18.09.2023 •

10th International Conference of the Royal Medical Services

Claudia Bäßler

Auditorium während der Eröffnung der Pharmaziesession
Jordan Royal Medical Service

Unter dem Titel „Global Challenges and Sustainable Development in Health“ fand vom 07.–10.03.2023 im King Hussein Bin Talal Convention Center am Toten Meer die 10th International Conference des Royal Medical Service der jordanischen Streitkräfte unter der Schirmherrschaft des jordanischen Königs statt. Mehr als 7 000 internationale Teilnehmer aus den Bereichen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie mit dem besonderen Fokus auf Militärmedizin diskutierten über notwendige Änderungen der Gesundheitsversorgung und Maßnahmen, um die Gesundheitsdienstleister von morgen auf neue Herausforderungen vorzubereiten.

Bei der in der Regel alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz handelt es sich um eine der größten sanitätsdienstlichen Tagungen im Mittleren Osten. Die große Bedeutung wird durch die Teilnahme von militärischen Delegationen und Referenten aus 56 verschiedenen Nationen belegt. Auch andere Zahlen sind mehr als beeindruckend: über 200 Referenten waren an 450 Vorträgen, wissenschaftlichen Sitzungen, 53 Workshops und Seminaren beteiligt. Neben den Vertretern der militärischen Sanitätsdienste waren auch verschiedene zivile Gesundheitsorganisationen und Universitäten beteiligt, beispielsweise die World Health Organization und das Royal College of Physicians.

In Anwesenheit des jordanischen Kronprinzen wurde die Konferenz durch den Direktor des Royal Medical Service Jordaniens, Brigadier General (MD) Zureikat, eröffnet. In dem darauffolgenden wissenschaftlichen Programmteil brachten sich auch die zwei Angehörigen der Delegation des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mit eigenen Vorträgen ein. Im Vordergrund dieses Tagungsabschnitts stand die Wissensvermittlung und -vertiefung auf vielen Fachgebieten der Medizin und Pharmazie, wobei auch immer wieder der Bezug zu militärspezifischen Fragestellungen hergestellt wurde. Die Spannbreite der verschiedenen Themen reichte von der Augen- bis hin zur Zahnmedizin. Inhaltlich auf alle Vorträge einzugehen, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, daher werden im Folgenden nur die Beiträge der deutschen Abordnung in den Sektionen Pharmazie und Zahnmedizin näher beleuchtet.

In der Sitzung Pharmazie wurden Themen zur Optimierung der Verschreibungspraxis, z. B. durch Anwendung von Lern- und Assessmenttools im britischen Gesundheitssystem, neben den Herausforderungen globaler Abhängigkeiten von Lieferketten und daraus resultierenden Lieferengpässen sowie Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz von Handelsbeziehungen dargestellt. Darüber hinaus standen Fachvorträge zur Pharmakogenomik, Radiopharmazie und klinischen Pharmazie auf der Tagesordnung. Zum Themenkomplex „Best Pharmacy Practice“ trug Oberstabsapotheker Dr. Bäßler (Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr) zur Rationalisierung der Antibiotikatherapie im Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZKrhs) Koblenz vor und beschrieb konkrete Maßnahmen des Antibiotic Stewardship (ABS) aus pharmazeutischer Sicht. Neben interdisziplinären ABS-Visiten und dem ABS-Konsildienst steht den Ärzten des BwZKrhs das Therapeutische Drug Monitoring als hauseigenes Angebot der Apotheke zur Verfügung. Die Referentin führte aus, dass mit Hilfe des ABS über die vergangenen vier Jahre der Antibiotikaverbrauch reduziert und der Antibiotikaeinsatz rationalisiert werden konnte, was mittels der seit 2019 systematisch durchgeführten Antibiotikaverbrauchssurveillance eindrücklich nachgewiesen werden kann. Die hohe Aktualität dieser Thematik zeigte sich nicht zuletzt in der anschließenden regen Diskussion.

Der Fachbereich Zahnmedizin war mit Oberstarzt Dr. Lüpke (Bundeswehrkrankenhaus Hamburg) vertreten, der in der Session „Treatment Modalities Performed in the Dental Practice“ zum Thema „Implant Prosthetic Treatment for Soldiers with a History of Profound Periodontitis“ vortrug. Dabei stellte er unter anderem zwei eigene Behandlungsfälle vor, die trotz einer parodontalen Vorerkrankung auch nach über 23 Jahren noch erfolgreich mit zahnärztlichen Implantaten versorgt wurden. Entscheidend für diesen Behandlungserfolg ist eine stringente Systematik, bei der die Implantation nie an erster Stelle stehen darf, und eine konsequente Nachsorge, die auch bei den Besonderheiten des militärischen Dienstes möglich ist.

Neben dem beschriebenen wissenschaftlichen Programm komplettierte eine Industrieausstellung und eine Militärübung zur medizinischen Versorgung von Verwundeten nach C-Kampfstoffeinsatz sowie ein kulturelles Rahmenprogramm die Konferenz. Abschließend sei die hohe Professionalität, die perfekte Organisation und die ausgesprochen herzliche Gastfreundschaft des jordanischen Royal Medical Service erwähnt. In diesem sehr angenehmen Konferenzklima fiel es leicht, mit den Angehörigen anderer Sanitätsdienste in das fachliche Gespräch zu kommen und einen intensiven Gedanken- und Erfahrungsaustausch zu pflegen. Diese Konferenz bietet somit eine gute Möglichkeit für internationale Vernetzung und ermöglicht auf vortreffliche Weise den „Blick über den Tellerrand“ in andere Bereiche.


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