EINSATZ UNTER DER SONNE - DIE UNTERSCHÄTZTE GEFAHR
Die Integrität der Haut spielt für die Einsatzfähigkeit der Soldaten historisch und aktuell eine wesentliche Rolle.
Dadurch ist die Dermatologie ein Kernfach der Einsatz- und Militärmedizin. Wiederholt beschreiben die amerikanischen Streitkräfte die Notwendigkeit von dermatologischer Expertise im Feld, beginnend in den Weltkriegen bis zuletzt im Irak und in Afghanistan. Bis zu 47 % der „man-days lost“ sind dabei auf dermatologische Erkrankungen zurückzuführen.
Geschichtlich spielen Epidemien eine herausragende Rolle. Bei den Bundeswehreinsätzen der letzten Jahre steht die Tropendermatologie mit einer Reihe schwerwiegender Infektionen (Rickettsiosen, Filariosen, Dengue, Leishmaniosen etc.) sowie die Gruppe der sexuell übertragenen Erkrankungen (STI) im Vordergrund. Dazu kommen klimatisch provozierte / verstärkte Dermatosen, zu denen auch die akuten und chronischen Folgen starker Sonneneinstrahlung zählen. Letztere sind und werden aus Sicht des „Arbeitgebers Bundeswehr“ nicht zuletzt deshalb besonders relevant, weil ggf. nach langer beruflich bedingter Exposition auch eine Berufskrankheit in Form von Hauttumoren im Raum steht. Infektionskrankheiten wie der Leishmaniose hat sich die Bundeswehr gerade vor dem und im Afghanistaneinsatz sehr erfolgreich gewidmet. Die Vorbeugung vor Lichtschäden ist aber ein noch nicht in allen Punkten zufriedenstellend gelöstes Problem. Die Bundeswehrdermatologen fordern seit vielen Jahren die unkomplizierte, allzeitige Bereitstellung effektiver Lichtschutzmittel für jeden vermehrt sonnenexponierten Soldaten an jedem Einsatzort. Diese Lichtschutzmittel müssen selbstverständlich die Qualitätskriterien eines modernen Lichtschutzes erfüllen und gleichzeitig die besonderen Bedingungen der Einsätze berücksichtigen. Der alte „Sonnenschutzcreme BW“ ist dafür bekanntermaßen unbrauchbar. Aktuell stehen frei käufliche Mittel bereit, die ggf. um Bundeswehrprodukte ergänzt oder ersetzt werden könnten.
Wichtig ist auch neben der Bereitstellung vor allem auch die Anleitung der Soldaten zur korrekten Anwendung, denn nur dadurch ist ein Erfolg der Maßnahmen zu erwarten. Herstellung und oder Beschaffung, Bereitstellung und Einsatz der qualitativ geeigneten Lichtschutzmittel muss insgesamt praktikabel und ressourcensparend erfolgen und gleichzeitig die Entwicklung von Hautkrebs als Berufserkrankung so weit wie möglich zu reduzieren. Dem Thema soll sich ein Workshop beim kommenden Kongress in Kassel widmen.
Dr. Manfred Glitsch
Oberstarzt und Leitender Arzt
Abteilung Dermatologie und Venerologie, BwZKrhs Koblenz
Der Workshop wird unterstützt durch:
Spirig Pharma GmbH, Augsburg www.spirig-pharma.de
Datum: 09.07.2012
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2012/2