Golden Hour – Zeit ist die beste Medizin
Durch langjährige praktische Erfahrung und aktuelle klinische Forschung in der Notfallmedizin lässt sich zeigen, dass die Mortalität stark mit dem therapiefreien Intervall korreliert. Je mehr Zeit bis zur OP vergeht, desto geringer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten insbesondere bei penetrierenden Traumata wie Schusswunden. Dabei unterscheidet man zwei Extreme im Patiententransport: „Scoop and Run“ versus „Stabilize and Stay“. Die erste Strategie setzt auf einen sofortigen Abtransport des Patienten zur nächsten Behandlungseinrichtung, während die zweitgenannte Methodik auf eine medizinische Versorgung am Ort der Verwundung abzielt. Die Evidenz zeigt klar, dass bei penetrierenden Traumata wie Schusswunden „Scoop and Run“ (also „Auf und Davon“) Vorteile bietet. Darüber hinaus ist vielfach nachgewiesen, dass sich die Sterblichkeit mit einer zehnminütigen Verzögerung auf dem Weg zum OP verdreifacht.
RASEVAC – Autonome Verwundetenrettung
Autonome Systeme können die bestehende Rettungskette in vielen Szenarien ergänzen und für die Einhaltung der überlebenswichtigen Zeitlinien sorgen. Dabei hat sich in der internationalen Gemeinschaft der Wehrmediziner bereits ein Akronym für robotische und autonome Systeme für den Verwundetenabschub etabliert: RASEVAC. Den ethischen Bedenken und Zweifeln, die vielfach beim Thema „autonomer, unbegleiteter Transport von Verwundeten“ geäußert werden stehen die klaren Argumente der AMSUS-Konferenz (Association of Military Surgeons of the United States) gegenüber: Risikovermeidung (Risk Avoidance), Unmittelbarkeit (Immediacy) und Notwendigkeit (Necessity) bilden die Grundpfeiler der RASEVAC-Logik.
DRONEVAC © - Das Rettungssystem von AVILUS
Das Rettungssystem DRONEVAC © von AVILUS soll zukünftig als weiterer Schutzengel unserer Truppen fungieren und die Standardressourcen der militärischen Rettungskette ergänzen. Es besteht aus einem Multicopter zum Verwundetentransport (MEDEVAC), einer mobilen Leitwarte (PECC) sowie einer Anhängerplattform für Flugdurchführung, Service und Logistik (TROL) sowie einem digitalen Rückgrat (MEDC4I). Die sanitätsdienstlichen Einsatzmöglichkeiten des Systems sind vielschichtig: taktischer Verwundetenabschub aus Frontstellungen, Verlegungsmissionen zwischen Behandlungseinrichtungen, medizinische Versorgungsflüge oder auch ausgewählte Spezialoperationen in Hochrisikogebieten. Unser Ansatz, DRONEVAC, ist als eine auf Lufttransport spezialisierte Subklasse von RASEVAC zu verstehen, auf welche entsprechend die gleiche ethische Argumentation angewendet werden kann.
MEDEVAC Grille – Technisches Konzept
Das Luftfahrzeug bildet die zentrale Systemkomponente: Die ersten Designskizzen am Whiteboard waren vom Gedanken an eine “fliegende Krankentrage” motiviert. Maßgeschneidert auf den militärischen Einsatz und in Zusammenarbeit mit den führenden Notfallmedizinern unserer Zeit entstand „Off-Scratch“ eine weltweit einzigartige Rettungsdrohne: die Grille ©. Neben dem medizinischen Konzept des Fluggeräts war die Entwicklung von Beginn an auf die Verlegbarkeit und Logistik, eine hochresiliente Systemarchitektur sowie die Autonomie in der Kommunikation und Flugführung bedacht. Zwei Soldaten können das Flugzeug innerhalb von 15 Minuten ohne Werkzeug zusammenbauen oder zu logistischen Zwecken zerlegen. Externe Signale wie bspw. GNSS oder Funk im Streckenflug werden wegen der vollautomatischen Flugsteuerung in Verbindung mit Trägheitsnavigation nicht benötigt, können aber bei Bedarf (bspw. zur Übertragung der Patientendaten) genutzt werden. Die Systemresilienz sowie ein hohes Maß an Sicherheit werden durch mehrere Redundanzebenen in der zertifizierbaren Avionik und im Antriebsstrang erreicht.
MEDEVAC Grille – Medizinisches Konzept
Wie eingangs erwähnt existieren verschiedene Methoden im Verwundetentransport. Die Evidenz zeigt klar, dass bei penetrierenden Traumata wie Schusswunden „Scoop and Run“ (also „Auf und Davon“) Vorteile bietet. Die „Load and Fly“ – Strategie erhält die Transportgeschwindigkeit dieses Ansatzes, unterscheidet sich jedoch deutlich von „Scoop and Run“ durch die medizinische Betreuung in allen Transportphasen. Die Grille © stellt die medizinische Ausrüstung bereit, welche für die Umsetzung der lebenserhaltenden Maßnahmen am Ort der Verwundung vor Abflug notwendig ist. Dabei liegt der Fokus der Einsatzersthelfer auf Blutungs- und Atemwegskontrolle (gemäß MARCH, TCCC). Während des Fluges werden laufend die Vitalparameter des Patienten überwacht und können für die Bodenkontrolle zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus ermöglichen die Systeme der Rettungskabine eine psychologische Betreuung per Videoanruf während des gesamten Fluges. Um minimale Ausfallzeiten, maximale Hygiene und schnelle Dekontamination zu gewährleisten, ist der Kabinencontainer nach dem Flug leicht austauschbar.
PECC - Flugmedizinische Leitwarte
Die PECC (Patient Evacuation Coordination Cell) ist im Koffer eines Lastwagens integriert und bietet Platz für den Fernpiloten sowie für den Fliegerarzt. Für die verbauten luftfahrtrelevanten, elektronischen Systeme legen wir auch am Boden die gleichen Sicherheitsmaßstäbe an wie für unsere fliegende on-board Avionik. Der Fernpilot greift nur im äußersten Notfall manuell ein – seine eigentlich Aufgabe ist die Überwachung der Systeme und die Freigabe der geplanten Flüge. Für den Fliegerarzt (hier tätig als AECO – Aeromedical Evacuation Coordination Officer) steht ein BMS-basierter Arbeitsplatz zur Verfügung. Die Notrufe (9-Liner) gehen digital via BMS ein, die Vitaldaten der im Transport befindlichen Patienten sind mit einem Klick verfügbar und auch die Kapazitäten der nächsten Behandlungseinrichtungen bleiben im Blick. Durch den hohen Grad an Automatisierung kann die zweiköpfige Crew eine Vielzahl an Rettungsmissionen zur gleichen Zeit durchführen.
MEDC4I – Digitales Rückgrat
Unser digitales Rückgrat setzt auf eingeführte Battle Management Systeme in Verbindung mit militärischer Nachrichtentechnik. Inbegriffen sind BMS-Plugins für Telemetrie, Flugplanung und Flugführung, Patientenüberwachung und Patienteninteraktion. Damit ist nicht nur das System DRONEVAC © in sich selbst digitalisiert, sondern bietet eine digitale Schnittstelle zur Angliederung im Gefechtsverbund. Bspw. ist eine Anbindung an Gefechtsstände übergeordneter Führungsebenen oder auch eine Direktverbindung zu Kombattanten im Einsatz möglich. Das System bietet also maximale Flexibilität im Bezug auf die Integration in die Kommandoarchitektur, welche Lage- und Einsatzabhängig gestaltet werden kann.
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