Die Apotheke des Bundeswehrzentralkrankenhauses

Pharmazeutische Dienstleistung für Patient und Haus

J. Müller, C. Bäßler, V. Hiep Le, K. Rothenhäusler und S. Wächter

Zytostatikaherstellung
Bundeswehr/Michael Laymann

Mit dem Haus hat auch seine Apotheke in den letzten 65 Jahren kontinuierlich große Veränderungen erfahren. Unverändert jedoch ist es unser Anspruch, dass auch unsere Leistung zur Attraktivität des Bundeswehrzentralkrankenhauses (BwZKrhs) maßgeblich beiträgt. Alle Tätigkeiten und Kompetenzen ergeben zusammengenommen eine breite Palette an „pharmazeutischer Dienstleistung“ für unsere Kundschaft.

Erfahrungsgemäß verbindet man mit einer Krankenhausapotheke zunächst einmal die Sicherstellung der Versorgung mit Arzneimitteln und Medizinprodukten. Ein Schwerpunkt der Arbeit der Apotheke des BwZKrhs ist es, für das Haus und seine PatientInnen die benötigten Arzneimittel und Medizinprodukte fachgerecht zu beschaffen, zu lagern und abzugeben. Als logistisches Verfahren nutzen wir dafür seit September 2016 SASPF. Ungefähr 16 000 Aufträge ergehen dazu jährlich an unsere etwa 800 Lieferfirmen. Die Coronapandemie nahm und nimmt dabei dreifach Einfluss: Zum einen hatte sich interimsweise auch das BwZKrhs auf die neue Lage eingestellt. Demzufolge ergab sich damit auch für die Apotheke ein geänderter Materialversorgungsauftrag. Von Beginn an wurden Spielräume genutzt, um ununterbrochen bedarfsgerecht bevorratet zu sein. Zum zweiten beeinflusst die aktuelle Situation auch unsere Lieferfirmen und damit in der Folge auch uns. Alltäglich steigt die Zahl der Lieferschwierigkeiten und Versorgungsengpässe nehmen zu, was zu einem deutlich erhöhten Arbeitsaufkommen führt, um dennoch zeitgerecht therapeutische Alternativen zu beschaffen. Drittens und nicht zuletzt ist die Apotheke selbst auch personell durch die Auswirkungen der Pandemie betroffen. All dies stellt eine große Herausforderung für die Auftragserfüllung dar. 

Abgesehen von der Pharmazeutischen Logistik ist natürlich die Herstellung von Arzneimitteln im Rezeptur- und Defekturmaßstab die selbstverständliche Domäne der Krankenhauspharmazie. Durch die Eigenherstellung werden die PatientInnen mit Arzneimitteln versorgt, die so von der pharmazeutischen Industrie nicht angeboten werden. Die Wichtigkeit eines personell und infrastrukturell etablierten Herstellungsbereichs zeigte sich auch in der Coronapandemie. So konnten wir unmittelbar nach Verfügbarkeit des ersten Coronaimpfstoffes Ende Dezember 2020 die MitarbeiterInnen des Hauses mit durch Personal der Apotheke hergestellten Impfdosen versorgen. Ebenso war es möglich, den Engpass an verfügbaren Desinfektionsmitteln zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 durch die Eigenherstellung zu überbrücken. Eine Besonderheit unserer Apotheke ist auch der vor Jahren in Betrieb genommene und nach „Good Manufacturing Practice“ qualifizierte Sterilbereich, bestehend aus drei Reinräumen, zwei Sicherheitswerkbänken sowie Personal- und Produktschleusen. Der Bereich dient überwiegend zur Herstellung patientenindividueller steriler Zubereitungen für die durchgeführten Chemotherapien in unseren Kliniken. Aber auch Spezialrezepturen für die Anwendung am Auge oder im Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde werden zunehmend angefordert. Darüber hinaus ist die Apotheke des BwZKrhs in Rheinland-Pfalz (neben der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz) eine sogenannte „Stern-Apotheke“, d. h. die zentral durch die Bundesregierung zur Versorgung der Bevölkerung beschafften Coronaarzneimittel wurden bzw. werden durch uns an andere Krankenhäuser im nördlichen Rheinland-Pfalz verteilt.

Das niedersächsische Krankenhausgesetz hat inzwischen in ­Kran­kenhäusern den „Apotheker auf Station“ gesetzlich vor­geschrieben. Auch an unserem Haus wurde durch den Kommandeur Gesundheitseinrichtungen zunächst ein Pilotprojekt zur Untersuchung der Wirksamkeit und des positiven Einflusses auf die Wirtschaftlichkeit der Versorgung beauftragt. Das Projekt war sehr erfolgreich; in der Konsequenz sind inzwischen 18 Dienstposten SanStOffz Apotheker bzw. SanFw Pharmazeutisch-technischer Assistent (PTA) neu in die Soll-Organisation (zusammengenommen für alle BwKrhs) aufgenommen worden. Mit unserem Team nehmen wir regelmäßig an Visiten auf mehreren Stationen bzw. Kliniken teil, beraten ärztliches und pflegerisches Personal und selbstverständlich auch PatientInnen, führen Schulungen durch und erbringen so einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und Versorgung der PatientInnen. Diese Leistung erfolgt in besonderem Maße interdisziplinär und setzt ein hohes Maß an Kompetenz und Kommunikations­fähigkeit voraus. 

Als besonderes Highlight sind wir stolz auf das sogenannte ­Therapeutische Drug Monitoring (TDM). Für ausgewählte Antiinfektiva werden Plasmaspiegel bestimmt und anschließend auf individuelle pharmakokinetische und pharmakodynamische Parameter des Patienten angepasste Dosisempfehlungen erstellt. Damit leistet das TDM einen Beitrag zur Optimierung der antibiotischen Therapie und dient dem rationalen Einsatz von Antibiotika. Die Umsetzungsquote von etwa 96 % der Empfehlungen zeigt die hohe Akzeptanz und Wertschätzung der pharmazeutischen Expertise. Dies setzt sich fort in der Arbeit z. B. von Antibiotic Stewardship (ABS) Experten der Apotheke in der ABS-Kommission bzw. in regelmäßigen interdisziplinären ABS-Visiten.

All das erbringt die Apotheke qualitätsgesichert: Die Apotheke hat für ihren Betrieb gerade erst wieder die Rezertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2015 erfahren.

Auch als Ausbildungsstätte wollen wir attraktiv sein. Regelmäßig bilden wir sowohl Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte und PharmazeutInnen im Praktikum aus. Auch für angehende PTA besteht die Möglichkeit, Teile der praktischen Ausbildung in unserer Apotheke zu durchlaufen. Nicht zuletzt haben Reservisten für die Leistungsfähigkeit zunehmend eine große Bedeutung: Ihre Kompetenz und ihr Engagement wirken sich spürbar positiv aus und entlasten unverzichtbar gerade bei personellen Engpässen. 

Das Team der Apotheke ist klar zielorientiert: Unser Beitrag dient einer optimalen Patientenversorgung. Das breite Spektrum unserer Aufgaben ist zusammengefasst die „pharmazeutische Dienstleistung“ der Apotheke, damit PatientInnen im BwZKrhs optimal versorgt und die Ausbildung und Inübunghaltung unseres Personals sicher erfolgen kann. 


Verwandte Artikel

Der Unterstützungspunkt Sanitätsdienst – (viel) mehr als eine rollende Apotheke

Der Unterstützungspunkt Sanitätsdienst – (viel) mehr als eine rollende Apotheke

Der Unterstützungspunkt Sanitätsdienst (UstgPkt SanDst) leistet zukünftig einen entscheidenden Beitrag zur Einsatzbereitschaft und Durchhaltefähigkeit des ­Sanitätsdienstes im Einsatz, indem er die Sanitätskräfte, vergleichbar eines...

Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2024

Die BG Unfallklinik Frankfurt vernetzt sich mit dem Bundeswehr­krankenhaus in Koblenz

Die BG Unfallklinik Frankfurt vernetzt sich mit dem Bundeswehr­krankenhaus in Koblenz

Die Geschäftsführung der BG Unfallklinik Frankfurt am Main (BGU FFM), Corinna Breunig, Christina Meinel, Dr. Christoph Reimertz und der Kommandeur und Ärztliche Direktor des Bundeswehrzentral­krankenhauses (BwZKrhs) Koblenz, Generalarzt Dr. Jens...

COVID-19 und das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

COVID-19 und das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Die Coronapandemie hat weltweit und auch in Deutschland das Gesundheitssystem vor enorme Herausforderungen gestellt. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr hat frühzeitig und in vielfältiger Weise das zivile Gesundheitssystem unterstützt.

Wehrmedizin und Wehrpharmazie 3/2022

Meist gelesene Artikel

Photo

Snus in der Bundeswehr

Das rauchfreie Tabakprodukt Snus erfreut sich beim Militär aufgrund seiner einfachen Handhabung großer Beliebtheit. Trotz des Verkaufsverbots in Deutschland importieren Konsumenten Snus über…