Nach dem Deutschen SanOA e. V. gefragt assoziieren viele Sanitätsoffizieranwärter (SanOA) und Sanitätsoffiziere als erstes das Credit-Point-System (CPS) zum Ranking der SanOA im Rahmen der Einplanung zum ersten klinischen Abschnitt. Sicherlich ist das CPS eine der wichtigsten Errungenschaften, für die sich der Verein in seinem nunmehr 30-jährigen Bestehen als Interessenvertretung der SanOA und jungen Sanitätsoffiziere Deutschlands eingesetzt hat.
Durch das CPS können Studienleistungen und studienbegleitende Leistungen objektiviert und somit eine möglichst gute Vergleichbarkeit der einzelnen Soldaten erreicht werden. Gleichzeitig polarisiert das CPS immer wieder unter den SanOA, da nicht alle mit der Punktevergabe zufrieden sind. Das Bündeln der verschiedenen Meinungen und Interessen sowie die Formulierung eines Konsenses sind die zentralen Ziele und Aufgaben des Deutschen SanOA e. V. – an der Zufriedenheit der Kameradinnen und Kameraden müssen wir uns messen lassen.
Im Rahmen des 30-jährigen Vereinsjubiläums ist es an der Zeit, dass wir als Verein eine Bilanz ziehen und uns ehrlich fragen, ob wir die durch unsere Mitglieder gesteckten Ziele erreicht haben. Gleichzeitig wollen wir die Chance nutzen, einen Ausblick auf die kommenden Monate und Jahre zu wagen.
Im Jahre 1991 wurde der Deutschen SanOA e. V. von sieben SanOA (Nils Seidensticker, Oliver Berger, Benedikt Friemert, Ralf Steinmann, Klaus Kreie, Gerd Schuster und Guido Goerke) gegründet. Mittlerweile hat der Verein knapp 1 700 Mitglieder und vertritt die Interessen von SanOA und jungen Sanitätsoffizieren bis zum 32. Lebensjahr. Dabei konnte der Verein in vielen Bereichen Probleme aufzeigen und Lösungsvorschläge anbieten, die von den offiziellen Stellen der Bundeswehr berücksichtigt und oft umgesetzt wurden (zum Beispiel die Forderung einer Facharztzusage für junge Sanitätsoffiziere, die Anrechnung von Geld- und Sachbezügen im Rahmen des Praktischen Jahres, die Einführung und Weiterentwicklung des CPS, die zentrale Leutnantsbeförderung sowie die Entwicklung und Förderung einer zentralen Online-Lernplattform).
Basis der Arbeit des Vereins ist der Wille der vielen in ganz Deutschland stationierten SanOA und jungen Sanitätsoffizieren zur aktiven Mitgestaltung ihrer Laufbahn. Durch zahlreiche, verschiedene Veranstaltungen des Vereins, welche regelmäßig stattfinden, ist es möglich, die Kameradinnen und Kameraden sowohl auf Standortebene als auch in ganz Deutschland zusammenzubringen und so in einen regen Austausch zu treten. Gleichzeitig werden die Kameradschaft und der Zusammenhalt innerhalb der SanOA und jungen Sanitätsoffiziere gefördert und gelebt, sowie durch Vortrags- und Ausbildungsangebote viele Möglichkeiten geschaffen, sich wehrmedizinisch und -pharmazeutisch, sowie militärisch weiterzubilden.
Neben den zweimal jährlich stattfindenden Arbeitstagungen (Standortvertreterversammlungen), sowie vielen Ausbildungsveranstaltungen der Arbeitsgemeinschaften (beispielsweise Wochenenden zur taktischen Verwundetenversorgung, Besuch der NATO-Airbase in Geilenkirchen, Märsche oder Maritime Wochenenden), ist die Jahrestagung des Deutschen SanOA e. V. ein fester Termin im Jahreskalender vieler Mitglieder, aber auch von offiziellen Ansprechpartnern im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw), dem Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) und oft auch des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Diese Wertschätzung und die Wahrnehmungen der Meinungen der SanOA und jungen Sanitätsoffiziere ist eine wichtige Bestätigung für die Arbeit der vergangenen Jahre.
Weiterhin ist ein enger Austausch zwischen dem Verein, seinen Mitgliedern und den verschiedenen offiziellen Stellen der Bundeswehr Grundlage der inhaltlichen Vereinsarbeit und bietet Vorteile für alle Beteiligten: Die Mitglieder fühlen sich und ihre Bedürfnisse wahrgenommen, können an der Laufbahngestaltung mitwirken und in verschiedenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten über den Tellerrand blicken, um sich frühzeitig mit kommenden Verwendungen und Herausforderungen zu beschäftigen. Für den Dienstherrn bietet sich die Möglichkeit, die Kameradinnen und Kameraden, insbesondere während des zivilen Studiums, enger an sich zu binden und so die Motivation für den Dienst in Uniform aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus können Missstände in der universitären oder klinischen Weiterbildung aber auch in der Betreuungssituation durch den engen Austausch leichter erkannt und abgestellt werden.
Gleichwohl müssen wir uns als Verein ankreiden lassen, dass sich die inhaltliche Arbeit vor allem an den Bedürfnissen und Interessen der SanOA im Studienfach Humanmedizin orientiert. Sicherlich ist dies die größte Gruppe innerhalb unserer (potenziellen) Mitglieder, jedoch zeigt unser Wappen die Embleme aller vier Approbationsrichtungen, sodass es unser Ziel sein muss, auch die Approbationsrichtungen Zahn- und Veterinärmedizin, sowie Pharmazie/Lebensmittelchemie einzubinden. Gelingt dies in der Kameradschaftspflege schon gut, gibt es gerade im Bereich der Interessensvertretung noch Verbesserungspotenzial. Hierbei ist fraglich, ob dies daran liegt, dass es aufgrund der deutlich kleineren Gruppen an (angehenden) Zahn- oder Veterinärmedizinern beziehungsweise Pharmazeuten schlichtweg wenig Bedarf für eine zentrale Interessensvertretung gibt und die Kameraden ihre Belange „im direkten Richten“ mit den Ansprechpartnern beim Dienstherrn klären, oder ob der Verein es versäumt hat, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen.
Fakt ist, dass der Verein seine maximale Wirkung nur entfalten kann, wenn möglichst viele Soldatinnen und Soldaten erreicht werden. Und Erreichen meint sicherlich nicht die reine Anzahl an Mitgliedern, sondern die Anzahl an Kameradinnen und Kameraden, die miteinander auf den unterschiedlichen Veranstaltungen in Austausch treten und so den Verein mit Leben füllen, getreu dem in der Geschäftsordnung der Standortvertreterversammlung festgehaltenen Motto:
„Der Verein bezieht seine Kraft aus der Gemeinschaft und nur die Gemeinschaft kann Kraft entfalten.“
Im Zuge der Covid-19-Pandemie steht der Verein jedoch vor einer seiner größten Herausforderungen, nämlich den Kontakt innerhalb der Gemeinschaft suffizient zu gestalten und darüber hinaus neu in die Bundeswehr eingetretene Soldaten trotz Kontaktbeschränkungen zu erreichen und als Ansprechpartner zu fungieren. Durch die Etablierung für den Verein neuartiger Veranstaltungen (virtuelle Arbeitstagungen und Mitgliederversammlungen, regelmäßige Online-Weiterbildungen zu militärmedizinisch relevanten Themen) konnte die Lücke der ausgefallenen Präsenzveranstaltungen zwar teilweise gefüllt werden, dennoch sehnen wir uns nach einem Zusammenkommen, um zu diskutieren, uns weiterzubilden und auf die Kameradschaft anzustoßen. Immerhin bieten Veranstaltungen wie gemeinsame Ausbildungswochenenden oder die Jahrestagung viele Möglichkeiten zur Kameradschaftsbildung und Identitätsstiftung als gemeinsame Gruppe von SanOA und Sanitätsoffizieren, wie sie sonst gerade im Studium nur selten möglich sind.
Für die Zukunft stehen wir vor drei wesentlichen Herausforderungen: Zum einen müssen wir es schaffen, auch weiterhin möglichst viele SanOA von der Wichtigkeit unserer Arbeit zu überzeugen. Gerade mit Blick auf langsam rückläufige Mitgliederzahlen ist eine Intensivierung der Mitgliedergewinnung nötig. Dieser Prozess hat zum Beispiel mit dem Ausbau unserer Social-Media-Präsenz vor etwas über eineinhalb Jahren begonnen. Unsere stärksten Argumente sind und bleiben aber die konkreten Ergebnisse, die der Verein für seine Mitglieder erreicht. Aktuell sind Themen, wie das Schaffen einer Famulaturbörse im SanNetz und der Ausbau digitaler Ausbildungsangebote ein wesentlicher Bestandteil dieser Strategie. Zum anderen arbeitet der Verein daran, sich auch zukünftig als verlässlicher, aber auch konstruktiv-kritischer Partner gegenüber den mit der Gestaltung unserer Laufbahn betrauten Dienststellen (Kdo SanDstBw und BAPersBw) zu positionieren. Dazu sind in den letzten drei Monaten viele Gespräche geführt worden. Insbesondere im Hinblick auf den neuen SanOA-Rahmenerlass, der die rechtliche Grundlage für unsere Laufbahn darstellt und im Sommer neu aufgelegt wird, waren diese Gespräche wichtig. Die dritte Herausforderung die den Verein in den nächsten eineinhalb Jahren beschäftigen wird, ist die Intensivierung unserer Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie (DGWMP). Diese Kooperation, die seit 1994 besteht und zuletzt 2007 mit der Einführung der Doppelmitgliedschaft in beiden Vereinen für Mitglieder im Alter jünger als 32 Jahre neu aufgelegt worden ist, hat das Potential beide Vereine gemeinsam voranzubringen. So kann die DGWMP vom Deutschen SanOA e. V. viel über die Bedürfnisse ihres wissenschaftlichen Nachwuchses lernen. Beispielhaft sei hier die Etablierung moderner Kommunikationsformen in der Bewerbung von Veranstaltungen genannt. Im Umkehrschluss kann der Deutschen SanOA e. V. auch jede Menge aus den Erfahrungen der Mitglieder der DGWMP, beispielsweise über den jeweiligen Werdegang, lernen.
Insgesamt gilt es also, den Deutschen SanOA e. V. zukunftsfähig zu machen und die Weichen dafür zu stellen, auch in den kommenden Jahren unsere Arbeit machen zu können – die Interessen der SanOA sowie der jungen Sanitätsoffiziere zu vertreten.
Die Mitglieder können stolz auf viele erfolgreiche Projekte und eine kameradschaftliche Gemeinschaft blicken, für die es sich lohnt, auch weiterhin einzutreten.
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2/2021
Für die Verfasser:
Oberstabsarzt Dr. V. Kuhlwilm#
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Lesserstr. 180, 22049 Hamburg
E-Mail: ValentinKuhlwilm@bundeswehr.org