FORWARD AEROMEDICAL EVACUATION MIT NH90
EINDRÜCKE UND ERFAHRUNGEN AUS DEM EINSATZ
Die Bundeswehr verfügt über international anerkannte und leistungsstarke Fähigkeiten der Patientenversorgung und –evakuierung aus Einsatz-, Krisen- und Katastrophengebieten.
Die Entwicklung der Einsatzszenarien hat allerdings gezeigt, dass eine Ergänzung der vorhandenen Verfahren um die eigene Befähigung zuvor geschobenem qualifizierten Patientenlufttransport (Forward Aeromedical Evacuation, FwdAE) unabdingbar ist. Nach intensiven Einsatzvorbereitungen unter Federführung des Transporthubschrauberregimentes 10 Faßberg als Leitverband in den letzten drei Jahren, wurde im II. Quartal 2013 FwdAE mit NH90 im ISAF-Einsatz eingeführt. Der Fliegerärztliche Dienst des Heeres hat die Etablierung im Einsatz begleitet. Nachdem in einem ersten Artikel (veröffentlicht in der Zeitschrift für Wehrmedizin und Wehrpharmazie 3/2013) schon ausführlich über diese Vorbereitung berichtet wurde, werden nun die ersten Eindrücke und Erfahrungen aus dem Einsatz dargestellt.
Eine grundlegende, mit NH90 darzustellende Fähigkeit besteht in Luftrettung und –transport von Verwundeten und Verletzten, primär vom Ort der Verwundung zur ersten medizinischen Versorgung (FwdAE). In Vorbereitung auf diese Aufgabe wurden in den letzten Jahren ein medizinischer Rüstsatz und taktische Verfahren für FwdAE auf UH-1D und konsekutiv NH90 entwickelt und trainiert.
Mit Beginn des II. Quartales 2013 wurde am Flugplatz Mazar-E-Sharif als weitere Komponente für Aeromedical Evacuation der NH90 im Einsatzgeschwader Mazar-E-Sharif etabliert. Mit NH90 sollen im ISAF-Einsatz schwerpunktmäßig die Fähigkeit primärer Verwundetenlufttransport sowie Transport von einsatzkritischem Sanitätspersonal und –material abgebildet werden. Für die Auftragserfüllung FwdAE ist die ständige (24/7) Vorhaltung einer Einsatzrotte aus je einem MedEvac- und einem Doorgun-Luftfahrzeug mit einer Bereitschaftszeit (Noticetomove, NTM) von 15 min vorgesehen.
Bis Mitte April 2013 wurde das Personal des 1. Kontingentes Forward Aeromedical Evacuation NH90 verlegt, bis Mitte Mai vier Luftfahrzeuge NH90 und das benötigte luftfahrzeugtechnische Material nachgeführt. Nach Inbetriebnahme der vorbereiteten Infrastruktur und Aufrüstung der Maschinen wurde in einer "Familiarisierungsphase" ein dezidiertes Flugstundenprogramm einschließlich zahlreicher FwdAE-Übungen sowie Übungsalarmierungen zur Eingewöhnung in die Area sowie zur Überprüfung, Weiterentwicklung und zum Training taktischer Verfahren FwdAE absolviert. Mit erfolgreicher Einbindung des NH90-Schwarmes in eine komplex angelegte Verwundeten-Lufttransport-Übung Ende Mai 2013 erfolgte der Übergang zur "Professionalisierungsphase". Am 22.06.2013 konnte in Mazar-E-Sharif bereits acht Tage vor dem geplanten Abschluss der Vorbereitungen schließlich volle Einsatzbereitschaft FwdAE NH90 gemeldet werden.Die medizinische Besatzung des NH90 wird durch den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr mit je einem SanStOffzArzt RettMed und einem SanFwRettAss gestellt. Momentan befinden sich jeweils zwei Ärzte und Rettungsassistenten im Einsatz, die sich in der Bereitschaft abwechseln, sowie ein dritter RettAss als TE-Führer. Zeitgleich mit der Einführung NH90 im Einsatzgeschwader Mazar-e-Sharif wurden die beiden Arzt-Dienstposten der amerikanischen FwdAE-Bereitschaft am Standort MeS durch den ZSanDstBw nicht mehr separat besetzt, sondern von den beiden Notärzten des NH90 gleichzeitig wahrgenommen. Zwar konnten die betreffenden Ärzte dadurch weiter Erfahrungen auf UH 60 sammeln - gleichzeitig wurden aber dadurch die Trainingsmöglichkeiten auf NH90 durch zu stellende Bereitschaftszeiten auf UH-60 beeinträchtigt. Diese Verpflichtung wurde daher zum 01.06.2013 beendet. Neben der Begleitung durch den Fliegerärztlichen Dienst des Heeres wurde die Implementierungsphase NH90 FwdAE fachlich beratend durch einen SanStOffzArzt des ZSanDstBw begleitet, der bereits aus der Einführungs- und Erprobungsphase über profunde Kenntnisse und praktische Erfahrungen mit NH90 FwdAE verfügte1.
Konfiguration FwdAE
Im ISAF-Einsatz wird eine Rotte aus einem MedEvac- und einem Doorgun-Luftfahrzeug ständig eingerüstet und sofort (NTM 15 min) einsetzbar vorgehalten. Ein drittes Luftfahrzeug steht in einer Hybrid-Variante gerüstet bereit, um sowohl der MedEvac-, als auch der Doorgun-Maschine als unmittelbarer Ersatz dienen zu können. Das vierte Luftfahrzeug stellt eine technische Reserve dar.
In der Grund-Konfiguration FwdAE können mit dem NH90 bis zu zwei liegende und ein sitzender Patient transportiert werden; in der Hybrid-Version kann nur ein Liegend-Patient befördert werden.
Basierend auf den Erfahrungen aus dem Einsatz kommt der ursprünglich vorgesehene große Rettungsrucksack nicht mehr zum Einsatz (siehe Abschnitt Erkenntnisse). Das für seine Befestigung vorgesehene Rack wird nicht mehr eingerüstet; was für einen zusätzlichen Sitzplatz, beispielsweise für den Transport eines Sky-Marshalls oder Sprachmittlers beim Patienten-Transport von Non-Coalition-Forces oder für einen weiteren Patienten, sorgt.
Taktische Verfahren FwdAE
Ziel ist es, die sanitätsdienstlichen Vorgaben einer schnellstmöglichen Verwundetenversorgung, die Einhaltung der sog. „Golden Hour“ bis zur ersten definitiven medizinischen Versorgung des Patienten, zu erfüllen. Dies bedeutet aber, dass Flugzeiten (15 min NTM, 20 min Hinflug, maximal 5 min Bodenzeit, 20 min Rückflug) und damit der Einsatzradius der Luftfahrzeuge begrenzt sind.Grundsätzlich sehen die taktischen Verfahren FwdAE den Einsatz von zwei Luftfahrzeugen vor. Zum einen handelt es sich hierbei um die Leitungsmaschine in Doorgun-Konfiguration, ausgestattet mit zwei MG3 an den Seitentüren und besetzt mit zwei Areal- bzw. Door-Gunnern. Ihm folgt ein mit der Medical Crew besetzter NH90 in FwdAE-Rüstung. Die Doorgun-Maschine („Chase“=Begleiter) führt die Mission, erkundet die Landezone, überwacht und sichert aus der Luft, während das MedEvac-Luftfahrzeug nach Freigabe der Landezone landet und schnellstmöglich die Patienten aufnimmt.
Erste Sanitätsdienstliche Erkenntnisse aus dem Einsatz
In vorausgehenden Übungen und den ersten Monaten im Einsatz konnten aus unserer Sicht wertvolle Erkenntnisse hinsichtlich der Arbeit mit dem Rüstsatz und der taktischen Verfahren gewonnen werden. Diese werden im Folgenden vorgestellt.
1. Rüstsatz
Im Einsatzszenario ISAF wird der NH90 ständig in eingerüstetem Zustand in einem klimatisierten Zelt vorgehalten. Nur so ist die Vorschriften-konforme Lagerung u. a. der Sanitätsgeräte im Luftfahrzeug sichergestellt.
Den Rüstsatz selbst habe ich in meinem ersten Artikel ausführlich vorgestellt. Es hat sich bereits in den ersten Einsätzen gezeigt, dass die damals ausgesprochenen Empfehlungen sachgerecht sind. Insbesondere die besondere Patientenlagerung auf dem ersten Liegeplatz („Füße voran“) hat sich uneingeschränkt bewährt.
Die Rückwände der Liegeplätze sind aus praktischen Erwägungen heraus vor Ort mit klettbenähten Planen ausgestaltet worden, die die Möglichkeit bieten, in abnehmbaren Modultaschen das sofort benötigte Verbrauchsmaterial unmittelbar zur Hand zu haben. Gleichzeitig wurden an der Rückwand Abwurfbehälter für Müll und Spitzmüll angebracht.
Der ursprünglich im Rüstsatz vorgesehene Rettungsrucksack ist recht groß, schwer und sperrig. Wenn beim raschen Verlassen des Luftfahrzeuges oder zügigem Boarding der Rucksack mitgeführt werden soll, stellt er ein nicht unerhebliches zusätzliches Gewichtes dar, das neben der persönlichen Schutzausstattung bewegt werden muss. Wir empfehlen statt dessen eher die Verwendung von kleineren Rucksäcken, die zusätzlich zur leichteren Handhabbarkeit den Vorteil bieten, dass an jedem Liegeplatz autark aus einem separaten Rucksack gearbeitet werden kann. Im Einsatz sind diese Überlegungen durch die Verwendung jeweils eines sogenannten Ersthelfer-Bravo-Rucksackes pro Liegeplatz, der kompakt für einen Erstangriff sowohl beim abgesessenen, als auch on-board Arbeiten gepackt ist, sowie je eines Tasmanian Tiger First Responder 2® pro MedEvac-Luftfahrzeug, der modular ergänzendes und auffüllendes Material für die Arbeit an Bord enthält, bereits umgesetzt worden.
Aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen aus Übungen und Einsatz möchten wir die Nutzung von SpineBoards® für die Patientenzuführung weiterhin sehr empfehlen. Darüber hinaus kommen zum leitliniengerechten Wärmeerhalt und zur Vermeidung einer Verunreinigung des Luftfahrzeug-Innenraumes mit Körperflüssigkeiten, die langwierige Reinigungsmaßnahmen mit notwendigem Ausbau des ballistischen Schutzes und damit mehrstündige Beeinträchtigung der Bereitschaft bedingen würde, Thermal Guard-Patiententransportsäcke® zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um Einmalartikel, wie sie innerhalb der Bundeswehr auch bereits im Bereich der Spezialkräfte und in der zivilen Luftrettung Verwendung finden. Die Thermal Guard Patiententransportsäcke bieten ebenso wie die Spineboards umlaufende stabile Griffe, so dass auch bei geschlossenem Sack und damit nicht mehr erreichbaren Spineboard-Griffen der Patient sicher angehoben und getragen werden kann. Nach Absprachen und Trainings mit sämtlichen deutschen Bodentruppen vor Ort werden die Patienten für den Lufttransport NH90 auf Spineboard im Thermal Guard vorbe-reitet; bei Patientenübergabe erhalten die Bodenkräfte Spineboard und Thermal Guard im Austausch zurück.
Die Ausstattung wird um ein kompaktes medizinisches Nachschubpaket ergänzt, dass die Bodentruppe mit dem Nineliner anfordern kann und die Medical Crew bei der Patientenannahme übergibt.
a. Vorbereitung des Patienten durch die anfordernde Truppe
Um kurze Bodenzeiten zu gewährleisten, sollte der Patient durch die FwdAE-anfordernde Bodentruppe für den Transport bereits auf einem Tragemittelvorbereitet sein. Idealerweise kommt hier das Spineboard im Thermalguard zum Einsatz - die deutschen Bodentruppen sind im Einsatz entsprechend gebrieft und beübt worden. Eine kurze Dokumentation muss die wichtigsten medizinischen Informationen enthalten, denn Übergabegespräche werden aufgrund von Zeitmangel, Lärm und u. U. nicht kompatiblen Kommunikationssystemen sehr knapp gehalten und durch Gesten ergänzt. Für den Patiententransport von Non-coalition Forces gilt nicht nur die Abnahme von Waffen und Kommunikationsmitteln als essentiell, sondern zwingend auch das Entkleiden und ein Bodycheck auf IEDs.
b. Aufnahme des Patienten
Nach Landung des MedEvac-Luftfahrzeuges verlässt die Medical Crew das Luftfahrzeug über die rechte Seitentür, um Kontakt mit der Bodentruppe aufzunehmen und die Patientenzuführung zum Luftfahrzeug sowie die Beladung über die rechte Seitentür oder Rampe zu steuern. Aufgrund ballistischen Schutzes steht die linke Seitentür für Beladevorgänge nicht zur Verfügung. Um die in Abb.1 dargestellte Position der Liegendpatienten zu erreichen, werden die Patienten – im Gegensatz zu bisherigen Beladeverfahren – mit den Füssen voran an das Luftfahrzeug gebracht. Der abgesessenen Medical Crew kommt bei diesen Verfahren die Schlüsselrolle zu, denn sie muss eine möglicherweise im Umgang mit NH90 nicht vertraute Bodentruppe so lenken, dass eine reibungslose Patientenaufnahme ermöglicht wird. Technisch und personell ist die Ausbildung sämtlicher Bodentruppen im Umgang mit NH90 unrealistisch. Daher muss größter Wert auf die sorgfältige Ausbildung in diesen Verfahren sowie auf ein regelmäßiges Training des auf dem NH90 eingeplanten medizinischen Personals gelegt werden.
Das MedEvac-Luftfahrzeug kann aufgrund möglicher Gefährdung durch Feindeinwirkung nicht lange am Boden verweilen. Eine umfangreiche Versorgung am Boden durch die Medical Crew des Luftfahrzeuges ist daher bei FwdAE nicht vorgesehen! In Anlehnung an das Prinzip „Scoop and run“ desLandtransportes erfolgt lediglich die schnellstmögliche Aufnahme des Patienten; alle weiteren Maßnahmen werden erst an Bord ergriffen („Scoop and fly“). Erfordern Zustand des Patienten oder äußere Zwänge einen Verbleib der Medical Crew am Boden, verlässt das MedEvac-Luftfahrzeug die Landezone und wird erst nach Abruf über Funk zur Aufnahme von Patienten und Medical Crew zurückkehren.
c. Lufttransport des Patienten
Bei taktischem Abflug muss sich die Arbeit am Patienten auf Transportsicherung, Bodycheck, Kontrolle und Sicherung der Vitalfunktionen, Fortführung einer begonnenen Infusionstherapie und Gabe schon (jeweils zum Zeitpunkt der Bereitschaftsübernahme) vorbereiteter Analgetika oder Catecholamine über bereits liegende Zugänge sowie Fortführung einer Beatmung beschränken. Feinmotorische Tätigkeiten wie Anlegen von Zugängen oder Intubation sind in dieser Flugphase noch nicht zu realisieren. Nach Erreichen einer ruhigen Fluglage können eingeleitete Maßnahmen fortgeführt und optimiert werden. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Sicherung der Atemwege und Beatmung, Kreislaufstabilisierung und ggf. Blutstillung sowie einer ausreichenden Analgesie. Eine weitere Intensivierung der Therapie wird angesichts der kurzen Flugzeiten bei FwdAE kaum möglich bzw. notwendig sein.
3. Ausstattung der Medical Crew
Die medizinische Crew wird mit der Schutzweste KSRW20MB Schutzklasse 4 ausgestattet, an der ein Stehhaltegurt angebracht ist, so dass eine Sicherung innerhalb der Kabine an Laufkatzen ermöglicht wird. Zur weiteren Ausrüstung gehört der HelmSPH4-G Tempest mit Laserschutzvisier. Über die integrierte Intercom-Anlage ist eine Kommunikation an Bord möglich. Zudem kann damit eine rechtzeitige Information der aufnehmenden Sanitätseinrichtung per MIST-Report durch die Medical Crew schon während des Anfluges gewährleistet werden. Ein weiteres Funkgerät zur Sicherstellung der Kommunikation zwischen dem abgesetzten medizinischen Personal und dem Luftfahrzeug ergänzt die Funk-Ausstattung.
Staubschutz für Atemwege und Augen sowie Knieschützer für die Arbeit auf Knien am Patientenliegeplatz komplettieren die Ausrüstung der Medical Crew. An Bewaffnung führt jeder Soldat P8, MP7 und G36 mit. Zur Ausstattung jeden Crewmitgliedes gehört außerdem ein Daypack-Rucksack mit einem Fassungsvermögen von 35 Litern sowie die Überlebensausstattung Personal Survival Package 21 l (PSB21).
Für Nachtflugvorhaben wird das medizinische Personal derzeit mit Bildverstärkerbrillen wie das bordtechnische Personal ausgerüstet.
4. Ausbildung des medizinischen Personals
Vor einem Auslandseinsatz im vorgeschobenen Verwundeten-Lufttransport sollte man bereits in der bodengebundenen Patientenversorgung Einsatzerfahrungen im Ausland gesammelt haben.
Ein Einsatz als Medical Crew FwdAE bedeutet, integrierter Bestandteil der Luftfahrzeugbesatzung zu sein und nicht nur Passagier. Eine hohe rettungsmedizinische Fachkompetenz ist daher zwar ein absolutes Muss, für FwdAE aber allein nicht ausreichend. Das Verhalten im und am Luftfahrzeug MUSS auch für das medizinische Personal im Einsatz Routine darstellen, um nicht in der intensiven Beanspruchung durch Verwundetenversorgung unter Bedrohung Fehler zu begehen, die nicht nur das eigene Leben, sondern das der gesamten Luftfahrzeugbesatzung, u. U. sogar beider Rottenluftfahrzeuge, gefährden! Es bedarf daher auch regelmäßiger Teilnahme am Flugdienst, um Erfahrung mit den luftfahrzeugspezifischen und den fliegerisch-taktischen Verfahren zu sammeln. Hierzu ist eine sachgerechte Ausbildung mit dem Ziel einer grundlegenden Einweisung und eines regelhaften Trainings zu etablieren, um Handlungssicherheit sowohl in der Anwendung der luftfahrzeugspezifischen Systeme (Intercom-Anlage, Nachtsichtgeräte, etc.) als auch im Umgang mit den Anforderungen an den Verwundeten-Lufttransport zu erlangen.
Im Transporthubschrauberregiment 10 in Faßberg ist daher ein modulares Training entwickelt worden, das im Anschluss an eine obligate mehrtägige Einweisung in Besonderheiten des Flugbetriebes, Luftfahrzeug, Kommunikation, Material und Ausrüstung sowie Verfahren die Teilnahme an mehreren fliegerischen Übungen mit einer zunehmenden Steigerung der Anforderungen und Komplexität der FwdAE-Übungs-Missionen beinhaltet. Diese Übungen dienen dabei primär nicht nur der Einsatzvorbereitung der fliegerischen Besatzungen, sondern eben auch der medizinischen Crew. Bislang konnte erfreulicherweise mehrheitlich gewährleistet werden, dass das auf den Übungen simultan beübte fliegerische und medizinische Personal auch gemeinsam in den Einsatz verlegte. Damit konnte in diesen Fällen bereits vor Einsatzbeginn der wichtige Team-Gedanke mit dem Bewusstsein, sich auf jedes Crewmitglied jederzeit verlassen zu können, generiert werden.
Eine ausreichende körperliche und seelische Belastbarkeit ist unbedingte Voraussetzung, um der physischen und psychischen Beanspruchung der Verwundetenversorgung unter widrigen klimatischen Bedingungen, Staub, unter Umständen Dunkelheit, der schweren Schutzausstattung und möglicherweise Bedrohung gewachsen zu sein. Dies sollte bereits bei der Auswahl des sanitätsdienstlichen Personals berücksichtigt werden. Eine gültige WFV III sowie der Nachweis eines flugphysiologischen Lehrgangs und AirMedEvac-Basistrainings sind hierbei flugmedizinische Mindestvoraussetzungen. Hinzu kommt unabdingbar eine umfängliche infanteristische Vorausbildung.
Zusammenfassung
Die geschilderten Erfahrungen beruhen überwiegend auf den persönlichen Erlebnissen der Verfasserin, die aufgrund fliegerärztlicher Tätigkeit sowohl an der Heeresfliegerwaffenschule als auch im Transporthubschrauberregiment 10 den Prozess der Entwicklung FwdAE bis zur Einsatzreife aus nächster Nähe miterlebt und -gestaltet sowie in der Funktion als Fliegerarzt Einsatzgeschwader Mazar-E-Sharif und AECO von April bis Juni 2013 den Aufbau im Einsatz begleitet hat.
Aus der Etablierung von FwdAE mit NH90 in seinem ersten Einsatz konnten in den letzten Monaten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die unmittelbar in die Ausbildung des einsatzgeplanten Personals und in Modifikationen von Ausrüstung und Ausstattung einfließen.
Der Einsatz bestätigt, dass FwdAE-Missionen ein hochkomplexes, höchst anspruchsvolles Geschehen darstellen, die nur im eingeschworenen Team aus fliegenden Besatzungen, Medical Crew und Door-Gunnern erfolgreich absolviert werden können.
Abbildungsnachweis
1, 2, 5, 6: F. Grube
3, 4, 7: M. Seeber
Danksagung
Mein ausdrücklicher Dank Herrn OTA Dr. Zweigner, Herrn OTA Dr. Becker und Herrn OFA Royko für die fachliche Unterstützung!
Datum: 15.12.2014
Quelle:
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2014/3
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2014/3