieller Ebene Verwendungsmöglichkeiten auch außerhalb des eigentlichen Berufsbildes. So ist beispielsweise der Dienstposten der militärischen Gleichstellungsbeauftragten (GleiBmil) des BMVg derzeit mit einer Apothekerin besetzt.

Aufgabe der GleiBmil ist die Förderung, Unterstützung und Überwachung der Umsetzung der Ziele und des Vollzugs des Gesetzes zur Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und des Soldatinnen- und Soldaten-Gleichbehandlungsgesetzes (SGleiG) im Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Dienststelle.

Die GleiBmil gehört der Dienststelle an und ist unmittelbar der Leitung des BMVg zugeordnet. Sie ist für die Leitung Beraterin „in Sachen SGleiG“. Aus diesem Grund ist sie im Rahmen ihrer Aufgabenwahrnehmung weisungsfrei und in vollem Umfang freigestellt. Ihre Benennung erfolgt für jeweils vier Jahre nach der Wahl von den Soldatinnen der Dienststelle.

In der Abteilung Personal ist derzeit ein SanStOffz Apotheker als Referatsleiter bei P II 1 tätig. Unter der Überschrift „Personalgrundsatz und -haushalt“ findet sich dort ein breites Aufgaben- und Themenspektrum von konzeptionell angelegten langfristigen Weichenstellungen bis hin zu Einzelfallentscheidungen, mit dem das Referat die gesamte Karriere der Soldatinnen und Soldaten aller Laufbahnen begleitet: Beginnend mit der Auswertung aller Auszüge aus dem Bundeszentralregister bei Einstellung oder Laufbahnwechsel über die Rahmensetzung für die Personalbindung, Beurteilung, Personalauswahl(konferenzen) vom Statuswechsel bis zur Perspektivvergabe, Verwendungsentscheidungen, die Ausgestaltung der Dienstleistung, sei es in Teilzeit oder mit Beurlaubungen, bis hin zur Zurruhesetzung. Dazu hält das Referat nicht nur etwa drei Dutzend einschlägige Regelungen, sondern gestaltet auch maßgeblich die entsprechenden Gesetze und Verordnungen mit. Außerdem gehört auch die Titel- und Planstellenbewirtschaftung für nahezu alle Soldatinnen und Soldaten mit einem jährlichen Haushaltsvolumen von knapp 10 Milliarden Euro zum Tätigkeitsfeld.

In all diesen Aufgaben sind SanStOffz Apotheker in der Arbeit des BMVg unverzichtbare Experten, die mit ihren vielfältigen Fähigkeiten und besonderen Kenntnissen meist geräuscharm, aber wesentlich zur Funktion des Hauses beitragen.


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