Das Wundzentrum des Bundeswehrkrankenhauses (BwKrhs) Berlin wurde erneut nach den Vorgaben der Initiative chronische Wunde e. V. (ICW) fächerübergreifend rezertifiziert – pandemiebedingt erstmals in Form eines Remote-Audits.
Die Versorgungsqualität von Menschen mit chronischen Wunden ist in Deutschland nicht einheitlich. Die vielfältigen Ursachen stellen für Ärzte und Therapeuten oftmals eine große Herausforderung dar. Eine Beteiligung multiprofessioneller und interdisziplinärer Versorgungspartner ist notwendig.
Das BwKrhs Berlin verfolgt seit Jahren das Ziel, die Versorgungsqualität von Patienten mit chronischen Wunden zu verbessern. Seit September 2014 wird es dafür mit dem ICW Wundsiegel als Wundcentrum Dermatologie und Gefäßchirurgie ausgezeichnet. Das Siegel wurde dem BwKrhs gleich durch drei Fachgesellschafyten vergeben. Federführend vom Gemeinsamen Bundesausschuss anerkannte Fachgesellschaft ICW, die das Wundsiegel nach Qualitätskriterien entwickelt hat, sowie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und der Deutschen Gefäßchirurgischen Gesellschaft. Beim ICW Wundsiegel handelt es sich um ein Qualitätssiegel für die Ausführung von zeitgemäßem und professionellem Wundmanagement.
Dieses Zertifikat ist immer nur auf drei Jahre befristet und muss dann neu erworben werben. Durch die stete Qualitätskontrolle wird ein hoher Behandlungsstandard sichergestellt.
Im Rahmen einer Zertifizierung sind normalerweise zwei Tage lang externe Prüfer vor Ort und wickeln das Prüfverfahren zum Wundsiegel nach definierten Standards ab. So prüfen sie beispielsweise die Patientendokumentation, begehen die Örtlichkeiten und beobachteten die Versorgung der Wundpatienten.
Doch im letzten Jahr konnten pandemiebedingt über Monate keine Zertifizierungen durchgeführt werden. Schließlich wurde das Zertifizierungssystem seitens der ICW der aktuellen Situation angepasst. Auditiert wird jetzt mit Abstand per Videokonferenz als „Remote-Audit“.
So wurde auch das Wundzentrum des BwKrhs Berlin am 16.12.2020 erstmals Remote auditiert. Über acht Stunden prüften die Auditoren der ICW die Organisation, Führung und den Betrieb, indem sie beispielsweise Verfahrensanweisungen einsahen, Verträge prüften und das neue Wundmanual, welches für alle Krankenhausmitarbeiter im Intranet einsehbar ist, vorgestellt bekamen. Im Vorfeld ausgewählte Patientenfälle der letzten zwölf Monate wurden von den beiden ärztlichen Leiterinnen präsentiert und diskutiert.
„Die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowohl fächer- als auch berufsübergreifend hat vorbildlichen Charakter und war deutlich spürbar“, sagt Frau Madeleine Gerber, Auditorin für das Wundsiegel. „Engagement und Interesse für den einzelnen Patienten und seine individuelle Krankheitsgeschichte ist im Wundzentrum des BwKrhs Berlin selbstverständlich. Alle Notwendigkeiten der Diagnostik und Therapie werden ausgeschöpft, um chronische Wunden, die oftmals einen sehr langen Krankheitsverlauf haben, zur Abheilung zu bringen. In den Audits vor der Corona-Pandemie konnten die Auditoren auch mit Patienten sprechen und erhielten von diesen durchweg positive Rückmeldungen. Auch unter Pandemiebedingungen hat sich das Wundzentrum weiterentwickelt, was im Remoteaudit im Dezember 2020 unter Beweis gestellt werden konnte.“
Das sogenannte Dreifach-Zertifikat (ICW Wundsiegel, Deutsche Dermatologische Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin darf für weitere drei Jahre geführt werden.
Durch vermehrte Auslandseinsätze der Bundeswehr ist auch bei Soldaten vermehrt mit dem Auftreten von großen Weichteil-Defekten und der Entwicklung chronischer Wunden zu rechnen. Daher ist die Versorgung komplexer chronischer Wunden nach Traumata oder durch Infektionskrankheiten einsatzmedizinisch besonders relevant.
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2/2021
Oberfeldarzt Dr. Tina Uhlmann
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
E-Mail: TinaUhlmann@bundeswehr.org
Oberfeldarzt Miriam Vosloo
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
E-Mail: MiriamVosloo@bundeswehr.org