23.07.2020 •

Von der Probennahme zur Diagnose

Eine Drive-In-Station des Sanitätsdienstes in München

S. Hoepfl

Bereits seit Beginn des COVID-19-Ausbruchs in München Ende Januar 2020 unterstützt das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr den Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Neben den umfangreichen Diagnostikmöglichkeiten des Instituts für SARS-CoV-2 kann seit dem 6. April 2020 auch die Abstrichnahme durch die Sanitätsakademie der Bundeswehr bereitgestellt werden. Hierzu wird mit der Einrichtung einer Drive-In-Station ein weiteres Element der COVID-19 Diagnostik in der hiesigen Liegenschaft angeboten.

Bei begründetem Verdacht: Abstrich

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Verdachtspersonen verlassen bei der Probenentnahme nicht ihr Fahrzeug.
Mit dem Betrieb dieser Drive-In-Station, die in ähnlicher Form auch an anderen Orten der bayerischen Landeshauptstadt für potentiell Infizierte oder Kontaktpersonen eingerichtet wurden, setzt die Sanitätsakademie einen Amtshilfeantrag der Bayerischen Staatsregierung um. Auf Ersuchen des Innenministeriums sollen in erster Linie Menschen aus systemrelevanten Bereichen wie der Feuerwehr und der Polizei hier schnell getestet werden. Unter der Leitung der Abteilung F der SanAkBw, die die Fähigkeiten des medizinischen Schutzes vor atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen bündelt, können täglich bei bis zu 50 Personen mit begründetem Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus besteht, Proben entnommen werden. Die Verdachtspersonen verlassen dabei während des gesamten Prozesses nicht ihr Fahrzeug: Den Abstrich aus dem Nasen- und Rachenraum nimmt ein Arzt durch das geöffnete Autofenster. Auch alle Patientendaten werden aus der Distanz erfasst, um so eine mögliche Ansteckungsgefahr für Dritte zu vermeiden.

Vorbereitung der Proben

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Gut verpackt kommen die Abstrichproben am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr an.
In unscheinbaren, aber sicheren Transportkisten verpackt, werden die entnommenen Proben dann auf direktem Weg zum Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr verbracht. Dort erfolgt die diagnostische Untersuchung auf das Vorliegen einer Infektion mit dem Coronavirus. Nach der Aufnahme der Patientendaten beginnt die Aufarbeitung im Labor: Im ersten Schritt werden die Abstrichtupfer in einer Flüssigkeit ausgedrückt. Mögliche Erreger können so für die weitere Untersuchung zugänglich gemacht und gleichzeitig inaktiviert werden. Die Proben lassen sich danach ohne Infektionsgefahr durch das Laborpersonal weiterbearbeiten.

Untersuchung auf SARS CoV-2

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Für die weitere Untersuchung werden die Proben in einer Sicherheitswerkbank inaktiviert.
In mehreren Schritten wird nun zunächst das Erbgut der möglicherweise in der Probe enthaltenen SARS-2 Coronaviren freigelegt. Anschließend führt das Fachpersonal des Instituts mit Hilfe eines sogenannten Thermocyclers eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durch. Mit diesem Verfahren wird gezielt nach dem Erbgut des COVID-19 Erregers gesucht. Falls es in der Probe enthalten ist, binden Gensonden an bestimmte Bereiche des SARS-CoV-2 Genoms. Dabei geben diese ein Lichtsignal ab, das gemessen und als ansteigende Kurve auf einem Computer angezeigt wird.

Weitere Verbreitung verhindern

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Bis zu 96 Proben können gleichzeitig auf das Erbgut des neuartigen Coronavirus untersucht werden.
Liegt das Ergebnis der Laboruntersuchung vor, erfolgt unmittelbar die telefonische Information der jeweiligen Person. Bei einer nachgewiesenen Infektion mit dem Coronavirus werden im Anschluss die entsprechenden Behandlungs-, Isolations- und Quarantänemaßnahmen umgesetzt. Auch an der Sanitätsakademie stehen hierzu Stuben bereit, in denen betroffene Patentinnen und Patienten sowohl personell als auch materiell versorgt werden können.

Abbildungen bei Verfasser 

Datum: 23.07.2020

Quelle:

Oberleutnant Simon Höpfl, SanAkBw Presse, München
E-Mail: SimonHoepfl@bundeswehr.org

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