SOST – Special Operations Surgical Team. Wirken mit „chirurgischer“ Präzision

M. Schulbert , N. Huschitt, T. Hauer und J. Sahm

Nachbereitung eines SOST-Einsatzes
Mara Schulbert

Ein SOST ist ein notfallchirurgisches und notfallmedizinisches Team, welches befähigt ist, Spezialkräfteoperationen unterstützend zu begleiten. Hierbei handelt es sich um Aufklärungsmissionen, militärische Evakuierungsoperationen, Geiselbefreiungen oder auch Angriffsoperationen. Das SOST hat hier die Aufgabe, durch möglichst effektive chirurgisch-operative Maßnahmen, das Überleben potenziell schwerverwundeter Soldaten oder auch Geiseln im Rahmen einer militärischen Spezialkräfteoperation zu ermöglichen. Nach primär erster notfallmedizinischer Behandlung direkt am Ort der Verwundung durch medizinisch spezialisierte Soldaten der Spezialkräfte, führt das SOST in einer angepasst reduzierten zweiten Stufe der Rettungskette noch im Einsatzgebiet an nahezu jedem Ort und hochmobil erweiterte Maßnahmen im Sinne der Damage Control Resuscitation und Damage Control Surgery durch. Durch den stabilisierten Zustand des Patienten wird auch ein länger andauernder Rücktransport in eine höherwertige Versorgungseinrichtung in nicht feindlicher Umgebung ermöglicht.

Für diese Fähigkeit ist für die involvierten Chirurgen sowohl eine erweiterte chirurgische als auch eine angepasste militärische Ausbildung unabdingbar.

Ausbildung der Chirurgen eines SOST

Medizinisch ist eine breite chirurgische Ausbildung mit komplementärem Wissen auch über das eigene Fachgebiet hinaus notwendig. Diese muss durch kontinuierliche klinische Tätigkeit fortwährend aufrechterhalten und erweitert werden. Unter schwierigen Bedingungen bei Patienten in extremis flexibel und routiniert medizinisch kluge Entscheidungen zu treffen, erfordert eine entsprechende Funktion mit kontinuierliche Präsenz im eigenen klinischen Bereich. Militärischerseits ist eine Teamfähigkeit sowie eine physische und psychische Disziplin mit Stressresistenz und sportlicher Grundfitness wichtig. Im Notfall muss das SOST militärische Grundfähigkeiten beherrschen, welche über das normale soldatische Maß hinausreichen, da es als „Direktes Unterstützungspersonal der Spezialkräfte“ definiert wird.

Als Richtlinie zum Erreichen und zum Erhalt des klinischen Anforderungsprofils für Chirurgen zählt der Chirurgische Doppelfacharzt nach dem DUO+-Konzept. Dieser wird national durch modulare und zertifizierte Notfall-Weiterbildungen in Advanced Trauma Life Support, Sonografie, Gefäßchirurgie, Neurotraumatologie, Einsatzchirurgie, Wundballistik und Osteosynthese ergänzt. International erfolgt die Teilnahme am Emergency War Surgery Course in den USA sowie am Trauma-Fellowship in Südafrika. Der Kompetenzerhalt wird durch repetitive Teilnahme an den genannten Modulen, verantwortliches regelmäßiges Schockraummanagement und eigenständige Durchführung von notfallchirurgischen Eingriffen in der Klinik, sichergestellt.

Um im eigenen Bereich authentisch integriert zu bleiben, erwartet das klinische Umfeld eine Subspezialisierung auf einem im zivilen Sektor relevanten Gebiet. Die Durchführung von kontinuierlicher Patientenbetreuung, adäquatem Komplikationsmanagement, Spezialsprechstunden, Einweiserpflege, Besuch von Fortbildungsveranstaltungen, eigene wissenschaftliche Publikationen und Nachwuchsausbildung sind hier selbstverständlich. Auch weitere Nebenaufgaben wie Strahlenschutzbeauftragter, Transfusionsbeauftragter, Hygienebeauftragter oder Katastrophenschutzplaner müssen verlässlich wahrgenommen werden. Die proportionale Teilnahme am Dienst ist nicht nur selbstverständlich, sie dient auch insbesondere im Nachtdienst der Schärfung der Fähigkeit, souverän kritische Entscheidungen treffen zu können.

Angewiesene militärische Voraussetzung sind die Freiwilligenmeldung und eine körperliche Eingangstestung unter psychologischer Begleitung (Physical Fitness Test für Spezialkräfte der Bundeswehr, Klimmzüge, Schwimmtest, 36-h-Übung). Weiterhin müssen folgende Module erfolgreich absolviert werden: Grundlagenkurs (insbesondere System- und Materialkenntnis), Lagentraining, fortgeschrittenes Überlebens-, Ausweich-, Widerstands- und Flucht-Training (SERE) inklusive Verhalten in Gefangenschaft (CAC), angepasstes und ein über die Individuellen Grundfertigkeiten (IGF) hinausgehendes Schießen und Training zum Überleben auf See. Der Kompetenzerhalt erfolgt durch jährliche Testung der körperlichen Mindestvoraussetzungen einschließlich der Erfüllung von IGF sowie angepasster Waffen- und Schießausbildung, sowie vierjährlich einer SERE-Auffrischung inklusive CAC.

Das klinische und militärische Anforderungsprofil wird fusionierend ergänzt durch wiederholte Teilnahme an Einsätzen der Bundeswehr sowie an nationalen und internationalen Übungen des Spezialkräfteverbundes. Hier werden Kenntnisse in realen oder realitätsnahen Situationen über kriegs- und krisentypische Verletzungsmuster, Maßnahmen bei Massenanfällen Verwundeter, Logistik einer Rettungskette, kohäsive und adhäsive Teaminteraktionen sowie allgemein- und spezifisch-militärische Fähigkeiten vertieft.

SOST-Mitglieder werden nach abgeschlossener Ausbildung keine Kommandosoldaten, sondern besonders befähigte Unterstützungskräfte, deren Wert sich für einen Auftrag aus ihrer fachlichen Expertise ergibt. Gemeinsam erfüllen SOST-Mitglieder und Kommandosoldaten jedoch ihre Aufgaben mit höchster Expertise in ihrer Spezialisierung mit „chirurgischer“ Präzision.



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