07.03.2013 •

ERNÄHRUNGSVERHALTEN JUNGER BUNDESWEHRSOLDATINNEN UND -SOLDATEN IN ABHÄNGIGKEIT VON ALTER, PARTNERSCHAFT, WOHNSITUATION UND SPORTLICHER AKTIVITÄT*

Diet Behaviour of Young German Soldiers depending of Age, ­Partnership, living Situation and sporting Activity.



Aus dem Sportmedizinischen Institut der Bundeswehr¹ Warendorf (Leiter: Oberstarzt Dr. A. Lison) und dem Fachbereich Oecotrophologie² ­(Leiterin: Prof. Dr. Petra Deitscheid) der Fachhochschule Münster



Christina Mohr², Stefan Sammito¹, Christoph Holtherm¹, Karl-Joseph Groneuer², Johannes Hutsteiner² und Andreas Lison¹



WMM; 57. Jahrgang (Ausgabe 1/2013: S. 24-26)

Zusammenfassung



An über 1 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Sportlehrgängen der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf wurde durch freiwillige Fragebogenerhebung ein Überblick ihres Ernährungsverhaltens in Beziehung zu unterschiedlichen biosozialen Parametern erstellt.

Als relative Risiken für ein ungesundes Ernährungsverhalten und eine somit mögliche Entwicklung eines Übergewichtes konnten niedriges Alter, Pendlerstatus und unzureichende sportliche Betätigung identifiziert werden.

Summary

A summary of their diet behaviour was made in connection with different bio social ­para­meters at over 1000 participants in sports courses at the Sportschule der Bundeswehr in Warendorf by a voluntary questionnaire evaluation. As relative risks for an unhealthy diet behaviour and therefore possible development of overweight young age, commuter status and insufficient sporting activity could be identified.

Einleitung

In Deutschland steigt die Anzahl an übergewichtigen und adipösen Personen seit den letzten Jahrzehnten zunehmend an [1]. Auch Soldatinnen und Soldaten der deutschen Bundeswehr sind als Teil der Gesellschaft von dieser sozio-demografischen Entwicklung nicht ausgeschlossen. Dies hat negative Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte, da mit zunehmendem Body Mass Index (BMI) eine reduzierte Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden kann [2].
Für die Bundeswehr ist es folglich von Interesse, das Ernährungsverhalten der Soldaten zu untersuchen, um den möglichen Ursachen der Gewichtszunahme nachgehen und mit entsprechenden Maßnahmen entgegenwirken zu können (Abb 1).

Ziel dieser Arbeit war es, das Ernährungsverhalten von jungen Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in Abhängigkeit von den Parametern Alter, Partnerschaft, Wohnsituation und sportlicher Aktivität zu untersuchen und Unterschiede herauszufinden, die zur Ursachenklärung des Übergewichts in den Streitkräften beitragen können.

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Methoden

Im Rahmen von Lehrgängen an der Sportschule der Bundeswehr (SportSBw) wurden in Zusammenarbeit mit dem Sportmedizinischen Institut der Bundeswehr 1 095 Soldaten in den Jahren 2009 und 2010 mittels eines standardisierten Fragebogens unter anderem zu anthropometrischen, sozio-demografischen sowie verhaltensrelevanten Angaben zur Ernährung und sportlichen Aktivität befragt. Die Teilnahme erfolgte auf freiwilliger Basis und anonymisiert.
Für die Auswertung nach den genannten Parametern wurde die Gesamtheit der Befragten in Gruppen eingeteilt und mittels des Statistik-Programms SPSS ausgewertet.

Ergebnisse

Der Anteil der männlichen Befragten betrug 89,4 %. Das Durchschnittsalter lag bei 27,0 ± 4,8 Jahren bei einer medianen Körpergröße von 180,2 ± 7,7 cm, einem medianen Gewicht von 80,7 ± 12,2 kg, einem BMI von 24,8 ± 2,7 kg/m², einem Übergewicht von 38,2 % und einem Adipositasanteil von 4,0 %.
Insgesamt gesehen erfolgte die Essenaufnahme am häufigsten zu Hause (73,9 %), in der Truppenküche (50,0 %; Abb. 2), in Fast Food Restaurants (6,3 %) oder in Restaurants (2,7 %). Mehrfachnennungen waren möglich.

Einzelne Ergebnisse nach den Parametern
Die Probanden verteilten sich auf folgende Altersgruppen:

  • jüngste Gruppe (16 – 25 Jahre):
  • n = 470,
  • mittlere Gruppe (26 – 30 Jahre):
  • n = 437
  • älteste Gruppe (≥ 31 Jahre):
  • n = 188.

In Bezug auf die Essgewohnheiten aßen im Vergleich die Jüngs­ten am häufigsten ≤ 2 Mahlzeiten (p ≤ 0,01), am seltensten zu Hause (p ≤ 0,001) und am häufigsten Fast Food (p ≤ 0,001).

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Partnerschaft
Von den Befragten waren 797 (72,8 %) Singles und 298 (27,2 %) liiert.
Im Vergleich aßen Singles häufiger zu Hause (p ≤ 0,01) und häufiger Fast Food (p ≤ 0,001).
Der Anteil an Übergewichtigen war bei Singles am höchsten (39,6 %; p ≤ 0,01) bei gleich hohem Adipositasanteil. Es gab keinen Unterschied bei der Mahlzeitenfrequenz und dem Anteil Obst/Gemüse.

Wohnsituation
Die Pendler (n = 655; 21,4 %),) aßen häufiger ≤ 2 Mahlzeiten am Tag, während die Kasernenschläfer (n = 432; 26,9 %) häufiger ≥ 4 Mahlzeiten am Tag zu sich nahmen. Die Pendler aßen häufiger zu Hause (96,0 %) und in Fast Food-Restaurants (14,5 %) als die Kasernenschläfer, die wiederum häufiger in der Truppenverpflegung aßen (53,7 %).
Beim Obst- und Gemüseverzehr zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Die Anteile an Übergewichtigen und Adipösen betrugen 39,6 % und 4,0 % bei den Pendlern beziehungsweise 36,8 % und 4,4 % bei den Kasernenschläfern.

Sportliche Aktivität
Bei einer Einteilung der Soldatinnen/Soldaten nach Trainingseinheiten:

  • wenig aktive (< 2/Woche),
  • aktive (3 – 5/Woche),
  • sehr aktive (> 6/Woche)

in Korrelation zur Mahlzeitenhäufigkeit ergaben sich folgende prozentualen Anteile:

  • ≤ 2 Mahlzeiten am Tag: 20,2 %,
  • 3 Mahlzeiten am Tag: 54,6 %,
  • ≥ 4 Mahlzeiten am Tag: 24,9 %.

Im Vergleich aßen die wenig aktiven Studienteilnehmer am häufigsten ≤ 2 Mahlzeiten (p ≤ 0,05), am wenigsten Obst/Gemüse (p ≤ 0,001) und rauchten am meisten (p ≤ 0,001).
Das Essen wurde wie folgt eingenommen:

  • zu Hause: 
  • 62,4 % Frühstück,
  • 49,6 % Mittagessen,
  • 94,4 % Abendessen.
  • Truppenküche:   
  • 25,6 % Frühstück,
  • 91,6 % Mittagessen,
  • 15,4 % Abendessen.
  • Schnellrestaurant:
  •    2,9 % Frühstück,
  • 36,5 % Mittagessen,
  • 54,7 % Abendessen.
  • Restaurant:  
  •    1,1 % Frühstück,
  • 25,8 % Mittagessen,
  • 91,6 % Abendessen.

Beim Obst- und Gemüseverzehr zeigte sich, dass 81,6 % Obst und 74,6 % der Befragten Gemüse täglich bis mehrmals in der Woche aßen.

Diskussion

Bei den Befragten handelte es sich um Lehrgangsteilnehmer der Sportschule der Bundeswehr und damit um keine repräsentative Stichprobe für die Streitkräfte. Auffällig waren der statistisch signifikant höhere Anteil Übergewichtiger in der Gruppe der ­Singles, der höhere Fast Food-Anteil und die seltenere Mahlzeiteneinnahme in der Altersgruppe zwischen 16 und 25 Jahren und bei Pendlern sowie das ungesündere Ernährungsverhalten bei wenig Aktiven. Trotz der Komplexität der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten der einzelnen Gruppen und der Überschneidung der Gruppen ineinander können als mögliche Risikogruppen für ein ungesundes Ernährungsverhalten junge Soldaten (16 – 25 Jahre), Pendler und sportlich wenig aktive Soldaten identifiziert werden.

Schlussfolgerungen

Trotz der Komplexität der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten der einzelnen Gruppen und der Überschneidung der Gruppen ineinander, können als mögliche Risikogruppen für ein ungesundes Ernährungsverhalten junge Soldaten (16 – 25 Jahre), Pendler und sportlich wenig aktive Soldaten identifiziert werden.
Hier sollte zukünftig eine Primärprävention im Sinne von Beratung und Aufklärung ansetzen!

Literatur

  1. Wirth A: Adipositas: Epidemiologie, Ätiologie, Folgekrankheiten, Therapie. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2000, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York.
  2. Leyk D et al.: Physical Performance, Body Weight and BMI of Young Adults in Germany 2000-2004: Results of the Physical-Fitness-Test Study. Int J Sports Med 2006; 27 (8): 642-647.

*Nach einem Poster, das auf der 43. Jahrestagung der DGWMP in Kassel (11. – 13.10.2012) vorgestellt wurde.

Datum: 07.03.2013

Quelle:

Wehrmedizinische Monatsschrift 2013/1

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