Verwendungsmöglichkeiten und Werdegänge

M.-C. Groß, S. W. Schäfer, O. Groner

Als Divisionsärztin bei der 1. Panzerdivision in Oldenburg

Divisionsärztin (DivÄrztin) der 1. Panzerdivision (PzDiv) zu werden war schon länger mein Traum. Ich kann nicht sagen, dass ich mit meinen Vorverwendungen jemals unzufrieden gewesen wäre – im Gegenteil. Ich bin als Sanitätsoffizieranwärterin (SanOA) zur Bundeswehr gekommen. Nach meinem Studium der Humanmedizin an den Universitätskliniken des Saarlandes habe ich mich sehr lange und gerne in der Kuration betätigt. Mein Schwerpunkt war meine fachliche Ausbildung mit Abschluss der Facharztausbildung zur Allgemeinärztin. Zusätzlich habe ich kurz nach meiner klinischen Zeit im ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Bad Zwischenahn meine Promotion abgeschlossen. Als Fachärztin für Allgemeinmedizin war ich zunächst als Truppenärztin, anschließend als Leiterin Behandlung und Begutachtung in einem Sanitätszentrum und schließlich als Leiterin eines Sanitätsversorgungszentrums tätig. Nach insgesamt 16 Jahren, in denen ich mich primär um die medizinische Versorgung von SoldatInnen gekümmert und in regionalen Sanitätseinrichtungen gearbeitet habe, wollte ich ausprobieren, was der Sanitätsdienst im Bereich der Führung und Organisation zu bieten hat. Als Leiterin des Ausbildungs- und Simulationszentrums des Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst habe ich meine erste Verwendung mit Disziplinarstufe 2 übernommen. Im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw), also in der höchsten Kommandobehörde des Sanitätsdienstes, habe ich mich im Anschluss als Sachgebietsleiterin VII-1.1 um die Themen rund um die Führung des Sanitätsdienstes im Bereich der Basis im Inland beschäftigt. In diese Verwendungszeit fiel die Coronapandemie. Als Schichtleiterin im Einsatzführungszentrum, das im Kdo SanDstBw zur Bewältigung der Pandemie eingerichtet wurde, habe ich sehr viel über vernetzte Krisenbewältigung sowohl im militärischen Bereich als auch im Rahmen zivil-militärischer Zusammenarbeit lernen können. Im April 2021 wurde mir die Führung des Sanitätsregimentes 4 in Rheine übertragen.  

Nach etwas mehr als zwei Jahren in dieser großartigen Verwendung wechsle ich nun nicht nur den Dienstposten, sondern auch vom Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw) in den Heeressanitätsdienst. Für die neue Verwendung werde ich nach einer Zeit von knapp 30 Jahren meine Luftwaffenuniform gegen eine Heeresuniform tauschen. Meine neuen Aufgaben sind im Schwerpunkt die Beratung der militärischen Führung in allen sanitätsdienstlichen Angelegenheiten. Dieses Aufgabenfeld ist umfangreich. Es beginnt mit der medizinischen Beratung im Rahmen Infektionsschutz mit der Einleitung aller notwendigen Präventivmaßnahmen zum Schutz der Soldatinnen und Soldaten und zur Aufrechterhaltung des militärischen Dienstbetriebes. Zur Veranschaulichung: In der 1. PzDiv dienen rund 19 000 SoldatInnen. Die Coronapandemie hat gezeigt, wie wichtig medizinisch-beratende Fachexpertise in diesem Zusammenhang ist. Als DivÄrztin plane, steuere, koordiniere und überwache ich im Schwerpunkt die sanitätsdienstliche Versorgung im Rahmen von Übungsvorhaben, aber natürlich auch im Ernstfall bei Szenarien der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV). Unser Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine als Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents bezeichnet. In seiner Rede hat er uns allen den Handlungsauftrag erteilt, die Ukraine zu unterstützen. Deutschland liefert der Ukraine Waffen zur Verteidigung des Landes. Die 1. PzDiv hat als Leitverband die Ausbildung ukrainischer SoldatInnen übernommen. Im Rahmen dieser Ausbildungen gibt es immer auch sanitätsdienstliche Anteile, die ich als DivÄrztin koordiniere. Auch wenn die jüngsten Ereignisse zu einer Rückbesinnung auf den alten Kernauftrag LV/BV geführt haben, so bestehen zugleich die internationalen Einsatzverpflichtungen im Rahmen des internationalen Krisenmanagements fort. Die sanitätsdienstliche Versorgung, die Sicherstellung der Rettungskette muss auch hier geplant und koordiniert werden. Bei all diesen Aufgaben halte ich als DivÄrztin auch immer engen Kontakt zum ZSanDstBw. Während meiner Dienstzeit war ich bereits fünf Mal in Auslandsverwendungen eingesetzt, zwei Mal als Notärztin auf einem beweglichen Arzttrupp in Afghanistan und drei Mal als Kompanie- oder Staffelchefin und Leitende Sanitätsoffizierin in Mali und im Irak. Im Irak war ich zusätzlich als JMed („jointness“) eingesetzt. Gerade in den drei Einsätzen mit Führungsverantwortung habe ich im internationalen Umfeld sehr große Erfahrungen sammeln können, die mir auf meinem neuen Dienstposten hilfreich sein können. Die 1. PzDiv arbeitet eng mit den Niederlanden (NLD) zusammen. Die 43. Mechanisierte Brigade der NDL ist der 1. PzDiv unterstellt. Im Stab der 1. PzDiv und speziell in der GMed-Abteilung gibt es NLD Dienstposten. Ein weiterer Aspekt, der meine neue Verwendung als DivÄrztin so spannend macht. 


Oberstarzt Dr. Mascha-Christine Groß
1. Panzerdivision
MaschaChristineGross@bundeswehr.org 


Verladung eines Patienten in den NH90 zum qualifizierten Patientenlufttransport
Verladung eines Patienten in den NH90 zum qualifizierten Patientenlufttransport
Quelle: Bundeswehr/ Kdo H

Der Leitende Fliegerarzt des Heeres

Nach dem Sanitätsdienst in der Fallschirmjägertruppe stellt der Fliegerärztliche Dienst des Heeres die zweitgrößte Gruppierung von organischem Sanitätspersonal im Heer dar.  

Er wird fachlich durch den Leitenden Fliegerarzt des Heeres im Kommando Hubschrauber geführt, der im besonderen Aufgabenbereich der Luft- und Raumfahrtmedizin fachlich dem Generalarzt der Luftwaffe untersteht. Zu den Kernaufträgen des Fliegerarztes im Heer zählen die fliegerärztliche Versorgung für die fliegenden Verbände und die fliegerischen Ausbildungseinrichtungen im In- und Ausland, die Beratung der fliegerischen Vorgesetzten in allen sanitätsdienstlichen Angelegenheiten der Verbände sowie die Planung und Organisation der Flugunfallbereitschaft zur Unterstützung des Flugbetriebes. Dazu sind die Fliegerarztdienststellen des Heeres im Kommando Hubschrauber in den drei Heeresfliegerregimentern und dem Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum sowie im Ausbildungs-/Übungszentrum Luftbeweglichkeit des Ausbildungskommandos verortet.

Im Einsatz gewährleisten Fliegerärzte als integrierter, organischer Bestandteil eines Heeresfliegereinsatzverbandes mit der Unterstützung von verbandseigenem flug- und rettungsmedizinischem Assistenzpersonal bruchfrei die qualifizierte fliegerärztliche, truppenärztliche und notfallmedizinische Versorgung sowie die Flugunfallbereitschaft. Im Verbund leistet dieses Manöverelement so einen wichtigen Beitrag sowohl für die Durchhaltefähigkeit als auch für die Flugsicherheit der fliegenden Verbände des Heeres.

Sowohl im Grundbetrieb im In- wie Ausland als auch im Einsatz ist der Fliegerarzt der „Hausarzt“ der fliegenden Besatzungen. Aufgrund der Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und der weiteren, fordernden Ausbildung zum Fliegerarzt werden diese folgend auch zumeist mehrjährig an einem Standort der Heeresfliegertruppe eingesetzt. Hierdurch entwickelt sich ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis zwischen den Luftfahrzeugbesatzungen und „ihrem“ Fliegerarzt, da über viele Jahre eine enge gemeinsame Arzt-/Patientenbeziehung aufgebaut werden kann, die auch im Spannungsfeld des Fliegerarztes zwischen seiner kurativen Funktion und seiner begutachtenden Funktion als Flugmedizinischer Sachverständiger belastbar trägt.

Die fliegerischen Herausforderungen, welche die Einführung der Waffensysteme NH90, TIGER, LUH SAR sowie der Betrieb EC135 T1, EC135 T3 und Bell-206 für deren Besatzungen mit sich bringen, implizieren auch für den Fliegerarzt im Heer arbeitstäglich Herausforderungen bei der Betreuung fliegender Besatzungen, weswegen profunde Systemkenntnisse seiner Luftfahrzeuge im Verband als auch der arbeitsplatzspezifischen Bedingungen jeder Crew-Position im Luftfahrzeug für die tägliche Arbeit des Fliegerarztes unabdingbar sind. Diese tangieren unmittelbar die Arbeitsfelder des Crew Ressource Management sowie des Human Performance Optimization.

Je nach fliegerischem Auftrag seines Verbandes unterstützt der jeweilige Fliegerarzt auch mit flugmedizinischer Fachexpertise, z. B. im Aufgabenfeld SAR (Land) als auch bei der Planung und Durchführung des qualifizierten Patientenlufttransports mit Drehflüglern des Heeres. 


Oberstarzt Stefan Wolfgang Schäfer
Kommando Hubschrauber
StefanWolfgangSchaefer@bundeswehr.org  


Fallschirmsprung in Celle während der Übung Dunkler Anfang, März 2023
Fallschirmsprung in Celle während der Übung Dunkler Anfang, März 2023
Quelle: Bundeswehr/Kdo H

Der LBAT-Arzt in der Sanitätskompanie des Fallschirmjägerregiments 26

Mein Name ist Oberstabsarzt Oliver Groner und ich möchte Ihnen heute meine aktuelle Verwendung als LBAT (Luft-beweglicher Arzttrupp)-Arzt in der Sanitätskompanie des Fallschirmjägerregiments 26 vorstellen und ebenfalls von meinem bisherigen Werdegang in der Bundeswehr berichten.  

Nachdem ich mein Abitur im Jahre 2012 in Ulm absolvierte hatte, trat ich ein Jahr später als SanOA in die Bundeswehr ein. In Feldkirchen fand meine allgemeine Grundausbildung statt. Anschließend studierte ich sechs Jahre Humanmedizin an der Universität in Ulm, wozu ich ins BwKrhs Ulm versetzt wurde. 

Nach Abschluss des Studiums führte mich meine Weiterbildung im Fachgebiet der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde unter Oberstarzt Prof. Dr. Lorenz ins Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZKrhs) nach Koblenz. Zu der zweijährigen Weiterbildung zählte auch der Aufenthalt in der zentralen interdiziplinären Notaufnahme des BwZKrhs um notfallmedizinisches Management zu erlernen, was auch die Grundlage für die als LBAT erforderliche Ausbildungs- und Tätigkeitsnummer „Rettungsmedizin“ bildet.

Nach zwei Jahren im BwZKrhs in Koblenz folgte die Versetzung zu meiner aktuellen Verwendung als LBAT Arzt nach Merzig. Hier kann ich nun meine Leidenschaft für die Notfallmedizin voll ausleben. Sei es in der Realversorgung bei Sprungdiensten oder Fast-Roping, auf Übungsplatzaufenthalten mit den Kampfkompanien zusammen oder Einsätzen wie der militärischen Evakuierungsoperation im Sudan. Unsere Aufgabe besteht dabei darin die Erstversorgung für die Fallschirmjägertruppe zu übernehmen. Seien es Verletzungen durch den Sprungeinsatz, Verletzungen, die im Laufe einer Übung oder Einsatzes auftreten, aber auch für die Truppenarztsprechstunde stehen wir des Öfteren als erster Ansprechpartner zur Verfügung.

Für den abgesessenen Einsatz ist es deshalb für uns unabdingbar selbst Fallschirmspringer zu sein, um jederzeit weltweit mit der Truppe eingesetzt werden zu können. Weitere vertikale Verbringungsmethoden als Luftlandeoperationen können per Drehflügler oder Fast-Roping erfolgen. Somit können wir in allen Luftlandeoperationen zusammen mit der Truppe eingesetzt werden. Ein Luftbeweglicher Arzttrupp besteht in der Regel aus insgesamt vier Personen: einem Arzt, zwei Notfallsanitäter und einem Einsatzsanitäter. Zur Versorgung von Patienten stehen uns im abgesessenen Einsatz zwei Rettungsrucksäcke zur Verfügung; wenn wir mit Fahrzeugen unterwegs sind, haben wir zusätzlich die Möglichkeit Medizingeräten wie EKG, Defibrillator oder Beatmungsgerät zur Patientenversorgung zu nutzen. Hierzu sind wir nicht nur mit unseren Notfallsanitätern mit der Truppe unterwegs, sondern verfügen auch über zwei Luftlanderettungsstationen als stationäre behandelnde Ebene 1 Einrichtung, mit jeweils vier Behandlungsplätzen. Hiermit haben wir die Möglichkeit, Patienten über einen längeren Zeitraum zu versorgen und zu behandeln, bevor es zu einem Weitertransport in die Behandlungsebene 2 geht.  

Durch den Wechsel vom ZSanDstBw in den Heeressanitätsdienstes habe ich einen neuen Einblick in die Bundeswehr erhalten. Es ist eine lehrreiche Erfahrung, wie man als kleiner Teil in ein großes gesamtes Konzept integriert wird und man einen wichtigen Beitrag zum Erfolg einer Luftlandeoperation, sei es im Einsatz oder auf den Übungsplätzen, leistet. 


Oberstabsarzt Oliver Groner
Fallschirmjägerregiment 26
OliverGroner@bundeswehr.org 


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