Emanuel Vitsa, Markus Staudta, Maike Berresheima, Ulrich Rohdea, Thomas Egerb, Christoph Bickelc, Dieter Leyka,d
a Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr, Abteilung A Gesundheits- und Leistungsförderung, Andernach/Koblenz
b BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung XXIII Zahnmedizin, Koblenz
c BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung I Innere Medizin, Koblenz
d Deutsche Sporthochschule Köln, Forschungsgruppe Leistungsepidemiologie, Köln
Zusammenfassung
Vitamin D spielt nicht nur eine wesentliche Rolle für den Calcium- und Knochenmetabolismus, sondern hat auch in anderen Organsystemen zahlreiche präventive und kurative Wirkungen. In der Literatur gibt es allerdings große Unterschiede bei den Angaben hinsichtlich des Vitamin D-Mindestspiegels und der Vitamin D-Supplementierung. In dieser Arbeit wurden mittels einer systematischen Literaturrecherche Hintergründe für die divergierenden Aussagen ermittelt und geprüft, ob eine Vitamin D-Supplementierung bei Soldatinnen und Soldaten zu empfehlen ist.
Verschiedene Fachgesellschaften gehen derzeit von einem Vitamin D-Mangel aus, wenn der Vitamin D-Serumspiegel (Calcidiol; 25-Hydroxy Vitamin-D3, 25(OH)D3) unter 20 ng/ml (= 50 nmol/l) liegt. Epidemiologische Studien sprechen allerdings für einen höheren Normwertbereich: Bei Vitamin D-Serumspiegel von 30 ng/ml (= 75 nmol/l) sind z. B. geringere kardiometabolische und inflammatorische Biomarker vorhanden. Neuere Studien sprechen dafür, dass die unterschiedlichen Vitamin D-Wirkungen im Organismus konzentrations- und gewebeabhängig sind. Bei indigenen, äquatornah lebenden Volksgruppen liegt der Vitamin D-Spiegel deutlich über 40 ng/ml (> 100 nmol/l).
Bei rund 60 % der deutschen Bevölkerung besteht eine Unterversorgung mit Vitamin D. Mehr als 80 % der Männer und 90 % der Frauen erreichen nicht die täglich empfohlene Vitamin D-Nahrungszufuhr. In Deutschland ist im Winterhalbjahr aufgrund zu geringer UV-Indizes keine ausreichende Vitamin D-Produktion in der Haut (eigentliche Hauptquelle) möglich. Ein erhöhtes Risiko für eine Vitamin D-Unterversorgung liegt bei zahlreichen Bevölkerungsgruppen vor, dass durch den Aufenthalt hinter Fensterglas, in geschlossenen Räumen u. a. weiter erhöht wird.
Im militärischen Bereich führt das Tragen von Uniform, Schutzausrüstung und Kopfbedeckung zusätzlich zu einer Einschränkung der endogenen Vitamin D-Produktion. Bei über 70 % eines Luftwaffenkollektivs der Bundeswehr (> 2 000 Personen) wurde ein Vitamin D-Mangel festgestellt. Angesichts der neuen Erkenntnisse und den Besonderheiten im militärischen Bereich ist die gezielte Supplementierung von Vitamin D bei Soldatinnen und Soldaten eindeutig zu empfehlen.
Schlüsselworte: Supplementierung, Militär, Prävention, Unterversorgung, Risikofaktoren, Vitamin D
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Wehrmedizinische Monatsschrift 8/2021
Für die Verfasser
Oberstabsarzt Dr. Emanuel Vits
Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr
Abteilung A – Gesundheits- und Leistungsförderung
Andernacher Str. 100; 56070 Koblenz
E-Mail: emanuelvits@bundeswehr.org