Das Training MedABC-Desinfektor
Aus dem Direktorat Ausbildung und Lehre der Bundeswehr (Direktorin: Oberstarzt Dr. M. Harf) der Sanitätsakademie der Bundeswehr (Kommandeurin: Generalstabsarzt Dr. G. Krüger)
Das Training Medizinischer ABC-Schutz (MedABC-Schutz) und Desinfektor ist eine insgesamt 6-wöchige Ausbildung des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr, die sich in 3 Ausbildungsabschnitte aufteilt. In den ersten 2 Wochen findet an der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) in München der Ausbildungsanteil „MedABC-Schutz“ statt. Im Anschluss erfolgt die Ausbildung zu einem geprüften Desinfektor. Auch diese Ausbildung findet an der Sanitätsakademie der Bundeswehr statt. Den Abschluss bildet eine 1-wöchige praktische ABC-Geräteausbildung an der ABCAbwehr-Schule (SABCAbw/GSchAufg) in Sonthofen.
Ausbildungsanteil MedABC-Schutz
Im ersten Ausbildungsabschnitt MedABC-Schutz werden, in Zusammenarbeit mit den Instituten des Medizinischen ABC-Schutzes, theoretische Kenntnisse über Art und Wirkung sowie das Spüren und Erkennen von ABC-Kampfstoffen vermittelt.Die Trainingsteilnehmenden erlernen Maßnahmen, die nach einem Einsatz von ABC-Kampfmitteln anzuwenden sind. Dies beinhaltet insbesondere den richtigen Umgang mit der ABC-Schutzausrüstung als auch das Anwenden von Dekontaminationsverfahren. Dieser Ausbildungsabschnitt beinhaltet zwei Trainingstage am Sanitätslehrregiment in Feldkirchen. Hier werden die Teilnehmenden u. a. hinsichtlich der Versorgung kontaminierter Verwundeter ausgebildet. Die Landgestützte Verwundetendekontaminationseinrichtung (LVwuDekonEinr) dient der Durchführung der Schockbekämpfung, Erstversorgung, Stabilisierung und anschließender Dekontamination von Verwundeten, die mit atomaren, biologischen, chemischen ABC-Kampfstoffen oder vergleichbaren Gefahrstoffen/Agenzien exponiert worden sind.
Sie ist einer Sanitätseinrichtung zur Sicherstellung der medizinischen Folgeversorgung vorgeschaltet (z. B. Luftlanderettungszentrum, Luftlanderettungszentrum leicht, Rettungszentrum, Rettungszentrum leicht, Rettungszentrum mit Facharzt- und Pflegemodul).
Die Trainierenden lernen hier den vorgeschriebenen Dekontaminationsprozess am Patienten kennen. Dieser gliedert sich in folgende Schritte.
- Patientensichtung
- notfallmedizinische Erstversorgung und Stabilisierung
- Entkleiden
- Nassdekontamination
- Übergabe an weitere Versorgung
Ziel der gründlichen Dekontamination ist es, die sanitätsdienstliche Weiterversorgung des Verwundeten unter Aufhebung des persönlichen ABC-Schutzes ohne weiteren Kampfstoffkontakt bzw. ohne ein weiteres Verschleppungsrisiko zu ermöglichen. Die LVwuDekonEinr ist somit Bestandteil der sanitätsdienstlichen Rettungskette und auf jeder Versorgungsebene einsetzbar.
Die Desinfektoren-Ausbildung
Zur personellen Ausstattung von Sanitätseinrichtungen mit Hygienefachpersonal gehören neben den Gesundheitsaufsehern auch die Desinfektoren. Diese sind im Rahmen des zweiten Trainingsabschnitts zum geprüften Desinfektor an der SanAkBw in München auszubilden. Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) regelt die Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen und bildet dabei die gesetzliche Grundlage. Innerhalb der Bundeswehr regeln verschiedene weitere Vorschriften die Umsetzung hygienerelevanter Prozesse.Zu den Aufgaben der Desinfektoren gehören die Überwachung und Anleitung des Personals bei Desinfektionsarbeiten im eingesetzten Arbeitsbereich. Sie sind Ansprechpartner für das Hygienemanagement in regionalen Sanitätseinrichtungen, den Bundeswehrkrankenhäusern, in Instituten oder den Überwachungsstellen für öffentlich-rechtlichen Aufgaben der Bundeswehr. Desinfektoren unterstützen bei der Erstellung von Hygieneplänen, arbeiten Reinigungs- und Desinfektionspläne aus, erstellen Arbeitsanweisungen zur Desinfektion und passen Rahmenhygienepläne an die Einrichtung an. Dabei arbeiten sie eng mit dem Betriebsarzt, der Fachkraft für Arbeitssicherheit und dem weiteren Hygienefachpersonal zusammen.
Bei angeordneten Desinfektionen durch die Behörde ist eine Fachkraft mit entsprechender Sachkunde für Desinfektionsmaßnahmen erforderlich. Desinfektoren verfügen über die entsprechende sogenannte besondere Sachkunde nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG), welche sie befähigt Hygienemaßnahmen bei übertragbaren Krankheiten selbstständig durchzuführen.
Inhalte des Trainings sind u. a.- Mikrobiologie, Epidemiologie, Infektionskrankheiten
- Berufs- und Rechtskunde (Infektions- und Arbeitsschutz sowie Unfallverhütung)
- Einsatz und Anwendungstechniken der Reinigung und Desinfektion
- Auswahl von Desinfektionsmitteln
- Persönliche Schutzausrüstung im Bereich Bio- und Gefahrstoffe
- Umgang mit Infektionspatienten (Infektionstransport, Isolation)
- Aufbereitung von unkritischen Medizinprodukten, Wäsche, ...
- Entsorgung von Abfällen
- Besonderheiten bei angeordneten Desinfektionen
Der Lehrgang wird durch eine Prüfung vor einer Prüfungskommission abgeschlossen, der neben dem Truppenfachlehrer und dem unterrichtenden Facharzt ein Arzt des Gesundheitsamtes als Vertreter des öffentlich-rechtlichen Gesundheitswesens angehört.
Den Abschluss der Ausbildung bildet ein einwöchiges Training an der SABCAbw/GSchAufg in Sonthofen. Die Lehrgangsteilnehmenden sollen hier in die Lage versetzt werden, die sanitätsdienstlichen Aufgaben im Gefecht unter ABC-Bedrohung und ABC-Bedingungen zu beschreiben. Außerdem gilt es, das Leistungsvermögen und die Einsatzmöglichkeiten von Gerät und Material für die ABC-Abwehr aller Truppen und den Selbstschutz sowie die wesentlichen ABC-Aufklärungs- und Dekontaminationssysteme der ABC-Abwehrkräfte einschätzen zu lernen. Das praktische Training an den Spür- und Messgeräten festigt die Bedienung bei Lagen mit auftretender radioaktiver Strahlung oder vorhandener chemischen Substanzen. Die Nutzung der Ausbildungseinrichtung „Strahlenmessfeld“ und der Übungsanlage „Toxische Industriechemikalien“ stellt eine Realitätsnähe zum Einsatz sicher.Verfasser:
Hauptmann Alexander Kaiser
Abteilung D, VI. Inspektion
Sanitätsakademie der Bundeswehr
Neuherbergstr. 11
80937 München
E-Mail: AlexanderKaiser@bundeswehr.org
Datum: 29.04.2019
Quelle:
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2019
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2019