28.11.2024 •

Tauchen mit psychisch erkrankten Menschen – Ein Therapieansatz

Matthias Dierks

FUAV

„Von Geburt an trägt der Mensch die Last der Schwerkraft auf seinen Schultern. Er ist an die Erde gefesselt. Dabei muss der Mensch nur unter die Oberfläche sinken, schon ist er frei." (Jacques Cousteau)

Vorstellung der Idee

In der WETNOTES Nr. 45 (September 2022) wurde Tauchen als Therapieansatz in verschiedenen Krankheitsbildern bereits thematisiert. Eine wichtige und in der Bevölkerung weit verbreitete, aber nach außen hin unsichtbare Krankheit wurde jedoch nicht betrachtet – die Erkrankung der Seele! Aber auch hier gibt es schon Projekte und Erfahrungen. Ein Programm ist „Diving for all“, welches aus einer privaten Initiative heraus entstand und durch die Bundeswehr und unterschiedliche Organisationen gefördert wird. Hierbei geht es um einen medizinisch begleiteten Schnuppertauchgang für Bundeswehrangehörige, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Er wird eingebettet in ein Wochenende mit vielen Freizeitmöglichkeiten. Ich (der Autor dieses Berichts) hatte die Idee während meiner Ausbildung zum BSAC Open Water Instructor auf Gozo/Malta kennengelernt. Dort hatte die Royal British Army ein vergleichbares Projekt, bei dem ich unterstützen konnte. Die positiven Effekte waren so offensichtlich, dass ich mir zum Ziel nahm, dies auch in Deutschland zu etablieren.

Eindrücke eines Tauchlehrgangs (alle Bilder: Bundeswehr - AusbKdo)

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Herangehensweise

  1. Ausgehend von der sinnbildlichen Idee, die Last von den Schultern zu nehmen, werden die Betroffenen in Verbindung mit sehr erfahrenen Tauchlehrern langsam herangeführt. Die Besonderheit im Vergleich zu anderen Therapieansätzen ist, dass die ohnehin entspannte Atmosphäre einer Tauchbasis genutzt wird, um krankheitsspezifische Faktoren wie soziale Phobien, Ängste vor Kontrollverlusten, Panikattacken usw. durch eine sehr sensible und auf die gesamte Familie der Betroffenen ausgerichtete Herangehensweise genutzt wird, um die Symptomschwere für den Moment zu lindern. Die Tauchbasis bei All on Sea bietet dazu schon vom grundsätzlichen Konzept herausragende Bedingungen – von der Einflugschneise des Leipziger Flughafens abgesehen – aber dazu später. Das Konzept „Chill and dive“ - eine Idee, die perfekt zum Projekt passt. Gelockerte Atmosphäre, viele Möglichkeiten des Wassersports, außerordentlich gute Wasserqualität und ein Tauchgewässer, welches sich gerade am Einstiegsbereich der Basis hervorragend für eine sehr niedrigschwellige Heranführung an das Sporttauchen eignet. Durch die optische „Einfriedung“ des Tauchbereichs mit Boyen entsteht der Eindruck eines „sheltered pools“.
  2. Da wir den Familien insgesamt ein Angebot machen wollen, laden wir sie geschlossen nach Leipzig ein. Die Anreise erfolgt am Freitag zu einem Leipziger Hotel. Dort folgt die erste Aufnahme und die gemeinsame, ca. 20-minütige Fahrt mit einem Bus zum Schladitzer See im Norden Leipzigs. Im Rahmen einer Begrüßung wird Ablauf und Team vorgestellt. Hier kommt es dann regelmäßig dazu, dass die ersten Teilnehmer überrascht wirken. Wie auf jeder mir bekannten Tauchbasis der Welt wird sich natürlich auch hier geduzt. Das ist zunächst eine Überwindung für den ein oder anderen (meist Uniformträger), aber das gibt sich recht schnell und an diesem Wochenende ist mit Absicht keine Uniformen zu sehen, aber dennoch ist die dienstgradbedingte Hierarchie allen bewusst und es fällt nicht jedem gleich leicht, den „Oberst“ (das bin ich…) zu duzen. Aber auch das legt sich schnell und wechselt in eine positive Wahrnehmung. Und gerade die Wahrnehmung nach innen und außen ist zentral. Zum Teil erscheint das Krankheitsbild durch Vorgesetzte nicht ausreichend oder gar falsch wahrgenommen zu werden. Und im Umkehrschluss führt die positive Wahrnehmung innerhalb des Projekts zu einer wohltuenden Empfindung, gar Abwechslung.
  3. Nach der Begrüßung am ersten Abend hat sich bewährt, zunächst lediglich die Betroffenen für eine kurze Gesprächsrunde mit Psychologin, Psychiater und ärztlicher Betreuer in einer geschützten Umgebung zusammenzufassen. Es geht in diesem Abschnitt darum, völlig frei über die eigene Beeinträchtigung berichten zu können. Sei es Auslöser oder Symptome, Änderung des Umfeldes, Auswirkungen auf die Familien oder auch alltägliche Herausforderungen. Viele Teilnehmer nutzten dies und die Gesprächsatmosphäre war bereits hier als lockerer und somit entspannter zu bewerten im Vergleich zu „normalen“ Sitzungen, welche an Regeln gebunden sind. Aus diesem Grund wird hier zukünftig sogar mehr Zeit eingeplant, so dass die wichtigen Dialoge in der Gruppe geführt werden können. Auch hier gilt das Prinzip – es ist ein offenes Angebot – wer sich dazu nicht in der Lage fühlt, kann passiv bleiben oder sich der Situation entziehen. Für die Familienangehörigen nutzen wir diese Zeit zum Kennenlernen. Gespräche führen bei einem kühlen Getränk am See, Spielmöglichkeiten für die Kinder – entspannen und ankommen lautet die Devise.
  4. Nach einem kleinen Snack übernehmen die Tauchlehrer:Innen und das Team der Basis. Die Gruppeneinteilung erfordert viel Fingerspitzengefühl. Die Wünsche der Familien sind dabei Leitmotiv – wir wollen schließlich ein gemeinsames Erlebnis unter Wasser erreichen, an das sich im Rahmen der Familie auch später positiv erinnert werden kann. Die Ratio Tauchlehrer:Innen zu Schnuppertaucher haben wir daher bei 1:2 gewählt. Damit kann ein gemeinsames Erlebnis entstehen und der Tauchgang ist für den Tauchlehrer gut zu kontrollieren. Denn es ist nicht außer Acht zu lassen, dass wir mit ganz besonderen Menschen in eine andere Welt abtauchen und die Nervosität am Anfang fast greifbar ist. Um diese anfängliche Angst zu mildern sind die Gruppen insgesamt klein gehalten, so dass ein TL abends mit ca. vier Schnuppertauchern die notwendigen tauchtheoretischen Dinge durchsprechen kann und dabei sich die Gruppe gegenseitig kennenlernt.
  5. Die großartige Unterstützung durch SSI und MARES lässt es zu, dass wir die Ausrüstung vordisponieren können und somit auf ein umfangreiches Paket zurückgreifen. Die Vorplanung am Abend vor den Schnuppertauchgängen sorgt aber auch für einen sehr reibungslosen Ablauf am Folgetag. Hier sind viele freiwillige Helfer mit am Start und sorgen dafür, dass man sich als Ideengeber für das Projekt in der Durchführung fast überflüssig fühlt. Am ersten Abend ist das anfängliche „Eis“ zwischen den Teilnehmenden gebrochen und der Tag klingt bei einem Getränk an der Hotelbar aus.
  1. Am Samstag bieten wir den Teilnehmenden an, in mehreren Umläufen zur Tauchbasis gefahren zu werden, so dass unnötige Wartezeiten vermieden werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass nahezu alle auf die Tauchbasis wollen. Es ist eine Mischung aus Neugier und Nervosität, die alle antreibt. Aber auch die tollen Möglichkeiten an der Schladitzer Bucht. Den Kindern bieten wir Schnorcheln und StandUp Paddling an oder auch eine Runde auf dem Wasser-Abenteuer-Parcours. Aber viele schauen auch einfach schon mal zu, wie die Anderen sich so „anstellen“. Und hier kommt ein großer Benefit der Veranstaltung deutlich zum Tragen – wir haben Zeit uns zu unterhalten – über Gott und die Welt, übers Tauchen, über Erlebnisse in den Einsatzgebieten der Bundeswehr, über alltägliche Belastungen, Sorgen und Nöte und auch positive Erlebnisse. Und es ist aus meiner Sicht die schlichte Wahrnehmung der Menschen in ihrer individuellen Situation, das „Ernst-nehmen“ einer Erkrankung, die sonst unsichtbar bleibt. Vielleicht geht es einigen von Ihnen auch so, wie mir: Über ein gebrochenes Bein beim Ski-Urlaub wird erzählt, viele fragen nach, wie es geht, einige wollen einen Gruß auf den Gips schreiben. Bei einer psychischen Erkrankung ist das aber offenbar immer noch anders in der Gesellschaft. Es wird geschwiegen, spekuliert, vorverurteilt im Sinne: Der will sich eh nur Drücken… Auch die Betroffenen selbst stehen vor der Frage – öffne ich mich und mache es nach außen hin deutlich, dass ich an der Seele erkrankt bin? Oder schäme ich mich selbst zu sehr? Aus der Erfahrung kann ich sagen, dass der offene Umgang durchaus erleichternd sein und ein positives Feedback erzeugen kann. Das ist aber nicht garantiert und somit Teil des Problems. Insofern bin ich auch froh, dass die weit überwiegende Zahl der Teilnehmenden bereit ist, zu berichten. Und wir vom Projektteam bekommen zurückgespiegelt, dass die unvoreingenommene Wahrnehmung vor dem Hintergrund der teilweise im beruflichen Kontext anders wahrgenommenen Situation so befreiend auf die Teilnehmenden wirkt. Somit könnte man feststellen, dass das Tauchen eigentlich nur Vehikel ist, Mittel zum Zweck. Aber das sehe ich anders.
  2. Den meisten Lesern werde ich hier nicht erklären müssen, was ein Schnuppertauchgang ist und wie wir als Tauchlehrer vorgehen. Nur so viel – die theoretischen Anteile an Land können recht kurzgehalten werden, es geht um grundlegende Funktionsweise der Tauchausrüstung und ein eher rudimentäres Briefing zum Tauchgang. Gerade so viel wie notwendig, um die Tauchnovizen nicht zu überfordern, aber auch alles was notwendig ist, um einen sicheren Tauchgang zu gewährleisten.
  3. Da wir Kinder ab 12 Jahren mit integrieren und auch auf andere körperliche Einschränkungen eingehen müssen, haben wir für viele das Anlegen der Tauchausrüstung unter zu Hilfenahme eines Tisches in das Wasser verlegt. Die Durchführungszeit im Juli/August lässt es bei Wassertemperaturen oberhalb der 20 Grad Celsius zu, ohne Handschuhe und Kopfhaube zu Tauchen. Dies erleichtert vieles, nicht nur von der Haptik, sondern auch in Bezug auf die zum Teil vorhandene klaustrophobische Prägung einiger Teilnehmenden. Im ca. hüfttiefen Wasser beginnen wir wie üblich mit den ersten Atemversuchen im Stehen, mit Kopf im Wasser, knieend und als „Scuba-Shark“ mit ordentlich Luft im Tarierjacket an der Oberfläche – quasi Schnorcheln mit Gerät -hier lässt sich auch schnell einiges zum Flossenschlag korrigieren. Die klasse Sicht im Schladitzer See ist für die Meisten ein erster Effekt. Geht doch der „durchschnittliche“ Seebesucher davon aus, dass er die Hand vor Augen unter Wasser nicht erkennt. Bei mittleren Sichtweiten von 5-10m und mehr wird schnell deutlich, dass die Seen in der Umgebung Leipzigs mit erstklassigen Bedingungen aufwarten.
  4. Sofern sich alle Schnuppertaucher der Gruppe sicher fühlen, startet die erste kleine Runde in Wassertiefen von 1,5 – 3m. In den vergangenen drei Jahren des Projekts können wir auf eine 100%ige Erfolgsquote zurückblicken. Alle waren in der Lage, zumindest eine kleine, 5-10-minütige Runde zu drehen. Viele waren aber zum Teil deutlich länger unter Wasser und echte Naturtalente. Hier komme ich gerne ins Spiel und übernehme von den Tauchlehrerkameraden/-innen einzelne Betroffene für eine etwas weitere Exkursion unter Wasser.
  5. Es ist allen nach dem Auftauchen anzusehen, dass das Konzept funktioniert. Sie tauchen mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf. Das tun die meisten Schnuppertaucher in meiner Praxis als TL auch, aber hier ist es intensiver, emotionaler. Aus Freude über die eigene Überwindung, dass die individuellen Fähigkeiten vorhanden sind, auch in einer risikobehafteten Sportart zu bestehen. Aus Bewunderung über die Schönheit unserer lokalen Seen und die Unterwasserwelt, gerade in der Uferzone. Über den sinnbildlichen Sprung ins Nass und damit der Überwindung einer aus der Erkrankung heraus gefühlten Lethargie. Und bei Einigen sogar über den Wunsch, aus dem ersten Erlebnis ein neues Hobby zu machen. Es wird als beruhigend empfunden, dass in der Schwerelosigkeit eines gut tarierten Tauchers und der deutlichen gedämpften Geräuschkulisse man fokussiert auf ein durch die Tauchmaske eingeschränktes Blickfeld dahingleiten kann. Alles ist wunderbar langsam unter Wasser und aus der hektischen Welt des Alltags quasi entrückt. Wildtiere sind in Armlänge entfernt beobachtbar, ohne den ausgeprägten Fluchtreflex der landlebenden Wildtiere. Und ich fühle ein Gemeinschaftserlebnis in der gegenseitigen Verantwortung im „Buddy-Team“. Und gerade diese Kontrollabgabe einerseits an den Tauchlehrer, sowie die natürliche Angst der Eltern um ihre mittauchenden Kinder oder Partner und somit Wunsch nach der Übernahme von Führung holt die Menschen ab. Sie werden ganz von selbst aktiv und sind nicht so stark auf sich selbst fokussiert, wie ich es sonst bei Schnuppertauchgängen erlebe.
  6. Den Tag rundet ein gemeinsames BBQ ab, wie soll es anders sein. Über die Erlebnisse erzählen, gemeinsame Pläne machen, nach vorne blicken. Neben dem Brevet erhalten alle Teilnehmenden ein großzügiges „Goodiebag“ von MARES, auch um die Bindung zum Tauchsport noch weiter zu vertiefen.
  7. Da wir den Sonntag in die Hände der Teilnehmenden legen, kam es bisher, dann wenn der letzte Bus ins Hotel fährt, zu emotional-intensiven Verabschiedungen. An dieser Stelle möchte ich gerne dem ganzen Team aus Tauchlehrer:Innen, Kompressorraum, Equipmenthandling, Transportkoordination, Verpflegung, psychiatrische und psychologische Unterstützung, Kinderprogramm usw. danken. Aber natürlich ganz besonders den Teilnehmenden danken, dass sie den Mut hatten, sich auf unsere Idee einzulassen.
  8. Wie gerade erwähnt ist das Projekt die gesamte Zeit medizinisch begleitet. Eine Psychologin wie auch ein Psychiater und eine Notärztin sind vor Ort. Um Gesprächsangebote zu unterbreiten oder im Notfall auch ärztlich tätig zu werden. Dies geschieht natürlich nicht nur vor Ort, sondern beginnt weit im Vorfeld des Tauchwochenendes. Nach der Teilnehmerakquise sondiert der begleitende Psychiater im Rahmen von Gesprächen, ob individuell Kontraindikationen vorliegen, welche einen Tauchgang ausschließen. Auf eine tauchärztliche Begutachtung haben wir nach Beratung verzichtet. Zusätzlich unterstützt das Team bei der Evaluation. Hier ist es vor allem das Ziel, zu erfahren, wie sich das Tauchen auf Selbstwahrnehmung, Stolz über die eigene Leistung, Körpererfahrung und Körpergefühl auswirkt. Die Antwortmöglichkeiten von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) fielen sehr positiv aus, im Gesamturteil ca. 95% bei sehr gut bis gut. Außerdem wurde mittels eines Fragebogens bzgl. der Wahrnehmung der eigenen Selbstwirksamkeit der Zustand vor und nach dem Schnuppertauchen verglichen, wobei sich teils Verbesserungen zeigten, in keinem Fall eine Verschlechterung.
  9. Das ganze Wochenende ist kostenfrei für die Teilnehmenden. Dies schließt den abschließenden Sonntag mit diversen Freizeitangeboten über den Besuch des Leipzig Zoos oder des Freizeitparks Belantis oder die Stadtführung mit Besuch des Völkerschlachtmuseums usw. ein. Das Gesamtpaket ist bestimmt auch ein Grund für positive Wahrnehmung. Als Leitmotiv hatte ich dabei auch im Blick, dass ich einer besonders belasteten Personengruppe etwas zurückgeben wollte. Aus diversen und auch nachvollziehbaren Gründen ist dies nicht im Rahmen einer dienstlichen Maßnahme möglich gewesen. Und viele Dinge wären auch nicht einfacher, denn die Gemengelage aus Korruptionsprävention und Auflagen zur Annahme von Geschenken macht es nicht gerade einfach, vollkommen erwartungsfreie Unterstützung von tollen Organisationen und Menschen anzunehmen.
  10. Umso glücklicher bin ich über die diversen Sponsoren die ich gerne hier nennen möchte, denn ohne sie wäre das Vorhaben nicht realisierbar. Es sind das Bundeswehrsozialwerk e.V., die Deutsche Härtefallstiftung, der Förderverein zur Unterstützung der Arbeit mit Versehrten am Standort Warendorf e.V. (kurz FUAV), der von Rohdich´scher Legatenfonds, der Freundeskreis der Bundeswehr Leipzig e.V., MARES mit Mathis Kaufmann, SSI mit Christian Rohde (beide auch als Tauchlehrer an den Wochenenden freiwillig mit Herz dabei) und das All on Sea Camp David Sportressort mit Steph und Piesi.
  11. Sehr dankbar bin ich auch für die Unterstützung des Projekts aus dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Beauftragten für posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), aktuell Herr Oberstarzt Prof. Dr. Peter Zimmermann, welcher als Schirmherr fungiert.

Erfahrungen

  1. Auch wir Tauchlehrer:Innen waren und sind jedes Mal aufgeregt. Es ist und bleibt immer eine ganz besondere Gruppe an Menschen, die zu uns kommen.  Und es bleibt jedes Mal eine tolle Erinnerung an die gemeinsame Zeit unter und über Wasser. Die Emotionalität gerade zum Ende hin, ist beeindruckend. Ehepartner berichten unter Tränen, dass sie in den vergangenen Tagen mehr über ihren (zumeist) Ehemann erfahren haben, als in den letzten Jahren der Erkrankung. Es wird berichtet über die „eigentlich“ vorhandene Sozialphobie, welcher in einer vergleichbar großen Gruppe von 60-70 Menschen nicht gespürt wurde. Vom Stolz über die eigene Überwindung und das mutige Eintreten in ein anderes Element. Von der Überzeugung in die eigenen Fähigkeiten. Und die Betrachtung des Selbstwirksamkeit vor und nach dem Wochenende zeigt, dass der erhoffte positive Effekt im Rahmen der Gesundung eintreten kann. Wir haben mittlerweile einige ausgebildete Taucher in unsere Gemeinschaft dazugewonnen. Wir haben Menschen erreicht, die voller Freude über die Tage berichten. Wenn ich einzelne im Dienst treffe, dann ist dort wirklich eine Nähe zu spüren, als wären wir schon lange befreundet. Und daher ist es auch meine eindringliche Empfehlung an alle, die Menschen in ihrer Umgebung haben, die an der Seele erkrankt sind: Nehmen sie diese Krankheit so ernst, wie jede andere ernsthafte Erkrankung auch. Je näher man dran ist, desto schwieriger ist dies auch mit der Zeit – auch deshalb binden wir die Familienangehörigen vollumfänglich mit ein – auch hier ist Zeit zum Durchatmen nötig und wird gern angenommen.
  2. Was waren meine Schlüsselerlebnisse? Ich erinnere mich sehr gut an einen Schnuppertaucher, welcher Turbinenlärm als seinen persönlichen Triggerpunkt nannte, z.B. Fluglärm. Daher auch der anfängliche Hinweis auf die Einflugschneise zum Flughafen Leipzig, welche natürlich in diesem Zusammenhang nicht gerade förderlich war. Mit einem Kopfhörer und Geräuschunterdrückung gepaart mit einem Hörbuch lies sich dies ganz gut kompensieren.  Nun hat dies beim Tauchen natürlich seine Grenzen … Als er aber das erste Mal spürte, dass die Oberflächengeräusche sich unter Wasser ganz anders darstellten und er vor allem sehr konzentriert und mit gutem Talent ausgestattet mit mir fast 30 Minuten unter Wasser war kam es nach dem Auftauchen zu folgender Situation: Die ersten drei Flieger über ihm hat er komplett verpasst! Erst als er den vierten Flieger sah und über den visuellen Reiz „erinnert“ wurde, brauchten wir die Kopfhörer.  

Ausblick

Auch im kommenden Jahr steht wieder ein Wochenende in Leipzig an. Vom 15. bis zum 17. August 2025 werden wir wieder den Versuch unternehmen, ein ganz besonderes Erlebnis für unsere erkrankten Bundeswehrangehörigen zu bilden. Sofern ihr in Eurem Bekanntenkreis Betroffene kennt, macht bitte Werbung dafür. Der erste Schritt scheint für viele der schwerste zu sein. Details zur Anmeldung findet man unter https://www.bundeswehr.de/de/betreuung-fuersorge/ptbs-hilfe/trauma-ptbs/beratung-unterstuetzung oder per Email zu erfragen unter ausbkdodivingforall@bundeswehr.org 


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