15.05.2019 •

Architektur aus einem Guss: Grundlage für die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr

Zur Koordinierung der vielschichtigen Projekte für die Gesundheitsversorgung der Bw (GesVersBw) wurde im Ministerium Anfang 2017 eine Arbeitsgruppe gegründet unter Leitung Führungsstab der Streitkräfte Unterabteilung II (FüSK II). Unter Leitung dieser Arbeitsgruppe haben sich der SanDstBw, das BAAINBw und die BWI zur Aufgabe gemacht, als Programm „Digitalisierung der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr (DigitGesVersBw)“ Hand in Hand die offenen Enden der Projekte zusammen zu bringen. Es soll daraus ein modernes, zukunftssicheres und nachhaltiges IT-System entstehen.

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Die Architektin übernimmt die Anmerkungen der Teilnehmer in die Prozesse
Das Programm DigitGesVersBw schafft eine ganzheitliche, prozessbasierte Enterprise Architecture als Grundlagen für eine zukunftssichere, digitale Gesundheitsversorgung der Bundeswehr mit allen Möglichkeiten der modernen Informationstechnik.

Im zivilen Gesundheitswesen, vor allem in der modernen Medizintechnik und damit auch in der GesVersBw hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten und schreitet mit riesen Schritten voran. Beispiele hierfür finden sich vom digitalen Blutzuckermessgerät bis hin zum hoch komplexen OP-Roboter.

Ziel des Programms ist es, das hoch komplexe Gesamtsystem der GesVersBw, seine operationellen Anforderungen sowie die zugehörige bestehende IT-Landschaft nach den Vorgaben eines Rahmenwerks zur Architekturerstellung (NATO Architecture Framework) abzubilden. Anschließend kann auf diesem Bebauungsplan die GesVersBw übergreifend mitsamt ihrer zugehörigen Systemarchitektur entwickelt werden. Dieses ehrgeizige Vorgehen erfordert ein enges Zusammenspiel zwischen den beteiligten Akteuren. Unter einem gemeinsamen Dach in der Koblenzer Rhein-Kaserne bündelt deshalb bereits seit über einem Jahr eine Task Force aus BAAINBw,   SanDstBw und BWI die bereits laufenden und geplanten Initiativen und Projekte mit IT-Relevanz im Bereich der GesVersBw.

Das Programm „Digit GesVersBw“ steuert im Kern die Bereiche „Operationelle Architektur“ und „IT-Systemarchitektur“. Zusätz­lich werden alle laufenden und anlaufenden Einzelinitiativen, -projekte und -lösungen im Bereich „Laufende Infrastrukturprojekte & Betrieb“ in das Programm integriert. In dieser übergreifenden Funktion mit dem klaren Fokus auf die Erstellung einer Architektur für die GesVersBw stellt dieses Programm nicht weniger als einen Paradigmenwechsel für die Bundeswehr dar – weg von vielen, voneinander unabhängigen IT-Einzellösungen, hin zu einem übergreifenden strategischen Rahmen als Ordnungsschema.

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Diskussion unter den Teilnehmern: Gilt der Änderungswunsch für alle oder ist das nur eine lokale Variante?
Die Erhebung der bestehenden Prozesse in den Bundeswehrkrankenhäusern und in den regionalen Sanitätseinrichtungen ist bereits abgeschlossen. Diese zeigt, dass der heutige digitale Reifegrad in der GesVersBw, abgesehen von den Instituten und den Krankenhäusern, sehr zu wünschen übrig lässt.

Parallel konnten wichtige Infrastrukturprojekte entscheidend vorangebracht werden. Ein Beispiel dafür ist die bereits im letzten Jahr erfolgte Bereitstellung des „Storage Area Network (SAN)“ in allen Bundeswehrkrankenhäusern und der SanAkBw.

Der Ansatz der ganzheitlichen Architektur trägt indes Früchte und hat sich als Nukleus für weitere, größere Aufgaben bewährt. Die Leitung BAAINBw, SanDstBw und der BWI sind sich darüber einig, dass das Programm „Digit GesVersBw“ darüber hinaus für notwendige, zukünftige Digitalisierungsvorhaben in weiteren Leistungsprozessen als Blaupause dienen kann.

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Die bisherige Form der Zusammenarbeit im Programm „Digitalisierung Gesundheitsversorgung“ hat sich als Kristallisationspunkt hierfür bereits bewährt. Gerade die von uns gemeinsam erarbeitete ganzheitliche Architektur ist hervorragend geeignet, auch die inhaltlichen Vorgaben bzw. den Rahmen für ein solches Vorhaben zu ermöglichen.

Langfristig verfolgen wir in der GesVersBw folgende Digitalisierungsziele:

  1. Die elektronische Gesundheitsakte (eGA) Soldat*in – Der Inhalt dieser umfassenden individualmedizinischen Dokumentation liegt in Hoheit des Dienstherrn, analog der heutigen G-Akte und in enger Abstimmung mit der elektronischen Personalakte;
  2. Digitale Lagen in der GesVersBw – Zeitgemäß sind sie die Voraussetzung für eine evidenzinformierte Führungsfähigkeit und Steuerung der GesVersBw;
  3. Die Entlastung der Mitarbeiter und Patienten durch eine medienbruchfreie Datenverfügbarkeit und Unterstützung bei ihrer täglichen Aufgabenbewältigung;
  4. Einen Mehrwert für den Patienten im Sinne einer elektronischen Patientenakte, als digitale Dokumentensammlung, wobei die Inhaltshoheit hier beim Patienten*in selbst liegt.


Unabdingbare Voraussetzung für die Erreichung dieser Ziele ist eine übergreifende Dateninformation und –austauschplattform, die Digitale Datenbasis „Health Information Management System (HIMS)“.

Alle Abbildungen: TF ITU GesVersBw im Rahmen der Harmonisierungsworkshops der Prozesse für die regionale Sanitätsdienstliche Versorgung.






¹ OTA Dr. Stefan Meier, Ltr. AG Digitalisierung Kdo SanDstBw
² Dr. Michael Trampert, Ltr Team BWI zur Unterstützung Digitalisierung GesVersBw, BWI GmbH


Für die Autoren:
Oberst i.G. Reiner Seitz
Leiter Task Force IT-Unterstützung Gesundheitsversorgung
Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr
Ferdinand-Sauerbruch-Straße 1
56057 Koblenz

Datum: 15.05.2019

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2019

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