15.09.2025 •

Erstes mobiles zahnärztliches Röntgen an Bord eines Kriegsschiffes

C. Justenhoven

Die Fregatte Hamburg im Einsatz
C. Justenhoven

Im Rahmen eines innovativen Projekts hat das Deutsche Marinekommando gemeinsam mit Vertretern der Zahnmedizin aus dem Sanitätsdienst der Bundeswehr ein Experiment durchgeführt, bei dem zum ersten Mal eine mobile Röntgeneinheit, das Port-X-II, auf einem deutschen Kriegsschiff betrieben wurde. Ziel war die Implementierung bildgebender Diagnostik unabhängig von landgestützter Hilfe zur Unterstützung zahnärztlicher Eingriffe.

Hintergrund

Kriegsschiffe der Deutschen Marine sind oft längere Zeit im Einsatz. In solchen Situationen ist es entscheidend, dass die Besatzung Zugang zu medizinischer Versorgung hat, so auch zu zahnärztlichen Dienstleistungen. An Bord von Kriegsschiffen müssen derzeit viele zahnärztliche Eingriffe an der Crew aufgrund fehlender Möglichkeiten zu umgehender Diagnostik aufgeschoben werden, was zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann.

Das Gerät: Port-X-II

Das Port-X-II ist eine tragbare Röntgeneinheit, die speziell für den Einsatz in mobilen Umgebungen konzipiert wurde. Zu den wichtigsten Merkmalen gehören:

  • Tragbarkeit: Das Gerät ist kompakt und leicht. Dies erleichtert den Transport an Bord.
  • Drahtlose Technologie: Dies ermöglicht eine flexible Nutzung ohne Einschränkungen.
  • Hochwertige Bildgebung: Die Röntgenbilder sind von hoher Qualität. Dies ermöglicht präzise Diagnosen.
  • Schnelle Einsatzbereitschaft: Die Einheit kann schnell eingerichtet und verwendet werden. In Notfallsituationen ist die Geschwindigkeit von Vorteil.
Mobile Röntgenaufnahme eines Patienten
Mobile Röntgenaufnahme eines Patienten
Quelle: C. Justenhoven

Durchführung des Experiments

Die Implementierung des Port-X-II auf der Fregatte Hamburg stellte sich als äußerst nützlich heraus. Während des Einsatzes konnten mehrere zahnärztliche Diagnosen und Eingriffe durchgeführt werden, die andernfalls auf einen Zeitraum von mehreren Monaten verschoben worden wären. Dies hatte folgende Vorteile:

  • Unabhängigkeit von landgestützter Hilfe: Die Crew konnte vor Ort behandelt werden, ohne dass eine Evakuierung oder ein Aufenthalt in einer zivilen Zahnarztpraxis im Ausland notwendig war.
  • Schnelle Reaktion auf zahnärztliche Notfälle: Beschwerden konnten sofort adressiert werden, was das Wohlbefinden und die Einsatzfähigkeit der Besatzung erheblich verbesserte.
  • Vermeidung von Repatriierungen: Durch die Möglichkeit, notwendige Behandlungen wie Zahnextraktionen oder Wurzelbehandlungen an Bord durchzuführen, konnte verhindert werden, dass Kameraden aufgrund gesundheitlicher Probleme repatriiert werden mussten. Ohne radiologische Bildgebung sind diese Eingriffe zu risikoreich, da „blind“ behandelt werden muss.

Das Experiment mit der mobilen Röntgeneinheit Port-X-II auf der Fregatte Hamburg hat nicht nur die zahnärztliche Versorgung der Crew revolutioniert, sondern wirft auch ein Licht auf die übergeordneten Herausforderungen der Kaltstartfähigkeit und Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr in der heutigen geopolitischen Lage.

Kaltstartfähigkeit als Schlüssel zur Einsatzbereitschaft

In Anbetracht der sich verändernden Bedrohungslage, insbesondere durch die geopolitischen Spannungen in Europa, ist die Kaltstartfähigkeit der Bundeswehr von zentraler Bedeutung. Diese Fähigkeit beschreibt die Bereitschaft, schnell und effizient auf Bedrohungen zu reagieren, ohne lange Vorwarnzeiten. Das Experiment mit Port-X-II zeigt, wie wichtig es ist, dass militärische Einheiten in der Lage sind, unabhängig und autonom zu operieren. Die Möglichkeit, medizinische Notfälle an Bord eines Kriegsschiffes zu behandeln, ist ein Beispiel dafür, wie moderne Technologien und Strategien zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft beitragen können.

Oralchirurgische Behandlung eines Patienten
Oralchirurgische Behandlung eines Patienten
Quelle: C. Justenhoven

Integration moderner Technologien

Die Implementierung von Technologien wie der mobilen Röntgeneinheit ist ein Schritt in Richtung einer umfassenderen Modernisierung der Bundeswehr. Solche Innovationen ermöglichen es den Streitkräften, effektiver und flexibler auf Krisensituationen zu reagieren. Dies ist besonders relevant in einem Kontext, in dem schnelle Reaktionszeiten entscheidend sind. Die Fähigkeit, medizinische Versorgungsleistungen direkt an Bord bereitzustellen, reduziert nicht nur das Risiko für die Soldaten, sondern erhöht auch die allgemeine Einsatzbereitschaft des gesamten Verbandes.

Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung

Das Experiment verdeutlicht auch die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung der Kriegstüchtigkeit. Es reicht nicht aus, nur materielle Ressourcen bereitzustellen; auch das persönliche Mindset von Soldatinnen und Soldaten hinsichtlich kreativer und innovativer Prozesse sind entscheidend für eine funktionierende Kaltstartfähigkeit. Die Bundeswehr muss sicherstellen, dass ihre Truppen über die notwendige Ausrüstung verfügen, um im Ernstfall effektiv agieren zu können.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Experiment mit der mobilen Röntgeneinheit auf der Fregatte Hamburg ein bedeutender Schritt in Richtung einer verbesserten Kaltstartfähigkeit und Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr ist. In einer Zeit, in der militärische Einsätze zunehmend unvorhersehbar werden und schnelle Reaktionen erforderlich sind, zeigt sich, dass innovative Lösungen entscheidend sind. Nur durch eine konsequente Integration moderner Technologien kann die Bundeswehr sicherstellen, dass sie im Ernstfall handlungsfähig bleibt und ihre Verpflichtungen gegenüber den Bündnispartnern erfüllen kann.


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