3D-Druck – Potenziale für Klinik, Ausbildung und Krise
3D Printing – Benefits for Clinical Practice, Education and Crisis Reaction
Zusammenfassung
Einleitung: Im Jahre 2018 gründeten Ärzte der Klinik für Neurochirurgie am Bundeswehrkrankenhaus Westerstede gemeinsam mit Ingenieuren des Laboratoriums für Fertigungstechnik der Universität der Bundeswehr in Hamburg die Arbeitsgruppe “3D-Druck in der Neurochirurgie”. Über die Ziele des eigentlichen Forschungsprofils hinaus erprobte die Arbeitsgruppe Potentiale des 3D-Drucks für Klinik, Ausbildung und Krise und deren möglichen Nutzen für den Sanitätsdienst der Bundeswehr.
Anwendungsbeispiele: 3D-Druck-Technologien wurden zur Fertigung von Modellen für die Operationsplanung, für die Simulation operativer Eingriffe und zur Fertigung medizinischer Schutzausrüstung im Rahmen der COVID-19-Pandemie genutzt. Werkstücke der einzelnen Anwendungsgebiete werden beispielhaft dargestellt und deren Verwendung erläutert.
Diskussion: Durch Anwendung der 3D-Druck-Technologien konnten maßstabsgetreue 3D-Modelle für Training und Simulation im Rahmen der ärztlichen Ausbildung gefertigt werden. Der 3D-Druck ist der virtuellen 3D-Bildgebung bisher in Bezug auf sein Auflösungsvermögen unterlegen. Die Herstellung medizinischer Schutzausrüstung durch Allokation von 3D-Druck-Kapazitäten an die Bundeswehrkrankenhäuser ist technisch möglich. Ein Inverkehrbringen der autonom gefertigten Schutzausrüstungsgegenstände ist aufgrund des Produkthaftungs- und Medizinproduktegesetztes nicht ohne weitere Testung möglich.
Schlussfolgerung: Für den Sanitätsdienst der Bundeswehr ermöglicht der medizinische 3D-Druck die Fertigung mehrfach verwendbarer, kosteneffizienter Modelle für die Ausbildung und Simulation einsatzrelevanter Grundfertigkeiten. Grundsätzlich kann 3D-Druck-Kapazität zukünftig zur autonomen Versorgung eines Krankenhauses durch Produktion medizinischer Schutzausrüstung beitragen. Dabei gilt es jedoch zunächst geeignete Materialien und Produktdesigns zu erproben, die dann einer aufwendigen Testkette unterzogen werden müssen, um ihrem Zweck als Medizinprodukt genügen zu können.
Schlüsselwörter: 3D-Druck, additive Fertigung, Simulation in der Chirurgie, Chirurgische Ausbildung, 3D-Druck persönlicher Schutzausrüstung
Wehrmedizinische Monatsschrift 12/2020