Einleitung
Das Zentrum Brandschutz der Bundeswehr (ZBrdSchBw) ist für die Sicherstellung der Gefahrenabwehr bei Dienststellen der Bundeswehr verantwortlich, bei denen Auftrag, Geheimhaltungsgründe oder besondere Gefahrenpotenziale die Vorhaltung einer Bundeswehr-Feuerwehr (BwF) erfordern. In Fällen, in denen die Kriterien der Aufstellung einer BwF nicht greifen, obliegt der abwehrende Brandschutz in den Liegenschaften dem Zuständigkeitsbereich der Kommunen.
Neben der Brandbekämpfung und der technischen Hilfeleistung, sind es besonders die spezifischen Einsätze, welche Spezialkenntnisse und eine komplexe Ausbildung erfordern. Somit ist die BwF in Deutschland einzigartig.
Die BwF ist an zahlreichen Standorten der Bundeswehr tätig z. B.:
- auf Flugplätzen
- an Marinelandanlagen
- an Untertageanlagen
- auf Truppenübungsplätzen
- an wehrtechnischen und wehrwissenschaftlichen Dienststellen und
- an logistischen Einrichtungen.
Die BwF besteht derzeit aus 58 Feuerwachen an 60 Standorten in Deutschland.
Neben der BwF, welche aus zivilen Beamtinnen und Beamten besteht, verfügt die Bundeswehr auch über militärischen Brandschutzkräfte (milBrdSchKr). Diese wurden speziell aufgestellt, um den abwehrenden Brandschutz in den Einsatzgebieten der Bundeswehr sicherzustellen.
Historie
Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurde am 1. Oktober 2012 das ZBrdSchBw aufgestellt und mit dem Ziel der Zentralisierung hinsichtlich der operativen Führung und Steuerung der gesamten BwF in Deutschland beauftragt.
Bis Oktober 2014 wurden sukzessiv alle seinerzeit 68 BwF aus allen zivilen und militärischen Organisationsbereichen in den Organisationsbereich (OrgBer) Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUD) überführt. Eine einheitliche Struktur, Führung oder gar eine Regelungslandschaft für die BwF gab es zu diesem Zeitpunkt nur marginal. Die Ausbildung richtete sich nach der technischen Ausstattung und dem jeweiligen (militärischen) OrgBer.
Durch die Zentralisierung der BwF in der Bundeswehr und der Herauslösung der Feuerwehren aus den Streitkräften und den zivilen OrgBer wurde die Wahrnehmung der BwF verändert und seither die Führung aus einer Hand gewährleistet.
Im Vergleich zu einer kommunalen Feuerwehr hat das ZBrdSchBw jedoch die Besonderheit der Verteilung der BwF auf das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.
Auftrag und Gliederung
Das ZBrdSchBw besteht aus vier regionalen Koordinierungsstellen und derzeit insgesamt 58 Feuerwachen.
Die Teile am Standort Sonthofen nehmen neben fachlicher Zuarbeit für die Brandschutzfachreferate im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw), bzw. im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), insbesondere die operative Führung der BwF im gesamten Bundesgebiet wahr.
Um die Aufgabe der Steuerung und Koordination der in der Fläche verteilten BwF zu bewältigen, wurde am Standort Sonthofen u. a. ein Lage- und Führungszentrum eingerichtet. Das Lage- und Führungszentrum koordiniert und unterstützt die BwF und verschiebt die notwendigen personellen und materiellen Ressourcen, welche zur Sicherstellung des abwehrenden Brandschutzes regelmäßig erforderlich sind. Der Betrieb des Lage- und Führungszentrums dient auch als Ansprechstelle der BwF (Reachback) und erfasst alle notwendigen Informationen aus den Einsätzen. Bei Großschadenslagen übernimmt das Lage- und Führungszentrum die rückwärtige Führungsunterstützung der BwF, unterstützt wird es dabei durch die im Bundesgebiet verteilten vier regionalen Koordinierungsstellen in Köln, Hamburg, Ulm und Burg.
Den normalen Einsatzalltag arbeitet die BwF selbstständig und autark mit den bedarfstragenden, meist militärischen Dienststellen am Standort ab.
Das ZBrdSchBw trägt somit die Verantwortung für den Einsatz von Material und Personal sowie der Organisation der notwendigen Logistik und es steuert und koordiniert die Materialbewirtschaftung und Instandhaltung. Des Weiteren unterstützt es die Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen in den Brandschutzausbildungseinrichtungen der Bundeswehr an den Standorten Stetten a. k. M. und Bergen.
Neben der standortbezogenen Tätigkeit stärkt das tägliche Einsatzgeschehen auch die Kooperation mit den kommunalen Feuerwehren. Dies geschieht z. B. im Rahmen von Amtshilfe auf Grundlage von Artikel 35 des Grundgesetzes in Form des sogenannten Eilverfahrens. Solche Amtshilfeersuchen kommen zum Tragen, wenn es um die Rettung von Menschenleben, die Abwehr einer schweren Gefahr (auch Umweltgefahr) oder die Vermeidung gesundheitlicher Schäden geht. Allein im zweiten Halbjahr des Jahres 2019 war die BwF bei insgesamt 74 solcher Einsätze tätig.
Die Zusammenarbeit zwischen kommunalen Feuerwehren und der BwF greift dabei problemlos ineinander, denn obgleich die Aufgaben der BwF standortbezogen sehr spezialisiert sind, gewährleistet die an zivile Standards angelehnte, ressorteigene Ausbildung einen gemeinsamen Zeichenvorrat und ein gemeinsames fachliches Verständnis.
Ausbildung
Die Brandschutzausbildung untergliedert sich in die Bereiche der Laufbahnausbildung sowie der Fort- und der Weiterbildung. Das hauptamtliche zivile Brandschutzpersonal der Bundeswehr wird dabei in den Laufbahngruppen des mittleren, des gehobenen und des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes qualifiziert. Die ebenfalls hauptamtlichen militärischen Brandschutzkräfte werden entsprechend ihrer Verwendungsbereiche jeweils analog zu den zivilen Laufbahnmodellen befähigt.
Insgesamt umfasst die Ausbildungslandschaft im Brandschutz der Bundeswehr über 30 einzelne Trainings. Dafür verfügt die Bundeswehr über ressorteigene Ausbildungsstätten in Bergen-Lohheide und in Stetten a. k. M.
Die Ausbildungseinrichtung der Streikräftebasis (SKB) in Stetten a. k. M. gehört zu den modernsten „Feuerwehrschulen“ in Deutschland. Sie bietet moderne Unterkünfte, einen großen Fuhrpark an Feuerwehrfahrzeugen und zahlreiche Ausbildungs- und Übungsanlagen. Damit ist sie prädestiniert für die Durchführung von praxislastigen und materialintensiven Trainings.
Die Ausbildungsstätte des BAIUDBw in Bergen-Lohheide besitzt besonders gute Möglichkeiten für die Ausbildung von Führungskräften und bildet damit in Ergänzung der in Stetten a. k. M.bestehenden Ressourcen beste Möglichkeiten zur Durchführung von theorielastigen Trainings.
Die Vorbereitungsdienste der unterschiedlichen Laufbahngruppen erfolgen für den mittleren und den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst zu großen Teilen ressortintern, können aber auch einzelne externe Ausbildungsabschnitte enthalten. Die Qualifizierung für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst wird nahezu vollumfänglich unter Abstützung auf Kapazitäten und Ressourcen der Länder und Kommunen durchgeführt. In allen Laufbahngruppen ist derzeit kein Erwerb einer gesonderten, rettungsmedizinischen Qualifikation vorgesehen.
Neben der erforderlichen Laufbahnbefähigung, hat der Bereich der fachlichen Fort- und Weiterbildung elementare Bedeutung für die vollumfängliche Kompetenzbildung sowie für den Fähigkeitserhalt.
Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr-Feuerwehr und dem Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr
Die BwF stellt im Gegensatz zu den meisten kommunalen Feuerwehren keinen eigenen Rettungsdienst, sondern ist ausschließlich für den abwehrenden Brandschutz aufgestellt. Gleichwohl sind natürlich alle Feuerwehrleute ausgebildete Ersthelfer.
Die rettungsdienstliche Unterstützung erfolgt – je nach Standort und Auftrag – durch die Kommunen und/oder durch Kräfte des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) vor Ort.
Eine auftragsbezogene enge Zusammenarbeit zwischen der BwF und der Kräfte des ZSanDstBw vor Ort ist beispielsweise bei den fliegenden Verbänden zu finden. Insbesondere die regelmäßigen Flugunfallalarmübungen der Notdienstgruppen, mit anschließenden Einsatznachbesprechungen, zu denen sowohl die BwF, Notarzt und die Kräfte des ZSanDstBw gehören, sorgen dafür, dass BwF und Sanitätsdienst der Bundeswehr Hand in Hand arbeiten.
Fazit
Abschließend lässt sich festhalten, dass es durch die Zentralisierung der BwF und die Einrichtung des ZBrdSchBw gelang, die Fähigkeit zur Sicherstellung des abwehrenden Brandschutzes innerhalb der Bundeswehr strukturell und organisatorisch neu auszurichten und so den heutigen Anforderungen an eine moderne Feuerwehr gerecht zu werden. In diesem Prozess wurde auch das öffentliche Erscheinungsbild sowie die mediale Präsenz qualitativ deutlich verbessert und intensiviert, was sich wesentlich in den Bereichen der Nachwuchsgewinnung und der grundsätzlichen Attraktivität niederschlägt.
Die Zusammenarbeit mit anderen zivilen Kräften und Organisationen ist gewollt und wird gelebt.
1 Aus dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 4/2020
Hauptmann Nico Melcher
BAIUDBW GS III 3
E-Mail: NicoMelcher@bundeswehr.org