DIE UNFALLCHIRURGIE UND ORTHOPÄDIE DES BUNDESWEHRKRANKENHAUSES WESTERSTEDE

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben sich für das faszinierende Fach der Chirurgie entschieden und sind für den Zeitraum Ihrer Weiterbildung zu unserer Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie des Bundeswehrkrankenhauses Westerstede versetzt worden.

Mit Ihrer Wahl, Einsatzchirurg zu werden, haben Sie sich für einen der schwierigsten und langwierigsten, gleichzeitig aber einen der spannendsten, vielseitigsten und interessantesten Berufszweige als Sanitätsoffizier und Arzt entschieden.“

So heißt es im Vorwort des Weiterbildungs - curriculum für Sanitätsoffiziere des 1. und 2. Weiterbildungsabschnittes unterzeichnet vom Leitenden Arzt der Abteilung, OTA A. Gutcke.

Eine Abteilung, deren Leitung Oberstarzt Gutcke mit Wirkung vom 01.06.2009 übernahm. Das Team der Orthopädie/Unfallchirurgie des BwK Westerstede gliedert sich in 13 Fachärzte und 10 Assistenzärzte (1/12/10). Bereits die orthopädische Abteilung des ehemaligen BwK Bad Zwischenahn unter der Leitung von OTA Dr. Helff genoss einen sehr guten Ruf und war der ammerländer Bevölkerung sehr gut bekannt. Auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst am 19.05.2009 stellt Herr Dr. Georg Helff seinen Erfahrungsschatz insbesondere in der Endoprothetik den Assistenzärzten und Fachärzten der Abteilung nun als Vertragsarzt weiter zur Verfügung.

Oberstarzt André Gutcke prägt nun die Abteilung und postuliert das Motto: „See one, do one, teach one“. Ein Motto das vielfach artikuliert, aber selten derart konsequent Umsetzung findet wie in der Abteilung Unfallchirurgie/ Orthopädie des BwK Westerstede. Ein Motto, dass Assistenten wie Fachärzte gleichzeitig fordert und fördert und welches enorm zur Teambildung und Zufriedenheit beiträgt.

Der Verbund aus Ammerland-Klinik GmbH und Bundeswehrkrankenhaus Westerstede als Klinikzentrum Westerstede stellt ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit überregionalem Einzugsgebiet dar. Es werden jährlich etwa 19 000 stationäre und 50 000 ambulante Patienten versorgt. Auf die Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie entfallen hiervon ca. 2 850 stationäre und 10 000 ambulante Patienten.

Die Unfallchirurgie und Orthopädie des BwK Westerstede gliedert sich im stationären Bereich in drei verzahnte Stationen mit insgesamt 75 Betten. Zusätzlich werden für die ambulanten Operationen 15 over-night-stay- Betten vorgehalten. Der dreigeschossige Bettentrakt beherbergt die drei Stationen unmittelbar übereinander. Die Unterteilung erfolgt nach Schwerpunkten in eine Station für Traumatologie, eine für Unfallchirurgie/Orthopädie/ Hand chirurgie und Neurochirurgie und eine weitere für die Endoprothetik. Die Grenzen sind fließend und die Arbeit auf den Stationen eng miteinander verbunden.

Abb. 1:

Abb. 2:

Der Abteilung angeschlossen sind eine Ambulanz für Unfallchirurgie und Orthopädie (FU XIV), eine handchirurgische Ambulanz und Behandlung von Arbeitsunfällen. In diesem Rahmen ist unser Haus am Schwerstverletztenverfahren der gewerblichen Berufsgenossenschaften beteiligt.

Im Rahmen der Klinikkooperation des Bundeswehrkrankenhauses Westerstede und der Ammerland-Klinik arbeiten die Abteilungen für Radiologie, Neurologie, Gefäßchirurgie, Thoraxchirurgie, Visceralchirurgie und Anästhesiologie/ Intensivmedizin bei der Versorgung von orthopädischen oder unfallchirurgischen Erkrankungen und Verletzungen eng zusammen. Je nach Notwendigkeit können zusätzlich Urologen und Gynäkologen der Ammerland-Klinik ebenso hinzugezogen werden wie Vertragsärzte für die Behandlung von Gesichts- und Augenverletzungen. Zusätzlich werden die HNO und die Oralchirurgie abgebildet.

Nach dem Verständnis der Abteilung beginnt moderne Unfallchirurgie an der Unfallstelle und endet mit der Wiedereingliederung des Patienten in Beruf und Familie. In Kooperation mit der Ammerland-Klinik und der Neurochirurgie unseres Hauses bilden wir einen Teil des Trauma-Netzwerkes Oldenburg/ Ostfriesland , welches fest in die bodengebunde Rettung und in die Luftrettung integriert ist. Derzeit befindet sich die Abteilung im Zertifizierungsprozess zum Regionalen Traumazentrum (DGU).

Für die unfallchirurgische Schwerpunktversorgung sind sämtliche notwenigen personellen, instrumentellen und operationstechnischen Möglichkeiten vorhanden, um Patienten umfassend wiederherzustellen und zu rehabilitieren. Die Notaufnahme des Klinikzentrums Westerstede umfasst fünf REA-Räume, weitere sechs Ambulanz-Räume sowie eine interdisziplinäre Aufnahmestation mit einer Kapazität von 40 Betten. Die radiologische Abteilung betreibt in der Notfallaufnahme ein CT und eine Röntgenanlage. Zusätzlich kann nach dem „door-to-door“ Prinzip auch in der direkt angrenzenden Abteilung für Radiologie geröntgt werden. Als weitere diagnostische Möglichkeit steht auch ein MRT zur Verfügung. Im Jahr 2010 wurden in der Notaufnahme 10 088 Patienten ambulant unfallchirurgisch/ orthopädisch versorgt, weitere 1 067 wurden stationär aufgenommen.

Abb. 3:

Abb. 4:

Für die operative Versorgung stehen im Klinikzentrum Westerstede regulär 11 (8+3) OPSäale zur Verfügung. Durch die Unfallchirurgie/ Orthopädie werden täglich drei Säale betrieben. Die Geschäftsordnung für das OPManagement sieht für den Dienst außerhalb der Regelzeiten ein OP der Ammerlandklinik plus ein Team in Rufbereitschaft und ein OP des Bundeswehrkrankenhauses für primär traumatologische Operationen vor.

Operativer Schwerpunkt der Abteilung für Unfallchirurgie/Orthopädie sind neben der Traumatologie arthroskopische Eingriffe und die Endoprothetik. Im Jahr 2011 entfielen auf eine Gesamtzahl von 779 Arthroskopien 552 auf das Kniegelenk, 155 auf die Schulter, 86 auf das Handgelenk und weitere 16 auf das OSG. Hinzu kamen 122 Bandplastiken des vorderen Kreuzbandes (116 STS, 6 BTB). In der Endoprothetik erfolgten 391 Eingriffe, davon 196 Hüft-Totalendoprothesen, 121 Knie-TEP, 55 Duokopfprothesen und weitere im Bereich der Schulter- und Fingerprothetik. Hinzu kommen Dank der Unterstützung durch das Team der Hand- und Plastischen Chirurgie Oldenburg (Dres. Settje, Wrobel, Wermter, Hoffmann) eine große Zahl operativer handchirurgischer Eingriffe. Die Abteilung unter der Leitung von FlTA Dr. Quirll ist inzwischen fester Bestandteil der unfallchirurgischen/ orthopädischen Abteilung. Für das Jahr 2011 entfielen auf die Handchirurgie 326 stationäre und 131 ambulante operative Versorgungen. Die Weiterbildungsbefugnis für die Handchirurgie (12 Monate) ist beantragt.

Die Kooperation mit zivilen Partnern ist heutzutage ein angezeigter Weg, um den Ausbildungsanforderungen im Rahmen der Ausbildung von Einsatzchirurgen gerecht zu werden. Durch die Kooperation von Ammerlandklinik und Bundeswehrkrankenhaus konnten seit der Inbetriebnahme als Klinikzentrum Westerstede im Juli 2008 bereits drei Kollegen zu Allgemeinchirurgen ausgebildet werden. Ein weiterer wird in Kürze zur Facharztprüfung antreten können. Im Rahmen dieser Ausbildung durchlaufen Sanitätsoffiziere/Assistenzärzte in ihrem 2. Klinischen Abschnitt eine Rotation von 1 ½ Jahre Viszeralchirurgie und einem Jahr Gefäßchirurgie in der Ammerlandklinik, um im Anschluss die Qualifikation für Unfallchirurgie und Orthopädie im Bundeswehrkrankenhaus Westerstede zu erlangen.

Abb. 5:

Die Abteilung XIV des Bundeswehrkrankenhauses Westerstede stellt somit einen wichtigen Pfeiler in der Ausbildung junger Sanitätsoffiziere zu motivierten Einsatzchirurgen dar.

Datum: 29.05.2012

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2012/1

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