06.08.2020 •

CT-Container für das Klinikum Bogenhausen

Amtshilfe durch den Sanitätsdienst der Bundeswehr im Rahmen von COVID-19

„Art. 35 Grundgesetz: (1) Alle Behörden des Bundes und der Länder leisten sich gegenseitig Rechts- und Amtshilfe.“ In Zeiten von COVID-19 ist dieser Teil des Grundgesetzes präsenter denn je. Dies gibt den zivilen Behörden die Möglichkeit, auch Hilfe über die Bundeswehr anzufordern.

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Abb. 1: Container wird vor dem Klinikum installiert. (Abb.: Dr. Hartmann)
Die München Klinik Bogenhausen stellte Anfang April über die zuständige Behörde einen solchen Antrag auf Amtshilfe durch die Bundeswehr, der durch Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr positiv beschieden wurde. (Abbildung 1)

Benötigt wurde durch das Klinikum ein mobiler Computertomograph für eine separat eingerichtete Notaufnahme, in die Patienten mit Symptomen einer zu vermutenden COVID-19-Infektion eingeliefert werden können. 

Die Bundeswehr verfügt über CT-Container mit Computertomographen, die hochmobil an den jeweiligen Einsatzort verbracht werden können: Für den Aufbau von mobilen Sanitätseinrichtungen in den Einsatzgebieten – z. B. aktuell in Afghanistan (Mazar-e-Sharif) im Rahmen des Einsatzes Resolute Support (RS) in einem Rettungszentrum R2E – benötigt die Bundeswehr nämlich derartige Container, um fachärztliche Diagnostik-Fähigkeiten, wie z. B. die Radiologie, abbilden zu können. Die Sanitätsakademie der Bundeswehr in München, als zentrale Ausbildungsstätte des Sanitätsdienstes, bildet Soldatinnen und Soldaten an diesen Containern aus und verfügt im Rahmen der Ausbildung über einen entsprechenden Bestand.

Dazu gehören beispielsweise:

  • CT-Container,
  • Röntgencontainer,
  • Sterilisationscontainer,
  • Zahnbehandlungscontainer, sowie
  • Laborcontainer.


Im Zuge einer bundeswehrinternen Abfrage durch das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr in Koblenz, wurde durch die ­örtliche Nähe zur Klinik München Bogenhausen bereits eine Vororientierung mit den Medizintechnikern und Ausbildern des CT-Contai­ners der Sanitätsakademie gemeinsam mit dem Krankenhausingenieur, dem radiologischen Personal und der Klinikleitung vor Ort durchgeführt, um einen geeigneten Standort für den CT-Container zu erkunden und den zeitlichen Ablauf der Verlegung abzustimmen.

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Abb. 2: Übergabe des Containers an die Ärzte des Klinikums. (Abb.: OFAp Stanojevic)
Drei Tage später verlud bereits das mit dem Transport beauftragte Sanitätslehrregiment aus Feldkirchen den CT-Container an der Sanitätsakademie in Neuherberg und bereitete diesen für die Überführung nach Bogenhausen vor.

Nachdem zunächst einige infrastrukturelle Maßnahmen durch die Klinik durchgeführt werden mussten, um einen ebenen und stabilen Untergrund im Bereich der Notaufnahme für den CT-Container mit einem Gesamtgewicht von ca. 15 Tonnen zu schaffen (u. a. Baumfällungen, Betonierung und Herstellung eines barrierefreien Zuganges zum Container), konnte unmittelbar nach den Osterfeiertagen mit der Verlegung des Containers begonnen werden.

Mit Hilfe der 3./ SanLehrRgt unter Leitung von Frau Hauptmann Hillemann und 13 Soldatinnen und Soldaten ihrer Kompanie wurde der CT-Container vermittels Transportfahrzeugen – darunter ein Kran mit 100 Tonnen Nutzlast – an seinem Bestimmungsort aufgebaut und durch das Personal der Sanitätsakademie unter Leitung von Oberstabsfeldwebel Wolfgang Scharitzer (Fachbereich A1) und Medizingerätetechnikern der S4-Abteilung einsatzbereit gemacht. (Abbildung 2)

Hierbei vergrößerte man zunächst die Arbeitsfläche. Da es sich bei dem CT-Container um eine sogenannte 1:3-Containervariante handelt, kann die ursprüngliche Innenfläche eines handelsüblichen 20-Fuß-Containers von ca. 12 m² auf ca. 30 m² vergrößert werden. Dabei werden die beiden Seitenwände des Containers über ein Schienensystem herausgezogen. Voraussetzung hierfür ist eine ebene Grundfläche (max. 2° Neigung) des Aufstellortes. Die Stromzufuhr für den Betrieb des Computertomographen, der angeschlossenen Computer und Klimageräte des Containers werden über ein Notstromaggregat der Klinik gewährleistet.

Nach dem Aufbau und der Inbetriebnahme widmete man sich gemeinsam mit den IT-Spezialisten der Klinik dem Problem der Datenübertragung vom CT-Container in das Netzwerk der Klinik. Aus Datenschutzgründen ist militärisches IT-Material nur schwer mit den zivilen Datennetzwerken kompatibel. Während der Vororientierung wurde dieses Thema bereits angesprochen; hier nahmen die Verantwortlichen der Klinik mit dem Hersteller des Computertomographen Kontakt auf, um dieses Problem zu beheben bzw. die vorhandenen Anschlüsse im Container für das Netzwerk der Klinik vorübergehend freischalten zu können.

Mit der Schlüssel- und Materialübergabe von der Sanitätsakademie an die Klinik Bogenhausen steht nun der CT-Container wenn notwendig auch über Oktober 2020 hinaus für COVID-19 Patienten an der Notaufnahme der Klinik bereit, in der Hoffnung, dass sich die erforderliche Nutzung in Grenzen halten wird.  

Oberfeldapotheker Bernhard Stanojevic, SanAkBw München
E-Mail: BernhardStanojevic@Bundeswehr.org 

Datum: 06.08.2020

Quelle:

Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2/2020

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