Prinzipskizze der Versorgung im Brigaderaum
Prinzipskizze der Versorgung im Brigaderaum

Der Unterstützungspunkt Sanitätsdienst – (viel) mehr als eine rollende Apotheke

H. Flemmig

Der Unterstützungspunkt Sanitätsdienst (UstgPkt SanDst) leistet zukünftig einen entscheidenden Beitrag zur Einsatzbereitschaft und Durchhaltefähigkeit des ­Sanitätsdienstes im Einsatz, indem er die Sanitätskräfte, vergleichbar eines Brigadeversorgungspunktes des Heeres, logistisch (Nachschub/Umschlag, Instandhaltung und Transport) unterstützt.

Man stelle sich ein Einkaufscenter mit vielen Geschäften vor, in welchem die unterschiedlichsten Waren und Dienstleistungen angeboten werden. Der UstgPkt SanDst ist ein solches modernes Einkaufscenter. Es werden Betriebsstoffe, Wasser, Bekleidung, Ersatzteile und vieles mehr bereitgehalten. Daneben gibt es noch einen hochwertigen Reparaturservice u. a. für Fahrzeuge und medizinische Geräte. Defekte Fahrzeuge werden selbstverständlich abgeholt. Ein Lieferdienst für das bestellte Material ist inklusiv. Natürlich darf auch eine Centerapotheke nicht fehlen.

Die UstgPkt SanDst werden je nach Einsatz des Sanitätseinsatzverbandes im Brigade-, Divisions-, und Korpsraum eingesetzt. Im Brigaderaum sind sie durch eine hochmobile Verlegefähigkeit gekennzeichnet. Abhängig vom zugewiesenen Einsatzraum beträgt die Ausdehnung eines UstgPkt SanDst ca. 1–2 km². Die Forderungen an den Raum sind zum einen eine verkehrsgünstige Lage zu den Versorgungsstraßen und zum anderen eine nutzbare und befestigte Infrastruktur um einen witterungsunabhängigen Betriebsablauf zu gewährleisten. Die Leistungserbringung ist abhängig von der Verweildauer im Einsatzraum. Ein UstgPkt SanDst im Brigaderaum sollte grundsätzlich mindestens 48 Stunden betrieben werden, um sich logistisch auswirken zu können. Die Verweildauer hängt dabei von der eigenen Bedrohungslage, der Operationsart und dem Verlauf des Gefechtes ab. Längere Verweildauern (48 Stunden + X) erhöhen die Fähigkeiten zur logistischen Leistungserbringung, jedoch auch die Aufklärbarkeit durch gegnerische Kräfte. Nach drei Stunden soll die initiale Einsatzbereitschaft und nach sechs Stunden die volle Einsatzbereitschaft sichergestellt sein und ist damit an die entsprechenden Zeiten des Heeres angepasst. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass eine Maximalentfernung von 50 km zwischen dem UstgPkt SanDst und den zu versorgenden Sanitätskräften, insbesondere den Sanitätsstaffeln Einsatz, nicht überschritten werden soll.

Die Versorgung mit Sanitätsmaterial

Das Sanitätsmaterial erhält der UstgPkt SanDst vom Basisversorgungspunkt Sanitätsmaterial (BasVersPkt SanMat), welcher sich in räumlicher Nähe zur logistischen Basis im Einsatzgebiet befindet. Vorgehalten wird im UstgPkt SanDst Sanitätsmaterial für eine sechstägige Durchhaltfähigkeit (sechs Versorgungsraten).

Derzeitige Lagerung von Sanitätsmaterial sollte der Vergangenheit angehören
Derzeitige Lagerung von Sanitätsmaterial sollte der Vergangenheit angehören
Quelle: alle Abb.: Bundeswehr/Kdo SanDstBw

Dass der Transport von Sanitätsmaterial, aufgrund von einzuhaltenden Transportbedingungen, eine herausfordernde Aufgabe ist, ist hinlänglich bekannt. Im Allgemeinen soll Sanitätsmaterial bei einer Raumtemperatur von 15–25 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55–65 % gelagert bzw. transportiert werden. Der Temperaturbereich von 2–30 °C darf nicht unter- bzw. überschritten werden. Derzeit behilft sich der Sanitätsdienst mit 20 Fuß-Kühlcontainern, welche mittels anhängbaren Stromaggregaten während des Transportes mit Energie versorgt werden, damit die geforderten Temperaturen im Innenraum eingehalten werden.

Absicht ist es, zukünftig einen 20 Fuß-Container zu rüsten, welcher neben einer integrierten Klimaanlage auch einen integrierten Stromerzeuger mit entsprechenden Tankvolumen (ideal: Autarkie von bis zu 72 Stunden) besitzt. Dieser Container soll ohne Umschlagmittel (Kran, Containerstapler) von einem Fahrzeug mittels Absetzeinrichtung ab- bzw. aufgesetzt werden können. Weiterhin ist eine geeignete Kühleinrichtung für den Transport und die Lagerung von kühl zu lagernden Arzneimitteln/Medizinprodukten (Temperaturbereich von 2–8 °C) vorgesehen. Abgerundet wird die Innenausstattung durch fahrbare „Medikamentenwagen“, in welchen eine übersichtliche und geordnete Lagerung möglich ist. Der Container ist z. B. beim Sanitätsmaterialtrupp der Sanitätsstaffel Einsatz verortet.

Um die Bestände wieder aufzufüllen entnehmen die Sanitäts-kräfte aus den entsprechenden Packungen die Menge, welche verbraucht wurde und lassen die angebrochenen Packungen in der Schublade. Nach spätestens drei Tagen (normale Gefechtsin-tensität) bringt der Transportzug des UstgPkt SanDst einen auf-gefüllten Container zum Sanitätsmaterialtrupp und tauscht die-sen 1:1. Je nach Kapazität im UstgPkt SanDst wird dieser Container dort oder weiter im rückwärtigen Raum (UstgPkt SanDst im Divisionsraum bis gegebenenfalls hin zum BasVersPkt SanMat) wieder aufgefüllt. Die angebrochenen Packungen­ verbleiben in den Schubladen und eine weitere Packung wird lediglich hinzugefügt. Die Überlegung hinter dieser Art des Push-­Prinzip ist, dass die Sanitätskräfte ihrem Hauptauftrag, der sanitätsdienstlichen Versorgung der Truppe, nachkommen können, ohne sich mit Sanitätsmaterialbestellungen (Anruf genügt) zu beschäftigen. Weiterhin wird nach Möglichkeit kein Sanitätsmaterial verworfen bzw. die Sanitätskräfte mit Sanitätsmaterial überhäuft (Nachhaltigkeitsprinzip).

Arzneimittelherstellung

Wie bereits erwähnt, gehört zum UstgPkt SanDst eine Apotheke. Damit verbunden ist die Fähigkeit zur Herstellung von Arzneimitteln. Aufgrund des Erfordernisses einer schnellen Verlegbarkeit und häufigen Verlegung des UstgPkt SanDst im Brigaderaum und des nicht zu erwartenden Bedarfs an Rezeptur- und Defekturarzneimitteln wurde auf die Fähigkeit zur (patientenindividuellen) Herstellung von Arzneimitteln im Brigaderaum verzichtet.

Die Instandhaltung von Sanitätsmaterial

Im UstgPkt SanDst erfolgt die Instandhaltung von Sanitätsmaterial bis zur Instandhaltungsstufe 2. Die Instandhaltung von Sanitätsmaterial gliedert sich in zwei Bereiche auf. Den mobilen Instandhaltungstrupps für Sanitätsgerät und einem Element, welches im UstgPkt SanDst die Instandhaltung „stationär“ durchführt. Der mobile Bereich führt einen Vor-Ort-Service bei den Sanitätskräften, einen sog. „First-Line-Service“, durch. Das heißt er führt einfache Instandhaltungsmaßnahmen bis zur Instandhaltungsstufe 2 nach Möglichkeit direkt vor Ort aus. Ziel ist hier die vollständige Erfassung der Störung inklusive aller erforderlichen Zusatzinformationen, die Selektion der Störung und das schnelle Lösen einer möglichst großen Anzahl von Störungen. Dies beinhaltet u. a. das Erkennen und Beheben von Anwendungsproblemen, eine Fehleranalyse, Austausch leicht auswechselbarer Baugruppen/Unterbaugruppen oder den Gerätetausch. Hierfür führen die mobilen Kräfte nach Möglichkeit bereits ein Austauschgerät mit. Schadhafte Geräte werden, sofern es die Instandhaltungskapazität und Lage zu lässt, direkt im UstgPkt SanDst instandgesetzt und dem Einsatzaustauschvorrat des UstgPkt SanDst wieder zugeführt.

Die querschnittliche Versorgung

Neben der Versorgung mit Sanitätsmaterial für alle verbrauchenden Truppenteile im Einsatzraum, hat der UstgPkt SanDst den Auftrag den eigenen Sanitätseinsatzverband mit Betriebsstoff, Wasser, Bekleidung, Munition, Ersatzteilen usw. querschnittlich zu versorgen. Um das logistische Personal im Einsatz zu reduzieren, werden die logistischen Kräfte der 1. Kompanie (Stabs- und Versorgungskompanie, logistische Ebene 1) mit der 13. Kompanie (UstgPkt SanDst, logistische Ebene 2) der Sanitätsregimenter verschmolzen. Zum Beispiel wird die Aufgabe der Betriebsstoffversorgung komplett durch den UstgPkt SanDst wahrgenommen. Dieser fährt direkt zu den anderen Kompanien des Sanitätseinsatzverbandes, was eigentlich die Aufgabe der Stabs- und Versorgungskompanie ist. Der gesamte Vorrat an Betriebsstoff, für eine sechstägige Durchhaltefähigkeit (sechs Versorgungsraten), des Sanitätseinsatzverbandes wird somit im UstgPkt SanDst mobil vorgehalten. Ebenso verhält es sich für Wasser, Bekleidung, Munition und Ersatzteile. Durch die Realisierung der geschützten hochmobilen Role 2B gehören die großen Betriebsstoffver­braucher, die Modularen Sanitätseinrichtungen, zukünftig der Vergangenheit im Brigaderaum an, sodass es zu einer signifikanten Einsparung an Tankcontainern kommen wird.

Der UstgPkt SanDst selbst wird querschnittlich durch die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis versorgt.

Instandhaltung von querschnittlichem Gerät

Neben Fahrzeugen befinden sich eine Vielzahl andere Geräte, wie z. B. Waffen, Funkgeräte, Klimaanlagen, Stromerzeuger etc. im Sanitätseinsatzverband. Schadhafte Geräte werden durch die Instandhaltungskräfte des UstgPkt SanDst befundet und -sofern möglich- bis zur Höhe der Instandhaltungsstufe 2 instandgesetzt. Schadhaftes Material, welches nicht zeitgerecht instandgesetzt werden kann, oder einer höheren Instandhaltungsstufe unterliegt, wird in den rückwärtigen Raum abgeschoben.

Transport

Um die Eigenbeweglichkeit und den Versorgungsauftrag des Sanitätseinsatzverbandes sicher zu stellen bedarf es einer Vielzahl von Fahrzeugen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten. Hierzu zählen Führungsfahrzeuge ebenso wie beispielsweise LKW 15 t Multi, Containertransporter, Berge-/Kranfahrzeuge bis hin zu Schwerlasttransporter, um z. B. nicht rollfähige bzw. abschleppfähige Fahrzeuge abschieben zu können.

Zusammenfassung

Der UstgPkt SanDst ist eine Einrichtung der logistischen Ebene 2 und nimmt ablauforganisatorisch zugleich die Aufgaben der logistischen Ebene 1 für den Sanitätseinsatzverband wahr. Er ist somit keine reine Apotheke, sondern er betreibt diese. Von den eingesetzten SoldatInnen sind lediglich etwa 12 % in der Apotheke, ungefähr 33 % in der Instandhaltung (6 % Sanitätsmaterial; 27 % querschnittlich) und ca. 53 % Soldaten im Umschlag und Transport eingesetzt. Versorgt wird der UstgPkt SanDst mit Versorgungsgütern querschnittlicher Art von den mobilen Logistiktruppen der SKB und mit Sanitätsmaterial vom BasVersPkt SanMat.

Der UstgPkt SanDst befindet sich derzeit in der Analysephase. Die hier aufgeführten Aussagen sind derzeit planungsleitend für das Rüstungsprojekt, bei weiterführenden Erkenntnissen kann jedoch flexibel mit Anpassungen reagiert werden.



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