Infektiöse Mononukleose
Eine Viruserkrankung mit Tücken
Jan R. Hagmann, Jens Foerster, Tobias Schneider, Christian M. Zobel,Herbert Eichwald
Zusammenfassung
Hintergrund: Die infektiöse Mononukleose wird durch das hochansteckende Epstein-Bar-Virus verursacht. Eine fieberhafte Angina tonsillaris mit weiß-gräulichen Belägen, generalisierte Lymphknotenschwellungen, Fieber und eine Splenomegalie gehören zu den typischen Symptomen. Die Behandlung erfolgt in der Regel symptomatisch. Kommt es zu bakteriellen Superinfektionen, sollten Aminopenicilline vermieden werden. Eine seltene Komplikation sind peritonsilläre Abszesse, die nahezu immer einer chirurgischen Behandlung bedürfen. Andere Komplikationen sind ungewöhnlich. Treten sie allerdings auf, ist ein streng interdisziplinäres und schrittweises Vorgehen entscheidend.
Fallbeschreibung: Ein 17-jähriger männlicher Patient entwickelte im Rahmen einer infektiösen Mononukleose mit bakterieller Superinfektion unter antibiotischer Therapie mit Clindamycin Peritonsilarabszesse, die eine beidseitige Abszesstonsillektomie erforderten.
Nach kurzzeitiger, vorübergehender Beschwerdebesserung kam es zu einer Schwellung der linken Hals- und Gesichtsseite und einer deutlichen Minderung des Allgemeinzustands. Bei Verdacht auf eine Gesichtsphlegmone wurde die Antibiotikatherapie auf Piperacillin/Tazobactam und Metronidazol eskaliert. Das Antibiogramm wies eine für Deutschland eher ungewöhnliche Resistenz gegen Clindamycin nach, woraufhin die Antibiotikatherapie auf Penicillin umgestellt wurde. Im CT stellte sich später eine komplexe Thrombose der Halsvenen dar, die zudem den Verdacht einer Phlegmone widerlegte.Im Thrombophilie-Screening zeigte sich eine heterozygote Faktor-II-Mutation. Die Thrombose heilte folgenlos aus.
Schlussfolgerung: In der Hals-Nasen-Ohren Heilkunde ist die infektiöse Mononukleose ein Dauerbrenner. Die Kombination aus beidseitigen Peritonsillarabszessen, komplexen Thrombosen der Vena jugularis interna und Faktor-II-Mutation ist jedoch ungewöhnlich. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie eine vermeintlich einfache EBV-Infektion zu einem Fallstrick werden kann, wenn Standardverfahren wie Antibiotic Stewardship, schrittweise aufgebaute Diagnostik, strikte interdisziplinäre Zusammenarbeit und daraus resultierende Therapieentscheidungen nicht konsequent durchgeführt werden.
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Wehrmedizinische Monatsschrift 8/2022
Für die Verfasser:
Oberfeldarzt Dr. Jens Förster
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Klinik V – Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
Scharnhorststr. 13, 10115 Berlin
E-Mail: jens1foerster@Bundeswehr.org