HERAUSFORDERUNG HEUTE - AUSBILDUNG JUNGER SOLDATEN IM SPANNUNGSFELD ATTRAKTIVITÄT, KONKURRENZ UND DEMOGRAPHIE
Im Zuge der Umstrukturierung der Sanitätsakademie werden die beiden Lehrgruppen A und B in einer neuen Abteilung D (Ausbildung) im Direktorat Ausbildung und Lehre aufgehen.
Unabhängig von solchen organisatorischen Änderungen sollen in dem Beitrag wesentliche strukturelle Aspekte der Ausbildung junger Sanitätssoldaten vorgestellt und gesellschaftliche wie sozialpolitische Faktoren, die auf Erziehung und Lernen einwirken, diskutiert werden.
Einleitung
Die Sanitätsakademie der Bundeswehr in München ist die zentrale Ausbildungseinrichtung für das Sanitätspersonal der gesamten Bundeswehr. Jeder Soldat, der im Sanitätsdienst der Bundeswehr tätig ist, nimmt hier an Laufbahnlehrgängen oder Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen teil, so dass man die Sanitätsakademie sehr wohl als Mutterhaus „alma mater“ des Sanitätsdienstes bezeichnen kann. Aufgrund dieser Tatsache muss sich die Sanitätsakademie besonders mit den Themen Erwachsenenbildung, Attraktivitätssteigerung aber auch Nachwuchsgewinnung auseinandersetzen.
Die Aussetzung der Wehrpflicht und somit die Bildung einer Freiwilligenarmee bedingen für den Sanitätsdienst der Bundeswehr die Personalgewinnung auf dem zivilen Markt. Dazu muss er sich hinsichtlich der Personalgewinnung, vor allem bei den Human- und Zahnmedizinern, mit dem zivilen Markt konkurrenzfähig zeigen und die Bewerber davon überzeugen, dass die Tätigkeit bei der Bundeswehr sowohl attraktiv, als auch interessant und zukunftssicher ist.
Die Ansätze, Probleme und Bemühungen der Sanitätsakademie sollen im Folgenden an den Beispielen der Ausbildung der Sanitätsoffiziere und der Sanitätsfeldwebel aufgezeigt werden.
Erwachsenenbildung
(Abb 1.) Das Thema „Erwachsenenbildung“ steht schon länger im Fokus vieler Diskussionen. Die Frage nach der Art der Fortbildung und vor allem den methodischen und didaktischen Mitteln, welche dabei zum Einsatz kommen sollten ist ein zentraler Punkt. Immer häufiger liest man von „Inklusion“ in diesem Zusammenhang. Der Begriff Inklusion (lat. includere = einbeziehen) wird in Abgrenzung zum Begriff Integration benutzt. Während Integration bedeutet, Menschen nachträglich einzugliedern, geht es bei Inklusion darum, die Gesellschaft von Anfang an so zu gestalten, dass jeder Mensch gleichberechtigt an allen Prozessen teilhaben und sie mitgestalten kann – unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter. Inklusive pädagogische Ansätze betonen Vielfalt in Bildung und Erziehung als Bereicherung für alle, da soziale Kompetenzen und gegenseitiger Respekt gefördert werden und niemand mehr vom gemeinsamen Lernen und Leben ausgeschlossen wird.
Des Weiteren sollte Erwachsenenbildung kooperativ gestaltet werden. Selbstverantwortliche Persönlichkeiten teilen miteinander ihr Wissen und ihre Erfahrung, um miteinander und voneinander im Team zu lernen. Stichworte sind: Entdeckendes Lernen, Lernen durch Tun, Projektunterricht, Lernen durch Lehren. Trainer in der Erwachsenenbildung gestalten die Lernumgebung. Sie helfen den Lernenden, ihre Lernziele zu finden, unterstützen sie als Moderator und Coach und begleiten sie beim Umsetzen des Gelernten in den beruflichen und privaten Alltag (Transfer).
Dies sind alles sehr einleuchtende und vorbildliche Ansätze, welche im zivilen Leben recht gut umsetzbar sind. Bei der Bundeswehr gestaltet sich dies jedoch etwas schwieriger, da zu dem normalen sozialen Umfeld noch die Besonderheiten der Bundeswehr hinzukommen. Dies sind die strikte Hierarchie der Dienstgrade, der Zeitansatz im Sinne von Wochenlehrgängen und die Veranstaltung an zentralen Einrichtungen. Hinzu kommt, dass der Nachwuchs verstärkt mobile und social Learning- sowie Gaming-Plattformen nutzt. Hier gilt Abholpunkte zu schaffen. Um diese Herausforderungen zu meistern, modernisiert und organisiert die Sanitätsakademie in Kooperation mit führenden medizinischen und militärischen Experten die sanitätsdienstliche Ausbildung. Begleitet durch ein Qualitätsmanagementsystem sind die Kernansätze die Technisierung, Virtualisierung und Harmonisierung der Ausbildung.
Mit diesen Problemen sehen wir uns hier in der Sanitätsakademie der Bundeswehr konfrontiert.
Die postuniversitäre modulare Ausbildung für Sanitätsoffiziere (PumA)
Die I. Inspektion hat als Schwerpunkt die postuniversitäre modulare Ausbildung (kurz PumA) für Sanitätsoffiziere (Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie), welche sie auf die jeweilig folgende militärische Verwendung vorbereiten soll.
Im ersten Modul, PumA A, welches direkt im Abschluss an das Studium stattfindet, werden die Kameraden wieder in den normalen militärischen Dienst zurückgeführt und auf die anschließende klinische Verwendung vorbereitet. Nach Abschluss der zweijährigen klinischen Fachverwendung erfolgen im PumA C-Modul eine weitere Vertiefung der Kenntnisse und eine Vorbereitung auf die truppenärztliche bzw. fachspezifische Verwendung.
Vor dem Beginn ihres Studiums hatten unsere Lehrgangsteilnehmer lediglich eine 3-monatige Grundausbildung, die mit der Vergabe der sanitätsdienstlichen Ausbildungs-Tätigkeits-Nummer (ATN) endet. Während des Studiums nehmen die Sanitätsoffiziere an einem 4-wöchigen Offizierslehrgang an der Sanitätsakademie teil. Bis zur erneuten Ausbildung an der Sanitätsakademie, die nach dem Studium absolviert wird, bleiben diese vier Monate die einzigen militärischen Ausbildungsabschnitte auf die die weitere Qualifizierung aufbauen kann. Somit ist die Hauptaufgabe der PumA A-Lehrgänge, die jungen Ärzte/Apotheker/ Zahnärzte/Veterinäre aus dem Studium abzuholen und in einem begrenzten Zeitraum altes militärisches Wissen aufzufrischen, neue Sachverhalte und Handlungen beizubringen und ihnen Handlungssicherheit im militärischen Alltag zu geben. Natürlich kann in dem vorgegebenen Zeitraum, welcher zur Verfügung steht, nicht alles an notwendigen Handwerkszeug vermittelt werden, jedoch erhält der Sanitätsoffizier die wichtigsten militärischen Werkzeuge an die Hand gegeben und es werden die erforderlichen Kenntnisse vermittelt, die zunächst für ihre weiteren Verwendungen erforderlich sind.
Die PumA-Ausbildung ist derzeit folgendermaßen strukturiert (Grafik 1):
Modul A:
- Vermittlung der rechtlichen und militärischen Grundlagen und Wiederholung von Inhalten aus Grundausbildung und Offizierslehrgang
- Vermittlung der Kenntnisse für die anschließende klinische Tätigkeit (Begutachtung, G-Ziffern, OrgBWK, Formulare)
- Einsatzorientierte Ausbildung , Krisen- und Konflitkbewältigung (EAKK) derzeit in Kempten
- Sprachausbildung Englisch SLP 3332
Modul B: Notfallmedizinische Ausbildung je nach Fachrichtung über II. Inspektion
Modul C:
- Vertiefung der Kenntnisse als militärischer Vorgesetzter (Wehrrecht, Logistik, InFü,…)
- Vorbereitung als die Tätigkeit als Truppenarzt/Truppenzahnarzt (Formulare, Umgang mit ZDv,…)
- Fachspezifische Ausbildung je nach Approbation
Wie man anhand des Aufbaus der modularen Ausbildung erkennen kann, ist der Zeitansatz, für den Lehrinhalt, welcher vermittelt werden soll, relativ kurz. Vor allem in Hinsicht für den Bereich der Handlungssicherheit. Erst das regelmäßige Anwenden der vermittelten Kenntnisse, sei es im Wehrrecht oder auch Formaldienst, festigen die Abläufe und beseitigen Unsicherheiten.
Vergleicht man nun aber den Zeitansatz und den Inhalt der PumA-Ausbildung mit der Ausbildung der Offiziere von anderen TSKs fällt auf, dass dort sowohl der Zeitansatz, als auch die Inhalte deutlich umfassender ausfallen. Dieser Sachverhalt wurde bereits vor längerer Zeit erkannt und führt zu einer Neukonzeption die PumA-Ausbildung. Eine wesentliche Änderung in der neuen Konzeption liegt in einer deutlichen Verlängerung des Zeitansatzes, sowie den Ergänzungen und Erweiterungen in Bereichen wie Wehrrecht, Schießausbildung, aber auch mehr Ausbildungsanteile während des Studiums. Diese Konzeption wird derzeit zwischen KdoSanDst und Fähigkeitskommandos noch feinabgestimmt.
Aus diesem Grund richten die Hörsaalleiter und die Inspektionsführung ein besonderes Augenmerk darauf, dass die Lehrgangsteilnehmer neben den Unterrichten viele Informationen in digitaler Form ausgehändigt bekommen, so dass sie zum einen ein wertvolles „Nachschlagewerk“ besitzen und zum anderen sich im Selbststudium vertiefend mit bestimmten Themen auseinandersetzen können.
Die besondere Herausforderung der PumA-Ausbildung, gerade im Modul A, ist es, die Werte und das soldatische Grundverständnis so nahe zu bringen, dass sie sich sehr gut damit identifizieren und danach leben können. Dies gestaltet sich gerade deswegen sehr schwierig, da nach einem 6-jährigen Studium in einer zivilen Universität mit nur geringen Bindungen an die Bundeswehr, eine gewisse Distanz entstehen kann und vor allem sich in diesem Zeitraum teilweise einiges geändert hat. So kommt es doch gelegentlich vor, dass junge SanOffzArzt nach „Rückkehr“ ins normale militärische Leben, Probleme mit der weiteren Identifikation mit der Tätigkeit als Soldat der Bundeswehr haben. Dies wird gerade bei den Humanmedizinern durch die derzeitige Ärztesituation im zivilen Bereich verstärkt. Die Studenten bekommen teilweise während des Studiums schon sehr gute Angebote aus dem zivilen Bereich, welche teilweise sehr verlockend sind. Gerade die Zusage für den Erwerb eines Facharzttitels in dem Fachbereich, welcher einen besonders interessiert ist ein entscheidendes Argument. Die Bundeswehr sagt den Sanitätsoffizieranwärtern Arzt in der Regelverpflichtungszeit von 17 Jahren nur in Ausnahmefällen den Erwerb eines Facharzt zu. Meistens ist die Erlangung des Facharztes gebunden an eine erneute Verlängerung der Verpflichtungszeit um mindestens 3 Jahre auf dann insgesamt 20 Jahre. Zudem ist die Weiterbildung zum Facharzt immer durch eine truppenärztliche Tätigkeit von mindestens 2 Jahren unterbrochen, wenn man nicht gerade Allgemeinmediziner werden will. Dieser Sachverhalt wird den Soldaten zwar bereits vor ihrer Übernahme als SaZ17 SanOA mitgeteilt, doch während des Studiums teilweise etwas verdrängt und aus den Augen verloren. Der Konkurrenz zum zivilen Markt muss natürlich durch die Steigerung der Attraktivität der Bundeswehr Rechnung getragen werden, ansonsten könnte in Zukunft die Nachwuchsgewinnung im ärztlichen Bereich immer schwieriger werden. (Abb. 2.)
Durch gute Betreuung durch die Lehrgruppe, die Inspektion und die Hörsaalleiter, so dass sich die Lehrgangsteilnehmer wahrgenommen und behütet fühlen, lässt sich Bindung und Attraktivität schon zu einem frühen Zeitpunkt der Ausbildung erreichen. Wichtig ist es, dem Soldaten wieder die Vorteile des Soldatenberufes aufzuzeigen, ihnen wieder Spaß und Interesse an ihrem gewählten Beruf zu vermitteln und sie dazu zu motivieren, alles erst mal auf sich zukommen zu lassen und nicht von Vornherein schwarz zu sehen. Natürlich sollte diese Information ehrlich erfolgen, um die Glaubhaftigkeit aufrecht zu erhalten. So ist die Erwähnung von Nachteilen, wie z. B. Dienstortwechsel, Auslandseinsätze und Übungen ebenso ein wichtiger Bestandteil, wie die Nennung der Vorteile. Aber gerade dieser ehrliche Vergleich von Pro und Contra ermöglicht es dem Lehrgangsteilnehmer, sich ein eigenes Bild zu machen. Gerade im Bereich dieser Wertevermittlung ist der Grundsatz von „Führen durch Vorbild“, gemäß ZDv 10/1 Innere Führung sehr wichtig. Eine neutrale Darstellung der Sachstände ist nur dann gut möglich, wenn der Referent/Hörsaalleiter/Vorgesetzte sich selbst ein klares Bild zu seinem Beruf gemacht hat und loyal gegenüber seinem Dienstherren und der Bundeswehr ist. Gerade auf solche Eigenschaften sollte bei der Auswahl von Lehrpersonal geachtet werden.
Offiziere des militärfachlichen Dienstes (OffzMilFD)
Vor dem Hintergrund der im Jahr 2010 abgeschlossenen Hochschulreform und dem demografischen Wandel wird im Sanitätsdienst der Bundeswehr eine vgl. Anpassung spezieller Ausbildungsverwendungsreihen (AVR), zunächst in der Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes erfolgen. Im Fokus stehen dabei die neu entwickelten AVR Rettungsingenieurwesen (interdisziplinärer Bachelor-Studiengang) und Pflegemanagement (geisteswissenschaftlicher Studiengang). Dieser Prozess soll die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit stärken aber auch das Leistungsprinzip sowie die Motivation zum lebenslangen Lernen i. S. der Lernenden Organisation fördern.
Ausbildung Sanitätsfeldwebel
Karriere mit Zukunft, Vereinbarkeit von Dienst und Familie, Attraktivität – dies sind einige der Schlagworte des Arbeitgebers Bundeswehr.
Lässt sich aber unsere Armee auf wenige positive Worte reduzieren, oder begibt sich der junge Soldat mit einem vielleicht zu einfachen Bild der Streitkräfte in seine Dienstzeit?
Körperliche Belastbarkeit, Einschränkungen im Alltag, Führungsverantwortung in belastenden, stresserzeugenden Situation sind Herausforderungen mit denen unser junger Führungsnachwuchs bereits frühzeitig in seiner Laufbahn konfrontiert wird und auch konfrontiert werden soll. (Grafik 2)
Für diejenigen, die sich dieser beruflichen Herausforderung in der Feldwebellaufbahn stellen, steht bereits im ersten halben Jahr bei der Bundeswehr die Hürde des Laufbahnlehrganges, mit seinen körperlich und geistig fordernden Inhalten, vor der Tür.
Mit großem Willen und viel Elan treten die Lehrgangsteilnehmer diesen Lehrgang an, jedoch kommen auch bei einzelnen schnell Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung Feldwebel zu werden auf. Vorstellungen über Ablauf und Intensität der an sie gestellten Forderungen wurden häufig genug im Vorfeld unterschätzt oder konnten aufgrund der doch recht kurzen Dienstzeit nicht wirklich vermittelt werden. Gerade junge Soldaten, die direkt nach der Schule den Dienst angetreten haben, erkennen hier, dass von der Hürde militärischer Führer zu werden, doch deutlich mehr von einem verlangt und erwartet wird, als unterstellte Soldaten durch den Dienstalltag zu lotsen. Das Abfordern von Leistungswillen und Fertigkeiten als Führer, Ausbilder und Erzieher in teilweise neuem und ungewohntem Terrain, stehen häufig genug im Gegensatz zu den Vorstellungen der Lehrgangsteilnehmer. Und gerade diese Anforderungen unterscheiden uns von einem zivilen Arbeitgeber deutlich: Verantwortungsvolles selbstständiges Handeln wird bereits auf dieser Ebene gefordert.
Aber auch diensterfahrenere Kameraden, mit einer abgeschlossenen Ausbildung und einer teilweise langen Arbeits-/ Diensterfahrung, müssen sich vom gewohnten Alltag und den damit verbundenen Annehmlichkeiten trennen. Strukturierte Tagesabläufe, Lernen und Ausarbeiten von Ausbildungsinhalten auch nach Dienstschluss, Einschränkungen im gewohnten Tagesablauf, körperliche Belastbarkeit und Konfrontation mit neuen berufsbildfremden Themen müssen bewerkstelligt werden. Hier können die individuellen Grenzen der Leistungsfähigkeit erreichen bzw. sogar überschritten werden (Abb. 3-5).
Darüber hinaus steht für alle Lehrgangsteilnehmer die Anforderung an eine jederzeit abrufbare körperliche Fitness im Raum. Orientiert an der körperlichen Leistungsfähigkeit des Soldaten, werden hier bereits zu Lehrgangsbeginn BFT und Marschfähigkeiten abgefordert.
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der körperlichen Belastbarkeit, kann jedoch das durchaus positive Fazit gezogen werden, dass 90 - 95 % der angetretenen Soldaten die Hürde der körperlichen Fitness hier ohne größere Probleme meistern.
Allen Anfangsschwierigkeiten zum Trotz, fassen dank Schweiß, Fleiß und Durchhaltevermögen die Lehrgangsteilnehmer auf den Laufbahnlehrgängen schnell Fuß und werden überwiegend mit einem erfolgreichen Feldwebellehrgang belohnt.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, der informierte junge Mensch ist durchaus in der Lage, die Herausforderung Feldwebel zu werden zu meistern, hierbei muss ihm aber bewusst sein, dass die dafür notwendigen körperlichen und geistigen Fähigkeiten ein nicht unerhebliches Maß an Eigenständigkeit und Durchhaltewillen von ihm fordern. Die Bundeswehr als Arbeitgeber setzt vor allem auf die Persönlichkeit, die Teamfähigkeit, die körperliche und mentale Eignung der Bewerber und daher muss man auch offen sagen: Nicht jeder ist für eine Karriere im Sanitätsdienst der Bundeswehr geeignet.
Laufbahn der Fachunteroffiziere im Sanitätsdienst
Laufbahn ohne Zukunft ?
Die Laufbahn FachDstUffz im Sanitätsdienst wird im „Soldatensprachgebrauch“ nur allzu oft als „Einbahnstraßenlaufbahn“ oder gar als „Sackgassenlaufbahn“ bezeichnet.
Diese Bezeichnungen für eine Laufbahn, die jungen Menschen mit zivilen medizinischen Assistenzberufen wie der einer Arzthelferin, eines Rettungssanitäters etc. oder gänzlich ohne medizinische Vorausbildung als Schulabsolvent, sowie als „Auf-“ oder „Umsteiger“ aus der Laufbahn der Mannschaften die Möglichkeit der Verwendung in ihrem erlernten Beruf zu wirken, der Chance einen medizinischen Beruf zu erlernen und dann einer langjährigen Beschäftigung in den Streitkräften entgegenzusehen, sowie bei entsprechender Eignung den Aufstieg in die Feldwebellaufbahn (mittlerer Dienst) ermöglicht zu bekommen, sind doch eher unzutreffend.
Die „Neu-Einsteiger“ erwartet nach der Absolvierung der Allgemeinen Grundausbildung im Dienstgrad Gefreite/er bis zum Stabsunteroffizier je nach Vorbildung und der absolvierten EAKK-Aufbauausbildung der 6-wöchige Laufbahnlehrgang (FachUffzSanDst) an der Sanitätsakademie. Hier erwerben die jungen Soldatinnen und Soldaten das militärische „Handwerkzeug“ und das Rüstzeug, welches notwendig ist, um die Aufgaben als Ausbilder und Erzieher im Dienstgrad eines Unteroffiziers wahrzunehmen.
Für die meisten Soldatinnen und Soldaten dieser Laufbahn mit Verpflichtungszeiten in der Regel von 4 - 12 Jahren ist die Zeit bei der Bundeswehr mit Konstanz im Arbeitsumfeld, Heimatnähe und Sicherheit verbunden. Vielfach wird in dieser Zeit ein „neuer“ Berufswunsch geboren oder eine Weiterqualifizierung im erlernten Beruf zur Zielvorstellung für die Zeit –nach der Bundeswehr. Der Berufsförderungsdienst hilft hier bei der Realisierung der Zukunftsgestaltung in vielen Bereichen, wie z. B. der Erhöhung der schulischen Qualifikation, der Umschulung sowie der Aus- u. Weiterbildung in berufsnahen sowie neuen Berufsfeldern. Hier bietet die Bundeswehr eine ausgezeichnete Möglichkeit der beruflichen Weiterqualifizierung.
Für die besten Soldaten dieser Laufbahn ergibt sich aufgrund des attraktiven Laufbahnrechtes in der Bundeswehr die Möglichkeit des Aufstieges in die Laufbahn der Feldwebel im Sanitätsdienst, der ihnen die weitreichenden Möglichkeiten der Ausbildung auf Meisterebene eröffnet. Bereits seit einigen Jahren gehen aus der Laufbahn der Fachunteroffiziere Feldwebelanwärter hervor. Die ersten von ihnen sind bereits Berufssoldaten, einige von ihnen haben sich sogar für die Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes qualifiziert.
Laufbahn mit Zukunft und Entwicklungsperspektive!
Die Laufbahn bietet vielschichtige Aussichten mit Perspektive und bietet Chancen in zweierlei Hinsicht; zum einen berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für junge Soldatinnen und Soldaten zum anderen hat der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr mit dieser Laufbahn ein „Instrumentarium“, welches der ehemaligen Werbung von „Spitzenkräften“ aus dem Bereich der Truppe gleicht.
Somit wird zugleich dem Grundsatz der Durchlässigkeit der Laufbahnen Rechnung getragen und zudem die Attraktivität des Sanitätsdienstes im Bereich der Unteroffizierlaufbahnen erheblich gesteigert.
Sprachausbildung für Sanitätsfeldwebel
Neben den typischen militärischen Lehrgängen wird bei der Bundeswehr auch eine Vielzahl von Lehrgängen angeboten, die auf dem zivilen Arbeitsmarkt einen großen Nutzen haben.
Einer dieser Lehrgänge ist der Sprachlehrgang und das damit verbundene Sprachleistungsprofil, das je nach Dienstgradgruppe und Verwendung auf einem definierten Level gehalten werden sollte. (Grafik 3)
Mit der Beendigung des Kalten Kriegs und der Wiedervereinigung Deutschlands hat sich über die Jahre das Aufgabenspektrum der Bundeswehr deutlich gewandelt. Der veränderte Auftrag spiegelt sich auch in der weltweiten Einsatzbarkeit unserer Streitkräfte wider. Die Multinationalität hat in diesem Zusammenhang eine immer stärkere Bedeutung erhalten. Nahezu kein Einsatz wird ohne die Hilfe, Unterstützung und Zusammenarbeit mit anderen Nationen durchgeführt. Die allgemeine Verständigung läuft größtenteils in Englisch.
In direkter Zusammenarbeit mit dem Bundessprachenamt genießen die Soldaten an unterschiedlichen Ausbildungseinrichtungen mehrwöchige Englischlehrgänge. Den Abschluss des Lehrgangs bildet die Sprachprüfung, in der das Lesen, das Hören sowie das Sprechen und Schreiben der Lehrgangsteilnehmer benotet wird.
Die Ausbildung umfasst hierbei nicht nur spezielle militärische Themen, sondern viel mehr das normale Alltagsenglisch. Die sprachliche Ausbildung hilft somit nicht nur den Soldaten in dienstlicher, sondern auch in privater Hinsicht. Durch die starke Globalisierung und die zunehmende Technisierung hat sich in den letzten Jahrzehnen die englische Sprache als fester Bestandteil der Gesellschaft etabliert.
Die Lehrgangsteilnehmer nehmen das Sprachangebot mit großer Euphorie und Lerneifer an. Unsere Soldaten erwerben mit der Sprachausbildung in Englisch eine Fähigkeit, die auch im weiteren zivilen Berufsleben bestens genutzt werden kann und dies stellt einen nicht zu unterschätzenden Attraktivitätsfaktor dar.
Zusammenfassung
Das Thema Erwachsenenbildung spielt gerade im Bereich der Sanitätsakademie der Bundeswehr eine wichtige Rolle. Vor allem unter den Aspekten der Konkurrenzsituation zum zivilen Arbeitsmarkt und dem Kampf um Nachwuchs kommt der Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr und einer modernen erwachsenengerechten Ausbildung eine immer größer werdende Bedeutung zu. Qualitativ hochwertige und dazu methodisch und didaktisch wertvolle Unterrichte in einem kooperativen Lehrstil und einem modernen Lernumfeld werden dabei immer wichtiger, um den Soldaten ihre Lehrgänge angenehm und wertvoll zu gestalten. Sie sollen mit Stolz über das Erlernte, aber auch mit Freude über das Erlebte vom Lehrgang zurückkehren und über die positiven Erfahrungen und Erkenntnisse in ihren Dienststellen berichten können. Dieses Ziel hat sich die Sanitätsakademie der Bundeswehr auf ihre Fahnen geschrieben, um stolz als „alma mater“ des Sanitätsdienstes bestehen zu können. Deswegen ist die ständige Evaluation und Anpassung der Lehrgänge eine vorrangige Aufgabe der Lehrgruppen, um neben fundiertem Wissen auch eine gute Atmosphäre an die Lehrgangsteilnehmer vermitteln zu können. Dazu benötigt es motiviertes und geeignetes Lehrpersonal und auch ausreichend Haushaltsmittel, um die Lehre praktisch orientiert und lebhaft zu gestalten.
Datum: 31.07.2014
Quelle:
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2014/2
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2/2014
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2014/2