Entwicklung von Algorithmen zur intensivmedizinischen Langzeitversorgung in See

Nils Wagner

Hintergrund

Am 28.02.2022 wurde das “Handbuch zur Qualitätssicherung Algorithmen in der präklinischen Notfallversorgung” basierend auf den Musteralgorithmen des Deutscher Berufsverband Rettungsdienst (DBRD e. V.) für den Sanitätsdienst der Marine vom Admiralarzt der Marine freigegeben. Vergleichbar mit den Handlungsanweisungen eines Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) im Zivilen wurden hiermit Handlungsempfehlungen für das unterstellte medizinische Assistenzpersonal im Sinne einer Dienstvorschrift formuliert.

Seit der Umstrukturierung der Deutschen Marine hin zu einer “Expeditionary Navy” mit weltweiten Einsätzen erfährt auch der Bordsanitätsdienst auf Schiffen der Deutschen Marine in Abhängigkeit des Einsatzspektrums eine abgestufte Erweiterung seiner Versorgungsebene [3], zuletzt offenkundig geworden mit dem Einsatz der Fregatte „BAYERN“ im Indo-Pacific Deployment 2021/2022.

Die auf Fregatten und den Einsatzgruppenversorgern eingesetzten Bordfacharztgruppen, bestehend aus je einem Sanitätsstabsoffizier mit der Gebietsbezeichnung Anästhesiologie und Chirurgie sowie spezialisierten Pflegekräften, können über die allgemeinmedizinische und rettungsmedizinische Versorgung (Role 1) hinaus eine zusätzliche Notfallversorgung im Sinne einer Schockraumversorgung und gegebenenfalls notfallchirurgische und intensivmedizinische Interimsversorgung (Role 1+) ermöglichen. Anästhesie und Chirurgie in der Bordfacharztgruppe auf einem Kriegsschiff unter Einsatzbedingungen bedeuten aber keinesfalls klinische Medizin unter Bordverhältnissen. Fregatten und auch Einsatzgruppenversorger mit Bordfacharztgruppe fahren zudem nicht unter dem Schutz des Roten Kreuzes zur See, sie sind keine klinisch optimierten Hospitalschiffe. Die Infrastruktur an Bord der Kampfschiffe ist auf Durchhaltefähigkeit und Sicherung der Plattform Kriegsschiff im Einsatz ausgerichtet. Somit ist auch eine den vorgegebenen Grundsätzen der fachlichen Leitlinie des Inspekteurs des Sanitätsdienstes entsprechende Patientenversorgung unter den gegebenen Voraussetzungen an Bord eines Kriegsschiffes nur sehr eingeschränkt umsetzbar. Dies gilt umso mehr für die notfallmedizinische Versorgung auf nicht arztbesetzten seegehenden Einheiten.

Neben der dem Verletzungsmuster bzw. der Erkrankungsschwere geschuldeten Triagierung ist hier folglich auch mit einer Priorisierung des für die medizinische Versorgung zur Verfügung stehenden ärztlichen (Assistenz-) Personals sowie der daran anschließend für den MedEvac zur Verfügung stehenden Mittel und Ausrüstung zu rechnen.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie hier.


Verwandte Artikel

Hubschrauberrettung und Langstrecken-Intensivtransport  – eine Schlüsselrolle für Anästhesisten der Bundeswehr

Hubschrauberrettung und Langstrecken-Intensivtransport – eine Schlüsselrolle für Anästhesisten der Bundeswehr

Zusammenfassung

Die Bundeswehr war an der Entstehung der Hubschrauberrettung in Deutschland mit der Aufstellung von SAR-Kommandos und Luftrettungszentren in den 1970er Jahren maßgeblich beteiligt. Seither entwickelte sich sowohl die...

Wehrmedizinische Monatsschrift 2015/11

Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (AINS) im maritimen Umfeld

Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (AINS) im maritimen Umfeld

Zusammenfassung

Mit Ende des kalten Krieges und nachfolgender Umstrukturierung der deutschen Marine hin zu einer „Expeditionary Navy“ mit weltweiten Einsätzen erfährt auch der Bordsanitätsdienst auf Schiffen der Deutschen Marine...

Wehrmedizinische Monatsschrift 2015/11

Empty Image

INTERZEREBRALE BLUTUNGEN WÄHREND DER SCHWANGERSCHAFT – EINE INTERDISZIPLINÄRE HERAUSFORDERUNG

Zusammenfassung



Intrakranielle Blutungen (ICB) sind schwerwiegende Hirnverletzungen, die den Patienten häufig aus subjektiver Gesundheit herausreißen und in der überwiegenden Zahl der Fälle in einer erheblichen...

Meist gelesene Artikel

Photo

Snus in der Bundeswehr

Das rauchfreie Tabakprodukt Snus erfreut sich beim Militär aufgrund seiner einfachen Handhabung großer Beliebtheit. Trotz des Verkaufsverbots in Deutschland importieren Konsumenten Snus über…