Anti-G-Schutz mit Druckbeatmung – ist dies der Weisheit letzter Schluss?

Carla Ledderhos, Michael Nehring, Frank Weber, André Gens

Einleitung

Mit dem zunehmenden Leistungsvermögen hochagiler Luftfahrzeugmuster der neuesten Generationen wurde der Schutz der Piloten vor zu hohen Beschleunigungen zum A und O für deren Betrieb. Die herkömmliche Anti-G-Hose reichte hierfür nicht mehr aus. Sie wurde nach und nach von komplexen Anti-G-Schutzsystemen abgelöst, die zumeist auf eine positive Druckbeatmung (positive pressure breathing for g-protection (PPG)) zurückgreifen. Dies brachte einen Zugewinn an G-Toleranz und eine Verringerung der mit den ansonsten notwendigen Anti-G-Straining Manövern einhergehenden Ermüdung der Piloten mit sich.

Allerdings hat diese Form der kontinuierlichen Druckatmung, die im Eurofighter in Abhängigkeit von der Gz-Belastung bis zu 60mmHg erreichen kann, auch einige unerwünschte Nebenwirkungen, die in vergangenen Vergleichsuntersuchungen verschiedener Anti-G-Anzüge als flugsicherheitsrelevant eingestuft wurden. Hier sind vor allem ein mit ihr einhergehender, zum Teil heftiger Armpain, die Beeinträchtigung der Sprachverständigung, Ohr- und Sinusblöcke, sowie Nebenwirkungen auf das Atmungssystem zu nennen. Der relativ hohe Druck und die trockene Luft führen zu mechanischen Irritationen in den zuführenden Atemwegen. Die Ausatmung ist erschwert und der normale Aktivitätszyklus der Atmung mit aktiver Inspiration, d. h. Einatmung durch Unterdruck und passiver Exspiration, wird umgekehrt. Durch die Dislokation von Lungengewebe infolge der Gz-Beschleunigung und den hohen Druck kommt es zur Dehnung und Weitung der apikalen Alveolen mit der Gefahr für einen Spontanpneumothorax und die Ausbildung eines subpleuralen Emphysems.

Obwohl valide Studien zu gesundheitlichen Auswirkungen der PPG insbesondere auf das Atmungssystem im fliegerischen Kontext bisher fehlen, weiß man aus klinischen Settings, das eine positive Druckbeatmung mit weitaus geringeren Drücken als sie in der Luftfahrt gebräuchlich sind, bereits zu einer Lungenschädigung führt. Daher wäre ein Anti-G-Anzug, der auf eine solche Atmungsform verzichtet und dennoch einen verlässlichen Anti-G-Schutz bietet, zweifellos erstrebenswert.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie hier.


Verwandte Artikel

Einfluss des Tragens von FFP2-Masken auf die Sauerstoffsättigung bei Kabinendruck in Flughöhe

Einfluss des Tragens von FFP2-Masken auf die Sauerstoffsättigung bei Kabinendruck in Flughöhe

Das Tragen von medizinischen Schutzmasken hat sich als eine der am stärksten präventiv wirkenden medizinischen Empfehlungen im Kampf gegen die SARS-CoV-2-Pandemie fest etabliert.

Wehrmedizinische Monatsschrift 5/2022

Empty Image

„Inflight“-Messungen der Sauerstoffsättigung bei Höhenflügen im Himalaya und den französischen Alpen im Rahmen des “Mountain Wave Project” (MWP)

Zusammenfassung

Einleitung: Vorfälle bei der amerikanischen F-22-Flotte aus der jüngsten Zeit haben sehr eindrucksvoll belegt, dass auch heute noch die Gefahr eines unbemerkten Sauerstoffmangels bei Flügen in größeren Höhen...

Refraktivchirurgisches Potenzial bei fliegendem Personal der Bundeswehr

Refraktivchirurgisches Potenzial bei fliegendem Personal der Bundeswehr

Um das Potenzial für corneale refraktivchirurgische Therapien im militärfliegerischen Dienst der Bundeswehr zu untersuchen, erfolgte eine retrospektive Datenauswertung der augenärztlich erhobenen Untersuchungsbefunde von 262 Bewerberinnen und...

Wehrmedizinische Monatsschrift 7-8/2024

Meist gelesene Artikel