Das TREMA-Zonenkonzept
Einführung einer 4. Zone schafft Klarheit bei behördenübergreifender Zusammenarbeit
TREMA e.V.
Referat Einsatztaktik TREMA e.V.
Komplexe Einsatzlagen erfordern häufig ein gemeinsames Tätigwerden von Einsatzkräften verschiedener Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), wie beispielsweise Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr. Für den Umgang mit den typischen Gefahren in den jeweiligen Aufgabenbereichen sind die Einsatzkräfte entsprechend ausgebildet und ausgerüstet, z.B. für den Einsatz in einem brennenden Gebäude, an einem infektiösen Patienten oder gegen eine aggressive Person. Für die Zusammenarbeit in Lagen mit polizeilichem Gefahrenschwerpunkt gibt es eine Vielzahl von Konzepten, die das Ziel haben, den Einsatzraum in Zuständigkeitsbereiche zu unterteilen – leider endet eine einheitliche Umsetzung häufig schon an der Landkreisgrenze.

3–Zonenkonzepte – Verbreitet, aber nicht passend
Gängige Konzepte orientieren sich zumeist am militärischen System der taktischen Verwundetenversorgung. Dieses ist in drei Phasen gegliedert, wobei definiert ist, in welcher Phase welche medizinischen Maßnahmen getroffen werden sollten. Die Festlegung dieser Phasen orientiert sich an der (ggf. noch andauernden) taktischen Lage. Ziel ist es, den Verwundeten zügig an Sanitätskräfte zu übergeben, um sich schnellstmöglich wieder vollumfänglich dem originären taktischen Auftrag widmen zu können.
In der unsicheren „Heißen Zone“ ist lediglich die Versorgung akut lebensbedrohlicher Extremitätenblutungen mittels Tourniquets durch den medizinisch grundqualifizierten Soldaten zweckmäßig. Primäres Ziel ist es den Verwundeten schnellstmöglich aus diesem gefährlichen Bereich zu evakuieren. Diese Phase wird als „Care under Fire“ (CuF) bezeichnet.
In der „Warmen Zone“, meist einem ad hoc eingerichteten gesicherten Bereich, findet die initiale körperliche Untersuchung und Behandlung nach xABCDE statt. Die Versorgung in dieser Zone wird „Tactical Field Care“ (TFC) genannt und erfolgt überwiegend durch die operativen Kräfte oder wenn möglich bereits durch medizinisch höher qualifizierte operative Kräfte.
Angestrebt wird die schnellstmögliche Übergabe in einer „Kalten Zone“, in der Regel an die Kräfte des Sanitätsdienstes. Diese führen weitere stabilisierende Maßnahmen durch und evakuieren den Verwundeten in Richtung medizinische Versorgungseinrichtung. Die Maßnahmen in dieser Evakuierungsphase werden als „Tactical Evacuation Care“ (TEC) bezeichnet.
Bei dem Versuch der direkten Übernahme des militärischen Modells auf die zivile Struktur sind wiederkehrende Problemstellungen aufgetreten. Diese rühren überwiegend daher, dass versucht wird, den Rettungsdienst mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr gleichzusetzen. Die grundlegende Aufgabe des Rettungsdienstes ist jedoch der Einsatz im Inland mit rettungsdiensttypischen Gefahren wie z.B. Infektion, Straßenverkehr, Atemgifte oder Elektrizität. Diese setzen, zu Recht, weder einen ballistischen Schutz noch eine Bewaffnung voraus. Die „Kalte Zone“ im militärischen Kontext befindet sich im Gegensatz aber in grundsätzlich feindlicher Umgebung, weshalb militärische Sanitätskräfte über eine entsprechende Ausbildung, Schutzausrüstung und Bewaffnung zur Selbstverteidigung verfügen. Dies ist eine für den Rettungsdienst untypische Arbeitsumgebung. In der Praxis ergeben sich hieraus folgende Problematiken:
- Unklarheit über Zuständigkeit und mögliche Gefahren in der „Warmen Zone“ – Versorgt noch die Polizei oder bereits der Rettungsdienst? Ist ein zusätzlicher Schutz durch die Polizei erforderlich?
- Vielfalt von Definitionen und Begrifflichkeiten – je nach Landkreis wird beispielsweise die „Warme Zone“ unterschiedlich bezeichnet (gelbe Zone, teilsicherer Bereich, gesicherter Bereich …).
- Vermengung von Versorgungsphasen - in der „Heißen Zone“, dem rein polizeilichen Einsatzbereich, muss sowohl die CuF-Phase als auch die TFC-Phase abgearbeitet werden.
- Fehlende universelle Anwendbarkeit von bestehenden Modellen auf tägliche Einsatzlagen.
Das Zonenkonzept der Trema e.V. – Farbcodierung und Einführung einer 4. Zone
Der Anspruch an ein einsatztaugliches Zonenmodell zur organisationsübergreifenden Zusammenarbeit bei besonderen Einsatzlagen ist daher:
- Ein universell anwendbares System für alle besonderen, BOS-übergreifenden Einsatzlagen zu schaffen
- Klare Trennung von Zonen anhand der Beurteilung der Einsatzlage und der bestehenden Gefahren
- Definierte, medizinische Versorgungsintensität und Aufgabenzuweisung zu jeder Zone für die die entsprechende Organisation
- Berücksichtigung der Fähigkeiten der jeweiligen Organisation
- Einheitlicher und leicht verständlicher Sprachgebrauch

Erläuterungen (Abb. 1):
Rote Zone: Entspricht der militärischen „Heißen Zone“. Eine Tourniquetanlage kann im Rahmen des CuF durchgeführt werden, das Ziel bleibt aber die schnellstmögliche Crashrettung/Evakuierung aus diesem Bereich und Kontrolle der Gefahrenquelle.
Orange Zone: Entspricht in etwa der militärischen „Warmen Zone“ – konkreter sollte man hier von einer „warmen Zone – Polizei“ sprechen. In einer orangen Zone können, sofern nötig und taktisch möglich, durch Polizeikräfte weitere stabilisierende medizinischen Maßnahmen in einem Verwundetennest oder einer Verwundetensammelstelle nach TFC erfolgen.
Gelbe Zone: In diesem Bereich können grundsätzlich Kräfte aller BOS eingesetzt werden. Die gelbe Zone entspricht in etwa der militärischen „Kalten Zone“ – konkreter sollte man hier jedoch von einer „warmen Zone – Rettungsdienst“ sprechen. Das Deklarieren einer gelben Zone ist grundsätzlich nur bei besonderen Einsatzlagen mit unklarem Gefahrenausmaß oder unklarer Gefahrenrichtungen notwendig. Regelmäßig ist dies der Fall bei lebensbedrohlichen Einsatzlagen, gerade in der Anfangsphase, solange die Täter noch nicht lokalisiert und örtlich gebunden sind. Stabilisierung (TFC) und Beginn der Evakuierung (TEC) findet hier in einer geschützten Patientenablage oder an einem Übergabepunkt statt.
Grüne Zone: Hier können Kräfte aller BOS eingesetzt werden. Die grüne Zone entspricht in etwa der katastrophenmedizinischen „Kalten Zone“ – konkret könnte man hier auch von einer „kalten Zone – Rettungsdienst“ sprechen. Das Deklarieren einer grünen Zone bietet sich insbesondere in statischen Einsatzlagen an, wenn eine Täterschaft oder andere Gefahren örtlich gebunden sind. Hier kann die jeweilige Organisation in ihrer bekannten Struktur arbeiten – es muss lediglich mit den alltäglichen Gefahren gerechnet werden.
Die Festlegung entsprechender Zonen anhand einer Gefahrenbewertung (Gefahrenart, -ausmaß und –richtung) erfolgt grundsätzlich durch die Polizei, gegebenenfalls in Abstimmung mit Fachdiensten. Diese Festlegung unterliegt einer fortlaufenden Überprüfung und Anpassung bei etwaiger Lageänderung.
Das 4-Zonenkonzept hat zum Ziel, ein möglichst reibungsfreies Zusammenarbeiten bei herausfordernden, gemeinsamen Einsatzlagen verschiedener BOS zu ermöglichen – und dies über Landkreisgrenzen hinweg. Für eine tiefergehende Betrachtung des 4-Zonenkonzepts, Anwendungsbeispiele, sowie Hilfestellungen zur Gefahreneinschätzung steht das, durch Spezialisten erstellte, und eine Vielzahl von Experten geprüfte Konzept zur freien Verfügung.
