„Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta”: Neues partielles REBOA-Gerät ermöglicht sichere Okklusion über 2 Stunden für zivilen und militärischen Einsatz
Während des Koreakrieges, wurde als mögliche Lösung zur Kontrolle schwerer, unkontrollierbarer Blutungen die „Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta“ (REBOA) entwickelt1. Eine breite Anwendung wurde jedoch durch die damaligen technologischen Beschränkungen verhindert. Das Konzept geriet weitgehend in Vergessenheit, bis die Herausforderungen, traumatische Verletzungen in den Kriegen im Irak und in Afghanistan zu behandeln, das Interesse an REBOA wieder aufleben ließen. Das US-Militär sah sich mit der dringenden Notwendigkeit einer effektiven Blutungskontrolle konfrontiert und investierte massiv in Forschung und Entwicklung, was zu den ersten kommerziell erhältlichen REBOA-Geräten führte. Diese Geräte wurden sowohl für die Militärmedizin als auch für die zivile Intensiv- und Notfallmedizin entwickelt.
Vom vollständigen zum partiellen Verschluss: hämodynamische Veränderungen und Organperfusion
Ursprünglich blockierte REBOA den Blutfluss in der Aorta unterhalb eines bestimmten Punktes, was zu signifikanten hämodynamischen Veränderungen führte. Bei der vollständigen REBOA-Okklusion ist eine Erhöhung des Aortendrucks oberhalb der Okklusionsstelle die Folge, wodurch der Blutfluss zum Gehirn und zum Herzen aufrechterhalten wird, während eine Verringerung des Aortendrucks unterhalb der Okklusionsstelle eine distale Ischämie der Nieren und anderer Organe zur Folge hat. Letzteres begrenzt die Anwendung dieser Okklusionsstrategie auf 30 Minuten in Zone 1 (supradiaphragmatische Aorta zur Kontrolle von intraabdominellen Blutungen) und auf 60 Minuten in Zone 3 (infrarenale Aorta zur Kontrolle von Blutungen aus dem Becken oder von Blutungen, die mit dem Becken in Verbindung stehen). Um dieses Problem zu adressieren, wurden Verfahren wie partielle oder intermittierende REBOA, sprich entweder Aufrechterhaltung eines gewissen Blutflusses unterhalb der Okklusion (partielle REBOA) oder intermittierendes Öffnen der Okklusion (intermittierende REBOA) entwickelt, wobei intermittierende REBOA mit deutlichen hämodynamischen Veränderungen assoziiert ist.
Mit der Entwicklung des pREBOA-PRO™ (p=partial) Katheters wurde ein bedeutender Durchbruch erzielt. Der pREBOA-PRO-Katheter ist der erste und einzige FDA-zugelassene und inzwischen CE-gekennzeichnete REBOA-Katheter, der speziell für True Partial REBOA™ entwickelt wurde (Abb. 1 und 2). Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ermöglicht er einen partiellen Verschluss der Aorta und schafft ein Gleichgewicht zwischen Blutungskontrolle und Aufrechterhaltung des Blutflusses zu lebenswichtigen Organen. Diese Innovation durchbricht die 30-Minuten-Grenze in Zone 1 und ermöglicht sichere Okklusionszeiten von über 2 Stunden, was die Anwendungsmöglichkeiten von REBOA erweitert und seine Wirksamkeit erhöht. Durch die Möglichkeit, den Grad der Okklusion und den für den Patienten erforderlichen distalen Blutfluss - ähnlich wie bei einem „Dimmer Switch™“ - genau zu titrieren, können Ärzte die Okklusionszeit der Aorta auf sichere Weise verlängern und gleichzeitig das Risiko einer ischämischen Verletzung verringern.
REBOA in der Neuzeit
Heute ist REBOA ein potenziell lebensrettendes Device, wenn es als Bestandteil der Notfallausrüstung von Unfallchirurgen und Notfallmedizinern verfügbar ist. Die Möglichkeit der präzisen Steuerung des Blutflusses durch die Aorta hat die Behandlung des schweren hämorrhagischen Schocks grundlegend verändert:
- Ziviler Einsatz: In der zivilen Anwendung hat sich REBOA bewährt, um schwerstverletzte Patienten zu stabilisieren und wertvolle Zeit für eine erfolgreiche chirurgische Planung zu gewinnen. Darüber hinaus reduziert es nachweislich den Bedarf an Blutprodukten und verbessert die Behandlungsergebnisse, Behandlungsergebnisse, insbesondere Nierenschäden treten nach pREBOA-PRO weniger auf.
- Militärische Anwendungen: Das Kriegsgebiet hat sich als anspruchsvolle Umgebung für REBOA erwiesen. Bei längerer Evakuierungsdauer ist die Fähigkeit zur Blutdruckerhaltung und Blutungskontrolle bei partieller Okklusion von unschätzbarem Wert. Der erfolgreiche Einsatz des pREBOA-PRO durch die ukrainischen Streitkräfte im Gefecht zur Rettung von Soldaten während längerer Evakuierungszeiten unterstreicht das Potenzial des Systems als lebensrettende Intervention unter schwierigen Bedingungen. In der Zwischenzeit haben ukrainische Streitkräfte mehr als 50 Kampfeinsätze gemeldet und eine erste Fallserie zur Publikation an das Journal for Special Operations Medicine geschickt (Akrish et al.2). Vorläufige Daten aus dem Einsatz von REBOA in der Ukraine deuten darauf hin, dass die Okklusionszeit um das Vierfache verlängert werden konnte, so dass mehr Zeit für die Triage, die Behandlung und den Transport zur Verfügung steht. Die Teams in der Ukraine arbeiten mit Prytime Medical an der Erfassung von gefechtsspezifischen Daten zusammen durch ein MTEC-Stipendium. Die U.S. Arme überarbeitet die REBOA Clinical Practice Guidelines, um diese neue Funktion der pREBOA-PRO zu berücksichtigen, und die U.S. Arme hat erhebliche Investitionen in REBOA-Produkte und -Schulungen getätigt, um pREBOA-PRO sinnvoll anzuwenden.
- Prähospitaltransporte: In Deutschland wird REBOA auch im prähospitalen Notfallbereich eingesetzt, allerdings noch nicht routinemäßig, da viele Rettungsfahrzeuge über keine REBOA-Ausrüstung verfügen. Hilbert-Carius et al.3 berichteten über die Planung und Schulung des Einsatzes von REBOA bei blutenden Patienten sowie als Ergänzung bei therapierefraktärem Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses an einem deutschen Luftrettungsstandort (HEMS). Die DRF Luftrettung in Halle (Saale) hat REBOA in diesem Zusammenhang in die präklinische Notfallmedizin integriert. Auch in Hilbert-Carius et al.4 werden zwei Fälle beschrieben, in denen das Verfahren präklinisch von einem Team eines Rettungshubschraubers der DRF Luftrettung eingesetzt wurde. Sie schlussfolgerten, dass „REBOA eine wichtige Therapieoption für speziell ausgebildete Teams und einer selektiven Patientenpopulation insbesondere in der Notfallmedizin, unerlässlich sein wird ... und das Patienten zweifellos einen signifikanten Nutzen aus dieser Therapie ziehen können“. Weitere Daten zur möglichen Integration von REBOA in die präklinische Versorgung werden im laufenden Projekt RIBCAP-HEMS (REBOA bei Blutungen und Herzstillstand in der präklinischen Versorgung durch den Rettungshubschrauber) gesammelt. Neben dem genannten Luftrettungsmittel ist in Deutschland REBOA aktuell auch auf den verschiedenen Medical Intervention Care (MIC) verfügbar5.
Die Zukunft von REBOA
Die Weiterentwicklung der REBOA-Technologie ist Gegenstand laufender Forschung und Entwicklung. Zukünftige Fortschritte können die folgenden Punkte umfassen:
- Optimiertes Katheterdesign für verbesserte Platzierbarkeit und Okklusivität
- Fortgeschrittene Bildgebungstechnologie für Echtzeit-Monitoring integrieren
- Entwicklung von Algorithmen, um den Einsatz von REBOA auf der Grundlage patientenspezifischer Faktoren zu optimieren.
Mit zunehmendem Verständnis für Trauma und Hämostase wird REBOA eine noch größere Rolle spielen, um Leben zu retten.
Unter https://prytimemedical.com finden Sie weitere Informationen über ER-REBOA PLUS™ und pREBOA-PRO partielle REBOA Katheter. Bitte wenden Sie sich an sales@prytimemedical.com, wenn Sie Fragen zum Produktvertrieb in Europa haben.
[1] Hughes CW. Use of an intra-aortic balloon catheter tamponade for controlling intra-abdominal hemorrhage in man. Surgery. 1954;36:65-8.
[2] Akrish, EO, et al, “Battlefield Endovascular Resuscitation in Ukraine: A Pragmatic Guideline for Partial Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta” submitted to Journal of Special Operations Medicine
[3] Hilbert-Carius P, McGreevy DT, Abu-Zidan FM, Hörer TM; the ABOTrauma Registry research group. Pre-hospital CPR and early REBOA in trauma patients - results from the ABOTrauma Registry. World J Emerg Surg. 2020 Mar 30;15(1):23. doi: 10.1186/s13017-020-00301-8. PMID: 32228640; PMCID: PMC7104487.
[4] Hilbert-Carius P, Hauer T, Josse F, et al. REBOA – Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta. NOTARZT. 2020;36:33–45.
[5] Kaltschmidt N, Katzenschlager S, Kaltschmidt L, Leo A, Weilbacher F, Popp E. Materielle Ausstattung des Heidelberger Medical Intervention Car. Notfall + Rettungsmedizin. 2024.
Prytime Medical
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