Die Versorgung von Patienten wird durch den Sanitätsdienst der Bundeswehr geregelt. Eine ständige Präsenz von Sanitätskräften kann auftragsbedingt und im Rahmen der Truppengliederung erst innerhalb einer Stunde sichergestellt werden, was durch entsprechende NATO-Zeitlinien definiert ist.
Um die Behandlung von lebensbedrohlichen Verwundungen innerhalb der ersten Stunde sicherstellen zu können, bildet die Bundeswehr ausgewählte Soldaten zu Einsatzersthelfern B (EH‑B) und Combat First Responders (CFR) aus. EH‑B und CFR sind als Nicht-Sanitätspersonal nur für den Einsatz ermächtigt erweiterte lebensrettende Sofortmaßnahmen, die ansonsten ausschließlich Notfallsanitätern und Ärzten vorbehalten sind, durchzuführen.
Die Taktische Verwundetenversorgung, auch bekannt als „Tactical Combat Casualty Care“ (TC3), wurde 1999 in das Pre Hospital Trauma Life Support (PHTLS) Konzept aufgenommen. Dies soll den EH‑B und CFR Handlungssicherheit für die Versorgung von (schwer) verwundeten Soldaten verschaffen.
Handlungssicherheit in der Taktischen Verwundetenversorgung bedeutet, dass Soldatinnen und Soldaten in der Lage sind, unter höchster körperlicher und mentaler Belastung einen schwer verwundeten Kameraden leitlinienkonform zu untersuchen und zu behandeln.
Zu den grundsätzlichen Einsatzherausforderungen kommen externe Stressfaktoren wie beispielsweise Beschuss, Lärm, Kälte und Dunkelheit. Weiterhin ist es situationsbedingt möglich, dass sich der Ersthelfer um mehrere Verwundete kümmern und eine Behandlungspriorität festlegen bzw. eine Triage durchführen muss.
Im Rahmen eines Lernprozesses wird zunächst Wissen angeeignet, aus dem anschließend durch regelmäßiges aktives Handeln jederzeit abrufbare Fertigkeiten und Fähigkeiten entstehen. Diese Fertigkeiten und Fähigkeiten bewusst und motiviert wiederkehrend angewandt, führen zur gewünschten Handlungssicherheit und Kompetenz.
Soldatinnen und Soldaten trainieren, um Handlungssicherheit für ihre Aufgaben im Einsatz zu erlangen und nachhaltig aufrechtzuerhalten. Negatives Training, d.h. das Aneignen unzweckmäßiger Handlungsschritte, muss dabei stets vermieden werden. Daraus entsteht die Forderung für die Aus- und Weiterbildung, stets realitäts- (einsatz-)nah, lage- und situationsrichtig trainieren und somit handeln zu können. Das bedingt wiederum, dass jederzeit ausreichend Material und Ausrüstungsgegenstände sowie nötige Substitutionsgüter für das Training verfügbar sein müssen. Hierbei sollte die zeitgerechte Ausbildung stets Vorrang vor den Kosten haben, denn der Schutz und die bestmögliche Versorgung verwundeter Soldatinnen und Soldaten muss im Mittelpunkt stehen. Neue in diesem Sinn zukunftsgerichtet ausgeprägte Konzepte im Bereich Ausbildung und Training setzen daher darauf, Soldatinnen und Soldaten einsatzorientiert, schnell und mit höchster Qualität auszubilden. Der Lernstoff wird dabei auf eine Art und Weise vermittelt, durch die sich jeder angesprochen und intrinsisch motiviert fühlt, sich durch regelmäßiges Anwenden von Wissen Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen und dadurch im Einsatz handlungssicher zu sein. Der Einsatz derart moderner Ausbildungstechnologien erhöht sowohl die Qualität der Ausbildung als auch die Erfolgsquote für einen erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zum EH‑B oder CFR signifikant. So ist auch die Verantwortung eines Vorgesetzten für die ihm anvertrauten Soldatinnen und Soldaten deutlich leichter zu tragen, wenn eine hervorragende, einsatzorientierte Ausbildung gewährleistet ist – wenn alle auf bestmögliche Verwundetenversorgung vertrauen können.
Die Simulierte Taktische Verwundetenversorgung (SimTaktVwuVers) der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH ist ein mixed reality-Lösung, durch die angehende und ausgebildete EH‑B und CFR die Möglichkeit erhalten sollen, kritische Handlungsschritte jederzeit trainieren zu können – auch im Team. Der platzsparende Aufbau der SimTaktVwuVers bietet für das Training eine realitätsnahe virtuelle Umgebung, in der Auszubildende und Trainierende mit ihrer persönlichen Ausrüstung und ohne die sonst in der virtual reality üblichen Controller, agieren und handeln können. Speziell beschichtete, leichte Körperpanzer erlauben eine real erscheinende Darstellung von schweren, lebensbedrohlichen Verwundungen, die nicht nur EH‑B und CFR sowie andere Einsatzersthelfer, sondern auch Notfallsanitäter und Ärzte fordern. Dabei muss das erlernte Wissen adäquat eingesetzt werden. Kompetenzen werden gefestigt und Handlungssicherheit erlangt.
In der virtuellen Umgebung kann, frei von Substitutionsgütern, die gesamte Rettungskette mit den jeweiligen Hilfsmitteln und den entsprechenden Fahr- und Luftfahrzeugen dargestellt werden. In den unterschiedlichen Phasen der Verwundetenversorgung, können durch die virtuelle Umgebung Szenarien aus Care under Fire, Tactical Field Care, Prolonged Field Care oder Tactical Evacuation Care durch die virtuelle Umgebung dargestellt, schnell gewechselt und bei Bedarf wiederholt werden. Zudem können in der mixed reality zukünftig alle Abläufe der einzelnen Phasen der Rettungskette vom EH‑B bis hin zum Arzt – in den Umgebungen des Verwundetennests/Casualty Collection Point (CCP) über die Medical Evacuation (MedEvac) und Casualty Evacuation (CasEvac) als auch Role 1 – Role 3 trainiert werden.
Der Trainierende wird einem lage- und situationsrichtigen Training unterzogen, das in seiner Komplexität dem Erfahrungsstand des Trainierenden angepasst werden kann. Echte Interaktion mit real wirkenden Verwundungen an realen Kameradinnen und Kameraden sollen und müssen dem Grundsatz „train as you fight“ gerecht werden. Die SimTaktVwuVers sieht daher ein ganzheitlich skalierbares Ausbildungskonzept vor, in dem das Training in der mixed reality einen Teil dieses Konzeptes darstellt. Moderne Ausbildungstechnologien werden mit Formen des erfahrungsbasierten Lernens, Blended Learning, Gamification und Serious Gaming gepaart. In Zusammenarbeit mit den entsprechenden Experten der Ausbildungseinrichtungen können so die intrinsische Motivation und der Lernerfolg jedes einzelnen stark gesteigert werden. Das spart sowohl Zeit als auch Geld und entlastet Ausbilder und Einheiten aufgrund eines hohen Combat Ready-Status ihres Personals. Egal ob im Skill-Training, Gruppentraining oder Training im Verbund, die SimTaktVwuVers kann jedem Trainierenden helfen, Kompetenz und nachhaltige Handlungssicherheit zu erlangen.
Die gezielte partnerschaftliche Zusammenarbeit von militärischen Ausbildern und Technologie-Experten der Industrie ist hierbei von besonderer Bedeutung. Die Industrie kann die Bundeswehr nur unterstützen und die militärisch-fachlichen Anforderungen erfolgreich umsetzen, wenn ein regelmäßiger Austausch stattfinden kann. Dadurch wird garantiert, dass neue Erkenntnisse schnell in Lern- und Ausbildungstechnologien transferiert werden und den Ausbildungseinrichtungen zeitnah zur Verfügung gestellt werden können. Regelmäßiger Austausch steigert Innovationsfähigkeit und treibt die stetige Weiterentwicklung von Technologien und Wissen voran. Ehemalige Soldatinnen und Soldaten können mit ihrer Expertise der Bundeswehr dabei auch nach ihrer Dienstzeit dienen, indem sie beispielsweise industrieseitig in Bereichen unterstützen, für die aktive Soldaten keine Kapazitäten haben. Die Ausbildung muss konsequenterweise militärisch angeleitet bleiben, jedoch kann die Bundeswehr mit innovativen Methoden und Technologien wie der Simulierte Taktische Verwundetenversorgung signifikant unterstützen und mit dafür Sorge tragen, dass deutsche Staatsbürger in Uniform die bestmögliche Ausbildung erhalten und vertiefte Handlungssicherheit für ihre höchst anspruchsvollen Einsatzaufgaben erlangen.
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