Der Rettungsspezialist im Sanitätsspezialzug des Kommandos Spezialkräfte

Kommando Spezialkräfte

KSK-Spezialsanitäter üben in Calw
Bundeswehr/Jana Neumann

„Es ist das Härteste, das ich meinem Leben durchgestanden habe“.  Das dachte ich mir noch sehr lange in meiner Ausbildung zum Rettungsspezialisten. Mein Potentialfeststellungsverfahren (PFV) für den Sanitätsspezialzug (SanSpezZg) und die darauffolgende Ausbildung beim Kommando Spezialkräfte (KSK) war ein strapaziöser, fordernder und zugleich der Abschnitt in meinem Leben, auf den ich besonders mit Stolz zurückblicken kann. Das KSK hat mich schon immer gereizt. Mit Eintritt in die Bundeswehr interessierte ich mich früh für die Notfallmedizin und schloss meine Ausbildung zum Notfallsanitäter ab. Danach begann meine Karriere als Sanitätsfeldwebel in einem Sanitätsregiment. Über Internetpräsenz und Hörensagen unter Kameraden bin ich auf den SanSpezZg KSK gestoßen. Das dafür nötige PFV habe ich nach reichlicher Vorbereitung bestanden.  

Das KSK verfügt über einen SanSpezZg mit besonders befähigtem und ausgewähltem Sanitätspersonal, das den Kommandokräften in allen Verbringungsarten folgen und in allen Klimazonen notfallmedizinische Versorgung gewährleisten kann. Die Operationen des KSK finden weitgehend autark, in einem hochriskanten Umfeld bei zumeist kaum vorhandener Infrastruktur statt. Belastbare medizinische Versorgungsmöglichkeiten sind vor Ort meistens keine vorhanden, sodass im Bedarfsfall ein besonderes Augenmerk auf den Weg des Verwundeten (Rettungskette) gelegt werden muss. Denn vom Punkt der Verwundung bis nach Deutschland ins Bundeswehrkrankenhaus ist der Weg des Verwundeten minutiös ausgeplant.

Das PFV des SanSpezZg umfasst aktuell folgende Abschnitte mit Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit: Physical Fitness Test, 500 Meter Schwimmen, Klimmzüge und ein sieben Kilometer-Lauf mit Gepäck. Die abschließende Durchschlageübung erstreckte sich über mehrere Stunden und forderte mir alles ab, was ich jeher dachte leisten zu können. Das medizinisch, fachliche Potenzial für den SanSpezZg wird in schriftlichen und mündlichen Prüfungen festgestellt. Anspruchsvolle Fallbeispiele in taktischen Lagen haben mir vor Augen geführt, wie wichtig es ist, bei größtem Stress und körperlicher Anstrengung besonnen und handlungssicher den Verwundeten zu versorgen. Ein standardisiertes psychologisches Interview prüft abschließend die nicht trainierbaren Charaktereigenschaften und bezeugt eine psychologische Eignung. Der Wille zum Durchhalten war ausschlaggebend. Er half mir nicht nur durch das schwierige PFV, sondern war wegbegleitend und wichtige Voraussetzung für die weitere Ausbildung zum Rettungsspezialisten KSK. Im Kommando habe ich eine auf die Spezialkräfteeinsätze abgestimmte militärische und fachliche Ausbildung durchlaufen. Die Soldaten des Luftbeweglichen Arzttrupps (LBAT) des KSK bekommen ausgewählte Inhalte aus der Basisausbildung der Kommandosoldaten in einer ca. neun Monate dauernden Ausbildung vermittelt. Alle Soldaten durchlaufen zusätzlich eine spezielle sanitätsdienstliche Fachausbildung, die ihnen das notwendige fachliche Handwerkszeug für den Einsatz bei Spezialoperationen an die Hand gibt und hohe Standards verfolgt.

In den Einsätzen des KSK begleitet grundsätzlich Sanitätspersonal des SanSpezZg KSK die Kommandokräfte. Die dazu zuständigen LBAT und Rettungstrupps bestehen aus Notfallmedizinern, den sogenannten Einsatzärzten KSK und den Notfallsanitätern, die zum Rettungsspezialisten KSK ausgebildet werden. Einer davon bin ich. Wir sind für die Erstversorgung von Verwundeten zuständig und stellen das Überleben bis zur nächsthöheren Behandlungsebene wie z. B. ein Rettungszentrum sicher. Ziel ist es, auch bei begrenztem Personal- und Materialansatz in Spezialoperationen die bestmögliche medizinische Versorgung für Patienten sicherzustellen und eine verzugslose und fachgerechte Verwundetenversorgung zu gewährleisten – um so u. a. den Kommandokampf zu unterstützen.

Das Einsatzspektrum des SanSpezZg KSK reicht demnach vom abgesessenen Einsatz zu Fuß über den plattformgestützten Einsatz, insbesondere auf Hubschraubern oder Landfahrzeugen, bis hin zur Einrichtung improvisierter Behandlungsplätze, z. B. in einem Safe House. Das zusammen stellt die besonderen Anforderungen an Robustheit bei gegnerischer Bedrohung, Überlebensfähigkeit in allen Klimazonen, taktische Mobilität, Flexibilität und Improvisationsvermögen. Als Rettungsspezialist bin ich dauernd in Einsätze gebunden oder befinde mich in Bereitschaft für diese. Eine häufige Abwesenheit vom Standort in Calw begleitet meine Dienstzeit beim KSK. Für meinen weiteren Werdegang strebe ich die Verwendung als Truppführer des LBAT und eventuell Führer SOST (Special Operation Surgical Team) an. Das Wirken im Spannungsfeld zwischen hoher notfallmedizinischer Qualifikation und den taktischen Erfordernissen im Spezialkräfteeinsatz reizt mich ungemein.

Aufgrund der Verwendung des Verfassers im KSK können keine persönlichen Angaben gemacht werden.



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