18.10.2010 •

    PROCALCITONIN – EIN ZUVERLÄSSIGER DIAGNOSTISCHER WERT ZUR BEURTEILUNG VON BAKTERIELLEN INFEKTIONEN UND SEPSIS

    Procalcitonin ist das Prohormon des Calcitonins. Klassischerweise wird es in geringen Konzentrationen in den C-Zellen der Schilddrüse gebildet. Kommt der Körper jedoch mit pathogenen Keimen, wie Bakterien, in Kontakt und kommt es zur Infektion, so wird Procalcitonin (PCT) über einen alternativen Syntheseweg in allen parenchymatischen Geweben des Körpers gebildet.

    Auslöser sind verschiedene Zytokine sowie Zellwand- und Membranbestandteile von Bakterien. Diese außergewöhnlich hohe Freisetzung von PCT (100.000-fache Erhöhung gegenüber physiologischen Konzentrationen) kann auch als PCT-Burst bezeichnet werden. Mittels hochsensitiver Messmethoden können schon kleine PCT-Anstiege im Blut nachgewiesen werden, was für die frühzeitige Feststellung lokaler Infektionen, wie Pneumonien, von großer Bedeutung ist. Nicht selten wird aus der Pneumonie eine Sepsis. Differentialdiagnostisch kann auch eine virale von einer bakteriellen Infektion unterschieden werden, da PCT bei viralem Auslöser nicht ansteigt. Das hat auch therapeutische Auswirkungen. Sind die Auslöser der Infektion Bakterien, werden normalerweise Antibiotika eingesetzt, diese sind bei einer viralen Infektion wirkungslos.

    In über 1.000 Studien bei verschiedenen Patientenkollektiven hat das PCT seinen Wert belegt und ist heute aus dem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Auf Grund der guten Datenlage hat die Deutsche Sepsisgesellschaft in Verbindung mit 12 weiteren Fachgesellschaften das Procalcitonin als einzigen diagnostischen Parameter in die S2- Leitlinien für die Diagnose und Therapie der Sepsis aufgenommen.

    Procalcitonin ist der einzige diagnostische Parameter, an dem in 4 großen internationalen Interventionsstudien eine Antibiotikatherapie ausgerichtet wurde. Die Ergebnisse haben eine Halbierung der Antibiotikakosten und eine Therapieverkürzung ergeben. Damit leistet das PCT auch einen Beitrag zur Zurückdrängungvon Resistenzen gegen Antibiotika.

    Nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin wurde das PCT in die S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin aufgenommen und erhielt durch die Experten für die Diagnose der Pneumonie eine Empfehlung A und für die Diagnose und Behandlung der COPD eine Grad B-Empfehlung.

    Das Procalcitonin erfüllt die Kriterien, die an einen Infektionsparameter gestellt werden:

    1. Biostabil, kosteneffektiv und leicht zu bestimmen
    2. Frühe Diagnose
    3. Differenzierung und Diagnose der Progression einer Infektion zur Sepsis und von der Sepsis zur schweren Sepsis
    4. Differenzierung bakterieller von viraler Infektion
    5. Differenzierung von Infektionen und Entzündungen autoimmuner Genese
    6. Verlaufs- und Therapiekontrolle

    Optimal ist die Bestimmung der PCT-Werte mittels hochsensitivem Test auf dem KRYPTOR, einem Automaten, der nach der TRACETechnologie arbeitet. Es gibt aber auch andere Formate, die je nach Bedarf verwendet werden können.

    Unter Feldbedingungen kann auch der semiquantitative Schnelltest PCT-Q eine Entscheidungshilfe zur Beurteilung sein, ob eine bakterielle Infektion vorliegt oder nicht. Die unterschiedlichen Formate zur Procalcitonin- Bestimmung sind in der Abbildung dargestellt.

    Weitere Informationen erhalten Sie auf www.procalcitonin.com

    Literatur bei den Verfassern. Dr. Rainer Kosanke, Dr.Wilfried Beier, B·R·A·H·M·S GmbH, Neuendorfstr. 25, 16761 Hennigsdorf

    Datum: 18.10.2010

    Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/3

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