Spenderblut ist für viele Menschen die einzige Überlebenschance. Jeden Tag werden in Deutschland ca. 15 000 Blutspenden benötigt, um die Versorgung kranker und verletzter Mitmenschen gewährleisten zu können. Die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) decken ca. 75 % des Gesamtbedarfes ab.
Bundesweit halten laut Umfrage 94 % der Bevölkerung Blutspenden für wichtig, 60 % würden auch zur Blutspende gehen, ca. 3,5 % spenden tatsächlich. Laut Statistik ist jeder dritte Bundesbürger mindestens einmal in seinem Leben auf ein Blutprodukt angewiesen. Mit modernen Verarbeitungstechniken können Blutspenden in ihre Bestandteile zerlegt werden. So besteht die Möglichkeit mit nur einer Blutspende bis zu drei Menschen das Leben zu retten.
Blut spenden kann jeder gesunde Mensch ab dem 18. Geburtstag bis einen Tag vor dem 73. Geburtstag. Erstspender können bis zum Alter von 64 Jahren Blut spenden. Das maximale Spenderalter für Mehrfachspender ist ein Alter von 72 Jahren (d. h. bis einen Tag vor dem 73. Geburtstag). Bei Mehrfachspendern über 68 Jahren und bei Erstspendern über 60 Jahren erfolgt die Zulassung nach individueller ärztlicher Beurteilung. Frauen können viermal, Männer sechsmal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen zwei Blutspenden muss ein Mindestabstand von 56 Tagen liegen.
Gemeinsam mit über 200 000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes organisieren die fünf Blutspendedienste des DRK und BRK jährlich über 43 000 mobile sowie stationäre Blutspendetermine.
Neben der Organisation von Blutspendeterminen sind sie medizinisches Großlabor, pharmazeutischer Hersteller, zuverlässiger Logistiker & Dienstleister, innovatives Forschungszentrum, Ausbildungsbetrieb sowie Arbeitgeber.
Blutpräparate kommen in den verschiedensten, medizinischen Bereichen quer durch alle Altersklassen zum Einsatz. Das meiste Blut – etwa 19 Prozent – kommt bei der Krebstherapie zum Einsatz. 16 Prozent werden bei Herzerkrankungen eingesetzt, weitere 16 Prozent bei Magen- und Darmerkrankungen. 12 Prozent aller Blutprodukte helfen bei Verletzungen aus Unfällen.
Die Blutspende steht vor großen Herausforderungen
Eine ganz entscheidende Tatsache ist die Haltbarkeit von Blutpräparaten. Gespendetes Blut hat eine Haltbarkeit von lediglich 42 Tagen und kann daher nicht für „schlechte Zeiten“ eingefroren werden.
Damit einher geht die dringende Notwendigkeit eines kontinuierlichen, selbstlosen Engagements der Menschen. Darauf aufmerksam zu machen und das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, ist für die Blutspendedienste eine der großen Herausforderung und täglicher Antrieb zugleich.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist es essenziell, potentielle Erstspenderinnen und Erstspender zu motivieren und langfristig zu binden. Die Blutspende braucht mehr Kontinuität.
Blutspenden und Corona
Die Aufkommenssituation bei der Blutspende während der Corona-Pandemie gleicht einer Achterbahnfahrt. Hintergrund ist eine sich stetig wandelnde, komplexe Gemengelage. Auf der einen Seite stehen die Wechsel zwischen Lockerungen und Verschärfungen der notwendigen Maßnahmen, sowie zahlreiche, Corona-bedingte Terminausfälle in Firmen oder öffentlichen Einrichtungen. Demgegenüber müssen die Kliniken Operationen, welche in der ersten Hochphase der Pandemie verschoben wurden, nachholen.
Auch und gerade in Zeiten steigender Corona-Zahlen darf daher die dringende, regelmäßige Notwendigkeit einer Blutspende nicht in Vergessenheit geraten. Blutspendetermine sind von sämtlichen Corona-bedingten Beschränkungen ausgenommen.
Blutspendetermine unterliegen generell äußerst strengen, hygienischen Regularien. Die aktuell geltenden Zulassungsbestimmungen gewährleisten weiterhin einen hohen Schutz für Blutspenderinnen und Blutspender sowie Helferinnen und Helfer. Denn nur wer sich gesund und fit fühlt, kommt in der Regel zur Blutspende. Im Rahmen der Blutspende besteht keine erhöhte Ansteckungsgefahr.
Einmal mehr zählt es, füreinander einzustehen und gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass unsere Mitmenschen in den Krankenhäusern auch im Herbst und Winter lückenlos mit überlebenswichtigen Blutpräparaten versorgt werden können. Zusammenhalt, Rücksichtnahme und Solidarität sollten im Mittelpunkt unseres Handelns stehen.
Allen stillen Helden des Alltags, die auch in der aktuellen Pandemie diesen unersetzlichen Dienst an der Gemeinschaft leisten, gebührt höchster Respekt und Anerkennung. Sie sind tragende Säulen des Gesundheitssystems in Deutschland.
Blutspenden werden nicht auf Coronaviren mit direktem Virusnachweis getestet. Eine Testung auf SARS-CoV-2 ist aufgrund der aktuell begrenzten Verfügbarkeit von Test-Kits nicht möglich. Durch eine Testung würde zudem ein falscher Anreiz für potentiell Erkrankte geschaffen, zur Blutspende zu kommen und damit andere zu gefährden.
Aufgabe und Pflicht des Blutspendedienstes ist es, sicherzustellen, dass die freigegebenen Blutprodukte kein Risiko für den jeweiligen Empfänger darstellen. Hierfür durchläuft das gespendete Blut eine Reihe von Testverfahren, bevor es zur Verwendung freigegeben werden kann. Es gibt keine Berichte von transfusionsassoziierten Infektionen mit SARS-CoV-2. Auch bei anderen Erregern respiratorischer Infektionen, insbesondere Influenza, gibt es keine Hinweise auf transfusionsassoziierte Infektionen. Da es für die Übertragbarkeit des Erregers durch Blut und Blutprodukte keine Hinweise gibt, gehört die Testung auf SARS-CoV-2-Viren bzw. -Antikörper nicht zu diesen Testverfahren. An der Präparatesicherheit für Transfusionsempfänger hat sich nichts geändert.
Es gibt weder eine künstliche Alternative zu gespendetem Blut, noch kann es lange eingelagert bzw. zurückgelegt werden. Zur ersten Hochphase der Pandemie konnte der DRK/BRK Blutspendedienst vermehrt Erstspender verzeichnen. Ein sehr positiver Trend, den es unbedingt fortzusetzen gilt. Zudem ist die nachhaltige Unterstützung der langjährigen Stammspender auch weiterhin äußerst wichtig.
Schenke Leben, spende Blut – Mehr als ein Leitsatz
Mit einer Blutspende kann man Menschen den größten und sehnlichsten Wunsch nach Leben erfüllen. Normalerweise erfahren die Spenderinnen und Spender nicht, wem sie dieses kostbare Geschenk zu Teil werden lassen. Gela Allmann und Felix Brunner geben den Empfängerinnen und Empfängern ein Gesicht:
Frühlingsbeginn 2014 in Island. Gela Allmann – Model, Bergsportlerin und Fernsehjournalistin – wird in traumhafter Kulisse im Rahmen eines Fotoshootings in Island abgelichtet. Eine kleine Unachtsamkeit, ein falscher Schritt verändert innerhalb von Sekunden jedoch alles.
Gela rutscht aus, verliert den Halt und stürzt einen 800 Meter langen vereisten Hang hinab. Sie rutscht über Schnee, prallt gegen Felsen und Eisplatten, bis sie sich mit letzter Kraft 100 Meter vor dem Fjord im Tal abbremsen kann.
Nach der Erstversorgung am Unfallort wird Gela in ein Klinikum nach Akureyri geflogen. Für die Versorgung der durchtrennten Arterie waren jedoch Spezialisten aus der Hauptstadt Islands, Reykjavík notwendig. Ein Ambulanzflugzeug fliegt sie nach Reykjavík. Neun Stunden kämpfen die Ärzte in einer Not-OP um Gelas Leben. Aufgrund der durchtrennten Hauptarterie im rechten Bein, das bereits acht Stunden lang ohne Blutversorgung war, befürchteten die Spezialisten, das Bein amputieren zu müssen – doch dazu kam es glücklicherweise nicht.
Gela kämpft. Ihr Zustand stabilisiert sich. Eine Woche später wird sie in das Münchner Klinikum rechts der Isar verlegt. Zwei Wochen nach dem Unfall und ganze sechs Operationen später beginnt ihre Reha. Für Gela war Aufgeben nie eine Option – sie kämpfte immer weiter, sodass ihr nach nur drei Monaten voller Kampf, Leiden und einigen Tränen die ersten Schritte in der Klinik gelangen.
Gela hat überlebt, weil sie immer an sich geglaubt hat, weil ihr damaliger Partner, ihre Familie und ihre Freunde sie nie aufgegeben haben…und weil es Menschen gibt, die Blut spenden.
Mittlerweile sind sechs Jahre seit dem Unfall vergangen. Gela steht wieder erfolgreich und mit beiden Beinen im Leben. Sie macht aktiv Sport und wird für Shootings, Moderationen und Motivationsvorträge engagiert. Da sie ohne gespendetes Blut nicht überlebt hätte, ist sie mit Herzblut als Botschafterin für den Blutspendedienst des BRK im Einsatz.
Vor 9 Jahren verändert sich Felix Brunners Leben schlagartig. 2009 ist der junge Allgäuer 19 Jahre, macht eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Als aktiver Bergretter bei der Bergwacht Bayern (Bereitschaft Füssen) ist er auch in seiner Freizeit fast täglich in den Bergen unterwegs. So auch am 17. Januar 2009: Auf dem Rückweg von einer Eiskletter-Tour in den Tiroler Bergen stürzt Felix 30 Meter tief in ein Bachbett.
Es folgen 13 Monate auf der Intensivstation, davon acht Monate im künstlichen Koma. Er wird mehr als 60 Mal operiert. Dabei bekommt er 800 Blutkonserven, um am Leben zu bleiben. Seine Verletzungen sind so stark, dass ihn die Ärzte der Intensivstation aufgeben und die Eltern auf den Tod ihres Sohnes vorbereiten.
Doch Felix kämpft – und überlebt! Heute sitzt er zwar im Rollstuhl, aber alles andere zieht er auch mit Handicap durch. Nach wie vor ist er ein begeisterter Sportler: Im Sommer 2014 überquert er mit seinem Handbike die Alpen – 480 Kilometer mit 12.000 Höhenmetern legt er von Füssen bis nach Riva am Gardasee zurück. Als erster Rollstuhlfahrer überhaupt gelingt ihm diese Transalp mit seinem Handbike auf zum größten Teil unasphaltierten Wegen.
Zwei Beispiele, die nur stellvertretend für unzählige Menschen und Schicksale stehen, denen durch Solidarität, Engagement und gesellschaftlichen Zusammenhalt das Leben gerettet werden konnte.
Die DRK/BRK Blutspendedienste bieten jeden Monat mehrere hundert Gelegenheiten, diesen unersetzlichen Dienst an der Gemeinschaft zu leisten. Wer spenden möchte findet unter www.drk-blutspende.de den passenden Termin in der Umgebung.
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 4/2020
Verfasser:
Patric Nohe
Pressesprecher
Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gGmbH
Hauptverwaltung München
Marketing & Kommunikation
Herzog-Heinrich-Straße 2, 80336 München
E-Mail: P.Nohe@Blutspendedienst.com