REFERENT IM VERTEIDIGUNGSMINISTERIUM

Nach einer knapp zweijährigen approbationsspezifischen Verwendung als Referent für Grundsatzangelegenheiten der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde im ehemaligen Referat FüSan I 3 wechselte Oberfeldarzt Dr. med. dent. Jürgen Rentschler

am 01. April 2012 auf den Dienstposten des Grundsatz-(„Alpha“-) Referenten und stellvertretenden Referatsleiters in das neue Referat Führung Streitkräfte II 6  „Grundsatzangelegenheiten der Führung und Steuerung Gesundheitswesen im Geschäftsbereich BMVg“.

Das konkrete Anforderungsprofil an diese Verwendung konnte zu diesem Zeitpunkt des Beginns der umfangreichen Veränderungen von Ministerium und Bundeswehr nur erahnt werden. Im Organisationsplan des BMVg ist der Aufgabenbereich des betreffenden Dienstpostens mit „Bewerten der fachdienstlichen Aspekte des gesamten Sanitätsdienstes der Bundeswehr für Bundesminister und Generalinspekteur in Zusammenarbeit mit dem obersten Fachvorgesetzten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (Inspekteur des Sanitätsdienstes)“ definiert.
„Jedem Anfang wohnt ein besonderer Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“. Die Wahrheit dieses Verses aus dem Gedicht „Stufen“ von Herrmann Hesse war bei der schrittweisen Erklimmung einer Anfangsbefähigung im Frühsommer 2012 von allen Referatsangehörigen deutlich zu spüren. Eine große Freude und Ehre zugleich, dazu gehören zu dürfen.

Photo
Oberfeldarzt Dr. Jürgen Rentschler im Einsatz als Chef der MedEvac-Kompanie.

Der Anfang im Allgäu

Im Juli 1987 trat der frisch gebackene Abiturient Jürgen Rentschler bei der 6. Kompanie des Sanitätsbataillons 210 an seinem Geburtsort Kempten just in der Kompanie seinen Grundwehrdienst an, in der sein zwischenzeitlich pensionierter Vater, Hauptmann a. D. Ernst Rentschler, zur Zeit der Geburt des Sohnes als Kompaniefeldwebel eingesetzt war. Noch während der Grundausbildung erfolgten die Bewerbung und erfolgreiche Prüfung an der Offizierbewerberprüfzentrale. Vor dem Wechsel in die Laufbahn der SanOA im Januar 1988 wurde Sanitätssoldat Rentschler jedoch noch für 3 Monate als Stabsdienstsoldat des Sanitätskommandos des II. Korps in Ulm eingesetzt. Dies brachte neben dem begehrten LKW-Führerschein auch die erste Berührung mit der Führung und Organisation des Sanitätsdienstes mit sich.
Da die SanOA-Crew I/88 zunächst die dreimonatige Grundausbildung absolvieren musste, wurde der Gefreite Rentschler zunächst in der 1./SanBtl 851 im SanZug ABC eingesetzt, um ab Februar mit der 2./SanBtl 851 (AMF) für 8-Wochen an der Nato-Auslandsübung „Arrowhead-Express“ in Nordnorwegen teilzunehmen. In der damaligen Zeit ohne Auslandseinsätze ein erstes absolutes Highlight mit überwältigenden Eindrücken das nachhaltig prägte. Es folgten der erstmals für SanOA der Teilstreitkraft Heer vorgesehene Fahnenjunkerlehrgang an der Infanterieschule und der Offizierlehrgang an der Sanitätsakademie mit Abschluss im Dezember 1988. Die verbleibenden Monate bis zum Semesterbeginn im Mai 1989 wurde Fahnenjunker Rentschler als stv. Zugführer des oben erwähnten SanZuges ABC eingesetzt. Das „Wunschstudium“ der Zahnheilkunde absolvierte er an der bayerischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg und erlangte dort im Juni 1994 die Approbation zum Zahnarzt.

Jenseits des Weißwurst-Äquators

Bei der im letzten Studiensemester erfolgten Einplanung in die erste truppenzahnärztliche Verwendung war für ledige Zahnmedizin-Absolventen mit Anfangsbuchstabe „R“ kein Dienstposten in Süddeutschland mehr zu ergattern. So trat Stabsarzt Rentschler nach eingehender Beratung durch den zuständigen Personalführer Oberfeldarzt Dr. Raphael im Juli 1994 seine erste Sanitätsoffizier-Verwendung als Leiter der „einstühligen“ Zahnarztgruppe 204/2 in Scheuen, einem Ortsteil von Celle, an und entschloss sich mit seiner künftigen Ehefrau schon bald, die niedersächsische Fachwerkstadt zum künftigen Lebensmittelpunkt zu erwählen, in der die 4-köpfige Familie bis heute zu Hause ist.
Die Zeit als einziger Truppenzahnarzt des Panzerlehrbataillions 334 „Celle“ war für einen Berufsanfänger zunächst mehr als fordernd. Der Berufsstart wurde jedoch durch die enge und kameradschaftliche Einbindung in die Truppe erleichtert und das hohe Patientenaufkommen, eine erfahrene Zahnarzthelferin und ein 6-wöchiger Lehrgang in der Abteilung für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg unter den Fittichen von Frau Oberstarzt Dr. Dr. Hammer „halfen“ dabei, schnell ein erwachsener Zahnarzt zu werden.
Nach drei Jahren folgte 1997 die erste Versetzung von Oberstabsarzt Rentschler an den nur 10 Kilometer entfernten Heeresfliegerstandort Celle-Wietzenbruch. Die Verwendung als Leiter einer mehrstühligen Zahnarztgruppe bei einem fliegenden Verband und einem Kollegen an der Seite erfüllte den damaligen Verwendungswunsch uneingeschränkt.

Abschied vom Behandlungsstuhl

Nach 6 Jahren als kurativ tätiger Zahnarzt ereilte ihn im Sommer 2000 das unabweisbare Angebot den liebgewonnen Behandlungsstuhl gegen den Schreibtischstuhl des Fachdezernenten Zahnmedizin in der Abteilung Gesundheitswesen der 1./Panzerdivision in Hannover zu tauschen. Von nun an bestimmten, neben der Unterstützung des Kommandozahnarztes bei der approbationsgebundenen Fachaufsicht, Themen wie Zahnärztliches Meldewesen, Heilfürsorge oder Beschaffung von zahnärztlichem EVG und NVG den Berufsalltag. Nach Auflösung der Abteilung im Rahmen der Umstrukturierung und Aufstellung des Organisationsbereichs „Zentraler Sanitätsdienst“ folgte im Herbst 2001 die Versetzung auf den entsprechenden Dienstposten des neuen Sanitätskommandos I nach Kiel. Die Anfangsaufgabe des Dezernats Zahnmedizin bestand jedoch zunächst im Wesentlichen darin, die damals im Zuständigkeitsbereich des neuen Kommandos vorhandenen über 80 zahnärztlichen Behandlungseinrichtung aus Heer, Luftwaffe, Marine und „altem“ ZSan unter einer fachlichen Führung zusammenzuführen und unterschiedliche Verfahren, wie sie z.B. auf dem wichtigen Gebiet der Heilfürsorgebearbeitung bestanden, zu harmonisieren. Dies brachte Oberstabsarzt Rentschler zusammen mit den Eindrücken und Erfahrungen aus der Anfangsphase des neuen Organisationsbereichs Zentraler Sanitätsdienst, einen weiteren bedeutsamen Erfahrungsgewinn. Darüber hinaus konnte er in dieser Zeit seine an der Universität Würzburg in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie begonnene Promotion zum Abschluss bringen.

Rückkehr in die Kuration und Einsätze

Von April 2003 bis August 2005 übernahm Oberfeldarzt Dr. Rentschler die Zahnarztgruppe Burg und damit wieder Verantwortung an der „Behandlungsfront“. Dieser Abschnitt seiner ersten A-15 Verwendung war neben dem Umbau der Behandlungseinrichtung maßgeblich durch die damals noch außergewöhnliche Verwendung eines Sanitätsoffiziers Zahnarzt auf dem Dienstposten des Kompaniechefs der MedEvac-Kompanie bei SFOR geprägt. In dieses Kontingent fiel die unter prominenter Beteiligung aus Gesellschaft und Politik „Gott sei Dank“ ohne Zwischenfälle verlaufene Wiedereröffnung der „Stari Most“ in Mostar. Die Veranstaltung besaß aufgrund des besonderen Symbolcharakters der durch die Zerstörung der Brücke ethnisch geteilten Stadt hohe politische Brisanz und stellte damals eine erhebliche, auch aus sanitätsdienstlicher Sicht schwer zu beurteilende Gefährdung dar. Für den SanEinsVbd und seine MedEvacKp, die vor Ort einen Gefechtsstand einrichtete und betrieb, eine besondere Herausforderung. Insgesamt eine besonders erfüllende erste Einsatzverwendung für Rentschler, die in den beiden darauffolgenden Jahren nach Wiederholung verlangte.
Im Herbst 2005 folgte die heimatnahe Versetzung nach Faßberg und nach zwei erfüllenden Jahren kurativer Tätigkeit als Leiter Zahnarztgruppe, die durch die Einsätze als KpChef MedEvacKp bei KFOR (2005) und EUFOR (2006) ergänzt wurde, gelang es Rentschler 2007 mit der Versetzung auf den Dienstposten „Begutachtender Zahnarzt und Leiter Zahnarztgruppe Celle“ eine weitere Wunschverwendung sozusagen vor der eigenen Haustür anzutreten.

Köln, Bonn und Berlin

Nach leider nur einem guten Jahr in Celle nahm Rentschler im Oktober 2008 nach kurzer Bedenkzeit das Angebot der Verwendung als Personalführer der Sanitätsoffiziere Zahnarzt am Personalamt der Bundeswehr in Köln an. Auch hier musste er sich wiederum mit einem für ihn noch weitgehend unbekannten Gebiet im Bereich der Führung und Organisation vertraut machen. Nach einigen Wochen mit eher unruhigem Schlaf bereitete die neue, fordernde und vor allem verantwortungsvolle Verwendung zunehmend Freude und erzeugte ein hohes Maß an beruflicher Zufriedenheit. Der außergewöhnliche Teamgeist der ehemaligen Abteilung IV des Personalamtes trug hierzu maßgeblich bei. Die eigentliche Absicht, nach Ablauf der geplanten Verwendungsdauer als Begutachtender Zahnarzt nach Celle zurückzukehren wurde von dem Angebot der Verwendung als Referent im Führungsstab des Sanitätsdienstes bei FüSan I 3 durchkreuzt. Die Aufgabe und Möglichkeit den Fachbereich Zahnmedizin im Grundsatz mit gestalten zu dürfen, eigene Erfahrungen aus den Vorverwendungen einbringen zu können und die Neugier auf die Arbeit auf ministerieller Ebene erleichterten den Rentschlers zusammen mit den trotz des „Wochenendpendelns“ bislang gemachten guten Erfahrungen die Entscheidung, bis auf weiteres auf eine heimatnahe Verwendung zu verzichten. Nach zweieinhalb Jahren am Standort Bonn und zwischenzeitlicher Versetzung auf den jetzigen Dienstposten erfolgte im Herbst 2012 die Verlegung der gesamten Unterabteilung FüSK II an den zweiten Dienstsitz des BMVg nach Berlin. Ein weiterer interessanter, fordernder und abwechslungsreicher Abschnitt in einem bislang kurzweiligen und bewegten Werdegang als Sanitätsoffizier.

 

Datum: 07.04.2014

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2014/1

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