Das Betreuungskonzept für Sanitätsoffizieranwärterinnen und -anwärter am Studienstandort Hamburg
Aus dem Bundeswehrkrankenhaus Hamburg (Kommandeur Generalarzt Dr. med. J. Hoitz)
SanOA-Laufbahn
Die Sanitätsoffizieranwärterinnen und -anwärter (SanOA) der Bundeswehr durchlaufen ein sechsjähriges Medizinstudium an vielen zivilen Hochschulen ausgerichtet am föderalen Bildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland, entsprechend angepasste Studienzeiten in den Fächern Zahnmedizin, Pharmazie und Lebensmittelchemie. Für den Zeitraum des Studiums sind die SanOA beurlaubt, das heißt vom normalen Dienstalltag freigestellt und an universitätsnahe Betreuungsdienststellen (BetreuDstSt) gebunden. Die genauen Modalitäten dieses besonderen Dienstverhältnisses sollen am Beispiel des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg am Studienstandort Hamburg veranschaulicht werden.
Studienstandort Hamburg
Die Laufbahn der SanOA nimmt in ihrer Organisations- und Ablaufstruktur eine besondere Position in den Streitkräften der Bundeswehr ein. Anders als ihre truppendienstlichen Offizieranwärter Kameraden und Kameradinnen findet die fachliche Ausbildung an einer zivilen Hochschule statt. Hierzu wird der SanOA für die Dauer des Studiums vom Dienstherren beurlaubt und somit vom regulären Dienstbetrieb der Bundeswehr freigestellt. Dies stellt sowohl die Studierenden als auch den Dienstherren vor eine besondere und weitestgehend einmalige Situation in Fragen der Personal- und Disziplinarführung innerhalb der Bundeswehr.Nach Vergabe ihres Studienplatzes und nach Ablauf der militärischen Basisausbildung werden die SanOA bundesweit durch die verschiedenen Einrichtungen der regionalen Sanitätsversorgung als personalführende Dienststellen über die Dauer des Studiums betreut. Die Ausarbeitung eines entsprechenden Betreuungskonzeptes unterliegt in letzter Instanz den jeweiligen Dienststellen selbst.
Das 1958 gegründete Bundeswehrkrankenhaus Hamburg ist die größte militärische sanitätsdienstliche Behandlungseinrichtung Norddeutschlands und neben seiner Teilhabe an der öffentlichen Gesundheitsversorgung der Hansestadt, als akademisches Lehrkrankenhaus fest in die Lehrtätigkeit des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) eingebunden.
Zum umfangreichen Angebot an medizinischen Kliniken und Ambulanzen, gehört unter anderem auch eine zentrale Notaufnahme, das Rettungszentrum und die eng mit dem ansässigen ‚Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin’ (BNI) verbundene Außenstelle Bundeswehrkrankenhaus Hamburg am BNI.
Für die ca. 60 SanOA am Campus Hamburg-Eppendorf ist das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg als Betreuungsdienststelle am Studienort die erste Anlaufstelle in Personal-, Organisations- sowie Lehrgangsfragen und stellt maßgeblich die Überwachung des Studienverlaufs der unterstellten SanOA sicher. Für die SanOA wiederum ist die „vornehmste Pflicht“ während ihrer Beurlaubung zum Studium das verzugslose Absolvieren der einzelnen Studienabschnitte. Disziplinarisch geführt werden die SanOA des Studienortes Hamburg in erster Ebene durch den Leiter der Stabsgruppe und in zweiter Ebene durch den Kommandeur des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg. Den angehenden Sanitätsoffizieren steht in den Betreuungseinheiten eine besondere Struktur zur Verfügung, die Personalführung, disziplinarische Belange und vor allem studienrelevante Angelegenheiten berücksichtigt. Hierfür primär verantwortlich ist der Betreuungsoffizier, unterstützt wird er dabei regelhaft durch einen Betreuungsfeldwebel. Zu seinen Aufgaben gehört, dass er für alle SanOA am Studienort regelmäßig Veranstaltungen wie Semestertreffen durchführt, aber auch persönliche Beratungsgespräche bezüglich Studienverlauf und Studienentwicklung anbietet. Er fördert und entwickelt die Gemeinschaft der SanOA am Studienstandort mit vielfältigen sportlichen und militärisch-sanitätsdienstlichen Inhalten, aber auch mit politisch-historischen sowie kulturellen Angeboten wie beispielsweise Semesterreisen. Für den Informationsaustausch am Studienort stehen unter anderem das Internet und die Internetplattform „Das San-Netz“ zur Verfügung, allerdings legen wir in Hamburg immer besonderen Wert auf „den persönlichen Draht“ zwischen Betreuungsoffizier, Betreuungsfeldwebel und Studierenden. In den meisten Fällen hilft bei kleinen und großen Problemen das direkte Gespräch, welches in der Regel innerhalb von 24 - 48 Stunden ermöglicht wird. In einem monatlichen Infobrief seitens des Betreuungsoffiziers an die Studierenden wird regelmäßiger und aktueller Infoflow sichergestellt.
Studium in Hamburg:
Die neu zu versetzten Kameraden und Kameradinnen werden zu Beginn des Studiums bei einem gemeinsamen Abendessen durch den Betreuungsoffizier und SanOA der höheren Semester begrüßt. Hier erhalten sie erste Informationen und das jährlich aktualisierte Erstsemesterhandbuch als Leitfaden zum Studienbeginn in Hamburg. Verfasst wurde es in großen Teilen von SanOA der vorhergegangenen Semester. Hierin findet sich ein kleines Kompendium zahlreicher Themen, die den Einstieg für den Studienanfänger in das Universitätsleben erleichtern sollen. Angefangen mit einem Lageplan des Campus über Tipps zur Wohnungssuche bis hin zu Hinweisen zur Promotion und Erfahrungsberichten zu Famulaturen, Truppenpraktika und dem Praktischen Jahr.
Die SanOA aller Semester der Human-, Zahnmedizin und Pharmazie finden sich vier Mal jährlich zu Semestertreffen zusammen. Diese finden zumeist in den Räumlichkeiten des Bundeswehrkrankenhauses oder an umliegenden Standorten in Hamburg statt. Hier werden die Studierenden durch den Betreuungsoffizier regelmäßig über alle relevanten Neuentwicklungen am Standort und der Bundeswehr im Allgemeinen informiert. Neben der Besprechung organisatorischer Belange finden häufig Gäste aus den verschiedensten Sparten der Bundeswehr ihren Weg zu den Treffen, um von ihrer Arbeit und verschiedenen Tätigkeitsfeldern für Sanitätsoffiziere zu berichten. In der Vergangenheit wurden die Semestertreffen auch dazu genutzt, um die Führungsakademie in Hamburg und den Militärdekan des Bundeswehrkrankenhauses zu besuchen. Außerdem erhielten die SanOA Besuch von Arbeitsgruppen der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, des Bundesamtes für Personalmanagement aus Köln, der Sanitätsakademie oder Vertretern des SanOA e. V. Zum Ende des Sommersemesters findet traditionell das Semestergrillen und in der Vorweihnachtszeit die jährliche Weihnachtsfeier in einem etwas ungezwungeneren Rahmen statt.
Die Studierenden der Humanmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf absolvieren seit 2013 den Hamburger Modellstudiengang iMED - ‚integrierter Modellstudiengang Medizin Hamburg‘. Der frühen Integration klinischer Studienanteile wird ein hoher Stellenwert im Studium der Humanmedizin in Hamburg zugeschrieben, mit dem Ziel die Studierenden früh an praxisnahe Medizin während der Ausbildung heranzuführen. Durch frühzeitige Gesprächsführungskurse wird die Bedeutung der Arzt-Patienten-Beziehung hervorgehoben und mit Simulationspatienten die empathische Kommunikation trainiert. Insgesamt wollen die Initiatoren durch den Modellstudiengang eine verbesserte medizinische Ausbildung gewährleisten. So werden die Studierenden in drei Lernspiralen über die Normalfunktion des Körpers an die verschiedenen Fachgebiete mit ihren jeweiligen Therapiestrategien herangeführt und neben Klausuren und Testaten in mündlich-praktischen Prüfungen geprüft. Dies hat zur Folge, dass die traditionelle Unterteilung des Medizinstudiums in Klinik und Vorklinik aufgebrochen wurde. Fächer wie Biochemie oder Physiologie werden also nicht mehr geschlossen in der Vorklinik abgearbeitet, sondern in Teilbereiche differenziert und verschiedenen Leitkrankheiten oder Organsystemen zugeordnet. So werden beispielsweise Lerninhalte des Faches Physik im Block „Unfallchirurgie und radiologische Diagnostik“ oder „Strahlentherapie“ vermittelt und rekurrieren im Verlaufe des Studiums.Wie im Regelstudiengang lassen sich auch im Modellstudiengang iMED die Leistungen der drei Staatexamina im Rahmen des bundeswehreigenen Credit-Point-Systems (CPS) einbringen. Die Anrechenbarkeit bestimmter Studienleistungen musste jedoch erst überprüft und Teile des CPS überarbeitet werden, um den deutschlandweit eingeführten Modellstudiengängen gerecht zu werden. Die Erbringung von (nach wie vor berücksichtigten) Zusatzscheinen ist allerdings, um beim Beispiel des Hamburger Modellstudienganges zu bleiben, nur eingeschränkt möglich. Des Weiteren wird auch der Hochschulwechsel nach, oder von Hamburg an eine andere Hochschule durch die abweichende Studienstruktur erheblich erschwert, da dieser für gewöhnlich eine Studienverzögerung nach sich zieht und somit vom Dienstherren prinzipiell nicht genehmigt wird.
Semesterreisen:
Regelmäßig bietet sich für SanOA am Studienstandort Hamburg die Gelegenheit, an einer sogenannten Semesterreise zu ausgewählten Reisezielen teilzunehmen. So reisten Hamburger Delegationen – bis zu 12 angehende Sanitätsoffiziere – unter der Leitung des Betreuungsoffiziers in den letzten Jahren nach Ungarn, Frankeich, Israel und zuletzt in die USA.Durch Unterstützung des Kommandeurs Bundeswehrkrankenhaus Hamburg und der Organisation des Betreuungsoffiziers wird diese Chance zu militärischem Austausch mit Sanitätsoffizieranwärterinnen und -anwärtern befreundeter Streitkräfte sowie politischer und kultureller Bildung jährlich ermöglicht.
Im vergangenen Jahr flogen Hamburger SanOA in die Vereinigten Staaten und besuchten New York und Washington. In New York folgte die Delegation einer Einladung ins United Nation Headquarter (UNHQ). Der deutsche Vertreter (Military Medical Advisor) in der Medical Service Devision der UN sowie ein Vertreter des Attaché-Stabes der ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen gewährte den Delegationsteilnehmern umfangreiche Einblicke in verschiedene Projekte und den Arbeitsalltag im UNHQ. Im Sitzungssaal des Security Council hatten die SanOA die Möglichkeit, sich zu einem gemeinsamen Foto aufzustellen.
In Washington wurde die Delegation durch den German Health Foreign Liaison Officer betreut, er ermöglichte während der folgenden drei Tage des Besuches ein umfangreiches Programm. Die SanOA der deutschen Delegation lernten an der Uniformed University of the Health Science (USUSH) angehende amerikanische Sanitätsoffiziere kennen und hatten mehrfach die Gelegenheit sich mit ihnen über die Unterschiede in der medizinisch-militärischen Ausbildung auszutauschen, die Studienbedingungen an der USUHS kennen zu lernen und einen Einblick in ein hoch entwickeltes Simulationszentrum zu erhalten.
Ein besonderes Reiseziel stand 2016 auf dem Plan: es ging nach Israel. Zum Austausch mit israelischen Sanitätsoffizieranwärtern/-innen reiste eine Delegation von zwölf Teilnehmern auf Einladung des ‚Medical Corps‘ der ‚Israel Defence Forces‘ (‚IDF‘) nach Tel Aviv.Neben dem Besuch im Simulationszentrum der ‚Military Medical Academy‘ in Yir Habahadim und der dortigen Teilnahme an einer gemeinsamen Übung im Rahmen der taktischen Verwundetenversorgung. lernten die SanOA der Hamburger Delegation israelische SanOA und ihr Ausbildungssystem im Rahmen des ‚Tzameret-Programms‘ an der Hebrew University in Jerusalem kennen. Ein besonders bewegender Moment für alle Teilnehmer war die Kranzniederlegung an der Holocaust-Gedenkstätte ‚Yad Vashem‘. Hier kam es abweichend von den offiziellen Vorgaben zu einer spontanen Geste der Delegationsmitglieder. Nach Niederlegung des Kranzes und der Gedenkminute ist jedes Mitglied der Delegation zu einem Gruß vor den Kranz getreten. Diese Geste wurde seitens der offiziellen Begleiter der Gedenkstätte und der militärischen Begleiter der IDF als ein besonders würdiger Moment gewertet.
Im Jahr 2012 reiste eine Delegation aus Hamburg zum NATO Centre of Excellence for Military Medicine (MILMED COE) nach Budapest. Hier erhielten die mitgereisten SanOA Einblicke in die Arbeitsweise dieser NATO-Institution und konnten u. a. in einem Kommunikationstraining zum Handling sanitätsdienstlicher Notfallszenarien selbst aktiv werden. Des Weiteren stand eine Führung durch das zentrale Militärkrankenhaus in Budapest und ein Besuch der Semmelweis-Universität auf dem Programm, wo es zu einem intensiven Austausch mit Medizinstudenten der ungarischen Streitkräfte kam.
Interview mit Flottillenarzt Dr. Fohr
Sehr geehrter Dr. Fohr, wie lange sind Sie jetzt schon als Betreuungsoffizier (BO) tätig?
Meine erste Zeit als Betreuungsoffizier war von 2001 bis 2005, dann nach einer Unterbrechung durch Auslands- und Marineverwendungen bin ich seit 2013 bis heute wieder in dieser Funktion tätig.
Wie genau kam es dazu? / Was hat Sie dazu bewegt?
Dies geschah eigentlich auf eigenen Wunsch. Anhand meiner Erfahrungen an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ ist es für mich eine besondere Motivation, junge Sanitätsoffizieranwärter und Sanitätsoffizieranwärterinnen am Beginn ihrer Karrieren zu unterstützen und ihnen etwas von meiner mehr als 30-jährigen Berufserfahrung mit auf den Weg geben zu können.
Was sind Ihre Aufgaben als BO?
Ich sehe meine Funktion als Schnittstelle zwischen dem Studium und dem militärischen Werdegang der SanOA. Ich will als „Anwalt der SanOA“, als verlässlicher Ansprechpartner, ein gutes Vertrauensverhältnis und ein respektvolles Gegenübertreten auf Augenhöhe möglich machen, aber auch das militärische Band, welches in der Grundausbildung geknüpft wurde, während der Studienzeit aufrechterhalten.
Wie genau ist die Dachstruktur der BO bundesweit organisiert?
Jeder Betreuungsoffizier in den Betreuungseinheiten wird vom Inspekteur des Sanitätsdienstes ernannt und arbeitet in erster Linie selbstständig. Dem übergeordnet, zur Koordination und Klärung zentraler Belange, ist der leitende Betreuungsoffizier mit Sitz im Sanitätskommando in Koblenz. Des Weiteren besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Personalamt der Bundeswehr in Köln, hier geht es insbesondere um die fachliche Entwicklung der SanOA und die Studienüberwachung, speziell in Anbetracht etwaiger Studienverzögerungen oder bei Studienabbruch.
Hat sich die Betreuungsstruktur in Ihrer Zeit als BO geändert? Und wenn ja, haben Sie ein Beispiel?
Mit den Umstrukturierungen der Bundeswehr ist die Position des leitenden Betreuungsoffiziers neu hinzugekommen, unter anderem auch weil die Nachwuchsgewinnung und -förderung einen höheren Stellenwert innerhalb der Streitkräfte bekommen hat. Unser eigener kleiner Beitrag zur Änderung der Betreuungsstruktur ist beispielsweise das Erstsemesterhandbuch, welches wir hier im BwKrhs Hamburg entworfen haben und dem leitendem Betreuungsoffizier vorgestellt haben. Als Konsequenz werden bereits an vielen Studienstandorten ähnliche Handbücher zum Studienstart angeboten.
Nimmt das Betreuungskonzept im BwKrhs HH einen anderen Stellenwert ein als in anderen Standorten?
Die Aus- und Weiterbildung des sanitätsdienstlichen Personals ist eine der wesentlichen Aufgaben der Bundeswehrkrankenhäuser. Dementsprechend nehmen wir diese Aufgabe hier natürlich sehr ernst. Davon profitieren auch unsere SanOA am Studienstandort Hamburg, unser Kommandeur stellt hierfür die personellen und materiellen Ressourcen zur Verfügung.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit am meisten? Haben Sie eine besonders positive Erfahrung von der Sie berichten möchten?
Persönliches Highlight jedes Jahr sind für mich sind die Semesterreisen mit den SanOA. Dieses Jahr ist das Ziel das Nato-HQ (SHAPE) in Belgien sowie Verdun in Frankreich. Die vielleicht auf den ersten Blick wie „Klassenfahrten“ anmutenden Exkursionen, dienen einerseits der militärischen sowie politisch-historischen Weiterbildung, andererseits fördern sie den semesterübergreifenden Zusammenhalt der SanOA am Studienort Hamburg und sind für jeden Teilnehmer eine persönliche Bereicherung. Die teilnehmenden SanOA sind in beeindruckender Aufgeschlossenheit und Ernsthaftigkeit und mit Engagement als informelle Botschafter des Sanitätsdienstes der deutschen Streitkräfte in den USA und in Israel aufgetreten. Es war mir eine tägliche Freude mit diesen jungen, geistig frischen und weltoffenen Menschen, die als zukünftige Sanitätsoffiziere den Sanitätsdienst der Bundeswehr mitgestalten werden, das Programm zu absolvieren.
Auf den letzten Reisen nach Ungarn, Frankreich, Israel und in die USA zeigte sich, dass internationale Treffen unter Kadetten/SanOA befreundeter Streitkräfte immer zu einem regen fachlich-medizinischem und militärischen Austausch führen und hier bereits die Grundlagen für eine spätere internationale Zusammenarbeit gelegt werden können. Neben dem interkulturellen Austausch und den vielen fachlichen Vorträgen darf der Spaß hierbei aber natürlich auch nicht fehlen.
Sehen Sie Entwicklungsbedarf? Womit sind Sie in Ihrem Tätigkeitsfeld am wenigsten zufrieden?
Das Medizinstudium in Deutschland ist stark im Wandel, und das abhängig von den Universitäten sehr unterschiedlich. Hier kommt die Bundeswehr mit ihren, teilweise starren Strukturen und Vorgaben kaum hinterher und der besondere Einsatz des Betreuungsoffiziers ist immer wieder gefordert. Beurteilungsgerechtigkeit muss weiterhin eine große Rolle spielen, deshalb wurde das interne Ranking System der SanOA, das sogenannte Credit Point System, in erster Linie überhaupt eingeführt. Hier werden zum Beispiel leistungsbedingte Zusatzsemester mit einer bestimmten Minuspunktzahl bewertet. Zwischen den verschiedenen Universitäten und der stets steigenden Zahl an individuelle Modellstudiengängen zum Beispiel in Aachen, Hamburg oder Berlin, liegen nun aber für die einzelnen Studierenden teilweise sehr unterschiedliche Hürden vor. Am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf wird durch die Universität selbst eine sehr gute Betreuung für Studierenden in diesen Belangen sichergestellt. Dies ist einer der Gründe dafür, dass wir es hier mit einer eher unterdurchschnittlichen Quote an Zusatzsemestern zu tun haben. Das Credit-Point-System kommt bei den immensen Unterschieden im deutschen System des Humanmedizinstudiums allerdings kaum noch hinterher.
Würden Sie also sagen, dass Zusatzsemester momentan zu stark in die Credit-Point Wertung einfließen?
So wie es im Augenblick ist, ja. Hier ist vor allem aber der SanOA e. V. gefordert.
Zusammenfassung:
Um zu gewährleisten, dass der ärztliche Nachwuchs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr während seiner Studienzeit optimal begleitet wird und nicht den Anschluss zu seinem späteren Arbeitsumfeld, also zur „Truppe“ verliert, ist ein zuverlässiges und verbindliches Betreuungskonzept notwendig. Die Vielzahl unterschiedlicher Studiengänge und Modellstudiengänge im Fachgebiert Humanmedizin, das föderative Bildungssystem in Deutschland sowie strukturelle Unterschiede an den Studienstandorten und den damit verbundenen Herausforderungen ist ein bundesweit einheitliches Betreuungssystem für SanOA nicht immer möglich. Somit liegt die Verantwortung für ein standortbezogenes, individuelles Betreuungskonzept für SanOA bei den jeweiligen Betreuungseinheiten. Das Beispiel „Hamburg“ zeigt, wie ein solches Konzept aussehen kann.
Der Schwerpunkt im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg liegt hierbei auf einer direkten, persönlichen Kommunikation zwischen den SanOA und der Betreuungsdienststelle zur Gewährleistung eines verzugsfreien Studienverlaufes sowie der optimalen Nutzung der personellen, materiellen und infrastrukturellen Gegebenheiten des Hauses.
Das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg bietet als Betreuungseinheit für SanOA am Studienstandort Hamburg viele Möglichkeiten sich neben den Verpflichtungen als Soldat und Studierender in verschiedenen Projekten zu engagieren, an interkulturellem Austausch teilzunehmen und neue Einblicke in die Bundeswehr zu erhalten. Mit der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) und der Führungsakademie der Bundeswehr stehen darüberhinaus zwei weitere Bundeswehrinstitutionen vor Ort zur Verfügung, die zukünftig auch in dieses Konzept mit einbezogen werden.
Abbildungen: Controlling BwKrhs Hamburg, Fohr, Scheweleit, Busche
Datum: 13.02.2019
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 4/2018