01.08.2022 •

Mobilität und Schutz für den Sanitätsdienst

Rheinmetalls Transportpanzer Fuchs mit Hochdach und weitere Aktivitäten im Bereich ­sanitätsdienstliche Ausstattung

Autorenteam Rheinmetall

Der Transportpanzer 1 Fuchs Hochdach in der Version geschützte Sanitätsvariante zeichnet sich durch hohe Mobilität, Ergonomie und Schutz aus
Rheinmetall AG

Mobilität und Schutz haben auch für die Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes in ihren Einsätzen hohe Bedeutung. Ein Beispiel hierfür ist die Fähigkeit zum geschützten Verwundetentransport. Diese trägt nicht nur zur Leistungsfähigkeit eines modernen Sanitätsdienstes, sondern auch zur Überlebens- und Durchhaltefähigkeit der Truppe und damit auch zur Kampfmoral der Soldatinnen und Soldaten bei. Mit dem Fuchs Hochdach hat Rheinmetall eine neue Fahrzeugvariante des einsatzbewährten 6x6-Transportpanzers entwickelt, die sich unter anderem als Plattform für ein geschütztes Sanitätskraftfahrzeug eignet.

Rheinmetall präsentierte den Demonstrator in der Konfiguration eines solchen geschützten Sanitätskraftfahrzeugs bereits im Oktober 2021 auf dem Kongress der Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz. Hierbei lag das wesentliche Hauptmerkmal auf dem neu entwickelten sanitätsspezifischen Rüstsatz.

Entwickelt wurde der Fuchs-Hochdach-Demonstrator am Standort der Rheinmetall Landsysteme in Kassel. Die nordhessische Metropole ist die Geburtsstätte des Transportpanzers Fuchs. Die Bundeswehr nutzt den TPz Fuchs seit 1979 in einer Vielzahl von Versionen und hatte über einhundert Fuchs-Fahrzeuge in Afghanistan im Einsatz. 

Aufgrund seiner vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und hohen Zuverlässigkeit ist der Fuchs in der Truppe beliebt. Bis heute wurden insgesamt rund 1.600 Fuchs-Fahrzeuge gebaut. Streitkräfte zahlreicher Nationen setzen das bewährte System in unterschiedlichsten Varianten ein, z. B. zum Mannschaftstransport, als Gefechtsstand oder Ambulanz sowie zur ABC-Aufklärung. Der Fuchs hat eine enorme Anpassungsfähigkeit im Einsatzspektrum, so dass er durch kontinuierliche Weiterentwicklungen auch nach 40 Jahren Nutzungsdauer erfolgreich im Einsatz ist.

Spezifische Sanitätsausstattung mit Doppeltragesystem im Mannschaftsraum
Spezifische Sanitätsausstattung mit Doppeltragesystem im Mannschaftsraum
Quelle: Rheinmetall AG

Ein modifizierter TPz Fuchs – nicht nur äußerlich

Der Fuchs als Hochdach-Demonstrator (HD) fällt bereits äußerlich durch das modernisierte Fahrzeugdesign und die vergrößerte Dachhöhe auf. Hierdurch erweitert sich das Innenraumvolumen auf zwölf Kubikmeter. Die Stehhöhe liegt bei 1,60 Meter statt bisher bei 1,26 Meter. Mit dem Fuchs Hochdach lassen sich eine Vielzahl von funktionalen Fähigkeiten für die Landes- und Bündnisverteidigung umsetzen. Das hochmobile Fahrzeugsystem ist in ­dieser Version beispielsweise auch als Gefechtsstandfahrzeug oder Transportfahrzeug einsetzbar.

Doch nicht nur äußerlich gab es Veränderungen. Weitere Modernisierungen erfolgten beispielsweise beim Antrieb. So zeichnet sich dieser Fuchs durch ein neues leistungsgesteigertes Triebwerk, ein neues Verteilergetriebe, eine neue Bremsanlage und eine digitale Bordelektronik aus. Das alles macht das Fahrzeugsystem noch beweglicher im Gelände und noch ergonomischer zu bedienen.

In der Version als geschütztes Sanitätskraftfahrzeug erfüllt der Fuchs die Konfigurationen nach der DIN EN 1789 als Krankentransportwagen, Notfallkrankenwagen und Rettungswagen. Hierbei kann der Fuchs Hochdach bis zu vier Verwundete transportieren: zwei liegend, zwei sitzend. Zusammen mit der digitalen Funkausstattung lässt sich der Sprech- und Datenfunk mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) realisieren, wodurch die Zivil- militärische Zusammenarbeit (ZMZ) bei Katastropheneinsätzen erleichtert wird.

Moderne Sensorik und Vernetzung

Weiterhin verfügt das modifizierte Fuchs-Fahrzeug über ein modernes 360-Grad-Sichtsystem mit Tag- und Nachtsichtfunktion. Hierdurch verbessern sich die Aufklärungsmöglichkeiten für die Besatzung deutlich. Eine der NATO Generic Vehicle Architecture (NGVA) konforme Anbindung weiterer Sensoren oder – bei Gefechtsfahrzeugen – einer Waffenstation ist ebenso möglich wie die Nutzung von Virtual Reality-Brillen, die der Besatzung den „Blick durch die Panzerung“ erlauben. Mit dieser Ausstattung verfügt der Fuchs analog zum deutschen Schützenpanzer Puma über die Möglichkeit, abgesessene Kräfte anzubinden. Bei der Version als geschütztes Sanitätskraftfahrzeug könnten dies beispielsweise Sanitätssoldaten sein, die mit einer Variante des Soldatensystems „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES) ausgestattet sind. Dank dieser einheitlichen Führungsausstattung verfügt der „Sanitäter der Zukunft“ über dieselben Lageinformationen wie die zu unterstützende Truppe.

Konzept für den „Sanitäter der Zukunft“
Konzept für den „Sanitäter der Zukunft“
Quelle: Rheinmetall AG

Rheinmetalls drei Säulen für den Sanitätsdienst

Im Bereich Sanitätsdienst wurde Rheinmetall lange nur mit taktischen Fahrzeugen in Verbindung gebracht. Allerdings engagiert sich der Technologiekonzern auch in anderen sanitätsdienstlich relevanten Bereichen. Dabei fokussiert sich das Engagement Rheinmetalls hier auf drei Säulen.

Ein wesentlicher Bereich bleiben die Fahrzeuge wie der Transportpanzer Fuchs oder das schwere geschützte Sanitätsfahrzeug auf Basis des 8x8 Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeugs GTK Boxer (hergestellt in industrieller Kooperation). Die Wichtigkeit dieser Säule zeigt nicht zuletzt der oben beschriebene TPz Fuchs Hochdach in der Sanitätskraftfahrzeug-Version.

Die zweite Säule bildet die Simulationstechnologie zur optimalen Einsatzvorbereitung. Hier kann Rheinmetall durch die Aus-und Weiterbildung im Bereich der präklinischen Ausbildung und Simulation unterstützen. In realistischer Einsatzumgebung können die Sanitätskräfte in kompletten Ausbildungs- und Simulationszentren auf die anstehenden Herausforderungen in der taktischen Verwundetenversorgung vorbereitet werden, getreu dem Motto „train as you fight“. Dem Ausbildungspersonal steht dabei die schon lange bewährte und erst jüngst modernisierte Technik, welche durch Rheinmetall für das Gefechtsübungszentrum des Heeres entwickelt wurde, für die Übungsvorbereitung, -durchführung sowie -nachbereitung zur Verfügung. Diese biete eine flexible Einbindung sämtlicher medizinischer Simulatoren sowie die Anbindung an die Ausbildungsmittel der zu unterstützenden Truppe.

Eine dritte Säule bilden Produkte für die sanitätsdienstliche Infrastruktur. Ein herausragendes Beispiel ist die Akquisition der Zeppelin Mobile Systeme GmbH (ZMS) Mitte November 2021. Das auf Container- und Shelterlösungen für Einsätze in Krisengebieten spezialisierte Unternehmen aus Meckenbeuren am Bodensee wird in die aufwachsende Rheinmetall Project Solu­tions GmbH integriert, in der die Ressourcen und Fähigkeiten von Rheinmetall rund um Dienstleistungen für Streit- und Sicherheitskräfte gebündelt sind. Die ZMS besitzt neben den anerkannten Fähigkeiten im Bereich der Spezial-Shelter ergänzend eine große Kompetenz im Bereich der Medizintechnik. Die ZMS ist führend in der Bereitstellung schlüsselfertiger mobiler Sani­tätseinrichtungen. Neben vollständigen Feldhospitälern bietet die ZMS auch Lösungen für sanitätsdienstliche Rüstsätze für Fahrzeuge und bestehende Infrastruktur. Mit der Akquisition der ZMS ergänzt Rheinmetall sein Portfolio gezielt, um sich konsequent und noch umfassender in diesem internationalen Schlüsselmarkt aufzustellen. 

Moderne containerisierte Sanitätseinrichtung
Moderne containerisierte Sanitätseinrichtung
Quelle: Rheinmetall AG

Ausblick

Im März 2022 beauftragte die Bundeswehr das noch junge Rheinmetall-Tochterunternehmen ZMS mit der Bereitstellung und Integration modernster Medizintechnik in die sanitätsdienstliche Versorgungeinrichtung des Bundeswehr-Feldlagers „Camp Castor“ in Gao, Mali. Dieser Auftrag hat ein Gesamtvolumen im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die Bereitstellung des Materials wird in der zweiten Jahreshälfte erfolgen, die Integration vor Ort in Mali ist für das Jahresende geplant. Das Leistungspaket der ZMS umfasst neben der Bereitstellung und Integration der hochwertigen Medizintechnik in die feste Infrastruktur des Feldlagers auch Schulungen von Personal, umfassende Dokumenta­tionsleistungen sowie ein Service- und Instandhaltungspaket.

Rheinmetall plant, sich auch an weiteren Projekten der Bundeswehr und anderer Partnerstreitkräfte zu beteiligen. Ein Beispiel ist das Projekt einer geschützten hochmobilen Sanitätseinrichtung der Stufe Role 2B. Hier ist es ein möglicher Ansatz Rheinmetalls, eine Lösung auf einem geschützten Rheinmetall-LKW, welcher einen ebenfalls geschützten Container mit medizinischer Einrüstung trägt, zu etablieren. Etwa ein Dutzend dieser Systeme werden dann ein Gesamtsystem bilden. Damit stünde der Bundeswehr eine moderne und hochmobile Role 2B-Fähigkeit zum Einsatz im Brigadegefechtsstreifen zur Verfügung – und auch diese bietet der Truppe den gewünschten Schutz. Hier könnte Rheinmetall alle wesentlichen Fähigkeiten aus einer Hand liefern – das Trägerfahrzeug, die Entwicklung des Gesamtsystems und die Einrüstung des medizinischen Gerätes. Diese Bündelung von Fähigkeiten aus eigener Wertschöpfung in Deutschland gehört zu den Alleinstellungsmerkmalen Rheinmetalls. 


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