01.12.2008 •

Die Ausbildung nicht aktiver Stabsoffiziere für die zivil-militärische Zusammenarbeit

Mit Auflösung aller Verteidigungsbezirkskommandos Mitte 2007 und der gleichzeitigen Abstützung auf Reservisten für die Belange der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) in der Fläche, begann in Deutschland eine Ära, die auch motivierten Reservisten im Sanitätsdienst der Bundeswehr die Möglichkeit eröffnet, sich in einem der neu geschaffenen 31 Bezirksverbindungskommandos (BVK) oder den heute 410 Kreisverbindungskommandos (KVK) weiterhin aktiv für die Bundeswehr zu engagieren. Attraktiv wurde dieses neue Betätigungsfeld nicht zuletzt auch dadurch, dass durch die zeitgleich vollzogene Auflösung der Reservelazarettorganisation für viele Reservisten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr der gewohnte Bezug zur Truppe wegfiel und sie auf der Suche nach einer neuen militärischen Heimat im Bereich der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit fündig wurden.

Die Verbindungskommandos bestehen jeweils aus 10 bis 12 Reservisten, an deren Spitze der „Beauftragte der Bundeswehr für die ZMZ“ (BeaBwZMZ), ein Oberstleutnant oder Oberst der Reserve steht. Für alle Fragen des Gesundheitswesens sowie der sanitätsdienstlichen Unterstützung stehen dem BVK/KVK ein Sanitätsstabsoffizier der Reserve sowie ein Sanitätsfeldwebel, die durch das zuständige Sanitätskommando geführt werden und im Einsatz dem Leiter des BVK/KVK unterstehen, zur Verfügung. Für die Wahrnehmung der Funktion des „Beauftragten Sanitätsstabsoffiziers in der ZMZ für das Gesundheitswesen“ (BeaSanStOffzZMZGesWes) ist eine fundierte Ausbildung von besonderer Bedeutung. Ebenso ist eine adäquate Ausbildung für den Sanitätsfeldwebel in der ZMZ (SanFw ZMZ) unerlässlich, da dieser den BeaSanStOffz - ZMZGesWes in seinen Aufgaben unterstützt und ihn im Rahmen der Schichtfähigkeit vertreten muss.
Neue Lehrgänge für die Belange der ZMZ im Inland wurden konzipiert, gleichzeitig wurden bereits bestehende Lehrgänge und Ausbildungs einrichtungen evaluiert und soweit erforderlich für Reservisten zugänglich gemacht.
Ziel der Ausbildung ist, alle Reservisten im Team BVK/KVK gleichermaßen gut zu qualifizieren und seit 2007 im Rahmen einer 4-phasigen ZMZ-Basisausbildung für ihr neues Betätigungsfeld vorzubereiten.

Tab. 1: Ausbildungsabschnitt

Phase 1

Eintägige Einweisung des BeaBw -ZMZ sowie des
BeaSanStOffzZMZGesWes im territorial zuständigen
Landeskommando (LKdo) bzw. im zuständigen
Sanitätskommando (SanKdo)

Phase 2
- Teilnahme aller Stabsoffiziere im BVK/KVK am einwöchigen
   „Stabsdienstlehrgang für BeaBwZMZ im BVK/KVK“ an der
   Stabsdienstschule (FJg/StDstBw) in Sonthofen. 
- Ausbildung/Einweisung der Portepeeunteroffiziere (Uffz m.P.)
  der Reserve für den Einsatz im BVK/KVK durch das zuständige LKdo
 
Phase 3
Teilnahme aller Stabsoffiziere im BVK/KVK am Seminar „ZMZ-Inland“
an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallvorsorge und
Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr/ Ahrweiler
 
Phase 4
Regionaleinweisung (3 Tage für alle Stabsoffiziere, 2 Tage für
alle Uffz m.P.) im regional zuständigen LKdo bzw. SanKdo
 

 

Nach Abschluss der Phasen 1, 2 und 4 erfolgt die Zuerkennung der Tätigkeitsbezeichnung „Verbindungsstabsoffizier in der ZMZ“ (Verb- StOffzZMZ) bzw. „Verbindungsfeldwebel in der ZMZ“ (VerbFwZMZ) durch das zuständige Landeskommando bzw. Sanitätskommando. Nach Auswertung erster Lehrgangsergebnisse sowie den Erfahrungen aus der ZMZ wurden bzw. werden die bestehenden Ausbildungsgänge derzeit überarbeitet und beginnend in 2009 den aktuellen Erfordernissen in der ZMZ angepasst.
So wurde das ursprünglichen als Phase 2 ausgeworfene Selbststudium bereits jetzt schon ersatzlos gestrichen. Den beorderten Reservisten wird stattdessen zeitnah die Zugriffsmöglichkeit auf eine internet-gestützten ZMZ-Datenbank ermöglicht werden. Auch ist beabsichtigt, dass alle Uffz m.P. im BVK/KVK anstelle einer internen Ausbildung im LKdo (Phase 2, neu) an einem einwöchigen „Stabsdienstlehrgang für Reservisten im BVK/KVK“ an der Stabsdienstschule der Bundeswehr in Sonthofen bzw. ab 2009 in Hannover teilnehmen. Ergänzend und parallel zu den o.a. Ausbildungsphasen werden die Reservisten des Sanitätsdienstes im BVK/KVK künftig durch einen zusätzlichen einwöchigen Lehrgang an der Sanitätsakademie der Bundeswehr für ihre sanitätsdienstliche Aufgabe in der ZMZ ausgebildet. Ziel des Lehrganges ist, dem Sanitätsstabsoffizier sowie Sanitätsfeldwebel der Reserve das umfangreiche Einsatz- und Fähigkeitsspektrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr näher zu bringen. Nach Abschluss dieses Lehrganges sowie der vorher beschriebenen Ausbildungsphasen 1, 2 und 4 erhalten die Reservisten des Sanitätsdienstes zusätzlich die Tätigkeitsbezeichnung „Beauftragter Sanitätsstabsoffizier in der ZMZ im Gesundheitswesen“ (BeaSanStOffzZMZGesWes) bzw. „Sanitätsfeldwebel in der ZMZ“ (SanFwZMZ). Für den Lehrgang ZMZ Inland an der AKNZ stehen leider nur begrenzte Ausbildungskapazitäten zur Verfügung, weil hier auch ziviles und aktives militärisches Personal ausgebildet wird. Da mitunter lange Wartezeiten für eine Teilnahme in Kauf genommen werden müssen, wird er nicht als „Showstopper“ für die ATN Vergabe gewertet. Aufgrund seiner inhaltlichen Gestaltung und der Gelegenheit zur Netzwerkbildung mit Verantwortungs- und Wissensträgern aus allen Bereichen des Katas trophenschutzes bleibt er jedoch trotzdem ein elementarer Baustein der aufgabengerechten Ausbildung der beorderten Soldatinnen und Soldaten in der ZMZ im Inland.

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Außerdem ist vorgesehen, allen BeaSan- StOffzZMZGesWes die Möglichkeit zu eröffnen, ihr medizinisches Fachwissen durch Teilnahme am Lehrgang „Medizinischer ABCSchutz“ für ihre Tätigkeit im BVK/KVK gewinnbringend zu erweitern.
Darüber hinaus haben interessierte Reservisten bereits heute die Möglichkeit, sich u.a. für ihre „Beratertätigkeit“ in der ZMZ weiterzubilden. Ausgewählte Lehrgangs- und Seminar angeboten, wie beispielsweise das Seminar „ZMZ Inland und territoriale Aufgaben im Sanitätsdienst“ an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, vermitteln wichtige Erkenntnisse aus und für die Praxis - Wissen, das insbesondere im Konsens mit anderen Lehrgangsteilnehmern und deren persönlichen Erfahrungen für die jeweilige praktische Umsetzung in der Zivil Militärischen Zusammenarbeit im Inland von besonderer Bedeutung ist.
Die Bewältigung von Großschadensereignissen sowie Hilfeleistungen der Bundeswehr bei Naturkatastrophen oder besonders schweren Unglücksfällen erfordert von der Bundeswehr und den zivilen Bedarfsträgern beiderseitiges eng aufeinander abgestimmtes Handeln. Umso wichtiger ist, dass die Instrumentarien der Zivil Militärischen Zusammenarbeit funktionieren und jeder im Team weiß, was er zu tun hat und welche Unterstützungsmöglichkeiten bestehen. Den Reservisten im BVK/KVK und insbesondere dem Beauftragtem Sanitätsstabsoffizier und seinem Sanitätsfeldwebel wird durch das neue und abgestimmte Ausbildungs angebot das notwendige Handwerkszeug gegeben, um den Herausforderungen der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit gut gewappnet entgegentreten zu können.

Datum: 01.12.2008

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2008/4

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