25.04.2023 •

Sanitätsdienst der Bundeswehr unterstützt in der Türkei

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar 2023 hatte verheerende Folgen für die betroffenen Gebiete. Viele Häuser stürzten ein und begruben mehr als 52.000 Menschen unter sich. Zur Unterstützung des türkischen Gesundheitssystems hat der Sanitätsdienst der Bundeswehr ein Rettungszentrum - sozusagen ein mobiles Krankenhaus - in der Türkei errichtet.

Aufbau des Luftlanderettungszentrums der Role2E in Altinözü/Türkei im Rahmen...
Aufbau des Luftlanderettungszentrums der Role2E in Altinözü/Türkei im Rahmen der Erdbebenhilfe, am 22.03.2023.
Quelle: Bundeswehr/Patrick Enßle

Am 22. Februar 2023 begannen im Lagezentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr die Planungen, um schnelle Hilfe zu ermöglichen. Bereits vorher wurden auf Anweisung des Bundesministeriums der Verteidigung verschiedene Optionen geprüft, die dann konkret werden konnten. So identifizierte das BMVg ein Rettungszentrum des Kdo Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst für die Hilfeleistung.

Bereits am 27. Februar 2023 flog ein Erkundungsteam in die Erdbebenregion und entwickelte ein Bild der aktuellen Lage vor Ort, der Bedarfe an Hilfsleistungen in Abstimmung mit den regionalen türkischen Einrichtungen und legte die Grundsteine für den Einsatz des Rettungszentrums der Bundeswehr.

Schon am 8. März flog dann ein Vorkommando von Deutschland aus in die Türkei. Im Gepäck hatten sie einen Plan: den Aufbau eines Rettungszentrums. Diese mobile Sanitätseinrichtung soll temporär das türkische Gesundheitssystem der Türkei in der Provinzregion Hatay, ganz genau in der Stadt Altinözü unterstützen, welches durch die zerstörte medizinische Infrastruktur stark beeinträchtigt ist.

Ein Chirurg entfernt bei einer Patientin einen Glasplitter aus dem Fuß im...
Ein Chirurg entfernt bei einer Patientin einen Glasplitter aus dem Fuß im Luftlanderettungszentrum in Altinözü/Türkei im Rahmen der Erdbebenhilfe.
Quelle: Bundeswehr/Patrick Enßle

Abgestimmte medizinische Hilfe

Dank der engen Abstimmung mit den türkischen Partnern konnte ein Hilfspaket geschnürt und an die örtlichen Erfordernisse angepasst werden. So werden neben notfallmedizinischen und chirurgischen Versorgungsmöglichkeiten auch umfangreiche allgemeinmedizinische, infektiologische sowie internistische Fähigkeiten bereitgestellt.

Der Aufbauort eines Rettungszentrums muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Hierunter fallen neben der Platzgröße, der Beschaffenheit und die Traglast des Untergrundes auch, was zusätzlich mitgebracht werden musste - zum Beispiel Unterkünfte, Sanitäranlagen, Wasser- oder die Stromversorgung. Im Erkundungsteam sind immer Fachleute, welche die Einrichtung genau kennen und dadurch sämtliche Anforderungen, auch technischer Art, vor Ort beurteilen können.

Der Personalstamm kommt vom Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst aus Leer, auch weil exakt diese Sanitätseinrichtung schnellstmöglich verlegt werden konnte. Notwendige materielle und personelle Ergänzungen wurden im nächsten Schritt aus dem gesamten Sanitätsdienst der Bundeswehr zusammengezogen. Alles, was die Peripherie angeht, beispielsweise Unterkünfte und Verpflegung, wurde auch aus anderen militärischen Organisationsbereichen beigesteuert.

Seit dem 22. März ist die Einrichtung voll einsatzbereit. Täglich können rund 100 bis 200 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt werden. Dazu kommen die notfallchirurgische Versorgung sowie die stationäre und intensivmedizinische Überwachung. Komplexe Brüche oder lebensbedrohliche Blutungen können zwar stabilisiert werden, für die abschließende Versorgung müssen die Verletzten jedoch an die nächsthöhere zivile Behandlungsebene der Türkei überführt werden.

Insgesamt stehen 25 Pflegebetten bereit, in denen die Patientinnen und Patienten in der Regel für ein bis zwei Tage überwacht und gepflegt werden. Im Rettungszentrum werden alle Hilfsbedürftigen behandelt. Es steht jedem offen, der medizinische Hilfe benötigt.

Vom Erdbeben zerstörte Wohnhäuser in der Stadt Antakya in der Türkei.
Vom Erdbeben zerstörte Wohnhäuser in der Stadt Antakya in der Türkei.
Quelle: Bundeswehr/Patrick Enßle

Unermüdlicher Einsatz

Rund 140 Soldatinnen und Soldaten gehören dem Kontingent an. Damit sich die rund 90 medizinischen Fachkräfte um die Versorgung und Pflege der Patienten kümmern können, sind viele weitere Fachkräfte, unter anderem in die Bereitstellung von Unterbringung, Verpflegung und Informationstechnik eingebunden.

Ab 9 Uhr morgens ist das Rettungszentrum geöffnet. Über die Dauer von zwei Monaten wird dort nun täglich behandelt, im Notfall auch nachts. Ein reguläres Schichtsystem, wie in Krankenhäusern üblich, gibt es nicht.

Schutz der eigenen Kräfte

Für den Sanitätsdienst der Bundeswehr hat neben der Hilfeleistung für die Menschen in den Erdbebengebieten der Schutz der eingesetzten Soldatinnen und Soldaten den höchsten Stellenwert. Vor Ort setzt die Bundeswehr daher auf umfassende Hygiene- und Präventionsmaßnahmen sowie auf die Schutzwirkung von Impfungen. Zusätzlich verfügt das Team über Fachpersonal, um die angeordneten Hygienemaßnahmen kontinuierlich zu evaluieren und auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können.

Hintergrund

Auf Bitten der türkischen Regierung unterstützt die Bundesregierung die Türkei bei der Bewältigung der Folgen des Erdbebens. Die Unterstützung der notleidenden Bevölkerung in der Erdbebenregion durch die Bundeswehr ist ein wichtiges Signal der Solidarität an den NATO Partner Türkei und eine Selbstverständlichkeit der langjährigen Deutsch-Türkischen Partnerschaft.

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