HANDELN STATT BEHANDELN - VORBEUGENDE GESUNDHEITSFÜRSORGE BEI DER BUNDESWEHR

LEHRGANG FACHSPORTLEITER GESUNDHEITSSPORT BEI DER BUNDESWEHR GESTARTET

Körperliche Leistungsfähigkeit als Grundlage soldatischen Handelns gewinnt vor dem Hintergrund der Transformation der Streitkräfte zunehmend an Bedeutung.

Wenngleich genaue Zahlen fehlen: Nicht selten erfüllen vor allem ältere Soldaten die Mindestanforderungen an die körperliche Belastbarkeit im Soldatenberuf nicht oder nur unzureichend. Eine Entwicklung, die nicht nur im Einsatz, sondern auch für die Lebensqualität der Betroffenen fatale Folgen haben kann.

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„Die Problematik ist erkannt, jetzt müssen konkrete Gegenmaßnahmen erfolgen“, so Oberfeldarzt Dr. Roland Vogl, zuständig für den Bereich Gesundheitsvorsorge, Sport- und Ernährungsmedizin im Sanitätsamt der Bundeswehr. So sieht er den am Sportmedizinischen Institut und an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf entwickelten Lehrgang „Fachsportleiter Gesundheitssport“ als wichtigen Bestandteil eines präventivmedizinischen Gesamtkonzepts innerhalb der Streitkräfte.

Angebote machen

Ob Zeitmangel, chronische Erkrankungen oder mangelnde Motivation, die Gründe körperlicher Aktivitäten zu vernachlässigen sind vielfältig. „Die oft von den Betroffenen selbst geforderte Befreiung vom Sport oder anderen körperlichen Belastungen sind in vielen Fällen weder nach Art noch Umfang erforderlich, meist sogar kontraproduktiv“ berichtet Oberfeldarzt Dr. Andreas Lison, Orthopäde am Sportmedizinischen Institut. Doch ohne ein spezifisches Sport- und Bewegungsprogramm für untrainierte oder aus gesundheitlichen Gründen minderbelastbare Soldaten dreht sich für die Betroffenen die Spirale aus Inaktivität, Funktionsverlust und Krankheit immer schneller. „Genau hier soll die Etablierung eines Gesundheitssportangebotes in der Dienststelle durch einen kompetenten Ausbilder entgegenwirken“ erklärt Lison.

Zielgruppe ansprechen

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„Ich will genau die Soldaten erreichen, die nicht zum Sport gehen“, sagt Feldwebel Mandy Vogl, eine von 23 künftigen Fachsportleitern, und hat damit genau die Zielgruppe im Visier, die der neu aufgestellte Lehrgang erreichen will. Keine leichte Aufgabe. Das weiß auch Oberst Michael Teckentrup. Der Kommandeur der Sportschule der Bundeswehr setzt auf die Unterstützung der Vorgesetzten in den jeweiligen Einheiten. „Es ist einer der wenigen Lehrgänge, die statt gekürzt sogar verlängert wurden. Allein dies zeigt die gestiegene Bedeutung von Prävention und Gesundheitsfürsorge in der Bundeswehr“ so Teckentrup.

Netzwerk bilden

Ziel des Lehrganges ist es, an der jeweiligen Dienststelle in engem Zusammenwirken zwischen Disziplinarvorgesetzten und zuständigen Truppenärzten die Bedeutung von Bewegung und Sport für die Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen und altersbedingtem Funktionsverlust durch ein gesundheitssportliches Angebot praktisch umzusetzen. Hierzu erhalten die Fachsportleiter eine qualitativ hochwertige Ausbildung in den Bereichen Sportmedizin, Trainingsphysiologie und der praktischen Umsetzung geeigneter Sportarten. „Der Lehrgang ist kein sogenannter „Endverbraucherlehrgang“, sondern stellt Disziplinarvorgesetzten und Ärzten einen fachlich qualifizierten Ausbilder zur Seite. Damit kommen die Vorgesetzten ihrer Verpflichtung zur vorbeugenden Gesundheitsfürsorge für ihre Soldaten fachgerecht und effizient nach. Voraussetzung ist aber, dass dem so ausgebildeten Fachsportleiter Zeit und Wirkungsmöglichkeiten eingeräumt werden.

Durch Vorbild überzeugen

Fachkompetenz durch fundiertes Wissen, Eigeninitiative, Wille zur Fortbildung, Überzeugungskraft und Engagement, das sind die Anforderungen an den künftigen Fachsportleiter Gesundheitssport. Hauptmann Willi Barbara stellt sich mit Überzeugung dieser Herausforderung. Ihn plagte lange Zeit eine Arthrose und eine schwere Beinverletzung. Dank Reha- Maßnahmen, erlernter Übungen und Beibehaltung eines sportlichen Programms kann er heute wieder beschwerdefrei leben. „Was ich selbst erlebt habe, will ich anderen vermitteln“. Dieses Schlüsselerlebnis hat den Hauptmann zur Teilnahme am Lehrgang motiviert. An seinem Standort hat er bereits eine Nordic Walking- Gruppe ins Leben gerufen. „Eine Neigungsgruppe Gesundheitssport wird folgen“, gibt sich Barbara zuversichtlich.

Motivation und Eigeninitiative fördern

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Die sportfachliche Leitung des Pilotlehrganges obliegt Diplomsportwissenschaftlerin Sylvia Hanses. Sie weiß: „Um das Gesundheitsverhalten von Menschen positiv zu beeinflussen und sie in Bewegung zu bringen dürfen Spaß und Motivation nicht fehlen. Übergewichtige oder untrainierte Soldatinnen und Soldaten zum Laufen zu zwingen oder verletzungsträchtigen Sportarten auszusetzen, ist kontraproduktiv“, berichtet Hanses aus ihrer jahrelangen Erfahrung. Alternative gesundheitssportlich orientierte Konzepte binden hingegen die Zielgruppe der lebensälteren und belastbarkeitsgeminderten Soldaten optimal ein. Am Sportmedizinischen Institut und der Sportschule ist man sich einig: Enges Zusammenwirken durch Kompetenzbündelung und die Generierung von Ausbildern und Sportprogrammen sind Grundlage psychischer und physischer Leistungsfähigkeit und damit der Einsatzbereitschaft. Die Entwicklung des Lehrganges Fachsportleiter Gesundheitssport ist hierfür ein gelungenes Beispiel.

Datum: 25.10.2010

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/3

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