06.01.2025 •

Auf dem Weg zum neuen Medienhaus

Interview mit Tobias Ehlke, Geschäftsführer der cpm GmbH

André Müllerschön

WM: Herr Ehlke, Sie sind neuer Geschäftsführer der Beta Verlag und Marketinggesellschaft mbH. Wie haben Sie die ersten Monate in dieser Rolle erlebt?  

Tobias Ehlke: Herausfordernd bis kräftezehrend, spannend bis nervenaufreibend und positiv bis überschwänglich. Medienarbeit und damit auch ein Medienhaus ist People-Business in Reinkultur. Hier und da menschelt es schon mal ein bisschen mehr. Somit hatten wir mit dem Kauf des Beta-Verlages direkt mehrere offene Großbaustellen. Wir mussten zwei Verlage mit unterschiedlichen DNAs zusammenbringen. Dabei auch immer im Blick behalten, dass wir zu Beginn des kommenden Jahres als EIN Verlag, als eine Kapitalgesellschaft auf dem Markt agieren wollen. Soll heißen, eine neue, eine eigene DNA entwickeln: One Team! One Goal! One Vision! Auf cpm gemünzt heißt das: cpm -Defence, Security und Military Medicine. Es muss allerdings klar sein, dass wir hierbei nicht von einem Sprint, sondern von einem Marathon reden. Mit Ende des Jahres kommen wir, um im Bild zu bleiben, an die dritte Verpflegungsstation. In dieser Phase werden die gesellschaftsrechtlichen Pflöcke eingeschlagen, sodass man künftig als eine juristische Person auftreten kann, die cpm - Defence, Security and Military Medicine Media GmbH. Den 13.01.2025 haben wir schließlich für unseren Marken-Rebrand fixiert. 

WM: One Vision - ernst gemeint oder doch nur bei Freddie Mercury und Queen abgeschaut? 

Tobias Ehlke: Sowas kann man sich nicht abschauen. Entweder, man setzt den Menschen in den Mittelpunkt eigenen Handelns oder man lässt es bleiben. Natürlich nähert man sich beim Kauf eines fremden Unternehmens über die Kennzahlen. Die Bank, der Steuerberater und der Geschäftsführer des kaufenden Unternehmens werten diese aus. Nur anhand dieser Auswertung steigt man in die Kaufverhandlung ein oder aus. Ist diese dann abgeschlossen, rückt die menschliche Komponente mit aller Macht in den Mittelpunkt. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit: Ein neues Team formen. Eine neue, gemeinsame Vision erarbeiten. Dabei keine Kollegin und keinen Kollegen vergessen -nach Möglichkeit alle mitnehmen! Das ist zwar in erster Linie Aufgabe des Geschäftsführers, aber dieser Ansatz muss natürlich auch vom Team mitgetragen werden, ganz im Sinne eines bidirektionalen Planungsansatzes. Nach acht Monaten kann ich sagen, dass wir als Team zusammengewachsen sind. Damit ist aus meiner Sicht der wichtigste Meilenstein für dieses Jahr erreicht worden! Für so etwas braucht man Teammitglieder mit besonders großer emotionaler Intelligenz. Ohne Kolleginnen und Kollegen mit einem offenen Mindset funktioniert es nicht. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich ein solches Team habe! 

Tobias Ehlke auf der hauseigenen Veranstaltung RÜ.NET 2024
Tobias Ehlke auf der hauseigenen Veranstaltung RÜ.NET 2024
Quelle: cpm GmbH

WM: Gratulation dazu! Sie kommen mit cpm aus dem Bereich Rüstung und Nutzung in der Bundeswehr. Wie schauen sie auf die neu hinzugekommenen Themen Security und Wehrmedizin und Wehrpharmazie? Wie wollen Sie diese Themen zusammenbringen? Wie kann Medizin und Rüstung unter einem Dach funktionieren? 

Tobias Ehlke: Wie gesagt, wir sind noch nicht am Ziel angekommen. Aber wir sind mit einer guten Pace in den Marathon gestartet. Puls passt! Atmung passt! Wir haben die Ziellinie fest vor Augen. Aber ein Marathon beginnt bekanntlich erst ab Kilometer 38 so richtig. Schauen wir also, was noch so passiert... 

Spannende Frage, die sowohl eine strategische als auch eine operative Komponente beinhaltet. Ihre Beantwortung verlangt allerdings auch ein hohes Maß an „Befindlichkeitsmanagement“. Habe ich mir im Bereich Rüstung und Nutzung gemeinsam mit dem cpm-Team eine gute Reputation und vor allem das Vertrauen der handelnden Persönlichkeiten erarbeitet, bin ich bei der Militärmedizin jetzt erstmal wieder der Neue. In dieser Rolle kann man zunächst keinen Blumentopf gewinnen. Hier gilt es demütig zu sein, zuzuhören, hinzusehen und versuchen die Community möglichst schnell zu verstehen. Von unseren vorherigen Erfolgen können wir uns in dieser Phase nichts kaufen. Aber wie gesagt, habe ich ein großartiges Team um mich herum. Hier gibt es bestehende Strukturen -extern, wie intern. Auf diese stütze ich mich gerne und vertrauensvoll ab. Auch die ersten Gespräche mit den Verantwortlichen der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie sind bereits erfolgt. Wir wollen künftig sehr eng und kooperativ zusammenarbeiten aber auch unser eigenes Profil schärfen und stärken. Vor allem im Veranstaltungssegment möchten wir Erkenntnisse aus unserem Wirken in der wehrtechnischen Community einbringen. Insgesamt bin ich der Meinung, dass es in Zeiten des Krieges in Europa keine Frage mehr sein darf, wie Sicherheit gedacht werden darf. Wir reden von „Gesamtverteidigung“. Aus meiner Sicht sind wir also in diesem Medienhaus genau richtig aufgestellt. Defence, Security und Military Medicine aus einer Hand.  

WM: Das war jetzt eine sehr operative Sichtweise. Sie sprachen auch die Strategie an. 

Tobias Ehlke: Korrekt. In einer Welt, in der die Mittel unendlich vorhanden wären. Würde ich das Unternehmen so schnell wie möglich nach meinen Vorstellungen entwickeln. Leider ist dem nicht so. Ich bin kein Unternehmer, der nicht gerne investiert. Im Gegenteil. In die digitale In­frastruktur habe ich dieses Jahr einen sechsstelligen Betrag investiert. Mit Blick auf unser Segment Militär Medizin möchte ich die bestehenden Strukturen im kommenden Jahr zunächst bestehen lassen. Unser Segment Security erzeugt bei mir im Moment einen höheren strategischen Handlungsbedarf. Hier wurden bereits im vergangenen Jahr in der Dokumentenlandschaft in den unterschiedlichen Ministerien, vor allem im Bundesministerium des Inneren und für Heimat, Tatsachen geschaffen: Gesamtverteidigung, Zivil-Militärische-Zusammenarbeit, Operationsplan Deutschland, Blaulichtorganisationen etc. Wir müssen jetzt als Verlag nachziehen und uns entsprechend inhaltlich wie handwerklich aufstellen. So werden wir zum Beispiel unser Fachmagazin Crisis Prevention komplett neu überarbeiten. Eine neue Veranstaltung, „Operationsplan Deutschland“, platzieren. Aber auch eine neue Content Page www.securtiy-network.com am 13.01.2025 online bringen. Die Themen dieses Segments werden uns täglich in die Feder diktiert. Hier müssen wir künftig Schritt halten.

Beim Thema Wehrmedizin und Wehrpharmazie sieht das etwas anders aus. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr muss sich nach ministerieller Entscheidung neu finden und letztlich neu aufstellen. Wir wollen erstmal beobachten, wohin die sanitätsdienstliche Reise geht. An dieser Stelle high sophisticated Produkte zu platzieren wäre der falsche Ansatz und würde auch der Sache nicht gerecht! Hier stehen Mensch und Karrieren innerhalb des Sanitätsdienstes zur Disposition. Ich möchte in dieser schwierigen Phase nicht der nervige Journalist sein, der ständig auf der Suche nach Neuigkeiten ist. Wir sind mit der Wehrmedizinischen Monatsschrift qua Vertrag auch offizieller „Hausberichterstatter“ des Inspekteurs bzw. des Befehlshabers. Hier gilt es Demut und Respekt vor der Situation an den Tag zu legen.

Ende des kommenden Jahres, nach der Wahl und nach der Konsolidierung der aktuellen Ausplanung werden wir dann sehen, wie wir die neue sanitätsdienstliche Realität in den Verlag einfließen lassen. Ich möchte dieses Jahr auch nutzen die bisher geführten Gespräche fortzuführen. Weiter in die Diskussion einzusteigen. Am Ende gilt es ein Big Picture zu erhalten und dann den Verlag entsprechend, im Sinne des Sanitätsdienstes, auszurichten.

WM: Hört sich nach einem Plan an. Klingt aber nicht nach Vollbremsung im cpm Segment Wehrmedizin. 

Tobias Ehlke: Auf keinen Fall. Wir bleiben dran!  Unsere drei wehrmedizinischen Titel bleiben weiter hart am Anschlag. Wir möchten die aktuellen Entwicklungen rund um unseren Sanitätsdienst begleiten und darüber berichten. Ich sage hier deutlich, wenn nicht wir, wer dann? Wir wollen als Multiplikator dafür sorgen, dass die Sichtbarkeit unseres Sanitätsdienstes erhöht wird. Das steht als einziges deutsches Medienhaus, das die Sanität so deutlich im Fokus hat, im Auftragsheft. Diesen Ansatz leben wir auch im Team.

Herr Generalarzt a. D. Pof. Dr. Horst-Peter Becker hat als Chefredakteur der Wehrmedizinischen Monatsschrift das kommende Jahr bereits voll ausgeplant. Auch das Fachmagazin Wehrmedizin und Wehrpharmazie ist mit Ihrer Hilfe bereits voll im Soll und durch Ihren Nachfolger, Generalarzt a. D. Dr. Andreas Hölscher, weiterhin in den besten Händen. International werden wir wieder mit der EMMS an den Start gehen. Auch unsere Online-Portale werden weiterhin Bestand haben. Wie gesagt, wir bleiben zunächst bewusst im Beobachter-Status mit dem vorhandenen Portfolio und werden uns dann innovativ und iterativ der Weiterentwicklung unseres Segments Wehrmedizin, ganz im Sinne der Kameradinnen und Kameraden, widmen.

WM: Klingt ein wenig nach Idealismus. War der schon immer Ihre Triebfeder?

Tobias Ehlke: Wunder Punkt. Ich bin und bleibe ein unverbesserlicher Idealist. Immer im Sinne der Sache. Manchmal kommt das zugegebenermaßen naiv rüber. Diese Naivität möchte ich mir bewusst aber auch erhalten, denn sie hat dazu geführt, dass ich in der Vergangenheit Dinge einfach angegangen bin, ohne vorher en Detail abzuwägen, ob dieses oder jenes jetzt richtig oder falsch wäre. Einfach mal machen und wenn es im Sinne der Sache ist, kann man gar nicht so falsch liegen. So hat mir auch mein idealistisches Bauchgefühl gesagt, dass der Kauf des Beta Verlages der richtige Schritt war. Nach wie vor sehe ich diesen Schritt als wichtigen Meilenstein für ein Medienhaus, das in Deutschland seines gleichen sucht. Über dreißig Mitarbeiter, Tendenz steigend, arbeiten tagtäglich voller Überzeugung daran im Sinne der Sache zu kommunizieren. Schön ist, dass wir im Sinne der Gesamtverteidigung, damit voll im gesellschaftlichen Trend liegen. Das ist unsere eigentliche Triebfeder!  

WM: Herr Ehlke, vielen Dank für das Gespräch. 


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