Durch COVID-19 beschleunigt:

Der RTW Y-402574 verbessert die realitätsnahe ­Ausbildung von Notfallmedizinern an der SanAkBw

An der Sanitätsakademie der Bundeswehr werden zur Schulung qualifizierter Rettungsmediziner die Lehrgänge Notfallmedizin für Sanitätsoffiziere Arzt durchgeführt. Elementarer Bestandteil des Kurses ist die Abbildung des für den Erwerb der Zusatzqualifikation erforderlichen 80-stündigen Curriculum nach den Vorgaben der Bayerischen Landesärztekammer.

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BNURTW Y-402574 (Abb.: SanAkBw München)
Im zivilen Notarztsystem ist der Rettungstransportwagen (RTW) häufig das zuerst am Notfallort eintreffende Rettungsmittel. In dieser Arbeitsumgebung müssen die entscheidenden ersten Minuten der ärztlichen Behandlung erfolgen. Viele der angehenden Notfallmedizinerinnen sowie Notfallmediziner haben noch nie einen RTW von innen gesehen. In den Evaluationen der Lehrgänge Notfallmedizin wurde regelmäßig angeregt, in einem real ausgestatteten RTW trainieren zu können.

2017 wurde durch die SanAkBw eine Initiative zur Beschaffung eines RTW für den Einsatz im Rahmen der Lehrgänge Notfallmedizin eingeleitet. Im Dezember 2019 konnte ein ausgesonderter RTW des Bundeswehrkrankenhauses (BwKrhs) Berlins als Ausbildungsmittel übernommen werden. Ziel war es, den RTW in der erforderlichen Ausstattung bis Ende 2020 in die Ausbildung zu integrieren. Im Rahmen der Corona-Krise wurde der Entschluss gefasst, den RTW aufgrund der dynamischen Pandemielage komplett aufzurüsten und für einen möglichen Einsatz zur realen Patientenversorgung vorzubereiten.

Zunächst mussten am Fahrzeug die notwendigen Maßnahmen für den Betrieb im öffentlichen Straßenverkehr durchgeführt werden. Das Assistenzpersonal des Fachbereiches (FB) A2 (Notfallmedizin) der SanAkBw wurde zum Führen des Kraftfahrzeuges, mit Einweisung in die Blaulichtanlage und Fahrsicherheitstraining beim Sanitätslehrregiment in Feldkirchen befähigt. Somit kann der RTW auch mobil eingesetzt oder zu Bewegungs- oder Betriebsfahrten (z. B. Tanken, Waschen) bewegt werden. Ferner wurde der RTW mit den entsprechenden aktuellen Geräten (Corpuls3 (C3), Perfusor® compact der Firma BRAUN, MEDUMAT Transport und ACCUVAC Rescue der Firma WEINMANN) ausgestattet.

Durch das Rettungszentrum des BwKrhs Ulm konnte vor Ort nicht vorhandenes Verbrauchsmaterial ergänzt und ein gewinnbringender fachlicher Austausch etabliert werden.

Die Ampullarien des RTWs und der Notfallrucksäcke wurden nach Vorgaben des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst (ÄLRD) Bayern bestückt, realitätsgetreue Bestands- und Chargenlisten erstellt und eine korrekte Lagerung vorgesehen. Somit besteht die Möglichkeit, auch auf die logistischen Besonderheiten des Rettungsdienstes einzugehen. Ebenfalls mussten die Vorgaben für Beladelisten der sich im Dienst befindlichen RTWs umgesetzt und ein eigenes Beladekonzept mit Beladelisten erarbeitet werden. Hier sind nicht nur die Fächer des Fahrzeugs mit dem Inhalt detailliert aufgeführt, sondern auch die dazugehörigen Notfallrucksäcke. Auf Basis der einschlägigen Vorschriften und Normen, wie Checklisten mit regelmäßigen Aufgaben zur Kontrolle, Reinigung und Desinfektion von Material, Fahrzeug und Gerätschaften, Beladeliste, eigener Desinfektions- und Hygieneplan, abgeleitet aus dem „Rahmenhygieneplan für den Rettungsdienst“ des Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und  Notfallprotokolle oder Verletzten-Anhängekarten wurden die erforderlichen Dokumente erstellt und in einem Ordner zusammengefasst.

Im Ergebnis ist der der RTW SanAkBw Y-402574 gemäß DIN-EN 1789 ausgestattet und kann bei Bedarf für einen Realeinsatz abgerufen werden. Für künftige Lehrgänge ist geplant, auf dem Gelände der SanAkBw einzelne Stationen, wie z. B. Autounfall inklusive taktische Rettung aus dem Fahrzeug, Sturz aus großer Höhe (über 3 Meter), Herzinfarkt in schwer zugänglicher Wohnung oder Stromunfall aufzubauen und diese mit der „Rettungsdienstbesatzung“, bestehend aus 3 Lehrgangsteilnehmenden, die auch das Arbeiten im Team und der beengten Arbeitsumgebung eines RTW trainieren können, anzufahren.

Mit den Fallbeispielen wird eine einheitliche Lehrmeinung sichergestellt, ohne die Flexibilität der Ausbilderinnen und Ausbilder einzuschränken.

Somit garantiert die Ausbildung auf dem RTW eine realitätsnahe Darstellung der Rettung und Behandlung von Patienten und vermittelt den Lehrgangsteilnehmenden neben der eigentlichen Therapie auch die einsatztaktischen Komponenten. Sie sind dann in der Lage, sowohl eine schonende als auch eine „Crash“ Rettung unter Anleitung selbstständig zu planen und durchführen. Selbstverständlich lässt sich auch medizinisches Assistenzpersonal entsprechend schulen. Mit dem nun verfügbaren RTW Y-402574 konnte ein weiterer wichtiger Baustein für eine moderne, realitätsnahe und qualitativ hochwertige Ausbildung von Rettungsmedizinern an der SanAkBw etabliert werden.  

Für die Verfasser:
Oberfeldarzt Dr. Ronel Kranz, SanAkBw München
E-Mail: Ronel1Kranz@Bundeswehr.org 

Datum: 13.07.2020

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2/2020

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