Einblick in den Alltag der Zentralen Notaufnahme der BG Unfallklinik Murnau

Dr. Trapp während einer Demonstration im Schockraum der BG Unfallklinik Murnau

Die Zentrale Notaufnahme ist seit 71 Jahren die erste Anlaufstelle für alle medizinischen Notfälle an der BG Unfallklinik Murnau. Hier werden jährlich rund 25 000 PatientInnen an 365 Tagen im Jahr mit Hille der neuesten diagnostischen und therapeutischen Mittel interdisziplinär behandelt. Die Murnauer Notaufnahme verfügt über eine separate Zufahrt für den Rettungsdienst und einen direkten Zugang zum Hubschrauberlandeplatz, um schwerstverletzte und -erkrankte Menschen schnellstmöglich medizinisch zu versorgen. In zwei hochmodernen Schockräumen werden Iebensbedrohliche Verletzungen nach neuestem medizinischem Standard behandelt. Als eines der größten überregionalen Traumazentren der Maximalversorgung Deutschlands ist die BG Unfallklinik Murnau spezialisiert auf schwerstverletzte PatientInnen mit mehrfachen Verletzungen, sogenannten Polytraumata. Gemäß dem Grundsatz der gesetzlichen Unfallversicherung finden diese in Murnau eine ganzheitliche Versorgung auf höchstem Niveau und mit allen geeigneten Mitteln. Aber auch Menschen mit Schlaganfall, mit schweren Verbrennungen oder Einzelverletzungen wie schwere Verletzungen der Gliedmaßen werden in der Notaufnahme behandelt. Zudem besteht eine Kooperation mit dem Klinikum Garmisch-Partenkirchen, in deren Rahmen in der Murnauer Notaufnahme auch alle internistischen Notfälle versorgt werden.

Die Pflege in der Zentralen Notaufnahme

In Notfallsituationen kompetent zu agieren, gehört zu den Kernkompetenzen einer jeden Pflegekraft in der Notaufnahme. Neben der Ersteinschätzung und Dringlichkeitsbewertung der Behandlung unmittelbar nach Einlieferung der Patientinnen und Patienten ist das Handlungsfeld der Pflege in der Notaufnahme breit gefächert: Es beinhaltet die Versorgung von eintreffenden Notfällen und deren Überwachung genauso wie die Beratung und Betreuung der Angehörigen. Die pflegerische Notfallversorgung geschieht in einer hohen zeitlichen Dynamik und umfasst ein großes Behandlungsspektrum, da Menschen mit unterschiedlichsten Symptomen und Krankheitsbildern Hilfe in der Notaufnahme suchen. Die Fachweiterbildung Notfallpflege bietet dabei eine weiterführende Spezialisierung für dieses Arbeitsgebiet. Auch das Alter, die Nationalität oder der soziokulturelle Hintergrund der zu versorgenden Patentengruppen variiert stark und macht neben den medizinischen Anforderungen die Arbeit in der Notaufnahme vielseitig und anspruchsvoll.

Die Leitende Ärztin Dr. Angelika Trapp gibt einen Einblick in das spannende Feld der klinischen Notfallversorgung an der Murnauer Klinik.

Frau Dr. Trapp, Sie arbeiten bereits seit 2011 In der Murnauer Notaufnahme. Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Leitende Ärztin dort besonders gut?

Dr. Trapp: Die Tätigkeit in der Zentralen Notaufnahme ist unglaublich abwechslungsreich. Zu uns kommen junge und alte Patientinnen und Patienten mit kleinen Verletzungen wie beispielsweise Schnittwunden, aber auch Schwerverletzte und Schwererkrankte. Ich bin Fachärztin auf dem Gebiet der Unfallchirurgie, sehe mich aber durch meine nun langjährige Tätigkeit in der Notaufnahme mehr als Notfallmedizinerin. Mich reizt die Vielfältigkeit der Erkrankungen aus den verschiedenen Fachgebieten. Die Aufgabe der Notfallmedizin ist es, die richtige Diagnose zu stellen und die initiale Therapie einzuleiten. Kein Tag ist gleich und Sie wissen morgens nicht, was Sie abends zu erzählen haben. Auf der anderen Seite muss man das auch mögen und mit dieser Ungewissheit und den Anstrengungen, die diese Tätigkeit mit sich bringt, arbeiten wollen. Das mag nicht jeder. In unserer Zentralen Notaufnahme besteht eine besonders enge und kollegiale Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten und unseren Notfallpflegenden. Die täglichen Herausforderungen bewältigen wir als Team, das zusammenhält und das zeichnet uns besonders aus. Neben der Tätigkeit in der akuten Patientenversorgung ist die Arbeit als Leitende Ärztin aber auch mit vielen organisatorischen Aufgaben verbunden, die Einblick in die Krankenhausorganisation geben Auch diese Seite finde ich sehr spannend.

Was zeichnet die Zentrale Notaufnahme der BG Unfallklink Murnau im Vergleich zu anderen Notaufnahmen aus?

Dr. Trapp: Unsere Notaufnahme zeichnet sich durch einen hohen Anteil an schweren Unfallverletzungen aus. 55 % der Notfälle, die wir behandeln, kommen aus dem Fachgebiet der Unfallchirurgie. Unsere BG Unfallklinik Murnau gehört zur Unternehmensgruppe der BG Kliniken. Die BG Kliniken sind spezialisiert auf die Akutversorgung und Rehabilitation schwerverletzter und berufserkrankter Menschen. An 13 Standorten versorgen knapp 16 000 Beschäftigte mehr als 545 000 Fälle pro Jahr. Damit sind die BG Kliniken der größte öffentlich-rechtliche Krankenhauskonzern in Deutschland. Träger der BG Kliniken sind die gewerblichen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Des Weiteren ist die BG Unfallklinik Murnau als überregionales Traumazentrum zertifiziert. Deshalb sehen wir hier überproportional viel häufiger Schwerverletzte als in anderen Notaufnahmen.

Mitarbeiter der Zentralen Notaufnahme der BG Unfallklinik Murnau vor dem...
Mitarbeiter der Zentralen Notaufnahme der BG Unfallklinik Murnau vor dem Rettungshubschrauber „Christoph Murnau“
Quelle: BG Kliniken

Immer mehr Menschen suchen die Notfallstationen von Krankenhäusern auf. Ein Trend, der wohl dem Bedürfnis nach einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung samt diverser technischer Untersuchungsangebote zuzuschreiben Ist. Wann sollte man Ihrer Meinung nach eine Notaufnahme aufsuchen?

Dr. Trapp: Die Notaufnahmen der Krankenhäuser stehen im Mittelpunkt der Daseinsvorsorge der Bevölkerung und versorgen in Deutschland mehr als 20 Millionen Patientinnen und Patienten pro Jahr. Aufgrund der guten Erfahrung vieler Menschen mit der Notaufnahme, in der sie eine umfassende Untersuchung zu den Tageszeiten bekommen, an denen niedergelassene Ärzte ihre Praxis geschlossen haben, ist die Zahl der Patientinnen und Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchen, in den letzten Jahren stark angestiegen. Das führt in einigen, vor allem in städtischen Notaufnahmen, zu einer enormen Überlastung und teilweise zu extrem langen Wartezeiten. Denn die Versorgung kritisch Kranker erfordert Zeit und Personalressourcen. Patientinnen und Patienten mit Schmerzen im Brustbereich, plötzlich einsetzenden Kopfschmerzen, schweren Verletzungen oder akuten Bauchschmerzen gehören in eine Notaufnahme. Für Menschen mit Erkältungen, Durchfall oder Insektenstichen, die außerhalb der Erreichbarkeit des Haus- oder Facharztes versorgt werden müssen, gibt es den ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) unter der Rufnummer 116 117. Inzwischen haben viele Krankenhäuser eine Kooperation mit der KVB an der Klinik. Bei uns in Murnau ist die KVB-Praxis immer am Wochenende und feiertags von 9:00 Uhr bis 15:00 Uhr besetzt.

Inwiefern hat sich die Behandlung in der Notaufnahme in den letzten Jahren weiterentwickelt und was möchten Sie als Leitende Ärztin der Abteilung zukünftig umsetzen?

Dr. Trapp: Eines meiner größten Anliegen ist es aus der Zentralen Notaufnahme, die bisher ein Ort vieler Fachabteilungen unter dem Dach „Notaufnahme“ war, eine Abteilung zu formen, in der die klinische Notfallmedizin breit und interdisziplinär aufgestellt ist. Es gibt viele Erkrankungen, die sich vor Beginn einer Diagnostik keiner Fachrichtung zuordnen lassen. In der Notaufnahme müssen wir, ausgehend von einem Leitsymptom, mit dem sich die Patientinnen und Patienten vorstellen - beispielsweise unklare Bewusstlosigkeit oder Bauchschmerzen - durch unsere Untersuchung und Diagnostik eine Diagnose stellen. Dazu ist ein breit aufgestelltes Team notwendig. In Bayern gibt es seit Mai 2020 nun die Zusatzweiterbildung ‚Klinische Akut- und Notfallmedizin, die Fachärztinnen und Fachärzte erlangen können, die unter anderem 24 Monate in einer Interdisziplinären Notaufnahme gearbeitet haben. Die klinische Notfallmedizin deckt die gesamte Bandbreite der eintreffenden Notfälle ab und weist die Patientinnen und Patienten nach einer ersten Diagnosestellung der Fachabteilung zu, die dann die weitere stationäre Behandlung übernimmt. In der Zukunft wird das Personal in der Notaufnahme aus der klinischen Notfallmedizin kommen, welches durch Rotationspersonal aus den verschiedenen Abteilungen ergänzt wird. Um Nachwuchs ausbilden zu können, benötigt man eine Weiterbildungsbefugnis, die ich seit einem Jahr besitze. Das war ein wichtiger Schritt für mich.

Welche persönlichen Eigenschaften sollte man für die Arbeit in einer Notaufnahme mitbringen?

Dr. Trapp: Der Arbeitsalltag in einer Notaufnahme ist oft von Hektik und Zeitdruck geprägt. Dem sollte man nicht nur gewachsen sein, die Arbeit mit Notfallpatientinnen und -patienten sollte dauerhaft erfüllend sein. Wichtig dabei ist natürlich ein gutes Team, bestehend aus Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften, in dem sich alle wohl fühlen. Da hilft ein kollegiales und wertschätzendes Miteinander, auf das ich sehr viel Wert lege. Persönlich darf einen das Unerwartete nicht stressen, denn man muss sich innerhalb von wenigen Minuten an eine neue Situation anpassen können.

 

Frau Dr. Trapp, vielen Dank für das Gespräch.



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